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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XV. von Ausrechnung der Machinen. Tab. XXIX.
§. 213.

Fig. VII. hat zwey Räder mit ihren Wellen und noch eine Kurbel, das Rad A ver-
hält sich gegen die Welle wie 1 gegen 4, das Rad B gegen seine Welle wie 1 zu 5, die Kur-
bel C gegen das Getrieb wie 1 zu 6, an der Welle D hänget eine Last von 10 Centner
oder 1100 Pfund, und wird gefraget: Wie starck die Krafft seyn muß die Last in aequili-
brio
zu erhalten? Multipliciret erstlich die Verhältniß der Machine zusammen, als C
die Kurbel 6 mit 5 des Rades B ist 30, dieses mit 4 des Rades A, macht 120, dieses di-
vidi
ret in 1100, thut 9 Pfund, so das aequilibrium zu 1100 Pfund giebet, daß also noch
nicht 10 Pfund nöthig sind.

§. 214.

Fig. VIII. zeiget ein Faß A, dessen Last 12 Centner, und soll durch einen Haspel B
aus einem Keller gezogen werden, die Höhe oder die Schrege der Treppen verhält sich wie 2
zu 3, wenn nun vier Männer dieses Faß sollen heraus ziehen, und fassen die Hebel oder Hör-
ner bey a No. 6. wie viel Krafft muß jeder anwenden? weil sich die Linie C D gegen
A D verhält wie 3 zu 2, so verhält sich auch die Last, so darauf ruhet, gegen die übrige, so
noch zu ziehen, nemlich es bleiben noch 8 Centner, dividiret das Verhältniß des Hebels 6 in
8 Centner oder 880 Pfund, macht 146, dieses mit 4 an der Zahl der Männer, thut et-
was mehr als 361/2 Pfund, so viel hat jeder Mann Krafft anzuwenden.

Allein, weil nach der Proportion der Abtheilung, die Krafft nur vermögend ist die Last
in aequilibrio zu erhalten, aber nicht zu bewegen, und also eine todte Krafft, so muß allezeit
der Krafft ein mehrers beygesetzet werden, daß sie lebendig wird, das ist, solche vermögend
machen, die Last aus ihrem Stand zu bringen. Als

Fig. I. II. biß VI. Tab. XXVIII. wird alle angehengte Krafft von 1 Pfund todt seyn
und bleiben, und die Last nicht aus ihrer Stelle heben, so lange nicht noch etwas Gewichte
darzu gethan wird, so die Krafft lebendig machet, und die Friction überwindet, und nach Be-
schaffenheit der Machine wenig oder viel seyn muß.

Als bey einer scharffen Waage, und da der Nagel nicht in der Mitte so hoch ste-
het, brauchet es nur ein klein wenig, auch öffters bey einer grossen Last, weil die Machine
simpel,
und die gantze Last nur ein wenig auf zwey fast Messer-scharffen Auflagen beweget
wird; aber bey andern Machinen, da starcke und dicke Zapffen nöthig, Zahn und Getrieb
oder auch die Flächen einander reiben und zwängen, ist der Widerstand viel grösser, und brau-
chet ein viel grösser Uber-Gewichte, die Krafft lebendig zu machen; denn ie mehr Vermögen
eine Machine durch Ubersetzen und Abwaage hat, ie weniger sie thut, und ie mehr sie Krafft
erfodert, welches aber, wie schon oben erinnert, nicht von der natürlichen Eigenschafft und
Proportion, die die Theorie lehret, entstehet, sondern von der Machine, welche in praxi
wegen ihrer Zapffen, Zähne, Poltzen, Achsen, und dergleichen, sich aneinander schliesset, rei-
bet und stemmet, und also dadurch von der Krafft raubet. Weil aber dieses einem Mecha-
nico
eine höchst-nöthige Sache ist, die er wissen muß, bißher aber wenig oder gar nichts, ab-
sonderlich in deutscher Sprache, hiervon geschrieben worden, so soll, so viel als möglich seyn
wird, hiervon Nachricht erfolgen.



Das
Pars Generalis. B b
Cap. XV. von Ausrechnung der Machinen. Tab. XXIX.
§. 213.

