Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.* * * Das VI. Capitel. Von dem Keil. §. 95. Der Keil ist ein aus zwey schieff-liegenden Flächen an einen festen Cörper §. 96. Die Materie kan seyn: Holtz, Eisen, Stahl, Meßing, Kupffer, und derglei- §. 97. Sein Nutzen ist, zwey Cörper, oder auch nur einen, auseinander zu treiben, oder zu Bey dem Keil ist hauptsächlich zu mercken, §. 98. (1.) Seine Eigenschafft, wodurch sein Effect vermehret wird, ist, daß er forne Ein dünner oder scharffer Keil ist, wenn Fig. I. die beyden Seiten a b, c f, und §. 99. (2.) Die Bewegung des Keils geschiehet 1. theils durch den Streich eines schwehren Cörpers, als mit dem Hammer, Axt oder Schlegel, und dergleichen, Fig. III. A, so auf dem Keil B damit geführet wird, wie solches auch geschiehet bey denen Meiseln Fig. IV. und V. oder Na- gel Fig. VI. Oder 2. theils auch durch starcke Bewegung des Keils selbsten, als mit der Axt, Figura VII. Spitz-Hammer, Figura VIII. und dergleichen, da die Schwehre der Axt oder Hammers, und die beygebrachte Krafft vom Arm, die Trennung oder Spaltung verursachet; theils auch 3. durch den Druck oder Pressung, als wie bey der Zange, Scheere, Messer, Nadel, Pfriemen, und dergleichen, da die Zangen und Scheeren nichts anders sind, als Keile an zwey Hebel appliciret, die andern Instrumenta aber sind als wie ordinaire Keile. §. 100. (3.) Das Vermögen des Keils zu erfahren erfodert eine genaue Erkänntniß des so §. 101.
* * * Das VI. Capitel. Von dem Keil. §. 95. Der Keil iſt ein aus zwey ſchieff-liegenden Flaͤchen an einen feſten Coͤrper §. 96. Die Materie kan ſeyn: Holtz, Eiſen, Stahl, Meßing, Kupffer, und derglei- §. 97. Sein Nutzen iſt, zwey Coͤrper, oder auch nur einen, auseinander zu treiben, oder zu Bey dem Keil iſt hauptſaͤchlich zu mercken, §. 98. (1.) Seine Eigenſchafft, wodurch ſein Effect vermehret wird, iſt, daß er forne Ein duͤnner oder ſcharffer Keil iſt, wenn Fig. I. die beyden Seiten a b, c f, und §. 99. (2.) Die Bewegung des Keils geſchiehet 1. theils durch den Streich eines ſchwehren Coͤrpers, als mit dem Hammer, Axt oder Schlegel, und dergleichen, Fig. III. A, ſo auf dem Keil B damit gefuͤhret wird, wie ſolches auch geſchiehet bey denen Meiſeln Fig. IV. und V. oder Na- gel Fig. VI. Oder 2. theils auch durch ſtarcke Bewegung des Keils ſelbſten, als mit der Axt, Figura VII. Spitz-Hammer, Figura VIII. und dergleichen, da die Schwehre der Axt oder Hammers, und die beygebrachte Krafft vom Arm, die Trennung oder Spaltung verurſachet; theils auch 3. durch den Druck oder Preſſung, als wie bey der Zange, Scheere, Meſſer, Nadel, Pfriemen, und dergleichen, da die Zangen und Scheeren nichts anders ſind, als Keile an zwey Hebel appliciret, die andern Inſtrumenta aber ſind als wie ordinaire Keile. §. 100. (3.) Das Vermoͤgen des Keils zu erfahren erfodert eine genaue Erkaͤnntniß des ſo §. 101.
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Das VI. Capitel.
Von dem Keil.
§. 95.
Der Keil iſt ein aus zwey ſchieff-liegenden Flaͤchen an einen feſten Coͤrper
zuſammen geſetztes Ruͤſt-Zeug, und eine ſo gar bekandte Sache, daß er
keine beſondere Beſchreibung bedarff oder noͤthig hat; deſſen Figur iſt Fi-
gura I. und II. Tab. XVI. zu ſehen, da A ein ſpitziger oder ſcharf-
fer und B ein ſtumpffer Keil iſt.
§. 96.
Die Materie kan ſeyn: Holtz, Eiſen, Stahl, Meßing, Kupffer, und derglei-
chen, ja alles was hart iſt und Widerſtand thun kan.
§. 97.
Sein Nutzen iſt, zwey Coͤrper, oder auch nur einen, auseinander zu treiben, oder zu
ſpalten, die entweder von Natur feſte aneinander gewachſen, als wie hier Figura III. das
Scheid Holtz; oder die nur feſt auf- oder aneinander liegen, als eine Laſt von ihrer Flaͤche,
darinne ſie auf- oder an-lieget, in die Hoͤhe oder wegzutreiben.
Bey dem Keil iſt hauptſaͤchlich zu mercken,
§. 98.
(1.) Seine Eigenſchafft, wodurch ſein Effect vermehret wird, iſt, daß er forne
ſcharff oder ſpitzig ſey; denn ie duͤnner er iſt, ie leichter durchdringet er dasjenige, was er
ſepariren ſoll.
Ein duͤnner oder ſcharffer Keil iſt, wenn Fig. I. die beyden Seiten a b, c f, und
a b, d e lang, und die Seite d c oder e f ſchmahl iſt, oder ie kuͤrtzer die Linie c d
gegen a c und a d iſt, deſtomehr Vermoͤgen beſitzet dergleichen Keil.
§. 99.
(2.) Die Bewegung des Keils geſchiehet
1. theils durch den Streich eines ſchwehren Coͤrpers, als mit dem Hammer, Axt
oder Schlegel, und dergleichen, Fig. III. A, ſo auf dem Keil B damit gefuͤhret
wird, wie ſolches auch geſchiehet bey denen Meiſeln Fig. IV. und V. oder Na-
gel Fig. VI. Oder
2. theils auch durch ſtarcke Bewegung des Keils ſelbſten, als mit der Axt, Figura
VII. Spitz-Hammer, Figura VIII. und dergleichen, da die Schwehre der
Axt oder Hammers, und die beygebrachte Krafft vom Arm, die Trennung oder
Spaltung verurſachet; theils auch
3. durch den Druck oder Preſſung, als wie bey der Zange, Scheere, Meſſer, Nadel,
Pfriemen, und dergleichen, da die Zangen und Scheeren nichts anders ſind, als
Keile an zwey Hebel appliciret, die andern Inſtrumenta aber ſind als wie
ordinaire Keile.
§. 100.
(3.) Das Vermoͤgen des Keils zu erfahren erfodert eine genaue Erkaͤnntniß des ſo
genannten Plani inclinati, oder der ſchreg-liegenden Flaͤche.
§. 101.
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