Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Erzb. Jsarnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga.
Erzbistum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er diesem ewigen Ge-
zänke lange zusehen konte; daher ihn der Papst zum Erzbischof von Lunden er-
nante, dem lundenschen aber, Johannes Grand, das rigische Erzbistum
auftrug. Doch Johannes bedankte sich für diese unruhige Ehrenstelle, und
Jsarnus muste in Dännemark noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines
päpstlichen Legaten warten, bis die lundensche Stelle erlediget wurde.

Den heiligen Abend vor Jacobi lies dieser Gottfried den Lübeckern,
aus Dankbarkeit für ihre Bemühungen, zum Aufkommen des Ordens alle An-
stalten vorzukehren, ein gar schönes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem
den lübischen Kaufleuten zugestanden wird, auch in Kriegszeiten mit den Rus-
sen
zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis Preussen zu treiben, ohne von
den Liefländern gestöret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen sollen die
Schuldigen nach lübischem Rechte, in Stadtsachen aber durch den zeitigen Ael-
termann (Oldermannum) gerichtet werden. d)

Jsarnus kam nach Liefland, wo er 6 Tage vor Reminiscere die alten1300
obschwebenden Zwistigkeiten auf diesen Fus abthat: Der Erzbischof und der Or-
den heben die Kosten gegen einander auf. Wolmar von Rosen erhält sein
Schlos wieder. Der Orden braucht die St. Jürgenskirche zu Riga zum
Gottesdienst, nur daß niemals über 10 Brüder in der Stadt bleiben, noch viele
Bediente bey sich haben, oder öffentliche und heimliche Zusammenkünfte halten,
keine Thürme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or-
densschiffe haben durch die Brücke der Bürger freie Durchfahrt. Das ganze
Land gehöret dem Papst, und ist den Brüdern nur zur Fortpflazung des christli-
chen Glaubens verliehen; daher dürfen keine neue Zölle eingeführet werden.
Uber die Güter, so die Bürger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und
welche der Orden der Bürgerschaft zu Riga in Lief- und Curland weggenom-
men, wird der Papst den Ausspruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein
anf dem Erzbischof und seinen Nachfolgern. Bischof Heinrich von Revel,

Esger
auch in Lunden gestorben, und daselbst in hypogaeo der Kirche des H. Lauren-
tii
begraben seyn. Weil Thomas Hiärne bey den Nachrichten von den Verrichtun-
gen dieses Mannes viel widersprechendes gefunden; so ist ihm Jsarni erzbischöfliche
Würde in Riga verdächtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des
Papsts, nicht aber zum Erzbischof von Lunden machen. Doch diesem Zweifel wäre
noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in Düne-
münde,
wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmeister Gottfried gab
ihm das Geleite, und der Erzbischof unterzeichnete noch daselbst zum Abschiede das
Privilegium über Altenwogen. Was das folgende Jahr 1303 betrift, so beweiset
die päpstliche Bestätigung |des folgenden Erzbischofs Friedrichs von Benedict dem
XIten daß Jsarnus in demselben nach Lunden gegangen, um mit Johan Gran-
dis
einen Tausch zu treffen, wofür sich aber der zu Lunden bedankte: Johannes
kam endlich 1307 auf Martini des Vten Volmacht, nach dem Erzbistum Bremen.
Wer weis aber, ob nicht Jsarnus, da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem
ansehnlichen Kirchentitel eines päpstlichen Legaten, unterdessen eine und die andre Reise
in die benachbarten Länder anstellen können?
d) Die Abschrift, welche wir haben, lies Johan Tideman, Dechant, Matthäus
Richard,
Senior, und das Domkapitel zu Lübeck durch den geschwornen Notarius
Lorenz Walter am 11ten Jun. 1551 von dem weitläuftigen Original nehmen. Die
Worte des angeführten Artikels lauten so: Si praeterea inter nos, fautores et coope-
ratores nostros ex vna et Ruthenos seu Paganos ex altera vel eorum fautores con-
junctim vel diuisim subortae fuerint inimicitiae seu caussae qualescunque, ciues ta-
men Lubecenses eo non obstante cum bonis suis in nostra protectione et in sua ipso-
rum propria fortuna procedent et pergent per terras nostras et extra eas, quorsum-
cunque ipsorum fuerit voluntatis, securi prae omnibus, qui nostris obedire adstricti
sunt mandatis.
