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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. VII. von der Schraube. Tab. XVIII.
die Kugel D und das Gewichte E das Vermögen zeigen. Bey E muß ein Arm ein-
gesetzet werden, der die Kugel zurücke hält, daß sie nicht mit dem Plano zugleich zu-
rücke gehet.

Ein Experiment mit der ordentlichen Schrauben-
Spindel und Mutter zu machen.
§. 118.

Machet ein Gehäuse wie bey Fig. VII. setzet eure Spindel Fig. IV. mit zwey spitzi-
gen und glatten Zapffen ein, daß sie sich leichte bewegen und umdrehen lässet, wickelt um die
Spindel A eine Schnur, so über die Scheibe B gehet, daran in C ein Gewichte anzu-
hängen; wenn nun die Mutter D E 12 Pfund schwehr, oder ihr leget noch so viel Ge-
wichte darauf, daß alles zusammen 12 Pfund schwehr wird, so solte, wenn keine Friction,
1 Pfund in C mit 12 Pfund in aequilibrio stehen, und etwas mehr als 1 Pfund die Spin-
del A umdrehen, und die Mutter D E in die Höhe heben. Mercket, weil die Mutter
auf diese Art sich zugleich mit der Spindel umdrehen würde, muß solche mit der Hand zurück
gehalten werden. Daß 1 Pfund 12 Pfund hebet ohne die Friction, ist die Ursache, weil
die Peripherie des Gewindes A sich gegen die Höhe a b verhält wie 1 zu 12, wie solches
Fig. XI. zu sehen, da die Länge a b 12, b c aber 1 Theil hoch ist.

Mercket (1.) Dergleichen Eigenschafft ist auch, wenn die Spindel feste stehet und die Mut-
ter beweget wird, alleine es muß die Krafft nicht weiter vom Centro der Spindel
oder Mutter angehänget werden, als das Gewinde oder Gänge entfernet ist.
(2.) Um so viel die Krafft weiter hinaus genommen wird vom Centro, um so viel wird
nach Proportion des Diametri der Schraube die Krafft vermehret; als Fig.
XII.
sey die Mutter zur Schrauben-Spindel Fig. VI. wenn nun 1 Pfund in der
Linie 2 als a angehangen wird, so hebet es noch einmahl so viel, nemlich 24, in der
Linie 3, als b, aber 36, und in 4, oder am Ende c, 4 mahl so viel, nemlich 48 Pfund.


Das VIII. Lapitel.
Von der Schraube ohne Ende.
§. 119.

VOn dieser ist bey dem Handwercks-Mann, auch bey vielen die Me-
chanici
seyn wollen, ie und allezeit ein groß Wesen gemacht worden,
und geschiehet noch biß dato. Ja es meynen ihrer viele die Erde aus
ihrem Stand, (wie Archimedes sich verlauten lassen,) gehoben zu
haben, wann sie selbige nur etwan wo angebracht. Alleine es findet
sich mehrentheils, daß solche Leute zwar wissen, daß ein sehr grosses damit kan prae-
sti
ret werden, aber nicht wie und auf was Art es mit der Zeit verbunden, und daß
eine unsägliche Zeit, und endlich eine solche Stärcke der Machinen, Räder und
Wellen erfodert wird, die weder zu machen noch zu bekommen sind.

Dieses aber ist wahr, daß die Schraube ohne Ende ein solches Werck, die
wegen ihrer Kleinigkeit und wenigen Raum, so sie einnimmet, und des Vermögens
so sie zuwege bringet, alle andere Rüst-Zeuge und Machinen übertrifft; doch aber
inzwischen, in Ansehung der Zeit und Krafft, nichts mehr als ein anderes Hebzeug

praesti-

Cap. VII. von der Schraube. Tab. XVIII.
die Kugel D und das Gewichte E das Vermoͤgen zeigen. Bey E muß ein Arm ein-
geſetzet werden, der die Kugel zuruͤcke haͤlt, daß ſie nicht mit dem Plano zugleich zu-
ruͤcke gehet.