Fig. VII. hat zwey Raͤder mit ihren Wellen und noch eine Kurbel, das Rad A ver-
haͤlt ſich gegen die Welle wie 1 gegen 4, das Rad B gegen ſeine Welle wie 1 zu 5, die Kur-
bel C gegen das Getrieb wie 1 zu 6, an der Welle D haͤnget eine Laſt von 10 Centner
oder 1100 Pfund, und wird gefraget: Wie ſtarck die Krafft ſeyn muß die Laſt in æquili-
brio
zu erhalten? Multipliciret erſtlich die Verhaͤltniß der Machine zuſammen, als C
die Kurbel 6 mit 5 des Rades B iſt 30, dieſes mit 4 des Rades A, macht 120, dieſes di-
vidi
ret in 1100, thut 9 Pfund, ſo das æquilibrium zu 1100 Pfund giebet, daß alſo noch
nicht 10 Pfund noͤthig ſind.

§. 214.

Fig. VIII. zeiget ein Faß A, deſſen Laſt 12 Centner, und ſoll durch einen Haſpel B
aus einem Keller gezogen werden, die Hoͤhe oder die Schrege der Treppen verhaͤlt ſich wie 2
zu 3, wenn nun vier Maͤnner dieſes Faß ſollen heraus ziehen, und faſſen die Hebel oder Hoͤr-
ner bey a No. 6. wie viel Krafft muß jeder anwenden? weil ſich die Linie C D gegen
A D verhaͤlt wie 3 zu 2, ſo verhaͤlt ſich auch die Laſt, ſo darauf ruhet, gegen die uͤbrige, ſo
noch zu ziehen, nemlich es bleiben noch 8 Centner, dividiret das Verhaͤltniß des Hebels 6 in
8 Centner oder 880 Pfund, macht 146, dieſes mit 4 an der Zahl der Maͤnner, thut et-
was mehr als 36½ Pfund, ſo viel hat jeder Mann Krafft anzuwenden.

Allein, weil nach der Proportion der Abtheilung, die Krafft nur vermoͤgend iſt die Laſt
in æquilibrio zu erhalten, aber nicht zu bewegen, und alſo eine todte Krafft, ſo muß allezeit
der Krafft ein mehrers beygeſetzet werden, daß ſie lebendig wird, das iſt, ſolche vermoͤgend
machen, die Laſt aus ihrem Stand zu bringen. Als

Fig. I. II. biß VI. Tab. XXVIII. wird alle angehengte Krafft von 1 Pfund todt ſeyn
und bleiben, und die Laſt nicht aus ihrer Stelle heben, ſo lange nicht noch etwas Gewichte
darzu gethan wird, ſo die Krafft lebendig machet, und die Friction uͤberwindet, und nach Be-
ſchaffenheit der Machine wenig oder viel ſeyn muß.

Als bey einer ſcharffen Waage, und da der Nagel nicht in der Mitte ſo hoch ſte-
het, brauchet es nur ein klein wenig, auch oͤffters bey einer groſſen Laſt, weil die Machine
ſimpel,
und die gantze Laſt nur ein wenig auf zwey faſt Meſſer-ſcharffen Auflagen beweget
wird; aber bey andern Machinen, da ſtarcke und dicke Zapffen noͤthig, Zahn und Getrieb
oder auch die Flaͤchen einander reiben und zwaͤngen, iſt der Widerſtand viel groͤſſer, und brau-
chet ein viel groͤſſer Uber-Gewichte, die Krafft lebendig zu machen; denn ie mehr Vermoͤgen
eine Machine durch Uberſetzen und Abwaage hat, ie weniger ſie thut, und ie mehr ſie Krafft
erfodert, welches aber, wie ſchon oben erinnert, nicht von der natuͤrlichen Eigenſchafft und
Proportion, die die Theorie lehret, entſtehet, ſondern von der Machine, welche in praxi
wegen ihrer Zapffen, Zaͤhne, Poltzen, Achſen, und dergleichen, ſich aneinander ſchlieſſet, rei-
bet und ſtemmet, und alſo dadurch von der Krafft raubet. Weil aber dieſes einem Mecha-
nico
eine hoͤchſt-noͤthige Sache iſt, die er wiſſen muß, bißher aber wenig oder gar nichts, ab-
ſonderlich in deutſcher Sprache, hiervon geſchrieben worden, ſo ſoll, ſo viel als moͤglich ſeyn
wird, hiervon Nachricht erfolgen.