Hierauf bezogen sich die Herren Lübecker an den Kaiser Ferdinand,
als ihnen die Liefländer 1559 den Handel mit den Russen auf Narva legen wolten.
Siehe beim Chyträus S. 612.
T

Erzb. Jſarnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga.
Erzbiſtum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er dieſem ewigen Ge-
zaͤnke lange zuſehen konte; daher ihn der Papſt zum Erzbiſchof von Lunden er-
nante, dem lundenſchen aber, Johannes Grand, das rigiſche Erzbiſtum
auftrug. Doch Johannes bedankte ſich fuͤr dieſe unruhige Ehrenſtelle, und
Jſarnus muſte in Daͤnnemark noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines
paͤpſtlichen Legaten warten, bis die lundenſche Stelle erlediget wurde.

Den heiligen Abend vor Jacobi lies dieſer Gottfried den Luͤbeckern,
aus Dankbarkeit fuͤr ihre Bemuͤhungen, zum Aufkommen des Ordens alle An-
ſtalten vorzukehren, ein gar ſchoͤnes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem
den luͤbiſchen Kaufleuten zugeſtanden wird, auch in Kriegszeiten mit den Ruſ-
ſen
zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis Preuſſen zu treiben, ohne von
den Lieflaͤndern geſtoͤret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen ſollen die
Schuldigen nach luͤbiſchem Rechte, in Stadtſachen aber durch den zeitigen Ael-
termann (Oldermannum) gerichtet werden. d)

Jſarnus kam nach Liefland, wo er 6 Tage vor Reminiſcere die alten1300
obſchwebenden Zwiſtigkeiten auf dieſen Fus abthat: Der Erzbiſchof und der Or-
den heben die Koſten gegen einander auf. Wolmar von Roſen erhaͤlt ſein
Schlos wieder. Der Orden braucht die St. Juͤrgenskirche zu Riga zum
Gottesdienſt, nur daß niemals uͤber 10 Bruͤder in der Stadt bleiben, noch viele
Bediente bey ſich haben, oder oͤffentliche und heimliche Zuſammenkuͤnfte halten,
keine Thuͤrme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or-
densſchiffe haben durch die Bruͤcke der Buͤrger freie Durchfahrt. Das ganze
Land gehoͤret dem Papſt, und iſt den Bruͤdern nur zur Fortpflazung des chriſtli-
chen Glaubens verliehen; daher duͤrfen keine neue Zoͤlle eingefuͤhret werden.
Uber die Guͤter, ſo die Buͤrger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und
welche der Orden der Buͤrgerſchaft zu Riga in Lief- und Curland weggenom-
men, wird der Papſt den Ausſpruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein
anf dem Erzbiſchof und ſeinen Nachfolgern. Biſchof Heinrich von Revel,

Esger
auch in Lunden geſtorben, und daſelbſt in hypogaeo der Kirche des H. Lauren-
tii
begraben ſeyn. Weil Thomas Hiaͤrne bey den Nachrichten von den Verrichtun-
gen dieſes Mannes viel widerſprechendes gefunden; ſo iſt ihm Jſarni erzbiſchoͤfliche
Wuͤrde in Riga verdaͤchtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des
Papſts, nicht aber zum Erzbiſchof von Lunden machen. Doch dieſem Zweifel waͤre
noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in Duͤne-
muͤnde,
wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmeiſter Gottfried gab
ihm das Geleite, und der Erzbiſchof unterzeichnete noch daſelbſt zum Abſchiede das
Privilegium uͤber Altenwogen. Was das folgende Jahr 1303 betrift, ſo beweiſet
die paͤpſtliche Beſtaͤtigung |des folgenden Erzbiſchofs Friedrichs von Benedict dem
XIten daß Jſarnus in demſelben nach Lunden gegangen, um mit Johan Gran-
dis
einen Tauſch zu treffen, wofuͤr ſich aber der zu Lunden bedankte: Johannes
kam endlich 1307 auf Martini des Vten Volmacht, nach dem Erzbiſtum Bremen.
