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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

lein beide Verbesserungen sind noch nicht zu der Reife und Vollkommenheit gediehen,1228
daß sie in öffentlichen Druck hätten erscheinen können. Zur Befriedigung der Neu-
begierde, unsrer Leser wollen wir einige merkwürdige Stellen aus der mitlern Abschrift
hier beibringen, weil selbige so gar von Fabri das landläufige Recht genant wird.
Wobey wir das alte gebrochene Niederdeutsch so viel als thunlich, mit neuern deut-
schen
Worten zu besserer Verständlichkeit ausdrucken.
Auszug der merkwürdigen Stellen
aus des dritten Bischofs Alberts Liefländischem Ritterrechte
nach der volständigern Abschrift.
Das erste Buch.

Wenn ein Bischof erkoren oder bestätiget wird, auch der Lande und Schlösser1 Kapitel.
mächtig ist, und darein komt, so ist ein jeder von Adel und Eingesessener des
Stifts pflichtig, sein Lehn zu empfahen, innerhalb Jahr und Tag, das ist 1 Jahr und
6 Wochen, so ferne es ihm wissentlich ist.
Nachdem das Christenthum in Liefland gelegen innerhalb der Heidenschaft der2 Kap.
Reussen, Littauer und Carelen, und der Adel und Eingesessene des Stifts wehren
und beschützen sollen, auf ihre eigene Kost; werden sie gefangen, sie müssen sich selbst
lösen; verlieren sie ihre Habe, sie tragen den Schaden.
Wenn ein Stiftmann gesinnet ist, sein Gut zu empfangen von seinem Herrn, so3 Kap.
spricht er also:
Gnädiger Herr, ich gesinne an Ew. Gnaden solchen Gutes meines väterlichen
Erbes oder gekauften Kaufes, als ich an Ew. Gnaden gebracht habe, und bitte
Ew. Gnaden zum ersten, andern und drittenmale dasselbe mir und meinen Erben
zu verleihen.
Enthält die Rechte der gesamten Hand.7 u. 8
Kap.

Hat eine Frau ein Kind, daß sie bezeugen mag selbst dritte, daß es die 4 Wände9 Kap.
beschrien, so ist alle Wiedergabe, das ist die Morgengabe, todt.
Die Erben mögen sowol bewerben an der Witfrauen Gut vor dem Mondfest, da-13 Kap.
mit bewehret werde, daß nichts verloren werde, das Jhnen anfallen mag; mit Jh-
rem Rath soll auch die Witfrau Begräbnis und Mondfest begehen, anders sollen aber
die Erben keine Gewalt haben bis an das Mondfest.
Ritter Heerweide ist das beste Pferd mit dem Sattel, zweier Knechte Pferde mit14 Kap.
den Satteln und Zäumen, und alles was man pfleget darauf zu führen, auch alle die
Waffen, die der Ritter pflegte an seinem Leibe zu füren. Wo 2 oder 3 Mann zur
Heerweide geboren sind, der älteste nimt das Schwerd zuvor, das andre theilen sie
gleich unter sich.
Nach der Heerweide soll man die Muß theilen. Zum Mußtheil gehören alle Speisen,15 Kap.
die der Mann in seiner Gewehr hat, oder einig Mann von seinetwegen im Haus und
Hofe, nemlich Fleisch, grün oder treuge Schmeer, Schmalz, alles gebackene Brod,
allerley Getränke, alle Küchenspeise, als Erbsen, Bohnen, Grütze, Senf, deutsche
Heringe, Bücklinge, Stockfisch, Butter, Eyer, Käse, alle Molken, Oele, Zwie-
beln, Knoblauch, Rüben, alles gebrochene Obst, alle Kräuter gemalen oder gebrochen,
Honig, Lactuaria, Feigen, Rosinen, Mandeln, Reiß und alles was manlich essen
oder trinken mag, roh oder gar, das man nicht aus der Erden graben darf, oder von
den Bäumen pflücken, und darneben gehören dazu alle Mastschweine, nicht mehr ge-
höret zum Mußtheil.
Wird ein Man mit Recht von seinem Weibe geschieden, so sollen sie zu Recht thei-17 Kap.
len, was sie haben halb und halb, und da sie ohne Untugend von ihrem Manne geschie-
den würde, so behält sie, was sie zu ihm gebracht hat, und er behält das seine, und
wenn sie getheilet ist von ihrem Manne, oder nach ihres Mannes Tode, so mag ihr
kein Lehnsgut mehr anfallen. Dasselbe geschicht auch einem Pfaffen, wenn der von
seinen Brüdern abgetheilet ist.
Alles
wohlgerathene Uebersetzung aller Psalmen Davids, wo über etlichen eine eigene Singart in No-
ten stehet. Diese Poesien sind voller Andacht und beweglicher Ausdrücke, die Gedanken lebhaft,
die Reime rein, das Sylbenmas und die Wortfügung nach ihrer Zeit besser als man vermuthen
solte. Beide sind zu Riga bey Georg Matthias Nöllern, 1686 in 8 zusammen gedruckt.
G

Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

lein beide Verbeſſerungen ſind noch nicht zu der Reife und Vollkommenheit gediehen,1228
daß ſie in oͤffentlichen Druck haͤtten erſcheinen koͤnnen. Zur Befriedigung der Neu-
begierde, unſrer Leſer wollen wir einige merkwuͤrdige Stellen aus der mitlern Abſchrift
hier beibringen, weil ſelbige ſo gar von Fabri das landlaͤufige Recht genant wird.
Wobey wir das alte gebrochene Niederdeutſch ſo viel als thunlich, mit neuern deut-
ſchen
Worten zu beſſerer Verſtaͤndlichkeit ausdrucken.
Auszug der merkwuͤrdigen Stellen
aus des dritten Biſchofs Alberts Lieflaͤndiſchem Ritterrechte
nach der volſtaͤndigern Abſchrift.
Das erſte Buch.

Wenn ein Biſchof erkoren oder beſtaͤtiget wird, auch der Lande und Schloͤſſer1 Kapitel.
maͤchtig iſt, und darein komt, ſo iſt ein jeder von Adel und Eingeſeſſener des
Stifts pflichtig, ſein Lehn zu empfahen, innerhalb Jahr und Tag, das iſt 1 Jahr und
6 Wochen, ſo ferne es ihm wiſſentlich iſt.
Nachdem das Chriſtenthum in Liefland gelegen innerhalb der Heidenſchaft der2 Kap.
Reuſſen, Littauer und Carelen, und der Adel und Eingeſeſſene des Stifts wehren
und beſchuͤtzen ſollen, auf ihre eigene Koſt; werden ſie gefangen, ſie muͤſſen ſich ſelbſt
loͤſen; verlieren ſie ihre Habe, ſie tragen den Schaden.
Wenn ein Stiftmann geſinnet iſt, ſein Gut zu empfangen von ſeinem Herrn, ſo3 Kap.
ſpricht er alſo:
Gnaͤdiger Herr, ich geſinne an Ew. Gnaden ſolchen Gutes meines vaͤterlichen
Erbes oder gekauften Kaufes, als ich an Ew. Gnaden gebracht habe, und bitte
Ew. Gnaden zum erſten, andern und drittenmale daſſelbe mir und meinen Erben
zu verleihen.
Enthaͤlt die Rechte der geſamten Hand.7 u. 8
Kap.