Das
Pars Generalis. B b
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[97/0117] Cap. XV. von Ausrechnung der Machinen. Tab. XXIX. §. 213. Fig. VII. hat zwey Raͤder mit ihren Wellen und noch eine Kurbel, das Rad A ver- haͤlt ſich gegen die Welle wie 1 gegen 4, das Rad B gegen ſeine Welle wie 1 zu 5, die Kur- bel C gegen das Getrieb wie 1 zu 6, an der Welle D haͤnget eine Laſt von 10 Centner oder 1100 Pfund, und wird gefraget: Wie ſtarck die Krafft ſeyn muß die Laſt in æquili- brio zu erhalten? Multipliciret erſtlich die Verhaͤltniß der Machine zuſammen, als C die Kurbel 6 mit 5 des Rades B iſt 30, dieſes mit 4 des Rades A, macht 120, dieſes di- vidiret in 1100, thut 9[FORMEL] Pfund, ſo das æquilibrium zu 1100 Pfund giebet, daß alſo noch nicht 10 Pfund noͤthig ſind. §. 214. Fig. VIII. zeiget ein Faß A, deſſen Laſt 12 Centner, und ſoll durch einen Haſpel B aus einem Keller gezogen werden, die Hoͤhe oder die Schrege der Treppen verhaͤlt ſich wie 2 zu 3, wenn nun vier Maͤnner dieſes Faß ſollen heraus ziehen, und faſſen die Hebel oder Hoͤr- ner bey a No. 6. wie viel Krafft muß jeder anwenden? weil ſich die Linie C D gegen A D verhaͤlt wie 3 zu 2, ſo verhaͤlt ſich auch die Laſt, ſo darauf ruhet, gegen die uͤbrige, ſo noch zu ziehen, nemlich es bleiben noch 8 Centner, dividiret das Verhaͤltniß des Hebels 6 in 8 Centner oder 880 Pfund, macht 146[FORMEL], dieſes mit 4 an der Zahl der Maͤnner, thut et- was mehr als 36½ Pfund, ſo viel hat jeder Mann Krafft anzuwenden. Allein, weil nach der Proportion der Abtheilung, die Krafft nur vermoͤgend iſt die Laſt in æquilibrio zu erhalten, aber nicht zu bewegen, und alſo eine todte Krafft, ſo muß allezeit der Krafft ein mehrers beygeſetzet werden, daß ſie lebendig wird, das iſt, ſolche vermoͤgend machen, die Laſt aus ihrem Stand zu bringen. Als Fig. I. II. biß VI. Tab. XXVIII. wird alle angehengte Krafft von 1 Pfund todt ſeyn und bleiben, und die Laſt nicht aus ihrer Stelle heben, ſo lange nicht noch etwas Gewichte darzu gethan wird, ſo die Krafft lebendig machet, und die Friction uͤberwindet, und nach Be- ſchaffenheit der Machine wenig oder viel ſeyn muß. Als bey einer ſcharffen Waage, und da der Nagel nicht in der Mitte ſo hoch ſte- het, brauchet es nur ein klein wenig, auch oͤffters bey einer groſſen Laſt, weil die Machine ſimpel, und die gantze Laſt nur ein wenig auf zwey faſt Meſſer-ſcharffen Auflagen beweget wird; aber bey andern Machinen, da ſtarcke und dicke Zapffen noͤthig, Zahn und Getrieb oder auch die Flaͤchen einander reiben und zwaͤngen, iſt der Widerſtand viel groͤſſer, und brau- chet ein viel groͤſſer Uber-Gewichte, die Krafft lebendig zu machen; denn ie mehr Vermoͤgen eine Machine durch Uberſetzen und Abwaage hat, ie weniger ſie thut, und ie mehr ſie Krafft erfodert, welches aber, wie ſchon oben erinnert, nicht von der natuͤrlichen Eigenſchafft und Proportion, die die Theorie lehret, entſtehet, ſondern von der Machine, welche in praxi wegen ihrer Zapffen, Zaͤhne, Poltzen, Achſen, und dergleichen, ſich aneinander ſchlieſſet, rei- bet und ſtemmet, und alſo dadurch von der Krafft raubet. Weil aber dieſes einem Mecha- nico eine hoͤchſt-noͤthige Sache iſt, die er wiſſen muß, bißher aber wenig oder gar nichts, ab- ſonderlich in deutſcher Sprache, hiervon geſchrieben worden, ſo ſoll, ſo viel als moͤglich ſeyn wird, hiervon Nachricht erfolgen. Das Pars Generalis. B b

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/117>, abgerufen am 25.11.2024.