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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Das XI. Lapitel.
Von denen Schwengeln.
§. 166.

Ein Schwengel, so seinen Nahmen vom Schwung führet, als wie das
Schwung-Rad, ist nichts anders als ein Hebel, dadurch vermittelst
der ausserlichen Krafft, so meist von Menschen dependiret, eine Ma-
chine
beweget wird, doch daß bey Bewegung der Machine die Krafft
einmahl nicht so starck vonnöthen ist als das andere, und dahero bey
dieser Zeit die Krafft dem Schwengel mitgetheilet wird, daß er, wo mehrers Ver-
mögen nöthig, wieder zu Hülffe kommen kan.

Er differiret aber vom Hebel nur darinnen, daß am Ende des langen Theils ein schweh-
rer Klotz oder Gewicht angehangen wird, welches die äusserliche Krafft einnimmet, und durch
den Fall den Schwung vermehret. Es wird solcher am meisten bey denen Brunnen, und
von Bergleuten zum Pumpen bey denen nicht allzu tieffen Schächten gebrauchet, wie der-
gleichen hier Tab. XXII. Fig. I. zu sehen, da a die Welle mit ihren Zapffen in denen bey-
den Stützen, b c der Arm an der Waltze d, daran die Pumpe oder Kolben-Stange e,
der Schwengel B g, davon B das Gewichte, h der Mann, so den Schwengel mit
beyden Händen, vermittelst eines Holtzes oder Horns, fasset und beweget. Gleichwie hier
nun ein Mann auf der einen Seite arbeitet, also kan auch einer auf der andern stehen.

§. 167.

Die Eigenschafft der Schwengel ist fast eben wie die so bekannten Perpendicul,
wie sie denn auch in der That nichts anders sind, nur daß diese bey denen Uhren und dergleichen
Machinen von der Machine dirigiret werden, um dadurch einen langsamen und aequalen
Gang zu erlangen, jene aber bey denen Pump-Machinen immediate vermittelst der äus-
serlichen Krafft das Werck selbst regieren müssen.

§. 168.

Die vornehmste und hierzu dienlichste Eigenschafft des Perpendiculs ist, daß wenn er
auf der einen Seite hinauf nach der Horizontal-Linie gebracht wird, er durch seinen Fall
so viel Krafft bekommet, daß er sich auf der andern Seite fast eben so hoch wieder hinauf
schwinget, und wo er bey dem Fall noch einen Stoß bekommet, vermögend wird, auf der an-
dern Seite bey dem Steigen noch eine Krafft auszuüben, ja auch wohl noch Vermögen behält
auf dieser Seite, da er herab gefallen, sich wieder ziemlich weit hinan zuschwingen.

Dieser Eigenschafft nun hat man sich mit Vortheil bey denen Wasser-Künsten bedie-
net, und ist also die Frage:

Wie die Schwengel zu nutzen?
§. 169.

Wenn ein Schwengel nutzen soll, muß die Machine also beschaffen seyn, daß sie nicht
durchgehends einerley Krafft nöthig hat, sondern das eine mahl mehr, das andere mahl weni-
ger. Und dieses ist bey denen Pumpen, da nur ein Stieffel oder Röhre, wiebey Fig. II. und
III. zu sehen ist, denn da gehet die Stange e mit dem Kolm ledig nieder, und brauchet gar
keine Krafft, hingegen bey dem Auffziehen ist nicht nur die Stange und Kolm, sondern auch

das
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Das XI. Lapitel.
Von denen Schwengeln.
§. 166.

Ein Schwengel, ſo ſeinen Nahmen vom Schwung fuͤhret, als wie das
Schwung-Rad, iſt nichts anders als ein Hebel, dadurch vermittelſt
der auſſerlichen Krafft, ſo meiſt von Menſchen dependiret, eine Ma-
chine
beweget wird, doch daß bey Bewegung der Machine die Krafft
einmahl nicht ſo ſtarck vonnoͤthen iſt als das andere, und dahero bey
dieſer Zeit die Krafft dem Schwengel mitgetheilet wird, daß er, wo mehrers Ver-
moͤgen noͤthig, wieder zu Huͤlffe kommen kan.

Er differiret aber vom Hebel nur darinnen, daß am Ende des langen Theils ein ſchweh-
rer Klotz oder Gewicht angehangen wird, welches die aͤuſſerliche Krafft einnimmet, und durch
den Fall den Schwung vermehret. Es wird ſolcher am meiſten bey denen Brunnen, und
von Bergleuten zum Pumpen bey denen nicht allzu tieffen Schaͤchten gebrauchet, wie der-
gleichen hier Tab. XXII. Fig. I. zu ſehen, da a die Welle mit ihren Zapffen in denen bey-
den Stuͤtzen, b c der Arm an der Waltze d, daran die Pumpe oder Kolben-Stange e,
der Schwengel B g, davon B das Gewichte, h der Mann, ſo den Schwengel mit
beyden Haͤnden, vermittelſt eines Holtzes oder Horns, faſſet und beweget. Gleichwie hier
nun ein Mann auf der einen Seite arbeitet, alſo kan auch einer auf der andern ſtehen.

§. 167.

Die Eigenſchafft der Schwengel iſt faſt eben wie die ſo bekannten Perpendicul,
wie ſie denn auch in der That nichts anders ſind, nur daß dieſe bey denen Uhren und dergleichen
Machinen von der Machine dirigiret werden, um dadurch einen langſamen und æqualen
Gang zu erlangen, jene aber bey denen Pump-Machinen immediate vermittelſt der aͤuſ-
ſerlichen Krafft das Werck ſelbſt regieren muͤſſen.

