[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1237ritter. Die beiden Liefländer traten hierauf ins Audienzzimmer, und erhieltenvom Papst das Jawort, welcher sie auch vor seinem Stuhl niederknieen hies. Er ertheilte ihnen Vergebung aller ihrer Sünden, sprach sie von dem Eid und den Regeln ihres Ordens los, ermahnte sie zur|Tapferkeit und ertheilte ihnen nebst den neuen Ordensregeln den päpstl. Segen mit der Jnvestitur. Sie legten ihre vorigen Mäntel mit dem Schwerdte ab, und liessen sich die neuen weissen mit dem schwarzen Kreuz umhängen. Die Liefländer wechselten anfänglich einige Wor- te mit dem Kämmerling, welcher die Ceremonien verrichtete, und wolten die al- ten Mäntel mit nach Hause nehmen. Allein der päpstl. Marschal bedeutete den Bruder Gerlach, daß sie dem Kämmerling mit Rechte verfallen wären, daß er also seinen geliebten Mantel fahren lassen muste. Nach volbrachter Jnvestitur begleiteten die neu aufgenommenen Ritter den Der Hochmeister fertigte diesen Herman und Gerlach gleich an den Vi- Nachdem der Hochmeister in Marpurg angekommen, brachte er ein Ka- a) Die Stiftung des marianer oder deutschen Ordens setzt man am richtigsten in das Jahr 1191, da Heinrich Walpot nach Eroberung der Stadt Akers im gelobten Lan- de 31 Brüder annahm, welche der Kranken in Hospitälern pflegen solten, daher sie auch Hospitalarii hiessen. Sie musten auch die Christen gegen die Feinde des Kreuzes mit dem Schwerdte schützen. Sie lebten unter der Regel Augustini und waren ver- bun- b) Da wegen des Jahrs der Ordensvereinigung viel Ungewisheit bey den Geschichtschreibern herrscht auch selbst die beiden Manuscripte*) von den Herrnmeistern eine unrichtige Jahr- zahl anführen, so wird es dem Leser nicht misfallen, wenn wir die ganze Urkunde davon bei- bringen, die vom Jahr 1237 unterzeichnet ist; dahingegen Nauclerus Vol. III, gen. XLII, das Jahr 1239 unrichtig annimt. Die lateinische Bestätigungsacte dieser Ordensvereinigung findet man beim Raynald um dieses Jahr §. 64 sqq. libr. II, ep. 64, davon wir hier die Uebersetzung mittheilen. Gregorius etc. denen Bischöffen von Riga, Dörpt, und Oesel etc. Nachdem der angenehme Geruch unsers geliebten Sohns des Hochmeisters, und der deut- schen Brüder der heil. Maria, sich über die Gegenden der Erden ausgebreitet, so ists der Gnade des Erlösers zuzuschreiben, daß selbiger bey dem apostolischen Stule nicht weniger werth, als bey der Menge gläubiger Völker beliebt ist. Dis ist die Ursache, warum unser lieber Sohn, der Gebietiger (Präceptor) und die Brüder der Ritter- schaft Christi aus Liefland, als sie aus deutlichen Proben oberwehnter Hospitalgeselschaft vielfältigen Eifer gegen die Tugenden ersehen, zu mehrern malen, wie uns berichtet worden, durch Botschaften und ausdrückliche Briefe diesen Hochmeister herzlich und ange- *) Dis sind die beiden Handschriften, welche wir bereits mehrmals angefüret haben. Sie haben wunder- liche Namen und Jahre. Die eine hat Meister Joh. Bülow 1525 geschrieben. Die andre fängt mit der Entdeckung des Landes 1160 an, und geht bis 1558, wobey die im Lande geschrie- bene Rechte, das alte Landrecht und rigische Stadtrecht angehänget sind. Die ersten Stellen er- weisen gleich ihre Unbrauchbarkeit. Wyne oder Wynrich regierte 1235. Jhm