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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1559legenheit gehabt hatte. Er war damals der einzige, den man, seiner Staats- und
Kriegserfahrenheit und seines wahren Heldenmuths halber, zu dieser Würde am
tüchtigsten befand.

Er hatte zu Wilda am 3ten September den Tractat unterzeichnet, in wel-
chem der König sich zu aller Hülfe gegen die Russen verbindet, wogegen der Erz-
bischof der Kron Pohlen die Schlösser, Lenewarden, Marienhausen,
Berson
und Luban, der Meister aber ein Stück von Ascheraden, die Schlös-
ser Lutzen, Rositen, Düneburg, Seleburg und Bauschkenburg für
die aufzuwendenden Kriegeskosten verpfändet. Bey künftiger Wiedereinlösung
derselben bezahlet der Erzbischof auf seinen Theil 100000, und der Meister 600000
Gulden, jeden zu 24 Groschen litthauisch gerechnet. Solte indessen Lief-
land
Friede erhalten, so läst sich der König mit einer geringern Erstattung be-
gnügen b). Die Stadt Riga, welche dieses Bündnis für den ersten festen Fus
der Pohlen in Liefland hielt, und für ihre Freiheit, noch mehr aber für die
Religion besorgt war, bezeugte über die Tractaten keine sonderliche Freude, sondern
nahm es noch in Bedenken, ob man die Huldigung nicht aufschieben solte, wel-
che doch der Orden an Kettlern bey seiner Zurückkunft aus Pohlen schon abge-
leget hatte. Kettler kehrte sich daran nicht, sondern überlies dem Erzbischof
Wilhelm immittelst die Stadt zur Beschützung über, der mit dem König am be-
sten zu rechte kommen würde. Er selbst entschlos sich, in Estland den weitern
Einfällen der Russen Einhalt zu thun, und den Untergang der Provinz abzu-
wehren.

Dazu war Geld nöthig; und gleichwol war die Ordenskasse leer. Er ver-
pfändete demnach an den Herzog Albrecht von Preussen das Schlos Gru-
bin
auf 5 Jahr um 50000 Gulden, und den Hof Kegel an die Stadt Revel um
46000 Mark, weil Fürstenberg schon 60000 Mark darauf gehoben. Jnglei-
chen bediente er sich der aus Rußland zurückgekommenen Gelder, und lies auch
viel Silber, Geschmeide und Wagen wegnehmen, mit welche die Dörpti-
schen
sich unter der Hand aus dem Lande machen wolten. Ein alter Kaufgeselle
zu Riga, Billerbeck streckte ihm gegen Handschrift 30000 Mark vor. So
kam es auch am 5ten October mit der alten Anforderung des Ordens auf die Gü-
ter des Klosters Padis zur Richtigkeit. Der Abt Georg empfängt freien Un-
terhalt auf Lebenszeit, nebst 200 Mark rigisch, eine Kammer auf dem Hause,
eine Badstube auf dem Holm mit freiem Holze, das Gesinde Raßibold, wenn
er Leute zum verschicken gebraucht, einen Garten, Futter für 2 Pferde, eine
Magd, einen Jungen, jährlich 2 Pf. Pfeffer, 1 Pf. Safran, von Hausgerä-
the, was ihm ansteht, wie auch die Freiheit, seine Verlassenschaft nach seinem To-
de an die nächsten Erben zu vermachen. Den übrigen Geistlichen kam diese Ueber-
lassung des Klosters der Nachahmung wegen bedenklich und gefährlich vor.

Bey
ten. Allein alle genealogische Bücher weisen uns dasselbe volkommener mit allen ho-
hen Abkömlingen. Dieselben nebst deren Wapen abzuschreiben, möchte sich wol besser
zu einer herzoglichen Historie von Curland, als zu einem so kleinen Periodus der kett-
lerschen
Thaten schicken. Jnzwischen kan man sich Kirchners Reden zum Durchle-
sen bedienen, die manches von seinen Lebensumständen enthalten.
