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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung Hermans Balcke.
lich, und erlegte ihrer in einem Treffen bey Jsebursky, 2 Meilen von Pit-1243
schuer, 600 Mann, verband sich hierauf mit dem dörptischen Bischof, rück-
te vor die Stadt Pleskow, und versahe sie mit guter Besatzung, weil der rus-
sische
Czaar Gerpold kapituliret hatte und mit seiner Besatzung abgezogen war.
Albert der Abt berichtet, daß Graf Adolph von Holstein den Liefländern
damals mit einer ziemlichen Macht beigestanden habe.

Des Alters und der Ruhe halben begab sich dieser Meister nach Deutsch-
land,
wo er 2 Jahr nachher gestorben und begraben worden e).



Der
Das Jus prouinciale Liuonic. lib. III, c. 26 schätzet einen besetzten Haken Landes auf
200 Ruthen.
Der Herr Revisor Rosenberg bezeuget 1744, daß einem Bauer, der ein Viertelhä-
ker heisse, gemeiniglich eine Stelle von 15 Lof rigisch an Aussaat angewiesen werde.
Von 1683 und in folgenden Jahren sey eine Tonne Landes von 2 Lof rigisch zu 14000
schwedischen Ellen, die 350 Quadratruthen rheinländisch betragen, jede Ruthe
zu 611 schwedischen Ellen gerechnet: Bey der Stadt Riga bediene man sich des
rheinländischen Maasses zur Ausrechnung der Haus- und Gartenplätze, welches auch
oft bey Landmessungen zur Parallele der schwedischen Ellen gebrauchet werde.
Allen diesen Ungewisheiten abzuhelfen, hat die hohe Krone die Abgaben der
Güter nicht nach der Hakenzahl, sondern nach ihren Einkünften und Vortheilen be-
stimmet, weil nicht alle Güter nach der Anzahl ihrer Haken dieselben auch besetzt
haben.
e) Der preußische Mönch Simon Grunow, Predigerordens, setzt seinen Todestag
ins Jahr 1238, und giebt das damals noch nicht angelegte Zantir zu seinem Begräbnis-
ort an; worin ihm Schurzfleisch ein doppeltes Versehen Schuld giebt. Wir fol-
gen dem Duisburger S. 61 und 114, nach dessen Zeugnis Balcke nicht völlig 6 Jahr
Meister gewesen. Unsre Geschichtschreiber wissen von seiner Abdankung nichts, und
verwechseln also sein Abschiedsjahr 1243 mit dem Jahre seines Todes, den fast alle ins
Jahr 1245 setzen. Jndessen ist man nicht in Abrede, daß dieses Meisters Regierung
gemeiniglich noch gar zu lang angegeben werde, da selbst manche preußische Schrift-
steller von ihm nichts wissen wollen, sondern Diedrich von Grüneck zum ersten
Meister angeben. Unsre Documente zeigen uns einen Meister von Liefland, Namens An-
dreas
von Velven oder Nötken, der sich lange Zeit mit den abtrünnig gewordenen
Oeselern herum getummelt, und im Jahr 1241 mit ihnen einen Vergleich errichtet,
den wir bey diesem Jahre beigebracht. Den preußischen Ordensherren standen die
Beschwerden in Liefland nicht wol an, daher sie bald wieder nach Hause giengen oder
die Ruhe suchten. Vielleicht waren sie den Liefländern selbst nicht angenehm, die
der alten Freiheit gewohnt waren, und gerne Vorsteher aus ihrem Mittel hatten.
Daß aber dieser Andreas von Velven nicht Promagister oder Vicemeister, sondern
wirklicher Ordensmeister gewesen, bezeuget ein andrer Vergleich von 27 Aug. 1255, in
welchem Andreas von Stuckland den Oeselern ihre Freiheit vermehret, um diese
armen Leute nicht zur Verzweifelung zu bringen, sondern ihnen das Christenthum er-
träglich zu machen. Er beziehet sich ganz ausdrücklich auf den Vertrag, der von sei-
nem Vorfahren, Magistro Andrea Domus St. Mariae Teutonicorum in Riga, mit
den Oeselern gestiftet sey: und damit sich diese Aufrürer nicht wieder an der heil. Ma-
ria
versündigen möchten, so begnadiget er sie mit 7 Artikeln, und darunter auch mit
dem Erbschaftsrechte; daß, wo sich jemand, auf Eingebung des Teufels, die Kehle abge-
schnitten, die Erben nicht mehr um des Selbstmörders Verlassenschaft kommen, noch
die Erbschaft dem Landesherrn zufallen, sondern den nechsten Verwandten zu Theil wer-
den solle, die auch alle so gleich ihr Recht vor Gericht erhalten sollen. Für diese Wohl-
that müssen sie dem Orden im Winter zu Pferde und im Sommer mit Schiffen wi-
der die Feinde dienen. Ausser denen liefländischen Comturen, zu welchen auch der
Comtur zur Memelburg, Bernhard, und ein Vogt, Ludwig Balcke, gerechnet wird,
sind bey dieser Handlung viele oeselsche Bauren gegenwärtig gewesen, deren Aeltesten
sich unterzeichnet Ylle, Culle, Emme, Murhedene, Tawete, Valde, Mese-
te, Cake.
Diese Leute haben ein unkentlich Siegel in weis Wachs darunter gedruckt,
von welchem nur die Umschrift: Osilianorum munimentum zu kennen.
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Biſch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung Hermans Balcke.
lich, und erlegte ihrer in einem Treffen bey Jſebursky, 2 Meilen von Pit-1243
ſchuer, 600 Mann, verband ſich hierauf mit dem doͤrptiſchen Biſchof, ruͤck-
te vor die Stadt Pleskow, und verſahe ſie mit guter Beſatzung, weil der ruſ-
ſiſche
Czaar Gerpold kapituliret hatte und mit ſeiner Beſatzung abgezogen war.
Albert der Abt berichtet, daß Graf Adolph von Holſtein den Lieflaͤndern
damals mit einer ziemlichen Macht beigeſtanden habe.