folget Wolquin 1253, diesem succediret Hermann Falko 1268. Verdienen solche Papiere wol den schönen Titel der Herrmeisterlichen Chroniken? *) Sonst hat fich dieses Jahr, durch den grausamen Abfal der Finnen in Tavast, merkwürdig gemacht. Raynald führt davon des Papsts Gregorius des IXten Brief an den Erzbischof von Upsala an, den er ermahnet, die Catholischen im Reich und den benachbarten Jnseln gegen diese wil- den Schweine, die den Weinberg GOttes durchwühlten, aufzubieten. Die Tavaster werden beschuldiget, daß sie die Kinder nach der Taufe geschlachtet, denen Erwachsenen das Eingeweide ausgerissen, sie den Götzen geopfert, andre um die abgöttischen Bäume herumgetrieben, bis ih- nen die Seele drüber ausgefahren, etlichen Priestern die Augen ausgestochen, einigen Hände und Glieder zerstümmelt, andre mit Stroh umwunden, und so angezündet. Dieser Abfal gab Ge- legenheit, daß Birger Jerl der IIte im Jahr 1250 mit einem Heer hinzog und Tavasthus er- bauete. Das päpstl. Schreiben ist vom 9ten September 1237 unterzeichnet. K 2
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1237ritter. Die beiden Lieflaͤnder traten hierauf ins Audienzzimmer, und erhieltenvom Papſt das Jawort, welcher ſie auch vor ſeinem Stuhl niederknieen hies. Er ertheilte ihnen Vergebung aller ihrer Suͤnden, ſprach ſie von dem Eid und den Regeln ihres Ordens los, ermahnte ſie zur|Tapferkeit und ertheilte ihnen nebſt den neuen Ordensregeln den paͤpſtl. Segen mit der Jnveſtitur. Sie legten ihre vorigen Maͤntel mit dem Schwerdte ab, und lieſſen ſich die neuen weiſſen mit dem ſchwarzen Kreuz umhaͤngen. Die Lieflaͤnder wechſelten anfaͤnglich einige Wor- te mit dem Kaͤmmerling, welcher die Ceremonien verrichtete, und wolten die al- ten Maͤntel mit nach Hauſe nehmen. Allein der paͤpſtl. Marſchal bedeutete den Bruder Gerlach, daß ſie dem Kaͤmmerling mit Rechte verfallen waͤren, daß er alſo ſeinen geliebten Mantel fahren laſſen muſte. Nach volbrachter Jnveſtitur begleiteten die neu aufgenommenen Ritter den Der Hochmeiſter fertigte dieſen Herman und Gerlach gleich an den Vi- Nachdem der Hochmeiſter in Marpurg angekommen, brachte er ein Ka- a) Die Stiftung des marianer oder deutſchen Ordens ſetzt man am richtigſten in das Jahr 1191, da Heinrich Walpot nach Eroberung der Stadt Akers im gelobten Lan- de 31 Bruͤder annahm, welche der Kranken in Hoſpitaͤlern pflegen ſolten, daher ſie auch Hoſpitalarii hieſſen. Sie muſten auch die Chriſten gegen die Feinde des Kreuzes mit dem Schwerdte ſchuͤtzen. Sie lebten unter der Regel Auguſtini und waren ver- bun- b) Da wegen des Jahrs der Ordensvereinigung viel Ungewisheit bey den Geſchichtſchreibern herrſcht auch ſelbſt die beiden Manuſcripte*) von den Herrnmeiſtern eine unrichtige Jahr- zahl anfuͤhren, ſo wird es dem Leſer nicht misfallen, wenn wir die ganze Urkunde davon bei- bringen, die vom Jahr 1237 unterzeichnet iſt; dahingegen Nauclerus Vol. III, gen. XLII, das Jahr 1239 unrichtig annimt. Die lateiniſche Beſtaͤtigungsacte dieſer Ordensvereinigung findet man beim Raynald um dieſes Jahr §. 