Wer weis aber, ob nicht Jſarnus, da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem
anſehnlichen Kirchentitel eines paͤpſtlichen Legaten, unterdeſſen eine und die andre Reiſe
in die benachbarten Laͤnder anſtellen koͤnnen?
d) Die Abſchrift, welche wir haben, lies Johan Tideman, Dechant, Matthaͤus
Richard,
Senior, und das Domkapitel zu Luͤbeck durch den geſchwornen Notarius
Lorenz Walter am 11ten Jun. 1551 von dem weitlaͤuftigen Original nehmen. Die
Worte des angefuͤhrten Artikels lauten ſo: Si praeterea inter nos, fautores et coope-
ratores noſtros ex vna et Ruthenos ſeu Paganos ex altera vel eorum fautores con-
junctim vel diuiſim ſubortae fuerint inimicitiae ſeu cauſſae qualescunque, ciues ta-
men Lubecenſes eo non obſtante cum bonis ſuis in noſtra protectione et in ſua ipſo-
rum propria fortuna procedent et pergent per terras noſtras et extra eas, quorſum-
cunque ipſorum fuerit voluntatis, ſecuri prae omnibus, qui noſtris obedire adſtricti
ſunt mandatis.
Hierauf bezogen ſich die Herren Luͤbecker an den Kaiſer Ferdinand,
als ihnen die Lieflaͤnder 1559 den Handel mit den Ruſſen auf Narva legen wolten.
Siehe beim Chytraͤus S. 612.
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="73"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzb. J&#x017F;arnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga.</hi></fw><lb/>
Erzbi&#x017F;tum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er die&#x017F;em ewigen Ge-<lb/>
za&#x0364;nke lange zu&#x017F;ehen konte; daher ihn der Pap&#x017F;t zum Erzbi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Lunden</hi> er-<lb/>
nante, dem <hi rendition="#fr">lunden&#x017F;chen</hi> aber, <hi rendition="#fr">Johannes Grand,</hi> das <hi rendition="#fr">rigi&#x017F;che</hi> Erzbi&#x017F;tum<lb/>
auftrug. Doch <hi rendition="#fr">Johannes</hi> bedankte &#x017F;ich fu&#x0364;r die&#x017F;e unruhige Ehren&#x017F;telle, und<lb/><hi rendition="#fr">J&#x017F;arnus</hi> mu&#x017F;te in <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nnemark</hi> noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines<lb/>
pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Legaten warten, bis die <hi rendition="#fr">lunden&#x017F;che</hi> Stelle erlediget wurde.</p><lb/>
        <p>Den heiligen Abend vor <hi rendition="#fr">Jacobi</hi> lies die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Gottfried</hi> den <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;beckern,</hi><lb/>
aus Dankbarkeit fu&#x0364;r ihre Bemu&#x0364;hungen, zum Aufkommen des Ordens alle An-<lb/>
&#x017F;talten vorzukehren, ein gar &#x017F;cho&#x0364;nes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem<lb/>
den <hi rendition="#fr">lu&#x0364;bi&#x017F;chen</hi> Kaufleuten zuge&#x017F;tanden wird, auch in Kriegszeiten mit den <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en</hi> zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis <hi rendition="#fr">Preu&#x017F;&#x017F;en</hi> zu treiben, ohne von<lb/>
den <hi rendition="#fr">Liefla&#x0364;ndern</hi> ge&#x017F;to&#x0364;ret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen &#x017F;ollen die<lb/>
Schuldigen nach <hi rendition="#fr">lu&#x0364;bi&#x017F;chem</hi> Rechte, in Stadt&#x017F;achen aber durch den zeitigen Ael-<lb/>
termann (<hi rendition="#aq">Oldermannum</hi>) gerichtet werden. <note place="foot" n="d)">Die Ab&#x017F;chrift, welche wir haben, lies <hi rendition="#fr">Johan Tideman,</hi> Dechant, <hi rendition="#fr">Mattha&#x0364;us<lb/>
