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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI.
daß sie entweder gar nicht horizontal stehet, oder stehen bleibet, wo und wie man es verlan-
get, welches, wenn es nur von der Friction dependirte, nicht geschehen könte, auch daß eine
schwehr beladene Waage mehr Ausschlag haben muß als eine leere; wiederum wenn die
Zapffen recht scharff, nicht der Friction, sondern der Einrichtung der Achsen und Zapffen zu-
zumessen, es wäre denn, daß die Waage runde oder stumpffe Zapffen, wie man noch in alten
Waagen findet, hätte. Daß er 28 zur Friction haben will, ist gleichfalls nichts, weil nur
das Drittel von der einen Seite erfordert würde, welches 10 Pfund beträget, und daß Herr
Sturm meynet, es sey einerley, die Gewichte stehen weit von der Achse, als hier an der
Waage, oder liegen der Achse gleich, ist wider die Erfahrung, und weisen solches die Experi-
menta
mit der VII. und VIII. Fig. Tabula XXV. auch diejenigen Experimenta,
so a parte deßwegen angestellet; auch eine Waage mit kurtzen Armen ist lange so empfind-
lich nicht als eine mit langen, geschweige wenn noch eine dicke oder runde Achse darzu kömmet.

§. 243.

Zum Beschluß der Friction habe noch dieses einige und nöthige erinnern wollen, daß
man nicht nöthig hat die Friction des Drittel von der Last, die man zuleget, wieder durch Ge-
wichte zu ersetzen, und dieses so lange, biß es nichts mehr beträget. Ursache, der Satz von 1/3
Ubergewichte, gründet sich bloß auf das Experiment, wie solches Herr Amontons am an-
gezogenen Orte erfodert, da 1/3 das andere Gewichte schon völlig in Bewegung bringet, und
alle Friction, so wohl der Last als der Zulage gäntzlich hebet, ohne weitern Zusatz. Und also
hat man auch bey andern nichts zuzusetzen nöthig, oder die Friction des neuen Gewichts wie-
der durch neues Gewicht aufzuheben.

§. 244.

Hierbey ist auch mit anzuführen diejenige Art, so man wider die Friction derer Zapf-
fen bey denen Glocken brauchet, weil die grossen Glocken öffters 100 und mehr Centner wä-
gen, und nur auf zwey Zaffen aufruhen, die dahero sehr starck und dick seyn, und doch nur
durch blosses Treten etlicher Menschen in eine grosse Bewegung müssen gebracht werden, so
ist man auf unterschiedene Inventiones bedacht gewesen, die Arbeit und absonderlich die
Friction zu erleichtern.

Wie die Friction bey denen Glocken
zu mildern.

§. 245.

Die gemeinste und älteste Art ist Figura I. Tabula XXXII. in etwas entworffen,
und bestehet eben aus demjenigen, was Tab. XXXI. Fig. VII. absonderlich Fig. X. mit
gantz runden Scheiben gezeiget worden. Weil aber bey einer Glocke die Zapffen nicht um
und um, sondern etwa auf die Helffte beweget werden, so sind keine gantze Scheiben, sondern
nur Stücke davon, wie hier Fig. I. A B C, nöthig. D E F sind Balcken vom Glo-
cken-Stuhl, A ein starckes und dickes Eisen, doch nach Proportion der Glocken, dessen Flä-
che a b eine accurate Circkel-Fläche aus der Spitze c gezogen seyn muß, welche Spi-
tze, als hier p q, breit, auch von guten Stahl und Härte seyn soll, in einer starcken eisernen
Pfanne d instehet, die Pfanne, so an einem langen Stab Eisen stehet, muß durch die Säule
F eingelassen und wohl befestiget seyn, weil die gantze Last der Glocke darauf ruhet. Wenn
nun der Zapffen G sich beweget, so gehet dieses Eisen unter ihm fort, und der Zapffen bleibet
an einem Orte, so daß er weder sich fortwaltzen, noch im Lager rutschen darff, und hierzu
helffen auch die beyden Eisen oder Circkel-Stücke B C, welche mit ihren Circkel-runden Flä-

