Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Horch, das ist meines Kindes Stimme! - horch! Sie klagt, sie jammert laut! - Hört ihr? sie fleht Die Götter, fleht die Menschen an um Ret- tung. - Ist kein Erbarmen? - Weh! - Und du ver- hüllst Dein Antlitz nicht, Apoll? Mit hellem Auge Blickst du herab auf diese That? - O seht! - Dort steht der Vater mit dem Felsenherzen - Achilles dort, der feige - Menelaus dort! - Sie jammern nicht; sie retten nicht; sie blicken kalt Auf Iphigenien! - dort steht der heuchelnde Ulyß - der morderfüllte Diomed. - Man hört die Musik von neuem im Tempel erschallen. Jetzt schleppen sie das Opfer hin! - Zerrissen wird Ihr Haar - der jungfräuliche Nacken wird Entblößt, - der Priester hebt den scharfen Stahl!
Horch, das ist meines Kindes Stimme! – horch! Sie klagt, sie jammert laut! – Hoͤrt ihr? sie fleht Die Goͤtter, fleht die Menschen an um Ret- tung. – Ist kein Erbarmen? – Weh! – Und du ver- huͤllst Dein Antlitz nicht, Apoll? Mit hellem Auge Blickst du herab auf diese That? – O seht! – Dort steht der Vater mit dem Felsenherzen – Achilles dort, der feige – Menelaus dort! – Sie jammern nicht; sie retten nicht; sie blicken kalt Auf Iphigenien! – dort steht der heuchelnde Ulyß – der morderfuͤllte Diomed. – Man hoͤrt die Musik von neuem im Tempel erschallen. Jetzt schleppen sie das Opfer hin! – Zerrissen wird Ihr Haar – der jungfraͤuliche Nacken wird Entbloͤßt, – der Priester hebt den scharfen Stahl! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KLY"> <p><pb facs="#f0213" n="205"/> Horch, das ist meines Kindes Stimme! – horch!<lb/> Sie klagt, sie jammert laut! – Hoͤrt ihr? sie<lb/> fleht<lb/> Die Goͤtter, fleht die Menschen an um Ret-<lb/> tung. –<lb/> Ist kein Erbarmen? – Weh! – Und du ver-<lb/> huͤllst<lb/> Dein Antlitz nicht, Apoll? Mit hellem Auge<lb/> Blickst du herab auf diese That? – O seht! –<lb/> Dort steht der Vater mit dem Felsenherzen –<lb/> Achilles dort, der feige – Menelaus dort! –<lb/> Sie jammern nicht; sie retten nicht; sie blicken kalt<lb/> Auf Iphigenien! – dort steht der heuchelnde<lb/> Ulyß – der morderfuͤllte Diomed. –<lb/><stage>Man hoͤrt die Musik von neuem im Tempel erschallen.</stage><lb/> Jetzt schleppen sie das Opfer hin! – Zerrissen<lb/> wird<lb/> Ihr Haar – der jungfraͤuliche Nacken wird<lb/> Entbloͤßt, – der Priester hebt den scharfen<lb/> Stahl!<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0213]
Horch, das ist meines Kindes Stimme! – horch!
Sie klagt, sie jammert laut! – Hoͤrt ihr? sie
fleht
Die Goͤtter, fleht die Menschen an um Ret-
tung. –
Ist kein Erbarmen? – Weh! – Und du ver-
huͤllst
Dein Antlitz nicht, Apoll? Mit hellem Auge
Blickst du herab auf diese That? – O seht! –
Dort steht der Vater mit dem Felsenherzen –
Achilles dort, der feige – Menelaus dort! –
Sie jammern nicht; sie retten nicht; sie blicken kalt
Auf Iphigenien! – dort steht der heuchelnde
Ulyß – der morderfuͤllte Diomed. –
Man hoͤrt die Musik von neuem im Tempel erschallen.
Jetzt schleppen sie das Opfer hin! – Zerrissen
wird
Ihr Haar – der jungfraͤuliche Nacken wird
Entbloͤßt, – der Priester hebt den scharfen
Stahl!
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Zitationshilfe: | Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/213>, abgerufen am 16.07.2024. |