b) Die Verträge wegen der Pfandhäuser hatte Kettler schon am letzten August 1559 be-
schworen. Am 10ten oder 14ten Febr. 1560 nahmen die königlichen Bevolmächtigten
Stanislaus Gabriel Narkurski, Domherr zu Vilna, und der königliche Se-
cretair Nicolaus Naruscewitz in Riga auch von einigen Ordensgebietigern den
Eid, welchen Christoph von Neuenhof (de villa noua) sonst Leye, Senior;
Philip Schall von Bell auf Goldingen und Matthias von der Recke zu Do-
blin
Comture; Heinrich von Galen Senior in Bauske; Christoph Sytar von
Dornburg (a dumeto) in Candau; Wilhelm Schilling Senior in Selburg;
nebst den Vögten Johan Bockhorst und Gerhard Nolle ablegten. Das Jn-
strument haben unterzeichnet, die mit Rettlern zu Wilna geschworen, Caspar von
Biberach in Vischlingen Vicecomtur zu Riga, und der herrmeisterliche Rath Ot-
to Grothausen.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1559legenheit gehabt hatte. Er war damals der einzige, den man, ſeiner Staats- und
Kriegserfahrenheit und ſeines wahren Heldenmuths halber, zu dieſer Wuͤrde am
tuͤchtigſten befand.

Er hatte zu Wilda am 3ten September den Tractat unterzeichnet, in wel-
chem der Koͤnig ſich zu aller Huͤlfe gegen die Ruſſen verbindet, wogegen der Erz-
biſchof der Kron Pohlen die Schloͤſſer, Lenewarden, Marienhauſen,
Berſon
und Luban, der Meiſter aber ein Stuͤck von Aſcheraden, die Schloͤſ-
ſer Lutzen, Roſiten, Duͤneburg, Seleburg und Bauſchkenburg fuͤr
die aufzuwendenden Kriegeskoſten verpfaͤndet. Bey kuͤnftiger Wiedereinloͤſung
derſelben bezahlet der Erzbiſchof auf ſeinen Theil 100000, und der Meiſter 600000
Gulden, jeden zu 24 Groſchen litthauiſch gerechnet. Solte indeſſen Lief-
land
Friede erhalten, ſo laͤſt ſich der Koͤnig mit einer geringern Erſtattung be-
gnuͤgen b). Die Stadt Riga, welche dieſes Buͤndnis fuͤr den erſten feſten Fus
der Pohlen in Liefland hielt, und fuͤr ihre Freiheit, noch mehr aber fuͤr die
Religion beſorgt war, bezeugte uͤber die Tractaten keine ſonderliche Freude, ſondern
nahm es noch in Bedenken, ob man die Huldigung nicht aufſchieben ſolte, wel-
che doch der Orden an Kettlern bey ſeiner Zuruͤckkunft aus Pohlen ſchon abge-
leget hatte. Kettler kehrte ſich daran nicht, ſondern uͤberlies dem Erzbiſchof
Wilhelm immittelſt die Stadt zur Beſchuͤtzung uͤber, der mit dem Koͤnig am be-
ſten zu rechte kommen wuͤrde. Er ſelbſt entſchlos ſich, in Eſtland den weitern
Einfaͤllen der Ruſſen Einhalt zu thun, und den Untergang der Provinz abzu-
wehren.

Dazu war Geld noͤthig; und gleichwol war die Ordenskaſſe leer. Er ver-
pfaͤndete demnach an den Herzog Albrecht von Preuſſen das Schlos Gru-
bin
auf 5 Jahr um 50000 Gulden, und den Hof Kegel an die Stadt Revel um
46000 Mark, weil Fuͤrſtenberg ſchon 60000 Mark darauf gehoben. Jnglei-
chen bediente er ſich der aus Rußland zuruͤckgekommenen Gelder, und lies auch
viel Silber, Geſchmeide und Wagen wegnehmen, mit welche die Doͤrpti-
ſchen
ſich unter der Hand aus dem Lande machen wolten. Ein alter Kaufgeſelle
zu Riga, Billerbeck ſtreckte ihm gegen Handſchrift 30000 Mark vor. So
kam es auch am 5ten October mit der alten Anforderung des Ordens auf die Guͤ-
ter des Kloſters Padis zur Richtigkeit. Der Abt Georg empfaͤngt freien Un-
terhalt auf Lebenszeit, nebſt 200 Mark rigiſch, eine Kammer auf dem Hauſe,
eine Badſtube auf dem Holm mit freiem Holze, das Geſinde Raßibold, wenn
er Leute zum verſchicken gebraucht, einen Garten, Futter fuͤr 2 Pferde, eine
Magd, einen Jungen, jaͤhrlich 2 Pf. Pfeffer, 1 Pf. Safran, von Hausgeraͤ-
the, was ihm anſteht, wie auch die Freiheit, ſeine Verlaſſenſchaft nach ſeinem To-
de an die naͤchſten Erben zu vermachen. Den uͤbrigen Geiſtlichen kam dieſe Ueber-
laſſung des Kloſters der Nachahmung wegen bedenklich und gefaͤhrlich vor.

