Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XLII.
&q;mit grossen Kosten dieses Werck, nemlich eine Wind-Mühle mit doppelten oder
&q;acht Flügeln, gebauet, welches gantz nicht gut gethan. Ich habe aber gleichwol
&q;bey dem Printz Ruprecht ein Modell gesehen von einer Wind-Mühle, wie ein
&q;horizontaler Haspel, welches trefflich gut gethan, und würde in grossen eine
&q;schreckliche Gewalt thun, ist aber in grossen nicht practicabel, weil der Printz da-
&q;vor hält: man werde diese Mühle, wenn sie im Gang ist, nicht stillen können.

Wie nun diese Mühle mit doppelten Flügeln beschaffen gewesen, kan man itzo
nicht sagen; es scheinet aber, daß, wie solche ietzt vier Flügel haben, diese mit ach-
ten ist angeleget gewesen.
Ob nun alle achte nebeneinander vorn an der Welle gestan-
den, und also allemahl zwischen zweyen noch einer, oder ob forne viere, und hinten an der
Welle derer auch viere, ist wieder nicht zu sagen.

Inzwischen hat ein gewisser curieuser Herr, nicht allzuweit von hier, eine solche Müh-
le mit acht Flügeln anlegen lassen; wovon ich nur das Vornehmste berühren will, was ietzo zu
meinem propos dienet, die ausführliche Beschreibung und Darstellung aber biß zum Müh-
len-Buch ausgesetzet seyn lassen. Es ist erstlich ein schönes achteckigtes Gebäude, so auch in-
wendig einen achteckigten Hoff hat, aufgeführet, in dessen Mitte stehet ein Thurm, und auf
demselben ist die Welle zum Flügeln horizontal geleget, und also eingerichtet, daß man sol-
che nach dem Wind, als wie die andern Mühlen, mit dem Krantz wenden kan, und diese Ach-
se stehet so hoch, daß sie mit dem Dache eine gleiche Linie machet, wie Figura II. Tabula
XXXIX.
an der Welle E mit dem Dach K m in etwas zu sehen. Diese Welle nun,
welche mit beyden Enden aus dem Thurm hervor gehet, hat auch an beyden Enden vier Flü-
gel, doch so, daß von denen hintersten vieren allezeit einer zwischen zwey vördere zu stehen kom-
met; und damit man sich solches nur in etwas vorstellen kan, ist Figura X. Tab. XXXIX.
die Welle mit denen dadurch gesteckten vier Wind-Ruthen zu ersehen, als A B die Welle
C E und D F die vordern und J K und G H die hintern Ruthen, L und M
die beyden Achsen, N der Orth wo das Kamm-Rad anstecket. Die Wind-Flügel so hier
weggelassen, sind, in Ansehung anderer Wind-Mühlen, absonderlich der Holländischen, ziem-
lich kurtz, welches der niedrige Thurm und enge Hof auch nicht anders zulässet. Ob aber da-
mit etwas besonderes zu profitiren, zweiffele sehr; denn ob schon acht Flügel an statt vieren
sind, so stecken hingegen allemahl viere unten und im Hoff, daß sie der Wind nicht so, als in
freyer Lufft, bestreichen kan, auch ist von denen hintern allemahl einer hinter dem Thurm.
Und was das meiste ist, so wird

(1.) der Wind durch die vordern Flügel schon ziemlich in Unordnung gebracht, daß er
an denen hintern nicht so viel Gewalt thun kan.