§. 168.

Die vornehmſte und hierzu dienlichſte Eigenſchafft des Perpendiculs iſt, daß wenn er
auf der einen Seite hinauf nach der Horizontal-Linie gebracht wird, er durch ſeinen Fall
ſo viel Krafft bekommet, daß er ſich auf der andern Seite faſt eben ſo hoch wieder hinauf
ſchwinget, und wo er bey dem Fall noch einen Stoß bekommet, vermoͤgend wird, auf der an-
dern Seite bey dem Steigen noch eine Krafft auszuuͤben, ja auch wohl noch Vermoͤgen behaͤlt
auf dieſer Seite, da er herab gefallen, ſich wieder ziemlich weit hinan zuſchwingen.

Dieſer Eigenſchafft nun hat man ſich mit Vortheil bey denen Waſſer-Kuͤnſten bedie-
net, und iſt alſo die Frage:

Wie die Schwengel zu nutzen?
§. 169.

Wenn ein Schwengel nutzen ſoll, muß die Machine alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie nicht
durchgehends einerley Krafft noͤthig hat, ſondern das eine mahl mehr, das andere mahl weni-
ger. Und dieſes iſt bey denen Pumpen, da nur ein Stieffel oder Roͤhre, wiebey Fig. II. und
III. zu ſehen iſt, denn da gehet die Stange e mit dem Kolm ledig nieder, und brauchet gar
keine Krafft, hingegen bey dem Auffziehen iſt nicht nur die Stange und Kolm, ſondern auch

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[79/0099] * * * Das XI. Lapitel. Von denen Schwengeln. §. 166. Ein Schwengel, ſo ſeinen Nahmen vom Schwung fuͤhret, als wie das Schwung-Rad, iſt nichts anders als ein Hebel, dadurch vermittelſt der auſſerlichen Krafft, ſo meiſt von Menſchen dependiret, eine Ma- chine beweget wird, doch daß bey Bewegung der Machine die Krafft einmahl nicht ſo ſtarck vonnoͤthen iſt als das andere, und dahero bey dieſer Zeit die Krafft dem Schwengel mitgetheilet wird, daß er, wo mehrers Ver- moͤgen noͤthig, wieder zu Huͤlffe kommen kan. Er differiret aber vom Hebel nur darinnen, daß am Ende des langen Theils ein ſchweh- rer Klotz oder Gewicht angehangen wird, welches die aͤuſſerliche Krafft einnimmet, und durch den Fall den Schwung vermehret. Es wird ſolcher am meiſten bey denen Brunnen, und von Bergleuten zum Pumpen bey denen nicht allzu tieffen Schaͤchten gebrauchet, wie der- gleichen hier Tab. XXII. Fig. I. zu ſehen, da a die Welle mit ihren Zapffen in denen bey- den Stuͤtzen, b c der Arm an der Waltze d, daran die Pumpe oder Kolben-Stange e, der Schwengel B g, davon B das Gewichte, h der Mann, ſo den Schwengel mit beyden Haͤnden, vermittelſt eines Holtzes oder Horns, faſſet und beweget. Gleichwie hier nun ein Mann auf der einen Seite arbeitet, alſo kan auch einer auf der andern ſtehen. §. 167. Die Eigenſchafft der Schwengel iſt faſt eben wie die ſo bekannten Perpendicul, wie ſie denn auch in der That nichts anders ſind, nur daß dieſe bey denen Uhren und dergleichen Machinen von der Machine dirigiret werden, um dadurch einen langſamen und æqualen Gang zu erlangen, jene aber bey denen Pump-Machinen immediate vermittelſt der aͤuſ- ſerlichen Krafft das Werck ſelbſt regieren muͤſſen. §. 168. Die vornehmſte und hierzu dienlichſte Eigenſchafft des Perpendiculs iſt, daß wenn er auf der einen Seite hinauf nach der Horizontal-Linie gebracht wird, er durch ſeinen Fall ſo viel Krafft bekommet, daß er ſich auf der andern Seite faſt eben ſo hoch wieder hinauf ſchwinget, und wo er bey dem Fall noch einen Stoß bekommet, vermoͤgend wird, auf der an- dern Seite bey dem Steigen noch eine Krafft auszuuͤben, ja auch wohl noch Vermoͤgen behaͤlt auf dieſer Seite, da er herab gefallen, ſich wieder ziemlich weit hinan zuſchwingen. Dieſer Eigenſchafft nun hat man ſich mit Vortheil bey denen Waſſer-Kuͤnſten bedie- net, und iſt alſo die Frage: Wie die Schwengel zu nutzen? §. 169. Wenn ein Schwengel nutzen ſoll, muß die Machine alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie nicht durchgehends einerley Krafft noͤthig hat, ſondern das eine mahl mehr, das andere mahl weni- ger. Und dieſes iſt bey denen Pumpen, da nur ein Stieffel oder Roͤhre, wiebey Fig. II. und III. zu ſehen iſt, denn da gehet die Stange e mit dem Kolm ledig nieder, und brauchet gar keine Krafft, hingegen bey dem Auffziehen iſt nicht nur die Stange und Kolm, ſondern auch das

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/99>, abgerufen am 25.11.2024.