Ein Experiment mit der ordentlichen Schrauben-
Spindel und Mutter zu machen.
§. 118.

Machet ein Gehaͤuſe wie bey Fig. VII. ſetzet eure Spindel Fig. IV. mit zwey ſpitzi-
gen und glatten Zapffen ein, daß ſie ſich leichte bewegen und umdrehen laͤſſet, wickelt um die
Spindel A eine Schnur, ſo uͤber die Scheibe B gehet, daran in C ein Gewichte anzu-
haͤngen; wenn nun die Mutter D E 12 Pfund ſchwehr, oder ihr leget noch ſo viel Ge-
wichte darauf, daß alles zuſammen 12 Pfund ſchwehr wird, ſo ſolte, wenn keine Friction,
1 Pfund in C mit 12 Pfund in æquilibrio ſtehen, und etwas mehr als 1 Pfund die Spin-
del A umdrehen, und die Mutter D E in die Hoͤhe heben. Mercket, weil die Mutter
auf dieſe Art ſich zugleich mit der Spindel umdrehen wuͤrde, muß ſolche mit der Hand zuruͤck
gehalten werden. Daß 1 Pfund 12 Pfund hebet ohne die Friction, iſt die Urſache, weil
die Peripherie des Gewindes A ſich gegen die Hoͤhe a b verhaͤlt wie 1 zu 12, wie ſolches
Fig. XI. zu ſehen, da die Laͤnge a b 12, b c aber 1 Theil hoch iſt.

Mercket (1.) Dergleichen Eigenſchafft iſt auch, wenn die Spindel feſte ſtehet und die Mut-
ter beweget wird, alleine es muß die Krafft nicht weiter vom Centro der Spindel
oder Mutter angehaͤnget werden, als das Gewinde oder Gaͤnge entfernet iſt.
(2.) Um ſo viel die Krafft weiter hinaus genommen wird vom Centro, um ſo viel wird
nach Proportion des Diametri der Schraube die Krafft vermehret; als Fig.
XII.
ſey die Mutter zur Schrauben-Spindel Fig. VI. wenn nun 1 Pfund in der
Linie 2 als a angehangen wird, ſo hebet es noch einmahl ſo viel, nemlich 24, in der
Linie 3, als b, aber 36, und in 4, oder am Ende c, 4 mahl ſo viel, nemlich 48 Pfund.


Das VIII. Lapitel.
Von der Schraube ohne Ende.
§. 119.

VOn dieſer iſt bey dem Handwercks-Mann, auch bey vielen die Me-
chanici
ſeyn wollen, ie und allezeit ein groß Weſen gemacht worden,
und geſchiehet noch biß dato. Ja es meynen ihrer viele die Erde aus
ihrem Stand, (wie Archimedes ſich verlauten laſſen,) gehoben zu
haben, wann ſie ſelbige nur etwan wo angebracht. Alleine es findet
ſich mehrentheils, daß ſolche Leute zwar wiſſen, daß ein ſehr groſſes damit kan præ-
ſti
ret werden, aber nicht wie und auf was Art es mit der Zeit verbunden, und daß
eine unſaͤgliche Zeit, und endlich eine ſolche Staͤrcke der Machinen, Raͤder und
Wellen erfodert wird, die weder zu machen noch zu bekommen ſind.