64 ſqq. libr. II, ep. 64, davon wir hier die Ueberſetzung mittheilen. Gregorius ꝛc. denen Biſchoͤffen von Riga, Doͤrpt, und Oeſel ꝛc. Nachdem der angenehme Geruch unſers geliebten Sohns des Hochmeiſters, und der deut- ſchen Bruͤder der heil. Maria, ſich uͤber die Gegenden der Erden ausgebreitet, ſo iſts der Gnade des Erloͤſers zuzuſchreiben, daß ſelbiger bey dem apoſtoliſchen Stule nicht weniger werth, als bey der Menge glaͤubiger Voͤlker beliebt iſt. Dis iſt die Urſache, warum unſer lieber Sohn, der Gebietiger (Praͤceptor) und die Bruͤder der Ritter- ſchaft Chriſti aus Liefland, als ſie aus deutlichen Proben oberwehnter Hoſpitalgeſelſchaft vielfaͤltigen Eifer gegen die Tugenden erſehen, zu mehrern malen, wie uns berichtet worden, durch Botſchaften und ausdruͤckliche Briefe dieſen Hochmeiſter herzlich und ange- *) Dis ſind die beiden Handſchriften, welche wir bereits mehrmals angefuͤret haben. Sie haben wunder- liche Namen und Jahre. Die eine hat Meiſter Joh. Buͤlow 1525 geſchrieben. Die andre faͤngt mit der Entdeckung des Landes 1160 an, und geht bis 1558, wobey die im Lande geſchrie- bene Rechte, das alte Landrecht und rigiſche Stadtrecht angehaͤnget ſind. Die erſten Stellen er- weiſen gleich ihre Unbrauchbarkeit. Wyne oder Wynrich regierte 1235. Jhm folget Wolquin 1253, dieſem ſuccediret Hermann Falko 1268. Verdienen ſolche Papiere wol den ſchoͤnen Titel der Herrmeiſterlichen Chroniken? *) Sonſt hat fich dieſes Jahr, durch den grauſamen Abfal der Finnen in Tavaſt, merkwuͤrdig gemacht. Raynald fuͤhrt davon des Papſts Gregorius des IXten Brief an den Erzbiſchof von Upſala an, den er ermahnet, die Catholiſchen im Reich und den benachbarten Jnſeln gegen dieſe wil- den Schweine, die den Weinberg GOttes durchwuͤhlten, aufzubieten. Die Tavaſter werden beſchuldiget, daß ſie die Kinder nach der Taufe geſchlachtet, denen Erwachſenen das Eingeweide ausgeriſſen, ſie den Goͤtzen geopfert, andre um die abgoͤttiſchen Baͤume herumgetrieben, bis ih- nen die Seele druͤber ausgefahren, etlichen Prieſtern die Augen ausgeſtochen, einigen Haͤnde und Glieder zerſtuͤmmelt, andre mit Stroh umwunden, und ſo angezuͤndet. Dieſer Abfal gab Ge- legenheit, daß Birger Jerl der IIte im Jahr 1250 mit einem Heer hinzog und Tavaſthus er- bauete. Das paͤpſtl. Schreiben iſt vom 9ten September 1237 unterzeichnet. K 2
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Die erſten Stellen er-<lb/> weiſen gleich ihre Unbrauchbarkeit. <hi rendition="#fr">Wyne</hi> oder <hi rendition="#fr">Wynrich</hi> regierte 1235. Jhm folget <hi rendition="#fr">Wolquin</hi><lb/> 1253, dieſem ſuccediret <hi rendition="#fr">Hermann Falko</hi> 1268. Verdienen ſolche Papiere wol den ſchoͤnen Titel<lb/> der Herrmeiſterlichen Chroniken?</note> von den Herrnmeiſtern eine unrichtige Jahr-<lb/> zahl anfuͤhren, ſo wird es dem Leſer nicht misfallen, wenn wir die ganze Urkunde davon bei-<lb/> bringen, die vom Jahr 1237 unterzeichnet iſt; dahingegen <hi rendition="#fr">Nauclerus</hi> <hi rendition="#aq">Vol. III, gen. XLII,</hi><lb/> das Jahr 1239 unrichtig annimt.<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die lateiniſche Beſtaͤtigungsacte dieſer Ordensvereinigung findet man<lb/> beim Raynald</hi> um dieſes Jahr §. 64 <hi rendition="#aq">ſqq. libr. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
ritter. Die beiden Lieflaͤnder traten hierauf ins Audienzzimmer, und erhielten
vom Papſt das Jawort, welcher ſie auch vor ſeinem Stuhl niederknieen hies.
