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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.

(3) Bey der andern Art des Hebels hat es gleichsalls diese Beschaffenheit,
als: Fig. V. ist A B der Hebel, C die Last, B die Krafft; wenn die Last von der Linie
D biß in C gehoben ist, muß inzwischen die Krafft B von E an zweymahl so weit gelauffen
seyn, gleichwie sich die Länge A C und C B oder der Last C von 2 Pfund gegen die Krafft
von 1 Pfund verhält.

(4) Deßgleichen Fig. VI. wenn die Last B vom Puncte D biß C soll gehoben wer-
den, so muß die Krafft A von E fünff mahl so weit herunter steigen; und also auch in andern
Exempeln. Aus dieser Distanz, oder den Raum, wird nun auch die Zeit erlernet.

Damit es aber deutlicher gemachet werde, was die Zeit sey bey der Mechanic, so will
durch etliche Exempel erklähren:

Worzu es dienet daß man die Zeit bey einer
Machine weiß.

§. 57.

Es ist nicht genug, daß ein Mechanicus weiß was seine Machine vermag, und daß er
so und so viel auf einmahl mit der verhandenen Krafft heben kan, sondern er muß auch wissen,
was er in einer gewissen Zeit, Stunde oder Tag damit thun kan. Als:

Es sammlete sich in eine Zeche alle Minuten 40 Maaß Wasser, es hängete einer eine
Kunst hinein, die auf einen Hub 60 Maaß Wasser ausgösse, aber solches erst in 2 Minuten
ausrichtete, so würde jede Minute 20 Maaß übrig bleiben, und in kurtzen die Zeche ersauffen.
Also muß er zuvorhero die Zeit wissen, und Anstalt machen, daß alle Minuten seine Machine
40 Maaß heraus hebet.

Ferner hat ein Mechanicus bey Mühlen und dergleichen Machinen wohl darauf zu
sehen, daß er die Räder und Getriebe also proportionire, daß die Bewegung nicht allzu-
schnell wird, und würde es sowohl bey einer Wasser- als Wind-Mühle nicht langen Bestand
haben, und geschwinde Stücken machen. Hingegen aber ist es auch ein grosser Fehler, wenn
eine Machine zu langsam gehet, und allzuviel Zeit nöthig hat.

Also ist auch bloß aus der Zeit oder Raum, den die Krafft und Last gegeneinander ma-
chen, das gantze Verhältniß der Machine zu erlernen, so daß man nicht nöthig, die Abthei-
lung und Structur der Machine zu wissen. Wenn die Krafft so weit nieder gehet, als die
Last in die Höhe steiget, so ist zu schliessen, daß Last und Krafft gleich schwehr und gleich weit von
der Achse entfernet sind.

Als wenn Fig. I. die Krafft von B biß in h herab steiget, so ist die Last A auch schon
in l, und hat also gleiche Last und Krafft, gleiche Zeit auch gleiche Weite von der Horizon-
tal-
Linie bekommen. Das ist: Wenn die Krafft in einer Minute Zeit 50 Ellen hernieder
gangen, die Last hingegen auch 50 Ellen gestiegen; aber, so bald die Krafft an sich selber
leichter und schwächer ist, als daß ich mit 1 Pfund will 100 Pfund heben, so muß ich auch 100
mahl mehr Zeit haben; denn die Krafft muß 100 Ellen tieff herunter steigen, wenn die
Last nur 1 Elle in die Höhe steigen soll. Als: Fig. VI. sey D C 1 Elle, so ist hingegen
E A 5 Ellen, welche das Gegen-Gewichte A durchlauffen muß, ehe B 1 Elle geho-
ben wird.

Wie Machinen so aus vielen Stücken bestehen, bloß aus Zeit oder aus dem
Raum, dem die Last und Krafft machet, zu berechnen sind, wird unten bey der
XXIX. Tabell gezeiget werden.

Zum Beschluß des Hebels muß noch einiges zu Berechnung des Abstandes zeigen,
und zwar:

Wie
Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.

(3) Bey der andern Art des Hebels hat es gleichſalls dieſe Beſchaffenheit,
als: Fig. V. iſt A B der Hebel, C die Laſt, B die Krafft; wenn die Laſt von der Linie
D biß in C gehoben iſt, muß inzwiſchen die Krafft B von E an zweymahl ſo weit gelauffen
ſeyn, gleichwie ſich die Laͤnge A C und C B oder der Laſt C von 2 Pfund gegen die Krafft
von 1 Pfund verhaͤlt.