Dieſes aber iſt wahr, daß die Schraube ohne Ende ein ſolches Werck, die
wegen ihrer Kleinigkeit und wenigen Raum, ſo ſie einnimmet, und des Vermoͤgens
ſo ſie zuwege bringet, alle andere Ruͤſt-Zeuge und Machinen uͤbertrifft; doch aber
inzwiſchen, in Anſehung der Zeit und Krafft, nichts mehr als ein anderes Hebzeug

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[64/0084] Cap. VII. von der Schraube. Tab. XVIII. die Kugel D und das Gewichte E das Vermoͤgen zeigen. Bey E muß ein Arm ein- geſetzet werden, der die Kugel zuruͤcke haͤlt, daß ſie nicht mit dem Plano zugleich zu- ruͤcke gehet. Ein Experiment mit der ordentlichen Schrauben- Spindel und Mutter zu machen. §. 118. Machet ein Gehaͤuſe wie bey Fig. VII. ſetzet eure Spindel Fig. IV. mit zwey ſpitzi- gen und glatten Zapffen ein, daß ſie ſich leichte bewegen und umdrehen laͤſſet, wickelt um die Spindel A eine Schnur, ſo uͤber die Scheibe B gehet, daran in C ein Gewichte anzu- haͤngen; wenn nun die Mutter D E 12 Pfund ſchwehr, oder ihr leget noch ſo viel Ge- wichte darauf, daß alles zuſammen 12 Pfund ſchwehr wird, ſo ſolte, wenn keine Friction, 1 Pfund in C mit 12 Pfund in æquilibrio ſtehen, und etwas mehr als 1 Pfund die Spin- del A umdrehen, und die Mutter D E in die Hoͤhe heben. Mercket, weil die Mutter auf dieſe Art ſich zugleich mit der Spindel umdrehen wuͤrde, muß ſolche mit der Hand zuruͤck gehalten werden. Daß 1 Pfund 12 Pfund hebet ohne die Friction, iſt die Urſache, weil die Peripherie des Gewindes A ſich gegen die Hoͤhe a b verhaͤlt wie 1 zu 12, wie ſolches Fig. XI. zu ſehen, da die Laͤnge a b 12, b c aber 1 Theil hoch iſt. Mercket (1.) Dergleichen Eigenſchafft iſt auch, wenn die Spindel feſte ſtehet und die Mut- ter beweget wird, alleine es muß die Krafft nicht weiter vom Centro der Spindel oder Mutter angehaͤnget werden, als das Gewinde oder Gaͤnge entfernet iſt. (2.) Um ſo viel die Krafft weiter hinaus genommen wird vom Centro, um ſo viel wird nach Proportion des Diametri der Schraube die Krafft vermehret; als Fig. XII. ſey die Mutter zur Schrauben-Spindel Fig. VI. wenn nun 1 Pfund in der Linie 2 als a angehangen wird, ſo hebet es noch einmahl ſo viel, nemlich 24, in der Linie 3, als b, aber 36, und in 4, oder am Ende c, 4 mahl ſo viel, nemlich 48 Pfund. Das VIII. Lapitel. Von der Schraube ohne Ende. §. 119. VOn dieſer iſt bey dem Handwercks-Mann, auch bey vielen die Me- chanici ſeyn wollen, ie und allezeit ein groß Weſen gemacht worden, und geſchiehet noch biß dato. Ja es meynen ihrer viele die Erde aus ihrem Stand, (wie Archimedes ſich verlauten laſſen,) gehoben zu haben, wann ſie ſelbige nur etwan wo angebracht. Alleine es findet ſich mehrentheils, daß ſolche Leute zwar wiſſen, daß ein ſehr groſſes damit kan præ- ſtiret werden, aber nicht wie und auf was Art es mit der Zeit verbunden, und daß eine unſaͤgliche Zeit, und endlich eine ſolche Staͤrcke der Machinen, Raͤder und Wellen erfodert wird, die weder zu machen noch zu bekommen ſind. Dieſes aber iſt wahr, daß die Schraube ohne Ende ein ſolches Werck, die wegen ihrer Kleinigkeit und wenigen Raum, ſo ſie einnimmet, und des Vermoͤgens ſo ſie zuwege bringet, alle andere Ruͤſt-Zeuge und Machinen uͤbertrifft; doch aber inzwiſchen, in Anſehung der Zeit und Krafft, nichts mehr als ein anderes Hebzeug præſti-

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/84>, abgerufen am 25.11.2024.