Er ertheilte ihnen Vergebung aller ihrer Suͤnden, ſprach ſie von dem Eid und
den Regeln ihres Ordens los, ermahnte ſie zur|Tapferkeit und ertheilte ihnen nebſt
den neuen Ordensregeln den paͤpſtl. Segen mit der Jnveſtitur. Sie legten ihre
vorigen Maͤntel mit dem Schwerdte ab, und lieſſen ſich die neuen weiſſen mit dem
ſchwarzen Kreuz umhaͤngen. Die Lieflaͤnder wechſelten anfaͤnglich einige Wor-
te mit dem Kaͤmmerling, welcher die Ceremonien verrichtete, und wolten die al-
ten Maͤntel mit nach Hauſe nehmen. Allein der paͤpſtl. Marſchal bedeutete den
Bruder Gerlach, daß ſie dem Kaͤmmerling mit Rechte verfallen waͤren, daß er
alſo ſeinen geliebten Mantel fahren laſſen muſte.
1237
Nach volbrachter Jnveſtitur begleiteten die neu aufgenommenen Ritter den
Hochmeiſter nach Hauſe, und erhielten des Papſts Befehle, welcher fuͤr gut ange-
ſehen, daß die Lieflaͤnder Revel an Daͤnnemark wieder abtreten, dagegen
aber die Unkoſten ausgezahlt bekommen ſolten, die ſie darauf gewandt, die aufruͤ-
rigen Eſten aus Revel zu vertreiben. Dieſes Anmuthen war fuͤr die Lieflaͤn-
der ein Donnerſchlag. Der Abgeordnete und neue Ordensbruder Gerlach,
ſchlug fuͤr Eifer an die Bruſt, und brach gegen den deutſchen Ordensbruder,
Herman von Heldrungen in die Worte aus: Waͤre es nicht geſchehen,
es geſchaͤhe nun und nimmermehr, das ſage ich, warlich! Doch es
ſtund nicht mehr zu aͤndern, und die Abgeordneten muſten wieder Willen mit
des Hochmeiſters Erklaͤrung zu frieden ſeyn.
Der Hochmeiſter fertigte dieſen Herman und Gerlach gleich an den Vi-
cemeiſter Ludwig nach Marpurg ab, mit Befehl, in der Eil 60 Ritter zu weh-
len, und die Stellen der erſchlagenen in Liefland damit zu beſetzen. Er ſelbſt
reiſete mit Joh. von Meydeburg an den kaiſerl. Hof Friedrichs und ſtattete
von ſeiner wohl abgelaufenen Verrichtung Bericht ab, wo ihm der Kaiſer 60 Mk.
Goldes, oder nach Waiſſeln 1500 Mk. mit gab, um ſelbige den lieflaͤndi-
ſchen Ordensbruͤdern zur Beiſteuer zu verehren.
Nachdem der Hochmeiſter in Marpurg angekommen, brachte er ein Ka-
pitel zuſammen und machte Anſtalt, die erwehlten 60 Ritter mit einer andern
Anzahl Reuterey nach Liefland abzufertigen, ernante auch Dietrich von Gruͤ-
ningen zum Meiſter von Liefland. Als aber das Kapitel vorſtelte, daß es
nicht rathſam ſey, ſolchen tapfern und verſuchten Maͤnnern in Liefland einen ſo
jungen Ritter zum Haupte zu geben; ſo bedachte er ſich anders, und ernante an
deſſen ſtat Herman Balken, ein altes redliches und beruͤhmtes Mitglied des
deutſchen Ordens, der ſchon vorher in Preuſſen Landmeiſter oder Proviſor
des Ordens geweſen, und welcher alſo der dritte unter den Ordensmeiſtern in
Liefland, vom deutſchen Orden aber der erſte iſt a)Und damit ward die
Jncorporationsacte volzogen b) *).