chen
Pars Generalis. E e

Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI.
daß ſie entweder gar nicht horizontal ſtehet, oder ſtehen bleibet, wo und wie man es verlan-
get, welches, wenn es nur von der Friction dependirte, nicht geſchehen koͤnte, auch daß eine
ſchwehr beladene Waage mehr Ausſchlag haben muß als eine leere; wiederum wenn die
Zapffen recht ſcharff, nicht der Friction, ſondern der Einrichtung der Achſen und Zapffen zu-
zumeſſen, es waͤre denn, daß die Waage runde oder ſtumpffe Zapffen, wie man noch in alten
Waagen findet, haͤtte. Daß er 28 zur Friction haben will, iſt gleichfalls nichts, weil nur
das Drittel von der einen Seite erfordert wuͤrde, welches 10 Pfund betraͤget, und daß Herr
Sturm meynet, es ſey einerley, die Gewichte ſtehen weit von der Achſe, als hier an der
Waage, oder liegen der Achſe gleich, iſt wider die Erfahrung, und weiſen ſolches die Experi-
menta
mit der VII. und VIII. Fig. Tabula XXV. auch diejenigen Experimenta,
ſo a parte deßwegen angeſtellet; auch eine Waage mit kurtzen Armen iſt lange ſo empfind-
lich nicht als eine mit langen, geſchweige wenn noch eine dicke oder runde Achſe darzu koͤmmet.

§. 243.

Zum Beſchluß der Friction habe noch dieſes einige und noͤthige erinnern wollen, daß
man nicht noͤthig hat die Friction des Drittel von der Laſt, die man zuleget, wieder durch Ge-
wichte zu erſetzen, und dieſes ſo lange, biß es nichts mehr betraͤget. Urſache, der Satz von ⅓
Ubergewichte, gruͤndet ſich bloß auf das Experiment, wie ſolches Herr Amontons am an-
gezogenen Orte erfodert, da ⅓ das andere Gewichte ſchon voͤllig in Bewegung bringet, und
alle Friction, ſo wohl der Laſt als der Zulage gaͤntzlich hebet, ohne weitern Zuſatz. Und alſo
hat man auch bey andern nichts zuzuſetzen noͤthig, oder die Friction des neuen Gewichts wie-
der durch neues Gewicht aufzuheben.

§. 244.

Hierbey iſt auch mit anzufuͤhren diejenige Art, ſo man wider die Friction derer Zapf-
fen bey denen Glocken brauchet, weil die groſſen Glocken oͤffters 100 und mehr Centner waͤ-
gen, und nur auf zwey Zaffen aufruhen, die dahero ſehr ſtarck und dick ſeyn, und doch nur
durch bloſſes Treten etlicher Menſchen in eine groſſe Bewegung muͤſſen gebracht werden, ſo
iſt man auf unterſchiedene Inventiones bedacht geweſen, die Arbeit und abſonderlich die
Friction zu erleichtern.

Wie die Friction bey denen Glocken
zu mildern.

§. 245.

Die gemeinſte und aͤlteſte Art iſt Figura I. Tabula XXXII. in etwas entworffen,
und beſtehet eben aus demjenigen, was Tab. XXXI. Fig. VII. abſonderlich Fig. X. mit
gantz runden Scheiben gezeiget worden. Weil aber bey einer Glocke die Zapffen nicht um
und um, ſondern etwa auf die Helffte beweget werden, ſo ſind keine gantze Scheiben, ſondern
nur Stuͤcke davon, wie hier Fig. I. A B C, noͤthig. D E F ſind Balcken vom Glo-
cken-Stuhl, A ein ſtarckes und dickes Eiſen, doch nach Proportion der Glocken, deſſen Flaͤ-
che a b eine accurate Circkel-Flaͤche aus der Spitze c gezogen ſeyn muß, welche Spi-
tze, als hier p q, breit, auch von guten Stahl und Haͤrte ſeyn ſoll, in einer ſtarcken eiſernen
Pfanne d inſtehet, die Pfanne, ſo an einem langen Stab Eiſen ſtehet, muß durch die Saͤule
F eingelaſſen und wohl befeſtiget ſeyn, weil die gantze Laſt der Glocke darauf ruhet. Wenn
nun der Zapffen G ſich beweget, ſo gehet dieſes Eiſen unter ihm fort, und der Zapffen bleibet
an einem Orte, ſo daß er weder ſich fortwaltzen, noch im Lager rutſchen darff, und hierzu
helffen auch die beyden Eiſen oder Circkel-Stuͤcke B C, welche mit ihren Circkel-runden Flaͤ-