(4) Deßgleichen Fig. VI. wenn die Laſt B vom Puncte D biß C ſoll gehoben wer-
den, ſo muß die Krafft A von E fuͤnff mahl ſo weit herunter ſteigen; und alſo auch in andern
Exempeln. Aus dieſer Diſtanz, oder den Raum, wird nun auch die Zeit erlernet.

Damit es aber deutlicher gemachet werde, was die Zeit ſey bey der Mechanic, ſo will
durch etliche Exempel erklaͤhren:

Worzu es dienet daß man die Zeit bey einer
Machine weiß.

§. 57.

Es iſt nicht genug, daß ein Mechanicus weiß was ſeine Machine vermag, und daß er
ſo und ſo viel auf einmahl mit der verhandenen Krafft heben kan, ſondern er muß auch wiſſen,
was er in einer gewiſſen Zeit, Stunde oder Tag damit thun kan. Als:

Es ſammlete ſich in eine Zeche alle Minuten 40 Maaß Waſſer, es haͤngete einer eine
Kunſt hinein, die auf einen Hub 60 Maaß Waſſer ausgoͤſſe, aber ſolches erſt in 2 Minuten
ausrichtete, ſo wuͤrde jede Minute 20 Maaß uͤbrig bleiben, und in kurtzen die Zeche erſauffen.
Alſo muß er zuvorhero die Zeit wiſſen, und Anſtalt machen, daß alle Minuten ſeine Machine
40 Maaß heraus hebet.

Ferner hat ein Mechanicus bey Muͤhlen und dergleichen Machinen wohl darauf zu
ſehen, daß er die Raͤder und Getriebe alſo proportionire, daß die Bewegung nicht allzu-
ſchnell wird, und wuͤrde es ſowohl bey einer Waſſer- als Wind-Muͤhle nicht langen Beſtand
haben, und geſchwinde Stuͤcken machen. Hingegen aber iſt es auch ein groſſer Fehler, wenn
eine Machine zu langſam gehet, und allzuviel Zeit noͤthig hat.

Alſo iſt auch bloß aus der Zeit oder Raum, den die Krafft und Laſt gegeneinander ma-
chen, das gantze Verhaͤltniß der Machine zu erlernen, ſo daß man nicht noͤthig, die Abthei-
lung und Structur der Machine zu wiſſen. Wenn die Krafft ſo weit nieder gehet, als die
Laſt in die Hoͤhe ſteiget, ſo iſt zu ſchlieſſen, daß Laſt und Krafft gleich ſchwehr und gleich weit von
der Achſe entfernet ſind.

Als wenn Fig. I. die Krafft von B biß in h herab ſteiget, ſo iſt die Laſt A auch ſchon
in l, und hat alſo gleiche Laſt und Krafft, gleiche Zeit auch gleiche Weite von der Horizon-
tal-
Linie bekommen. Das iſt: Wenn die Krafft in einer Minute Zeit 50 Ellen hernieder
gangen, die Laſt hingegen auch 50 Ellen geſtiegen; aber, ſo bald die Krafft an ſich ſelber
leichter und ſchwaͤcher iſt, als daß ich mit 1 Pfund will 100 Pfund heben, ſo muß ich auch 100
mahl mehr Zeit haben; denn die Krafft muß 100 Ellen tieff herunter ſteigen, wenn die
Laſt nur 1 Elle in die Hoͤhe ſteigen ſoll. Als: Fig. VI. ſey D C 1 Elle, ſo iſt hingegen
E A 5 Ellen, welche das Gegen-Gewichte A durchlauffen muß, ehe B 1 Elle geho-
ben wird.

Wie Machinen ſo aus vielen Stuͤcken beſtehen, bloß aus Zeit oder aus dem
Raum, dem die Laſt und Krafft machet, zu berechnen ſind, wird unten bey der
XXIX. Tabell gezeiget werden.