Hat eine Frau ein Kind, daß ſie bezeugen mag ſelbſt dritte, daß es die 4 Waͤnde9 Kap.
beſchrien, ſo iſt alle Wiedergabe, das iſt die Morgengabe, todt.
Die Erben moͤgen ſowol bewerben an der Witfrauen Gut vor dem Mondfeſt, da-13 Kap.
mit bewehret werde, daß nichts verloren werde, das Jhnen anfallen mag; mit Jh-
rem Rath ſoll auch die Witfrau Begraͤbnis und Mondfeſt begehen, anders ſollen aber
die Erben keine Gewalt haben bis an das Mondfeſt.
Ritter Heerweide iſt das beſte Pferd mit dem Sattel, zweier Knechte Pferde mit14 Kap.
den Satteln und Zaͤumen, und alles was man pfleget darauf zu fuͤhren, auch alle die
Waffen, die der Ritter pflegte an ſeinem Leibe zu fuͤren. Wo 2 oder 3 Mann zur
Heerweide geboren ſind, der aͤlteſte nimt das Schwerd zuvor, das andre theilen ſie
gleich unter ſich.
Nach der Heerweide ſoll man die Muß theilen. Zum Mußtheil gehoͤren alle Speiſen,15 Kap.
die der Mann in ſeiner Gewehr hat, oder einig Mann von ſeinetwegen im Haus und
Hofe, nemlich Fleiſch, gruͤn oder treuge Schmeer, Schmalz, alles gebackene Brod,
allerley Getraͤnke, alle Kuͤchenſpeiſe, als Erbſen, Bohnen, Gruͤtze, Senf, deutſche
Heringe, Buͤcklinge, Stockfiſch, Butter, Eyer, Kaͤſe, alle Molken, Oele, Zwie-
beln, Knoblauch, Ruͤben, alles gebrochene Obſt, alle Kraͤuter gemalen oder gebrochen,
Honig, Lactuaria, Feigen, Roſinen, Mandeln, Reiß und alles was manlich eſſen
oder trinken mag, roh oder gar, das man nicht aus der Erden graben darf, oder von
den Baͤumen pfluͤcken, und darneben gehoͤren dazu alle Maſtſchweine, nicht mehr ge-
hoͤret zum Mußtheil.
Wird ein Man mit Recht von ſeinem Weibe geſchieden, ſo ſollen ſie zu Recht thei-17 Kap.
len, was ſie haben halb und halb, und da ſie ohne Untugend von ihrem Manne geſchie-
den wuͤrde, ſo behaͤlt ſie, was ſie zu ihm gebracht hat, und er behaͤlt das ſeine, und
wenn ſie getheilet iſt von ihrem Manne, oder nach ihres Mannes Tode, ſo mag ihr
kein Lehnsgut mehr anfallen. Daſſelbe geſchicht auch einem Pfaffen, wenn der von
ſeinen Bruͤdern abgetheilet iſt.
Alles
wohlgerathene Ueberſetzung aller Pſalmen Davids, wo uͤber etlichen eine eigene Singart in No-
ten ſtehet. Dieſe Poeſien ſind voller Andacht und beweglicher Ausdruͤcke, die Gedanken lebhaft,
die Reime rein, das Sylbenmas und die Wortfuͤgung nach ihrer Zeit beſſer als man vermuthen
ſolte. Beide ſind zu Riga bey Georg Matthias Noͤllern, 1686 in 8 zuſammen gedruckt.
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[25/0043] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. p) **) p) lein beide Verbeſſerungen ſind noch nicht zu der Reife und Vollkommenheit gediehen, daß ſie in oͤffentlichen Druck haͤtten erſcheinen koͤnnen. Zur Befriedigung der Neu- begierde, unſrer Leſer wollen wir einige merkwuͤrdige Stellen aus der mitlern Abſchrift hier beibringen, weil ſelbige ſo gar von Fabri das landlaͤufige Recht genant wird. Wobey wir das alte gebrochene Niederdeutſch ſo viel als thunlich, mit neuern deut- ſchen Worten zu beſſerer Verſtaͤndlichkeit ausdrucken. Auszug der merkwuͤrdigen Stellen aus des dritten Biſchofs Alberts Lieflaͤndiſchem Ritterrechte nach der volſtaͤndigern Abſchrift. Das erſte Buch. Wenn ein Biſchof erkoren oder beſtaͤtiget wird, auch der Lande und Schloͤſſer maͤchtig iſt, und darein komt, ſo iſt ein jeder von Adel