Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie ihr es ahnt, und ich es selber glauben muß,
Uns irgend einer Gottheit rachentflammter Zorn
Verfolgt, soll dann nach soviel Zaudern nichts
Geschehn, den Zorn zu wenden, den verderblichen?
Geschehen nichts, um auszusöhnen, was
Durch irgend eine Frevelthat verschuldet ist?
Menelaus.
Sie muß, und sey es mit dem Höchsten, Besten,
Beim Zeus! getilget werden diese Schuld.
Denn traun, bevor von uns nicht abgewälzt
Die Last des Zorns, eh' nicht getilget ist,
Was unrein klebt an unsern Händen, ha!
So lange trozt noch, ungestraft, mit neuem Hohn
Des Priamiden stolzer Uebermuth,
Der Stolz des schändlichsten Verführers, der,
Fluch über ihn und tausendfacher Fluch!
Sich in mein Haus nicht nur, o Schande! selbst
Sich in mein Ehbett stahl! mir raubte, die
Ich mir zum Eheweib erkoren, weh!
Wie ihr es ahnt, und ich es selber glauben muß,
Uns irgend einer Gottheit rachentflammter Zorn
Verfolgt, soll dann nach soviel Zaudern nichts
Geschehn, den Zorn zu wenden, den verderblichen?
Geschehen nichts, um auszusoͤhnen, was
Durch irgend eine Frevelthat verschuldet ist?
Menelaus.
Sie muß, und sey es mit dem Hoͤchsten, Besten,
Beim Zeus! getilget werden diese Schuld.
Denn traun, bevor von uns nicht abgewaͤlzt
Die Last des Zorns, eh' nicht getilget ist,
Was unrein klebt an unsern Haͤnden, ha!
So lange trozt noch, ungestraft, mit neuem Hohn
Des Priamiden stolzer Uebermuth,
Der Stolz des schaͤndlichsten Verfuͤhrers, der,
Fluch uͤber ihn und tausendfacher Fluch!
Sich in mein Haus nicht nur, o Schande! selbst
Sich in mein Ehbett stahl! mir raubte, die
Ich mir zum Eheweib erkoren, weh!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ACH">
            <p><pb facs="#f0015" n="7"/>
Wie ihr es ahnt, und ich es selber glauben muß,<lb/>
Uns irgend einer Gottheit rachentflammter Zorn<lb/>
Verfolgt, soll dann nach soviel Zaudern nichts<lb/>
Geschehn, den Zorn zu wenden, den verderblichen?<lb/>
Geschehen nichts, um auszuso&#x0364;hnen, was<lb/>
Durch irgend eine Frevelthat verschuldet ist?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Menelaus</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Sie muß, und sey es mit dem Ho&#x0364;chsten, Besten,<lb/>
Beim Zeus! getilget werden diese Schuld.<lb/>
Denn traun, bevor von uns nicht abgewa&#x0364;lzt<lb/>
Die Last des Zorns, eh' nicht getilget ist,<lb/>
Was unrein klebt an unsern Ha&#x0364;nden, ha!<lb/>
So lange trozt noch, ungestraft, mit neuem Hohn<lb/>
Des Priamiden stolzer Uebermuth,<lb/>
Der Stolz des scha&#x0364;ndlichsten Verfu&#x0364;hrers, der,<lb/>
Fluch u&#x0364;ber ihn und tausendfacher Fluch!<lb/>
Sich in mein Haus nicht nur, o Schande! selbst<lb/>
Sich in mein Ehbett stahl! mir raubte, die<lb/>
Ich mir zum Eheweib erkoren, weh!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0015] Wie ihr es ahnt, und ich es selber glauben muß, Uns irgend einer Gottheit rachentflammter Zorn Verfolgt, soll dann nach soviel Zaudern nichts Geschehn, den Zorn zu wenden, den verderblichen? Geschehen nichts, um auszusoͤhnen, was Durch irgend eine Frevelthat verschuldet ist? Menelaus. Sie muß, und sey es mit dem Hoͤchsten, Besten, Beim Zeus! getilget werden diese Schuld. Denn traun, bevor von uns nicht abgewaͤlzt Die Last des Zorns, eh' nicht getilget ist, Was unrein klebt an unsern Haͤnden, ha! So lange trozt noch, ungestraft, mit neuem Hohn Des Priamiden stolzer Uebermuth, Der Stolz des schaͤndlichsten Verfuͤhrers, der, Fluch uͤber ihn und tausendfacher Fluch! Sich in mein Haus nicht nur, o Schande! selbst Sich in mein Ehbett stahl! mir raubte, die Ich mir zum Eheweib erkoren, weh!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/15
Zitationshilfe: Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/15>, abgerufen am 22.11.2024.