(2.) So verursachen die kurtzen Flügel einen sehr unsteten Gang, und machen bey un-
stätem Winde sehr leichte Stücken, absonderlich weil die Wercke, wie hier, etwas weit ent-
fernet sind. Dahero es auch die Haupt-Welle, so über dem Hof nach doppelten Mahl-Gän-
gen gehet, schon entzwey gedrehet hat. Denn wenn ein starcker Stoß vom Wind kömmet,
so können zwar die kurtzen Flügel gar geschwinde, aber das andere schwehre Werck nicht so
leichte in Bewegung gebracht werden, und dahero muß es Stücken geben. Hingegen lange
Flügel haben wegen ihrer Länge von einem ziemlich starcken Stoß, wenig Empfindung,
sondern bekommen nur sachte eine Geschwindigkeit, wie dieses alles mit kleinen und grossen
Schwung-Rädern deutlich kan erwiesen werden. Dahero je länger die Flügel, ie stärcker
und auch leichter die Mühle gehet; denn bey einem Flügel von vierzig Fuß lang, muß der
Wind zwey-ja dreymahl so viel Effect thun, als bey zwanzig Fuß langen, und also bey ei-
nem kleinen Wind schon das seine praestiren. Wie besser unten weitläufftiger soll gewie-
sen werden.

§. 324.

Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XLII.
&q;mit groſſen Koſten dieſes Werck, nemlich eine Wind-Muͤhle mit doppelten oder
&q;acht Fluͤgeln, gebauet, welches gantz nicht gut gethan. Ich habe aber gleichwol
&q;bey dem Printz Ruprecht ein Modell geſehen von einer Wind-Muͤhle, wie ein
&q;horizontaler Haſpel, welches trefflich gut gethan, und wuͤrde in groſſen eine
&q;ſchreckliche Gewalt thun, iſt aber in groſſen nicht practicabel, weil der Printz da-
&q;vor haͤlt: man werde dieſe Muͤhle, wenn ſie im Gang iſt, nicht ſtillen koͤnnen.

Wie nun dieſe Muͤhle mit doppelten Fluͤgeln beſchaffen geweſen, kan man itzo
nicht ſagen; es ſcheinet aber, daß, wie ſolche ietzt vier Fluͤgel haben, dieſe mit ach-
ten iſt angeleget geweſen.
Ob nun alle achte nebeneinander vorn an der Welle geſtan-
den, und alſo allemahl zwiſchen zweyen noch einer, oder ob forne viere, und hinten an der
Welle derer auch viere, iſt wieder nicht zu ſagen.

Inzwiſchen hat ein gewiſſer curieuſer Herr, nicht allzuweit von hier, eine ſolche Muͤh-
le mit acht Fluͤgeln anlegen laſſen; wovon ich nur das Vornehmſte beruͤhren will, was ietzo zu
meinem propos dienet, die ausfuͤhrliche Beſchreibung und Darſtellung aber biß zum Muͤh-
len-Buch ausgeſetzet ſeyn laſſen. Es iſt erſtlich ein ſchoͤnes achteckigtes Gebaͤude, ſo auch in-
wendig einen achteckigten Hoff hat, aufgefuͤhret, in deſſen Mitte ſtehet ein Thurm, und auf
demſelben iſt die Welle zum Fluͤgeln horizontal geleget, und alſo eingerichtet, daß man ſol-
che nach dem Wind, als wie die andern Muͤhlen, mit dem Krantz wenden kan, und dieſe Ach-
ſe ſtehet ſo hoch, daß ſie mit dem Dache eine gleiche Linie machet, wie Figura II. Tabula
XXXIX.
an der Welle E mit dem Dach K m in etwas zu ſehen. Dieſe Welle nun,
welche mit beyden Enden aus dem Thurm hervor gehet, hat auch an beyden Enden vier Fluͤ-
gel, doch ſo, daß von denen hinterſten vieren allezeit einer zwiſchen zwey voͤrdere zu ſtehen kom-
met; und damit man ſich ſolches nur in etwas vorſtellen kan, iſt Figura X. Tab. XXXIX.
die Welle mit denen dadurch geſteckten vier Wind-Ruthen zu erſehen, als A B die Welle
C E und D F die vordern und J K und G H die hintern Ruthen, L und M
die beyden Achſen, N der Orth wo das Kamm-Rad anſtecket. Die Wind-Fluͤgel ſo hier
weggelaſſen, ſind, in Anſehung anderer Wind-Muͤhlen, abſonderlich der Hollaͤndiſchen, ziem-
lich kurtz, welches der niedrige Thurm und enge Hof auch nicht anders zulaͤſſet. Ob aber da-
mit etwas beſonderes zu profitiren, zweiffele ſehr; denn ob ſchon acht Fluͤgel an ſtatt vieren
ſind, ſo ſtecken hingegen allemahl viere unten und im Hoff, daß ſie der Wind nicht ſo, als in
freyer Lufft, beſtreichen kan, auch iſt von denen hintern allemahl einer hinter dem Thurm.
Und was das meiſte iſt, ſo wird