und Eingeſeſſener des Stifts pflichtig, ſein Lehn zu empfahen, innerhalb Jahr und Tag, das iſt 1 Jahr und 6 Wochen, ſo ferne es ihm wiſſentlich iſt. Nachdem das Chriſtenthum in Liefland gelegen innerhalb der Heidenſchaft der Reuſſen, Littauer und Carelen, und der Adel und Eingeſeſſene des Stifts wehren und beſchuͤtzen ſollen, auf ihre eigene Koſt; werden ſie gefangen, ſie muͤſſen ſich ſelbſt loͤſen; verlieren ſie ihre Habe, ſie tragen den Schaden. Wenn ein Stiftmann geſinnet iſt, ſein Gut zu empfangen von ſeinem Herrn, ſo ſpricht er alſo: Gnaͤdiger Herr, ich geſinne an Ew. Gnaden ſolchen Gutes meines vaͤterlichen Erbes oder gekauften Kaufes, als ich an Ew. Gnaden gebracht habe, und bitte Ew. Gnaden zum erſten, andern und drittenmale daſſelbe mir und meinen Erben zu verleihen. Enthaͤlt die Rechte der geſamten Hand. Hat eine Frau ein Kind, daß ſie bezeugen mag ſelbſt dritte, daß es die 4 Waͤnde beſchrien, ſo iſt alle Wiedergabe, das iſt die Morgengabe, todt. Die Erben moͤgen ſowol bewerben an der Witfrauen Gut vor dem Mondfeſt, da- mit bewehret werde, daß nichts verloren werde, das Jhnen anfallen mag; mit Jh- rem Rath ſoll auch die Witfrau Begraͤbnis und Mondfeſt begehen, anders ſollen aber die Erben keine Gewalt haben bis an das Mondfeſt. Ritter Heerweide iſt das beſte Pferd mit dem Sattel, zweier Knechte Pferde mit den Satteln und Zaͤumen, und alles was man pfleget darauf zu fuͤhren, auch alle die Waffen, die der Ritter pflegte an ſeinem Leibe zu fuͤren. Wo 2 oder 3 Mann zur Heerweide geboren ſind, der aͤlteſte nimt das Schwerd zuvor, das andre theilen ſie gleich unter ſich. Nach der Heerweide ſoll man die Muß theilen. Zum Mußtheil gehoͤren alle Speiſen, die der Mann in ſeiner Gewehr hat, oder einig Mann von ſeinetwegen im Haus und Hofe, nemlich Fleiſch, gruͤn oder treuge Schmeer, Schmalz, alles gebackene Brod, allerley Getraͤnke, alle Kuͤchenſpeiſe, als Erbſen, Bohnen, Gruͤtze, Senf, deutſche Heringe, Buͤcklinge, Stockfiſch, Butter, Eyer, Kaͤſe, alle Molken, Oele, Zwie- beln, Knoblauch, Ruͤben, alles gebrochene Obſt, alle Kraͤuter gemalen oder gebrochen, Honig, Lactuaria, Feigen, Roſinen, Mandeln, Reiß und alles was manlich eſſen oder trinken mag, roh oder gar, das man nicht aus der Erden graben darf, oder von den Baͤumen pfluͤcken, und darneben gehoͤren dazu alle Maſtſchweine, nicht mehr ge- hoͤret zum Mußtheil. Wird ein Man mit Recht von ſeinem Weibe geſchieden, ſo ſollen ſie zu Recht thei- len, was ſie haben halb und halb, und da ſie ohne Untugend von ihrem Manne geſchie- den wuͤrde, ſo behaͤlt ſie, was ſie zu ihm gebracht hat, und er behaͤlt das ſeine, und wenn ſie getheilet iſt von ihrem Manne, oder nach ihres Mannes Tode, ſo mag ihr kein Lehnsgut mehr anfallen. Daſſelbe geſchicht auch einem Pfaffen, wenn der von ſeinen Bruͤdern abgetheilet iſt. Alles **) wohlgerathene Ueberſetzung aller Pſalmen Davids, wo uͤber etlichen eine eigene Singart in No- ten ſtehet. Dieſe Poeſien ſind voller Andacht und beweglicher Ausdruͤcke, die Gedanken lebhaft, die Reime rein, das Sylbenmas und die Wortfuͤgung nach ihrer Zeit beſſer als man vermuthen ſolte. Beide ſind zu Riga bey Georg Matthias Noͤllern, 1686 in 8 zuſammen gedruckt. G

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/43>, abgerufen am 24.04.2024.