a) Die Stiftung des marianer oder deutſchen Ordens ſetzt man am richtigſten in das
Jahr 1191, da Heinrich Walpot nach Eroberung der Stadt Akers im gelobten Lan-
de 31 Bruͤder annahm, welche der Kranken in Hoſpitaͤlern pflegen ſolten, daher ſie
auch Hoſpitalarii hieſſen. Sie muſten auch die Chriſten gegen die Feinde des Kreuzes
mit dem Schwerdte ſchuͤtzen. Sie lebten unter der Regel Auguſtini und waren ver-
bun-
b) Da wegen des Jahrs der Ordensvereinigung viel Ungewisheit bey den Geſchichtſchreibern
herrſcht auch ſelbſt die beiden Manuſcripte *) von den Herrnmeiſtern eine unrichtige Jahr-
zahl anfuͤhren, ſo wird es dem Leſer nicht misfallen, wenn wir die ganze Urkunde davon bei-
bringen, die vom Jahr 1237 unterzeichnet iſt; dahingegen Nauclerus Vol. III, gen. XLII,
das Jahr 1239 unrichtig annimt.
Die lateiniſche Beſtaͤtigungsacte dieſer Ordensvereinigung findet man
beim Raynald um dieſes Jahr §. 64 ſqq. libr. II, ep. 64, davon wir
hier die Ueberſetzung mittheilen.
Gregorius ꝛc. denen Biſchoͤffen von Riga, Doͤrpt, und Oeſel ꝛc. Nachdem
der angenehme Geruch unſers geliebten Sohns des Hochmeiſters, und der deut-
ſchen Bruͤder der heil. Maria, ſich uͤber die Gegenden der Erden ausgebreitet, ſo
iſts der Gnade des Erloͤſers zuzuſchreiben, daß ſelbiger bey dem apoſtoliſchen Stule nicht
weniger werth, als bey der Menge glaͤubiger Voͤlker beliebt iſt. Dis iſt die Urſache,
warum unſer lieber Sohn, der Gebietiger (Praͤceptor) und die Bruͤder der Ritter-
ſchaft Chriſti aus Liefland, als ſie aus deutlichen Proben oberwehnter Hoſpitalgeſelſchaft
vielfaͤltigen Eifer gegen die Tugenden erſehen, zu mehrern malen, wie uns berichtet
worden, durch Botſchaften und ausdruͤckliche Briefe dieſen Hochmeiſter herzlich und
ange-
*) Dis ſind die beiden Handſchriften, welche wir bereits mehrmals angefuͤret haben. Sie haben wunder-
liche Namen und Jahre. Die eine hat Meiſter Joh. Buͤlow 1525 geſchrieben. Die andre
faͤngt mit der Entdeckung des Landes 1160 an, und geht bis 1558, wobey die im Lande geſchrie-
bene Rechte, das alte Landrecht und rigiſche Stadtrecht angehaͤnget ſind. Die erſten Stellen er-
weiſen gleich ihre Unbrauchbarkeit. Wyne oder Wynrich regierte 1235. Jhm folget Wolquin
1253, dieſem ſuccediret Hermann Falko 1268. Verdienen ſolche Papiere wol den ſchoͤnen Titel
der Herrmeiſterlichen Chroniken?
*) Sonſt hat fich dieſes Jahr, durch den grauſamen Abfal der Finnen in Tavaſt, merkwuͤrdig gemacht.
Raynald fuͤhrt davon des Papſts Gregorius des IXten Brief an den Erzbiſchof von Upſala
an, den er ermahnet, die Catholiſchen im Reich und den benachbarten Jnſeln gegen dieſe wil-
den Schweine, die den Weinberg GOttes durchwuͤhlten, aufzubieten. Die Tavaſter werden
beſchuldiget, daß ſie die Kinder nach der Taufe geſchlachtet, denen Erwachſenen das Eingeweide
ausgeriſſen, ſie den Goͤtzen geopfert, andre um die abgoͤttiſchen Baͤume herumgetrieben, bis ih-
nen die Seele druͤber ausgefahren, etlichen Prieſtern die Augen ausgeſtochen, einigen Haͤnde und
Glieder zerſtuͤmmelt, andre mit Stroh umwunden, und ſo angezuͤndet. Dieſer Abfal gab Ge-
legenheit, daß Birger Jerl der IIte im Jahr 1250 mit einem Heer hinzog und Tavaſthus er-
bauete. Das paͤpſtl. Schreiben iſt vom 9ten September 1237 unterzeichnet.
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