Richard,</hi> Senior, und das Domkapitel zu <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;beck</hi> durch den ge&#x017F;chwornen Notarius<lb/><hi rendition="#fr">Lorenz Walter</hi> am 11ten Jun. 1551 von dem weitla&#x0364;uftigen Original nehmen. Die<lb/>
Worte des angefu&#x0364;hrten Artikels lauten &#x017F;o: <hi rendition="#aq">Si praeterea inter nos, fautores et coope-<lb/>
ratores no&#x017F;tros ex vna et <hi rendition="#i">Ruthenos</hi> &#x017F;eu Paganos ex altera vel eorum fautores con-<lb/>
junctim vel diui&#x017F;im &#x017F;ubortae fuerint inimicitiae &#x017F;eu cau&#x017F;&#x017F;ae qualescunque, ciues ta-<lb/>
men <hi rendition="#i">Lubecen&#x017F;es</hi> eo non ob&#x017F;tante cum bonis &#x017F;uis in no&#x017F;tra protectione et in &#x017F;ua ip&#x017F;o-<lb/>
rum propria fortuna procedent et pergent per terras no&#x017F;tras et extra eas, quor&#x017F;um-<lb/>
cunque ip&#x017F;orum fuerit voluntatis, &#x017F;ecuri prae omnibus, qui no&#x017F;tris obedire ad&#x017F;tricti<lb/>
&#x017F;unt mandatis.</hi> Hierauf bezogen &#x017F;ich die Herren <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;becker</hi> an den Kai&#x017F;er <hi rendition="#fr">Ferdinand,</hi><lb/>
als ihnen die <hi rendition="#fr">Liefla&#x0364;nder</hi> 1559 den Handel mit den <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> auf <hi rendition="#fr">Narva</hi> legen wolten.<lb/>
Siehe beim <hi rendition="#fr">Chytra&#x0364;us</hi> S. 612.</note></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">J&#x017F;arnus</hi> kam nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> wo er 6 Tage vor <hi rendition="#fr">Remini&#x017F;cere</hi> die alten<note place="right">1300</note><lb/>
ob&#x017F;chwebenden Zwi&#x017F;tigkeiten auf die&#x017F;en Fus abthat: Der Erzbi&#x017F;chof und der Or-<lb/>
den heben die Ko&#x017F;ten gegen einander auf. <hi rendition="#fr">Wolmar</hi> von <hi rendition="#fr">Ro&#x017F;en</hi> erha&#x0364;lt &#x017F;ein<lb/>
Schlos wieder. Der Orden braucht die St. <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;rgenskirche</hi> zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> zum<lb/>
Gottesdien&#x017F;t, nur daß niemals u&#x0364;ber 10 Bru&#x0364;der in der Stadt bleiben, noch viele<lb/>
Bediente bey &#x017F;ich haben, oder o&#x0364;ffentliche und heimliche Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nfte halten,<lb/>
keine Thu&#x0364;rme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or-<lb/>
dens&#x017F;chiffe haben durch die Bru&#x0364;cke der Bu&#x0364;rger freie Durchfahrt. Das ganze<lb/>
Land geho&#x0364;ret dem Pap&#x017F;t, und i&#x017F;t den Bru&#x0364;dern nur zur Fortpflazung des chri&#x017F;tli-<lb/>
chen Glaubens verliehen; daher du&#x0364;rfen keine neue Zo&#x0364;lle eingefu&#x0364;hret werden.<lb/>
Uber die Gu&#x0364;ter, &#x017F;o die Bu&#x0364;rger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und<lb/>
welche der Orden der Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> in <hi rendition="#fr">Lief-</hi> und <hi rendition="#fr">Curland</hi> weggenom-<lb/>
men, wird der Pap&#x017F;t den Aus&#x017F;pruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein<lb/>
anf dem Erzbi&#x017F;chof und &#x017F;einen Nachfolgern. Bi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Revel,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Esger</hi></fw><lb/><note xml:id="g85" prev="#g84" place="foot" n="c)">auch in <hi rendition="#fr">Lunden</hi> ge&#x017F;torben, und da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">in hypogaeo</hi> der Kirche des H. <hi rendition="#fr">Lauren-<lb/>