Bey
ten. Allein alle genealogiſche Buͤcher weiſen uns daſſelbe volkommener mit allen ho-
hen Abkoͤmlingen. Dieſelben nebſt deren Wapen abzuſchreiben, moͤchte ſich wol beſſer
zu einer herzoglichen Hiſtorie von Curland, als zu einem ſo kleinen Periodus der kett-
lerſchen
Thaten ſchicken. Jnzwiſchen kan man ſich Kirchners Reden zum Durchle-
ſen bedienen, die manches von ſeinen Lebensumſtaͤnden enthalten.
b) Die Vertraͤge wegen der Pfandhaͤuſer hatte Kettler ſchon am letzten Auguſt 1559 be-
ſchworen. Am 10ten oder 14ten Febr. 1560 nahmen die koͤniglichen Bevolmaͤchtigten
Stanislaus Gabriel Narkurski, Domherr zu Vilna, und der koͤnigliche Se-
cretair Nicolaus Naruſcewitz in Riga auch von einigen Ordensgebietigern den
Eid, welchen Chriſtoph von Neuenhof (de villa noua) ſonſt Leye, Senior;
Philip Schall von Bell auf Goldingen und Matthias von der Recke zu Do-
blin
Comture; Heinrich von Galen Senior in Bauske; Chriſtoph Sytar von
Dornburg (a dumeto) in Candau; Wilhelm Schilling Senior in Selburg;
nebſt den Voͤgten Johan Bockhorſt und Gerhard Nolle ablegten. Das Jn-
ſtrument haben unterzeichnet, die mit Rettlern zu Wilna geſchworen, Caſpar von
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to Grothauſen.
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[248/0266] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, legenheit gehabt hatte. Er war damals der einzige, den man, ſeiner Staats- und Kriegserfahrenheit und ſeines wahren Heldenmuths halber, zu dieſer Wuͤrde am tuͤchtigſten befand. 1559 Er hatte zu Wilda am 3ten September den Tractat unterzeichnet, in wel- chem der Koͤnig ſich zu aller Huͤlfe gegen die Ruſſen verbindet, wogegen der Erz- biſchof der Kron Pohlen die Schloͤſſer, Lenewarden, Marienhauſen, Berſon und Luban, der Meiſter aber ein Stuͤck von Aſcheraden, die Schloͤſ- ſer Lutzen, Roſiten, Duͤneburg, Seleburg und Bauſchkenburg fuͤr die aufzuwendenden Kriegeskoſten verpfaͤndet. Bey kuͤnftiger Wiedereinloͤſung derſelben bezahlet der Erzbiſchof auf ſeinen Theil 100000, und der Meiſter 600000 Gulden, jeden zu 24 Groſchen litthauiſch gerechnet. Solte indeſſen Lief- land Friede erhalten, ſo laͤſt ſich der Koͤnig mit einer geringern Erſtattung be- gnuͤgen b). Die Stadt Riga, welche dieſes Buͤndnis fuͤr den erſten feſten Fus der Pohlen in Liefland hielt, und fuͤr ihre Freiheit, noch mehr aber fuͤr die Religion beſorgt war, bezeugte uͤber die Tractaten keine ſonderliche Freude, ſondern nahm es noch in Bedenken, ob man die Huldigung nicht aufſchieben ſolte, wel- che doch der Orden an Kettlern bey ſeiner Zuruͤckkunft aus Pohlen ſchon abge- leget hatte. Kettler kehrte ſich daran nicht, ſondern uͤberlies dem Erzbiſchof Wilhelm immittelſt die Stadt zur Beſchuͤtzung uͤber, der mit dem Koͤnig am be- ſten zu