[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. .Vinno b). Er war der erste Grosmeister des vom Bischof Albert in die-1201 in des jüngern Meiboms Samlung deutscher Geschichtschreiber beifügen, welcher1208 als einen Beweis davon anführet, daß die Bremer in Liefland gleich Leuten von ritterlichem Stande weisse Ordensmäntel tragen dürfen, und der Stadt Bremen in dem Gebete der Brüder namentlich sey gedacht worden, dergleichen keiner andern Stadt wiederfahren. Die häufigen Marienbilder selbst auf den Münzen, und die Schlüssel bey dem Wapen der Stadt Riga beweisen ein gleiches*). *) Es folget nicht, daß die Entdeckung von Liefland deswegen an einem Sonnabend geschehen sey, weil das Land der heil. Jungfrau Maria gewidmet worden, und ihr dieser Tag geweihet war. Es komt viel natürlicher heraus, wenn man annimt, daß die ersten Colonisten das Wapen des Erzstifts Bremen deswegen beybehalten, damit sie sich ihres Vaterlandes dabey erinnern möch- ten. Die Marienbilder sind noch häufig in Liefland vorhanden. Auf der Gildenstube hat der nächste Nachfolger im Eltestenamte blos seine Auctorität zu reden, wenn er unter dem Bilde der heil. Jungfrau oder der Docke stehet, davon er auch der Dockmann heisset. Jn der spanischen Historia de nuestra Sennora de Guadalupe kommen eben dergleichen übertriebene Lobeserhebun- gen von der Maria vor, wie sie Heinrich der Lette im ersten Theil S. 169, § 2 anbringet. b) Dieser Ordensmeister wird von etlichen Vinne, vom Herrn Pastor und nachmaligen Präpositus Kelch, Winand von Rohrbach, von Strubyczen**) gar Weimar ge- nant. Peter von Duisburg läßt ihn aus, und selbst Arnold von Lübeck l. 8, c. 9 gibt dessen Namen nicht einmal an. Vinno, an statt Vinhold, ist ein alter sächsi- scher Rittername. So ward ein gewisser Vinno, Abt zu Helmwardhausen zu Kayser Conrads des 2ten Zeiten 1033 nach dem heil. Grabe geschickt. Es ist aber auch nach unsern Documenten ein bürgerlicher Vorname. Die seiner Regierung mehr Jahre und Thaten unrichtig beylegen, brechen sie seinem Nachfolger Volquin ab. Waissel und eine alte Ordenschronik setzen sonst die Stiftung dieses Ordens in die Zeit, da Alexander der dritte den päpstlichen Stul bekleidet, welches mit der Zeit- rechnung unmöglich bestehen kan. Hartknoch, in seinen Anmerkungen über den Duisburg S. 115 getrauet sich nicht es auszumachen. Jnnocentius der IIIte soll im 16ten Jahr seiner Würde, welches das 1213 Jahr nach C. G. wäre, an ihn geschrieben haben, doch ist der Name des Ordensmeisters nicht genennet. Es bemerket aber Bernhard Justinian in seiner italiänischen Geschichte der Ritterorden S. 568, daß das päpstliche Breve beym Franciscus Bosquet l. IV, reg. XVI, ep. 123 und beim Steph. Baluze lib. XVI in der Jahrzahl einen Druckfehler habe. Gewisser ist das Schreiben besagten Papstes von 1210 an den folgenden Ordensmeister Wolcuin, das sich in denen Briefschaften Jnnocentii des IIIten, lib. XIII, ep. 141, p. 479 befindet, woraus die kurze Dauer der Regierung dieses Vinno zugleich erhellet. **) Matthias Strubycz, ein Liefländer und königl. polnischer Secretair, brachte 1577 einen gar nüchternen Aufsatz zu Papier unter dem Titel: Breuis atque accurata Liuoniae ducatus de- scriptio historico-geographica, und widmete ihn in einer eigenen Zuschrift dem König Ste- phanus. Herr Mag. Diez ließ dieses Werkgen von 4 Bogen zu Amsterdam 1727 drucken, und eignete es dem sachsenherzoglichen Rath Hrn. Joh. Mich. Langguth zu. So klein die- se Schrift ist, so vol ist sie von Fehlern in den Namen der Personen, Oerter, Flüsse, in der Zeitrechnung und der Landesbeschreibung. Eine Probe von seiner saubern Chronologie mag uns die 9te Seite geben, wo es heisset: Nach Alberts Tode, der 3 Jahr regieret, kam Nicolaus, welcher 22 Jahr Bischof war, und starb 1242. Albert der andre regierte 30 Jahr, und starb 1282. Johannes von Lünen starb 1289 und regierte 13 Jahr. Johannes der andere starb nach 9 jährigem Regiment 1294. Wie muß hier der Verfasser gezehlet haben? Daß es keine Druckfehler seyn, bezeugen die mit Buchstaben überall ausgedruckten Jahre. Die Acta borussi- ca ecclesiastica, ciuilia