(1.) der Wind durch die vordern Fluͤgel ſchon ziemlich in Unordnung gebracht, daß er
an denen hintern nicht ſo viel Gewalt thun kan.

(2.) So verurſachen die kurtzen Fluͤgel einen ſehr unſteten Gang, und machen bey un-
ſtaͤtem Winde ſehr leichte Stuͤcken, abſonderlich weil die Wercke, wie hier, etwas weit ent-
fernet ſind. Dahero es auch die Haupt-Welle, ſo uͤber dem Hof nach doppelten Mahl-Gaͤn-
gen gehet, ſchon entzwey gedrehet hat. Denn wenn ein ſtarcker Stoß vom Wind koͤmmet,
ſo koͤnnen zwar die kurtzen Fluͤgel gar geſchwinde, aber das andere ſchwehre Werck nicht ſo
leichte in Bewegung gebracht werden, und dahero muß es Stuͤcken geben. Hingegen lange
Fluͤgel haben wegen ihrer Laͤnge von einem ziemlich ſtarcken Stoß, wenig Empfindung,
ſondern bekommen nur ſachte eine Geſchwindigkeit, wie dieſes alles mit kleinen und groſſen
Schwung-Raͤdern deutlich kan erwieſen werden. Dahero je laͤnger die Fluͤgel, ie ſtaͤrcker
und auch leichter die Muͤhle gehet; denn bey einem Fluͤgel von vierzig Fuß lang, muß der
Wind zwey-ja dreymahl ſo viel Effect thun, als bey zwanzig Fuß langen, und alſo bey ei-
nem kleinen Wind ſchon das ſeine præſtiren. Wie beſſer unten weitlaͤufftiger ſoll gewie-
ſen werden.