chen
Pars Generalis. E e
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[109/0129] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI. daß ſie entweder gar nicht horizontal ſtehet, oder ſtehen bleibet, wo und wie man es verlan- get, welches, wenn es nur von der Friction dependirte, nicht geſchehen koͤnte, auch daß eine ſchwehr beladene Waage mehr Ausſchlag haben muß als eine leere; wiederum wenn die Zapffen recht ſcharff, nicht der Friction, ſondern der Einrichtung der Achſen und Zapffen zu- zumeſſen, es waͤre denn, daß die Waage runde oder ſtumpffe Zapffen, wie man noch in alten Waagen findet, haͤtte. Daß er 28 zur Friction haben will, iſt gleichfalls nichts, weil nur das Drittel von der einen Seite erfordert wuͤrde, welches 10 Pfund betraͤget, und daß Herr Sturm meynet, es ſey einerley, die Gewichte ſtehen weit von der Achſe, als hier an der Waage, oder liegen der Achſe gleich, iſt wider die Erfahrung, und weiſen ſolches die Experi- menta mit der VII. und VIII. Fig. Tabula XXV. auch diejenigen Experimenta, ſo a parte deßwegen angeſtellet; auch eine Waage mit kurtzen Armen iſt lange ſo empfind- lich nicht als eine mit langen, geſchweige wenn noch eine dicke oder runde Achſe darzu koͤmmet. §. 243. Zum Beſchluß der Friction habe noch dieſes einige und noͤthige erinnern wollen, daß man nicht noͤthig hat die Friction des Drittel von der Laſt, die man zuleget, wieder durch Ge- wichte zu erſetzen, und dieſes ſo lange, biß es nichts mehr betraͤget. Urſache, der Satz von ⅓ Ubergewichte, gruͤndet ſich bloß auf das Experiment, wie ſolches Herr Amontons am an- gezogenen Orte erfodert, da ⅓ das andere Gewichte ſchon voͤllig in Bewegung bringet, und alle Friction, ſo wohl der Laſt als der Zulage gaͤntzlich hebet, ohne weitern Zuſatz. Und alſo hat man auch bey andern nichts zuzuſetzen noͤthig, oder die Friction des neuen Gewichts wie- der durch neues Gewicht aufzuheben. §. 244. Hierbey iſt auch mit anzufuͤhren diejenige Art, ſo man wider die Friction derer Zapf- fen bey denen Glocken brauchet, weil die groſſen Glocken oͤffters 100 und mehr Centner waͤ- gen, und nur auf zwey Zaffen aufruhen, die dahero ſehr ſtarck und dick ſeyn, und doch nur durch bloſſes Treten etlicher Menſchen in eine groſſe Bewegung muͤſſen gebracht werden, ſo iſt man auf unterſchiedene Inventiones bedacht geweſen, die Arbeit und abſonderlich die Friction zu erleichtern. Wie die Friction bey denen Glocken zu mildern. §. 245. Die gemeinſte und aͤlteſte Art iſt Figura I. Tabula XXXII. in etwas entworffen, und beſtehet eben aus demjenigen, was Tab. XXXI. Fig. VII. abſonderlich Fig. X. mit gantz runden Scheiben gezeiget worden. Weil aber bey einer Glocke die Zapffen nicht um und um, ſondern etwa auf die Helffte beweget werden, ſo ſind keine gantze Scheiben, ſondern nur Stuͤcke davon, wie hier Fig. I. A B C, noͤthig. D E F ſind Balcken vom Glo- cken-Stuhl, A ein ſtarckes und dickes Eiſen, doch nach Proportion der Glocken, deſſen Flaͤ- che a b eine accurate Circkel-Flaͤche aus der Spitze c gezogen ſeyn muß, welche Spi- tze, als hier p q, breit, auch von guten Stahl und Haͤrte ſeyn ſoll, in einer ſtarcken eiſernen Pfanne d inſtehet, die Pfanne, ſo an einem langen Stab Eiſen ſtehet, muß durch die Saͤule F eingelaſſen und wohl befeſtiget ſeyn, weil die gantze Laſt der Glocke darauf ruhet. Wenn nun der Zapffen G ſich beweget, ſo gehet dieſes Eiſen unter ihm fort, und der Zapffen bleibet an einem Orte, ſo daß er weder ſich fortwaltzen, noch im Lager rutſchen darff, und hierzu helffen auch die beyden Eiſen oder Circkel-Stuͤcke B C, welche mit ihren Circkel-runden Flaͤ- chen Pars Generalis. E e

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/129>, abgerufen am 25.11.2024.