tii</hi> begraben &#x017F;eyn. Weil <hi rendition="#fr">Thomas Hia&#x0364;rne</hi> bey den Nachrichten von den Verrichtun-<lb/>
gen die&#x017F;es Mannes viel wider&#x017F;prechendes gefunden; &#x017F;o i&#x017F;t ihm <hi rendition="#fr">J&#x017F;arni</hi> erzbi&#x017F;cho&#x0364;fliche<lb/>
Wu&#x0364;rde in <hi rendition="#fr">Riga</hi> verda&#x0364;chtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des<lb/>
Pap&#x017F;ts, nicht aber zum Erzbi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Lunden</hi> machen. Doch die&#x017F;em Zweifel wa&#x0364;re<lb/>
noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in <hi rendition="#fr">Du&#x0364;ne-<lb/>
mu&#x0364;nde,</hi> wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmei&#x017F;ter <hi rendition="#fr">Gottfried</hi> gab<lb/>
ihm das <hi rendition="#fr">Geleite,</hi> und der Erzbi&#x017F;chof unterzeichnete noch da&#x017F;elb&#x017F;t zum Ab&#x017F;chiede das<lb/>
Privilegium u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Altenwogen.</hi> Was das folgende Jahr 1303 betrift, &#x017F;o bewei&#x017F;et<lb/>
die pa&#x0364;p&#x017F;tliche Be&#x017F;ta&#x0364;tigung |des folgenden Erzbi&#x017F;chofs <hi rendition="#fr">Friedrichs</hi> von <hi rendition="#fr">Benedict</hi> dem<lb/><hi rendition="#aq">XI</hi>ten daß <hi rendition="#fr">J&#x017F;arnus</hi> in dem&#x017F;elben nach <hi rendition="#fr">Lunden</hi> gegangen, um mit <hi rendition="#fr">Johan Gran-<lb/>
dis</hi> einen Tau&#x017F;ch zu treffen, wofu&#x0364;r &#x017F;ich aber der zu <hi rendition="#fr">Lunden</hi> bedankte: <hi rendition="#fr">Johannes</hi><lb/>
kam endlich 1307 auf <hi rendition="#fr">Martini</hi> des <hi rendition="#aq">V</hi>ten Volmacht, nach dem Erzbi&#x017F;tum <hi rendition="#fr">Bremen.</hi><lb/>
Wer weis aber, ob nicht <hi rendition="#fr">J&#x017F;arnus,</hi> da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem<lb/>
an&#x017F;ehnlichen Kirchentitel eines pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Legaten, unterde&#x017F;&#x017F;en eine und die andre Rei&#x017F;e<lb/>
in die benachbarten La&#x0364;nder an&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen?</note><lb/><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0091] Erzb. Jſarnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga. Erzbiſtum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er dieſem ewigen Ge- zaͤnke lange zuſehen konte; daher ihn der Papſt zum Erzbiſchof von Lunden er- nante, dem lundenſchen aber, Johannes Grand, das rigiſche Erzbiſtum auftrug. Doch Johannes bedankte ſich fuͤr dieſe unruhige Ehrenſtelle, und Jſarnus muſte in Daͤnnemark noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines paͤpſtlichen Legaten warten, bis die lundenſche Stelle erlediget wurde. Den heiligen Abend vor Jacobi lies dieſer Gottfried den Luͤbeckern, aus Dankbarkeit fuͤr ihre Bemuͤhungen, zum Aufkommen des Ordens alle An- ſtalten vorzukehren, ein gar ſchoͤnes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem den luͤbiſchen Kaufleuten zugeſtanden wird, auch in Kriegszeiten mit den Ruſ- ſen zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis Preuſſen zu treiben, ohne von den Lieflaͤndern geſtoͤret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen ſollen die Schuldigen nach luͤbiſchem Rechte, in Stadtſachen