§. 324.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0154" n="134"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XVIII.</hi> <hi rendition="#fr">von der Lufft und Wind.</hi> <hi rendition="#aq">Tab. XLII.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&amp;q;mit gro&#x017F;&#x017F;en Ko&#x017F;ten die&#x017F;es Werck, nemlich eine Wind-Mu&#x0364;hle mit doppelten oder<lb/>
&amp;q;acht Flu&#x0364;geln, gebauet, welches gantz nicht gut gethan. Ich habe aber gleichwol<lb/>
&amp;q;bey dem Printz Ruprecht ein <hi rendition="#aq">Modell</hi> ge&#x017F;ehen von einer Wind-Mu&#x0364;hle, wie ein<lb/>
&amp;q;<hi rendition="#aq">horizontal</hi>er Ha&#x017F;pel, welches trefflich gut gethan, und wu&#x0364;rde in gro&#x017F;&#x017F;en eine<lb/>
&amp;q;&#x017F;chreckliche Gewalt thun, i&#x017F;t aber in gro&#x017F;&#x017F;en nicht <hi rendition="#aq">practicabel,</hi> weil der Printz da-<lb/>
&amp;q;vor ha&#x0364;lt: man werde die&#x017F;e Mu&#x0364;hle, wenn &#x017F;ie im Gang i&#x017F;t, nicht &#x017F;tillen ko&#x0364;nnen.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Wie nun die&#x017F;e Mu&#x0364;hle mit doppelten Flu&#x0364;geln be&#x017F;chaffen gewe&#x017F;en, kan man itzo<lb/>
nicht &#x017F;agen; es &#x017F;cheinet aber, daß, wie &#x017F;olche ietzt vier Flu&#x0364;gel haben, die&#x017F;e mit ach-<lb/>
ten i&#x017F;t angeleget gewe&#x017F;en.</hi> Ob nun alle achte nebeneinander vorn an der Welle ge&#x017F;tan-<lb/>
den, und al&#x017F;o allemahl zwi&#x017F;chen zweyen noch einer, oder ob forne viere, und hinten an der<lb/>
Welle derer auch viere, i&#x017F;t wieder nicht zu &#x017F;agen.</p><lb/>
          <p>Inzwi&#x017F;chen hat ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi>er Herr, nicht allzuweit von hier, eine &#x017F;olche Mu&#x0364;h-<lb/>
le mit acht Flu&#x0364;geln anlegen la&#x017F;&#x017F;en; wovon ich nur das Vornehm&#x017F;te beru&#x0364;hren will, was ietzo zu<lb/>
meinem <hi rendition="#aq">propos</hi> dienet, die ausfu&#x0364;hrliche Be&#x017F;chreibung und Dar&#x017F;tellung aber biß zum Mu&#x0364;h-<lb/>
len-Buch ausge&#x017F;etzet &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en. Es i&#x017F;t er&#x017F;tlich ein &#x017F;cho&#x0364;nes achteckigtes Geba&#x0364;ude, &#x017F;o auch in-<lb/>
wendig einen achteckigten Hoff hat, aufgefu&#x0364;hret, in de&#x017F;&#x017F;en Mitte &#x017F;tehet ein Thurm, und auf<lb/>
dem&#x017F;elben i&#x017F;t die Welle zum Flu&#x0364;geln <hi rendition="#aq">horizontal</hi> geleget, und al&#x017F;o eingerichtet, daß man &#x017F;ol-<lb/>
che nach dem Wind, als wie die andern Mu&#x0364;hlen, mit dem Krantz wenden kan, und die&#x017F;e Ach-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;tehet &#x017F;o hoch, daß &#x017F;ie mit dem Dache eine gleiche Linie machet, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura II. Tabula<lb/>
XXXIX.</hi></hi> an der Welle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E</hi></hi> mit dem Dach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">K m</hi></hi> in etwas zu &#x017F;ehen. Die&#x017F;e Welle nun,<lb/>
welche mit beyden Enden aus dem Thurm hervor gehet, hat auch an beyden Enden vier Flu&#x0364;-<lb/>
gel, doch &#x017F;o, daß von denen hinter&#x017F;ten vieren allezeit einer zwi&#x017F;chen zwey vo&#x0364;rdere zu &#x017F;tehen kom-<lb/>
met; und damit man &#x017F;ich &#x017F;olches nur in etwas vor&#x017F;tellen kan, i&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura X. Tab. XXXIX.</hi></hi><lb/>