rechte kommen wuͤrde. Er ſelbſt entſchlos ſich, in Eſtland den weitern Einfaͤllen der Ruſſen Einhalt zu thun, und den Untergang der Provinz abzu- wehren. Dazu war Geld noͤthig; und gleichwol war die Ordenskaſſe leer. Er ver- pfaͤndete demnach an den Herzog Albrecht von Preuſſen das Schlos Gru- bin auf 5 Jahr um 50000 Gulden, und den Hof Kegel an die Stadt Revel um 46000 Mark, weil Fuͤrſtenberg ſchon 60000 Mark darauf gehoben. Jnglei- chen bediente er ſich der aus Rußland zuruͤckgekommenen Gelder, und lies auch viel Silber, Geſchmeide und Wagen wegnehmen, mit welche die Doͤrpti- ſchen ſich unter der Hand aus dem Lande machen wolten. Ein alter Kaufgeſelle zu Riga, Billerbeck ſtreckte ihm gegen Handſchrift 30000 Mark vor. So kam es auch am 5ten October mit der alten Anforderung des Ordens auf die Guͤ- ter des Kloſters Padis zur Richtigkeit. Der Abt Georg empfaͤngt freien Un- terhalt auf Lebenszeit, nebſt 200 Mark rigiſch, eine Kammer auf dem Hauſe, eine Badſtube auf dem Holm mit freiem Holze, das Geſinde Raßibold, wenn er Leute zum verſchicken gebraucht, einen Garten, Futter fuͤr 2 Pferde, eine Magd, einen Jungen, jaͤhrlich 2 Pf. Pfeffer, 1 Pf. Safran, von Hausgeraͤ- the, was ihm anſteht, wie auch die Freiheit, ſeine Verlaſſenſchaft nach ſeinem To- de an die naͤchſten Erben zu vermachen. Den uͤbrigen Geiſtlichen kam dieſe Ueber- laſſung des Kloſters der Nachahmung wegen bedenklich und gefaͤhrlich vor. Bey a) b) Die Vertraͤge wegen der Pfandhaͤuſer hatte Kettler ſchon am letzten Auguſt 1559 be- ſchworen. Am 10ten oder 14ten Febr. 1560 nahmen die koͤniglichen Bevolmaͤchtigten Stanislaus Gabriel Narkurski, Domherr zu Vilna, und der koͤnigliche Se- cretair Nicolaus Naruſcewitz in Riga auch von einigen Ordensgebietigern den Eid, welchen Chriſtoph von Neuenhof (de villa noua) ſonſt Leye, Senior; Philip Schall von Bell auf Goldingen und Matthias von der Recke zu Do- blin Comture; Heinrich von Galen Senior in Bauske; Chriſtoph Sytar von Dornburg (a dumeto) in Candau; Wilhelm Schilling Senior in Selburg; nebſt den Voͤgten Johan Bockhorſt und Gerhard Nolle ablegten. Das Jn- ſtrument haben unterzeichnet, die mit Rettlern zu Wilna geſchworen, Caſpar von Biberach in Viſchlingen Vicecomtur zu Riga, und der herrmeiſterliche Rath Ot- to Grothauſen. a) ten. Allein alle genealogiſche Buͤcher weiſen uns daſſelbe volkommener mit allen ho- hen Abkoͤmlingen. Dieſelben nebſt deren Wapen abzuſchreiben, moͤchte ſich wol beſſer zu einer herzoglichen Hiſtorie von Curland, als zu einem ſo kleinen Periodus der kett- lerſchen Thaten ſchicken. Jnzwiſchen kan man ſich Kirchners Reden zum Durchle- ſen bedienen, die manches von ſeinen Lebensumſtaͤnden enthalten.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/266>, abgerufen am 23.11.2024.