aber durch den zeitigen Ael- termann (Oldermannum) gerichtet werden. d) Jſarnus kam nach Liefland, wo er 6 Tage vor Reminiſcere die alten obſchwebenden Zwiſtigkeiten auf dieſen Fus abthat: Der Erzbiſchof und der Or- den heben die Koſten gegen einander auf. Wolmar von Roſen erhaͤlt ſein Schlos wieder. Der Orden braucht die St. Juͤrgenskirche zu Riga zum Gottesdienſt, nur daß niemals uͤber 10 Bruͤder in der Stadt bleiben, noch viele Bediente bey ſich haben, oder oͤffentliche und heimliche Zuſammenkuͤnfte halten, keine Thuͤrme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or- densſchiffe haben durch die Bruͤcke der Buͤrger freie Durchfahrt. Das ganze Land gehoͤret dem Papſt, und iſt den Bruͤdern nur zur Fortpflazung des chriſtli- chen Glaubens verliehen; daher duͤrfen keine neue Zoͤlle eingefuͤhret werden. Uber die Guͤter, ſo die Buͤrger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und welche der Orden der Buͤrgerſchaft zu Riga in Lief- und Curland weggenom- men, wird der Papſt den Ausſpruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein anf dem Erzbiſchof und ſeinen Nachfolgern. Biſchof Heinrich von Revel, Esger c) 1300 d) Die Abſchrift, welche wir haben, lies Johan Tideman, Dechant, Matthaͤus Richard, Senior, und das Domkapitel zu Luͤbeck durch den geſchwornen Notarius Lorenz Walter am 11ten Jun. 1551 von dem weitlaͤuftigen Original nehmen. Die Worte des angefuͤhrten Artikels lauten ſo: Si praeterea inter nos, fautores et coope- ratores noſtros ex vna et Ruthenos ſeu Paganos ex altera vel eorum fautores con- junctim vel diuiſim ſubortae fuerint inimicitiae ſeu cauſſae qualescunque, ciues ta- men Lubecenſes eo non obſtante cum bonis ſuis in noſtra protectione et in ſua ipſo- rum propria fortuna procedent et pergent per terras noſtras et extra eas, quorſum- cunque ipſorum fuerit voluntatis, ſecuri prae omnibus, qui noſtris obedire adſtricti ſunt mandatis. Hierauf bezogen ſich die Herren Luͤbecker an den Kaiſer Ferdinand, als ihnen die Lieflaͤnder 1559 den Handel mit den Ruſſen auf Narva legen wolten. Siehe beim Chytraͤus S. 612. c) auch in Lunden geſtorben, und daſelbſt in hypogaeo der Kirche des H. Lauren- tii begraben ſeyn. Weil Thomas Hiaͤrne bey den Nachrichten von den Verrichtun- gen dieſes Mannes viel widerſprechendes gefunden; ſo iſt ihm Jſarni erzbiſchoͤfliche Wuͤrde in Riga verdaͤchtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des Papſts, nicht aber zum Erzbiſchof von Lunden machen. Doch dieſem Zweifel waͤre noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in Duͤne- muͤnde, wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmeiſter Gottfried gab ihm das Geleite, und der Erzbiſchof unterzeichnete noch daſelbſt zum Abſchiede das Privilegium uͤber Altenwogen. Was das folgende Jahr 1303 betrift, ſo beweiſet die paͤpſtliche Beſtaͤtigung |des folgenden Erzbiſchofs Friedrichs von Benedict dem XIten daß Jſarnus in demſelben nach Lunden gegangen, um mit Johan Gran- dis einen Tauſch zu treffen, wofuͤr ſich aber der zu Lunden bedankte: Johannes kam endlich 1307 auf Martini des Vten Volmacht, nach dem Erzbiſtum Bremen. Wer weis aber, ob nicht Jſarnus, da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem anſehnlichen Kirchentitel eines paͤpſtlichen Legaten, unterdeſſen eine und die andre Reiſe in die benachbarten Laͤnder anſtellen koͤnnen? T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/91
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/91>, abgerufen am 02.05.2024.