die Welle mit denen dadurch ge&#x017F;teckten vier Wind-Ruthen zu er&#x017F;ehen, als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A B</hi></hi> die Welle<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C E</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">D F</hi></hi> die vordern und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J K</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">G H</hi></hi> die hintern Ruthen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi></hi><lb/>
die beyden Ach&#x017F;en, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi></hi> der Orth wo das Kamm-Rad an&#x017F;tecket. Die Wind-Flu&#x0364;gel &#x017F;o hier<lb/>
weggela&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ind, in An&#x017F;ehung anderer Wind-Mu&#x0364;hlen, ab&#x017F;onderlich der Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen, ziem-<lb/>
lich kurtz, welches der niedrige Thurm und enge Hof auch nicht anders zula&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Ob aber da-<lb/>
mit etwas be&#x017F;onderes zu <hi rendition="#aq">profiti</hi>ren, zweiffele &#x017F;ehr; denn ob &#x017F;chon acht Flu&#x0364;gel an &#x017F;tatt vieren<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o &#x017F;tecken hingegen allemahl viere unten und im Hoff, daß &#x017F;ie der Wind nicht &#x017F;o, als in<lb/>
freyer Lufft, be&#x017F;treichen kan, auch i&#x017F;t von denen hintern allemahl einer hinter dem Thurm.<lb/>
Und was das mei&#x017F;te i&#x017F;t, &#x017F;o wird</p><lb/>
          <p>(1.) der Wind durch die vordern Flu&#x0364;gel &#x017F;chon ziemlich in Unordnung gebracht, daß er<lb/>
an denen hintern nicht &#x017F;o viel Gewalt thun kan.</p><lb/>
          <p>(2.) So verur&#x017F;achen die kurtzen Flu&#x0364;gel einen &#x017F;ehr un&#x017F;teten Gang, und machen bey un-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tem Winde &#x017F;ehr leichte Stu&#x0364;cken, ab&#x017F;onderlich weil die Wercke, wie hier, etwas weit ent-<lb/>
fernet &#x017F;ind. Dahero es auch die Haupt-Welle, &#x017F;o u&#x0364;ber dem Hof nach doppelten Mahl-Ga&#x0364;n-<lb/>
gen gehet, &#x017F;chon entzwey gedrehet hat. Denn wenn ein &#x017F;tarcker Stoß vom Wind ko&#x0364;mmet,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nnen zwar die kurtzen Flu&#x0364;gel gar ge&#x017F;chwinde, aber das andere &#x017F;chwehre Werck nicht &#x017F;o<lb/>
leichte in Bewegung gebracht werden, und dahero muß es Stu&#x0364;cken geben. Hingegen lange<lb/>
Flu&#x0364;gel haben wegen ihrer La&#x0364;nge von einem ziemlich &#x017F;tarcken Stoß, wenig Empfindung,<lb/>
&#x017F;ondern bekommen nur &#x017F;achte eine Ge&#x017F;chwindigkeit, wie die&#x017F;es alles mit kleinen und gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schwung-Ra&#x0364;dern deutlich kan erwie&#x017F;en werden. Dahero je la&#x0364;nger die Flu&#x0364;gel, ie &#x017F;ta&#x0364;rcker<lb/>
und auch leichter die Mu&#x0364;hle gehet; denn bey einem Flu&#x0364;gel von vierzig Fuß lang, muß der<lb/>
Wind zwey-ja dreymahl &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">Effect</hi> thun, als bey zwanzig Fuß langen, und al&#x017F;o bey ei-<lb/>
nem kleinen Wind &#x017F;chon das &#x017F;eine <hi rendition="#aq">præ&#x017F;tir</hi>en. Wie be&#x017F;&#x017F;er unten weitla&#x0364;ufftiger &#x017F;oll gewie-<lb/>