Zum Beſchluß des Hebels muß noch einiges zu Berechnung des Abſtandes zeigen,
und zwar:

Wie
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[30/0050] Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII. (3) Bey der andern Art des Hebels hat es gleichſalls dieſe Beſchaffenheit, als: Fig. V. iſt A B der Hebel, C die Laſt, B die Krafft; wenn die Laſt von der Linie D biß in C gehoben iſt, muß inzwiſchen die Krafft B von E an zweymahl ſo weit gelauffen ſeyn, gleichwie ſich die Laͤnge A C und C B oder der Laſt C von 2 Pfund gegen die Krafft von 1 Pfund verhaͤlt. (4) Deßgleichen Fig. VI. wenn die Laſt B vom Puncte D biß C ſoll gehoben wer- den, ſo muß die Krafft A von E fuͤnff mahl ſo weit herunter ſteigen; und alſo auch in andern Exempeln. Aus dieſer Diſtanz, oder den Raum, wird nun auch die Zeit erlernet. Damit es aber deutlicher gemachet werde, was die Zeit ſey bey der Mechanic, ſo will durch etliche Exempel erklaͤhren: Worzu es dienet daß man die Zeit bey einer Machine weiß. §. 57. Es iſt nicht genug, daß ein Mechanicus weiß was ſeine Machine vermag, und daß er ſo und ſo viel auf einmahl mit der verhandenen Krafft heben kan, ſondern er muß auch wiſſen, was er in einer gewiſſen Zeit, Stunde oder Tag damit thun kan. Als: Es ſammlete ſich in eine Zeche alle Minuten 40 Maaß Waſſer, es haͤngete einer eine Kunſt hinein, die auf einen Hub 60 Maaß Waſſer ausgoͤſſe, aber ſolches erſt in 2 Minuten ausrichtete, ſo wuͤrde jede Minute 20 Maaß uͤbrig bleiben, und in kurtzen die Zeche erſauffen. Alſo muß er zuvorhero die Zeit wiſſen, und Anſtalt machen, daß alle Minuten ſeine Machine 40 Maaß heraus hebet. Ferner hat ein Mechanicus bey Muͤhlen und dergleichen Machinen wohl darauf zu ſehen, daß er die Raͤder und Getriebe alſo proportionire, daß die Bewegung nicht allzu- ſchnell wird, und wuͤrde es ſowohl bey einer Waſſer- als Wind-Muͤhle nicht langen Beſtand haben, und geſchwinde Stuͤcken machen. Hingegen aber iſt es auch ein groſſer Fehler, wenn eine Machine zu langſam gehet, und allzuviel Zeit noͤthig hat. Alſo iſt auch bloß aus der Zeit oder Raum, den die Krafft und Laſt gegeneinander ma- chen, das gantze Verhaͤltniß der Machine zu erlernen, ſo daß man nicht noͤthig, die Abthei- lung und Structur der Machine zu wiſſen. Wenn die Krafft ſo weit nieder gehet, als die Laſt in die Hoͤhe ſteiget, ſo iſt zu ſchlieſſen, daß Laſt und Krafft gleich ſchwehr und gleich weit von der Achſe entfernet ſind. Als wenn Fig. I. die Krafft von B biß in h herab ſteiget, ſo iſt die Laſt A auch ſchon in l, und hat alſo gleiche Laſt und Krafft, gleiche Zeit auch gleiche Weite von der Horizon- tal-Linie bekommen. Das iſt: Wenn die Krafft in einer Minute Zeit 50 Ellen hernieder gangen, die Laſt hingegen auch 50 Ellen geſtiegen; aber, ſo bald die Krafft an ſich ſelber leichter und ſchwaͤcher iſt, als daß ich mit 1 Pfund will 100 Pfund heben, ſo muß ich auch 100 mahl mehr Zeit haben; denn die Krafft muß 100 Ellen tieff herunter ſteigen, wenn die Laſt nur 1 Elle in die Hoͤhe ſteigen ſoll. Als: Fig. VI. ſey D C 1 Elle, ſo iſt hingegen E A 5 Ellen, welche das Gegen-Gewichte A durchlauffen muß, ehe B 1 Elle geho- ben wird. Wie Machinen ſo aus vielen Stuͤcken beſtehen, bloß aus Zeit oder aus dem Raum, dem die Laſt und Krafft machet, zu berechnen ſind, wird unten bey der XXIX. Tabell gezeiget werden. Zum Beſchluß des Hebels muß noch einiges zu Berechnung des Abſtandes zeigen, und zwar: Wie

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/50>, abgerufen am 03.05.2024.