Des Alters und der Ruhe halben begab ſich dieſer Meiſter nach Deutſch-
land,
wo er 2 Jahr nachher geſtorben und begraben worden e).



Der
Das Jus prouinciale Liuonic. lib. III, c. 26 ſchaͤtzet einen beſetzten Haken Landes auf
200 Ruthen.
Der Herr Reviſor Roſenberg bezeuget 1744, daß einem Bauer, der ein Viertelhaͤ-
ker heiſſe, gemeiniglich eine Stelle von 15 Lof rigiſch an Ausſaat angewieſen werde.
Von 1683 und in folgenden Jahren ſey eine Tonne Landes von 2 Lof rigiſch zu 14000
ſchwediſchen Ellen, die 350 Quadratruthen rheinlaͤndiſch betragen, jede Ruthe
zu 611 ſchwediſchen Ellen gerechnet: Bey der Stadt Riga bediene man ſich des
rheinlaͤndiſchen Maaſſes zur Ausrechnung der Haus- und Gartenplaͤtze, welches auch
oft bey Landmeſſungen zur Parallele der ſchwediſchen Ellen gebrauchet werde.
Allen dieſen Ungewisheiten abzuhelfen, hat die hohe Krone die Abgaben der
Guͤter nicht nach der Hakenzahl, ſondern nach ihren Einkuͤnften und Vortheilen be-
ſtimmet, weil nicht alle Guͤter nach der Anzahl ihrer Haken dieſelben auch beſetzt
haben.
e) Der preußiſche Moͤnch Simon Grunow, Predigerordens, ſetzt ſeinen Todestag
ins Jahr 1238, und giebt das damals noch nicht angelegte Zantir zu ſeinem Begraͤbnis-
ort an; worin ihm Schurzfleiſch ein doppeltes Verſehen Schuld giebt. Wir fol-
gen dem Duisburger S. 61 und 114, nach deſſen Zeugnis Balcke nicht voͤllig 6 Jahr
Meiſter geweſen. Unſre Geſchichtſchreiber wiſſen von ſeiner Abdankung nichts, und
verwechſeln alſo ſein Abſchiedsjahr 1243 mit dem Jahre ſeines Todes, den faſt alle ins
Jahr 1245 ſetzen. Jndeſſen iſt man nicht in Abrede, daß dieſes Meiſters Regierung
gemeiniglich noch gar zu lang angegeben werde, da ſelbſt manche preußiſche Schrift-
ſteller von ihm nichts wiſſen wollen, ſondern Diedrich von Gruͤneck zum erſten
Meiſter angeben. Unſre Documente zeigen uns einen Meiſter von Liefland, Namens An-
dreas
von Velven oder Noͤtken, der ſich lange Zeit mit den abtruͤnnig gewordenen
Oeſelern herum getummelt, und im Jahr 1241 mit ihnen einen Vergleich errichtet,
den wir bey dieſem Jahre beigebracht. Den preußiſchen Ordensherren ſtanden die
Beſchwerden in Liefland nicht wol an, daher ſie bald wieder nach Hauſe giengen oder
die Ruhe ſuchten. Vielleicht waren ſie den Lieflaͤndern ſelbſt nicht angenehm, die
der alten Freiheit gewohnt waren, und gerne Vorſteher aus ihrem Mittel hatten.
Daß aber dieſer Andreas von Velven nicht Promagiſter oder Vicemeiſter, ſondern
wirklicher Ordensmeiſter geweſen, bezeuget ein andrer Vergleich von 27 Aug. 1255, in
welchem Andreas von Stuckland den Oeſelern ihre Freiheit vermehret, um dieſe
armen Leute nicht zur Verzweifelung zu bringen, ſondern ihnen das Chriſtenthum er-
traͤglich zu machen. Er beziehet ſich ganz ausdruͤcklich auf den Vertrag, der von ſei-
nem Vorfahren, Magiſtro Andrea Domus St. Mariae Teutonicorum in Riga, mit
den Oeſelern geſtiftet ſey: und damit ſich dieſe Aufruͤrer nicht wieder an der heil. Ma-
ria
verſuͤndigen moͤchten, ſo begnadiget er ſie mit 7 Artikeln, und darunter auch mit
dem Erbſchaftsrechte; daß, wo ſich jemand, auf Eingebung des Teufels, die Kehle abge-
ſchnitten, die Erben nicht mehr um des Selbſtmoͤrders Verlaſſenſchaft kommen, noch
die Erbſchaft dem Landesherrn zufallen, ſondern den nechſten Verwandten zu Theil wer-
den ſolle, die auch alle ſo gleich ihr Recht vor Gericht erhalten ſollen. Fuͤr dieſe Wohl-
that muͤſſen ſie dem Orden im Winter zu Pferde und im Sommer mit Schiffen wi-
der die Feinde dienen. Auſſer denen lieflaͤndiſchen Comturen, zu welchen auch der
Comtur zur Memelburg, Bernhard, und ein Vogt, Ludwig Balcke, gerechnet wird,
ſind bey dieſer Handlung viele oeſelſche Bauren gegenwaͤrtig geweſen, deren Aelteſten
ſich unterzeichnet Ylle, Culle, Emme, Murhedene, Tawete, Valde, Meſe-
te, Cake.
Dieſe Leute haben ein unkentlich Siegel in weis Wachs darunter gedruckt,
von welchem nur die Umſchrift: Oſilianorum munimentum zu kennen.
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/63>, abgerufen am 23.11.2024.