&#x017F;en werden.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 324.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0154] Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XLII. &q;mit groſſen Koſten dieſes Werck, nemlich eine Wind-Muͤhle mit doppelten oder &q;acht Fluͤgeln, gebauet, welches gantz nicht gut gethan. Ich habe aber gleichwol &q;bey dem Printz Ruprecht ein Modell geſehen von einer Wind-Muͤhle, wie ein &q;horizontaler Haſpel, welches trefflich gut gethan, und wuͤrde in groſſen eine &q;ſchreckliche Gewalt thun, iſt aber in groſſen nicht practicabel, weil der Printz da- &q;vor haͤlt: man werde dieſe Muͤhle, wenn ſie im Gang iſt, nicht ſtillen koͤnnen. Wie nun dieſe Muͤhle mit doppelten Fluͤgeln beſchaffen geweſen, kan man itzo nicht ſagen; es ſcheinet aber, daß, wie ſolche ietzt vier Fluͤgel haben, dieſe mit ach- ten iſt angeleget geweſen. Ob nun alle achte nebeneinander vorn an der Welle geſtan- den, und alſo allemahl zwiſchen zweyen noch einer, oder ob forne viere, und hinten an der Welle derer auch viere, iſt wieder nicht zu ſagen. Inzwiſchen hat ein gewiſſer curieuſer Herr, nicht allzuweit von hier, eine ſolche Muͤh- le mit acht Fluͤgeln anlegen laſſen; wovon ich nur das Vornehmſte beruͤhren will, was ietzo zu meinem propos dienet, die ausfuͤhrliche Beſchreibung und Darſtellung aber biß zum Muͤh- len-Buch ausgeſetzet ſeyn laſſen. Es iſt erſtlich ein ſchoͤnes achteckigtes Gebaͤude, ſo auch in- wendig einen achteckigten Hoff hat, aufgefuͤhret, in deſſen Mitte ſtehet ein Thurm, und auf demſelben iſt die Welle zum Fluͤgeln horizontal geleget, und alſo eingerichtet, daß man ſol- che nach dem Wind, als wie die andern Muͤhlen, mit dem Krantz wenden kan, und dieſe Ach- ſe ſtehet ſo hoch, daß ſie mit dem Dache eine gleiche Linie machet, wie Figura II. Tabula XXXIX. an der Welle E mit dem Dach K m in etwas zu ſehen. Dieſe Welle nun, welche mit beyden Enden aus dem Thurm hervor gehet, hat auch an beyden Enden vier Fluͤ- gel, doch ſo, daß von denen hinterſten vieren allezeit einer zwiſchen zwey voͤrdere zu ſtehen kom- met; und damit man ſich ſolches nur in etwas vorſtellen kan, iſt Figura X. Tab. XXXIX. die Welle mit denen dadurch geſteckten vier Wind-Ruthen zu erſehen, als A B die Welle C E und D F die vordern und J K und G H die hintern Ruthen, L und M die beyden Achſen, N der Orth wo das Kamm-Rad anſtecket. Die Wind-Fluͤgel ſo hier weggelaſſen, ſind, in Anſehung anderer Wind-Muͤhlen, abſonderlich der Hollaͤndiſchen, ziem- lich kurtz, welches der niedrige Thurm und enge Hof auch nicht anders zulaͤſſet. Ob aber da- mit etwas beſonderes zu profitiren, zweiffele ſehr; denn ob ſchon acht Fluͤgel an ſtatt vieren ſind, ſo ſtecken hingegen allemahl viere unten und im Hoff, daß ſie der Wind nicht ſo, als in freyer Lufft, beſtreichen kan, auch iſt von denen hintern allemahl einer hinter dem Thurm. Und was das meiſte iſt, ſo wird (1.) der Wind durch die vordern Fluͤgel ſchon ziemlich in Unordnung gebracht, daß er an denen hintern nicht ſo viel Gewalt thun kan. (2.) So verurſachen die kurtzen Fluͤgel einen ſehr unſteten Gang, und machen bey un- ſtaͤtem Winde ſehr leichte Stuͤcken, abſonderlich weil die Wercke, wie hier, etwas weit ent- fernet ſind. Dahero es auch die Haupt-Welle, ſo uͤber dem Hof nach doppelten Mahl-Gaͤn- gen gehet, ſchon entzwey gedrehet hat. Denn wenn ein ſtarcker Stoß vom Wind koͤmmet, ſo koͤnnen zwar die kurtzen Fluͤgel gar geſchwinde, aber das andere ſchwehre Werck nicht ſo leichte in Bewegung gebracht werden, und dahero muß es Stuͤcken geben. Hingegen lange Fluͤgel haben wegen ihrer Laͤnge von einem ziemlich ſtarcken Stoß, wenig Empfindung, ſondern bekommen nur ſachte eine Geſchwindigkeit, wie dieſes alles mit kleinen und groſſen Schwung-Raͤdern deutlich kan erwieſen werden. Dahero je laͤnger die Fluͤgel, ie ſtaͤrcker und auch leichter die Muͤhle gehet; denn bey einem Fluͤgel von vierzig Fuß lang, muß der Wind zwey-ja dreymahl ſo viel Effect thun, als bey zwanzig Fuß langen, und alſo bey ei- nem kleinen Wind ſchon das ſeine præſtiren. Wie beſſer unten weitlaͤufftiger ſoll gewie- ſen werden. §. 324.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/154
Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/154>, abgerufen am 25.11.2024.