et litteraria haben dieser unbrauchbaren Geschichte die Ehre gethan, und sie in dem 5ten Stück des 3ten Bandes von neuen mit allen Unrichtigkeiten abgedruckt, ohne die groben Schnitzer auch nur in einer Note anzuzeigen. Doch läst sich unter vielen Nieten noch dann und wann ein Treffer greiffen. c) Da der lundische Erzbischof Andreas und der Bischof von Schleswig, Nico- laus, den Winter 1206 zu Riga mit ascetischen Uebungen zubrachten, so haben unsere Verfasser, Herr Kelch und Menius***) entweder den Aufenthalt dieser Prälaten mit der ***) Friedrich Menius ein Pommer, ehemaliger Prediger und nachmaliger Professor der Geschichte und Alterthümer in Dörpt, ein Mann von grosser Arbeitsamkeit, aber wunderlichen Einfällen, erwehnet im historischen Prodromus S. I seiner bey Gerhard Schröder zu Riga 1630 gedruck- ten Jntrada, welche nur eine vorläufige Ankündigung seiner Universalhistorie von Liefland ent- hält. Sie ist von ihm zu Riga, da er noch Pastor der Kirchen zu Neuermühlen, Düne- münde, Czernichow und Rodenpois war, in einer etwas stachlichten Schreibart aufgesetzet, die er hier und da mit des Traianus Boccalini Relation vom Parnas noch beissender gemacht. Weil diese kleine Schrift von etwan 4 Bogen bey uns fast unsichtbar geworden, so wollen wir unsern Lesern den Entwurf seiner Universalhistorie aus einer Abschrift vorlegen, damit sie urthei- len können, ob Menius mit manchen nichtsbedeutenden Kleinigkeiten, seltsamen Gedanken, aber- B
Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. .Vinno b). Er war der erſte Grosmeiſter des vom Biſchof Albert in die-1201 in des juͤngern Meiboms Samlung deutſcher Geſchichtſchreiber beifuͤgen, welcher1208 als einen Beweis davon anfuͤhret, daß die Bremer in Liefland gleich Leuten von ritterlichem Stande weiſſe Ordensmaͤntel tragen duͤrfen, und der Stadt Bremen in dem Gebete der Bruͤder namentlich ſey gedacht worden, dergleichen keiner andern Stadt wiederfahren. Die haͤufigen Marienbilder ſelbſt auf den Muͤnzen, und die Schluͤſſel bey dem Wapen der Stadt Riga beweiſen ein gleiches*). *) Es folget nicht, daß die Entdeckung von Liefland deswegen an einem Sonnabend geſchehen ſey, weil das Land der heil. Jungfrau Maria gewidmet worden, und ihr dieſer Tag geweihet war. Es komt viel natuͤrlicher heraus, wenn man annimt, daß die erſten Coloniſten das Wapen des Erzſtifts Bremen deswegen beybehalten, damit ſie ſich ihres Vaterlandes dabey erinnern moͤch- ten. Die Marienbilder ſind noch haͤufig in Liefland vorhanden. Auf der Gildenſtube hat der naͤchſte Nachfolger im Elteſtenamte blos ſeine Auctoritaͤt zu reden, wenn er unter dem Bilde der heil. Jungfrau oder der Docke ſtehet, davon er auch der Dockmann heiſſet. Jn der ſpaniſchen Hiſtoria de nueſtra Sennora de Guadalupe kommen eben dergleichen uͤbertriebene Lobeserhebun- gen von der Maria vor, wie ſie Heinrich der Lette im erſten Theil S. 169, § 2 anbringet. b) Dieſer Ordensmeiſter wird von etlichen Vinne, vom Herrn Paſtor und nachmaligen Praͤpoſitus Kelch, Winand von Rohrbach, von Strubyczen**) gar Weimar ge- nant. Peter von Duisburg laͤßt ihn aus, und ſelbſt Arnold von Luͤbeck l. 8, c. 9 gibt deſſen Namen nicht einmal an. Vinno, an ſtatt Vinhold, iſt ein alter ſaͤchſi- ſcher Rittername. So ward ein gewiſſer Vinno, Abt zu Helmwardhauſen zu Kayſer Conrads des 2ten Zeiten 1033 nach dem heil. Grabe geſchickt. Es iſt aber auch nach unſern Documenten ein buͤrgerlicher Vorname. Die ſeiner Regierung mehr Jahre und Thaten unrichtig beylegen, brechen ſie ſeinem Nachfolger Volquin ab. Waiſſel und eine alte Ordenschronik ſetzen ſonſt die Stiftung dieſes Ordens in die Zeit, da Alexander der dritte den paͤpſtlichen Stul bekleidet, welches mit der Zeit- rechnung unmoͤglich beſtehen kan. Hartknoch, in ſeinen Anmerkungen uͤber den Duisburg S. 115 getrauet ſich nicht es auszumachen. Jnnocentius der IIIte ſoll im 16ten Jahr ſeiner Wuͤrde, welches das 1213 Jahr nach C. G. waͤre, an ihn geſchrieben haben, doch iſt der Name des Ordensmeiſters nicht genennet. Es bemerket aber Bernhard Juſtinian in ſeiner italiaͤniſchen Geſchichte der Ritterorden S. 568, daß das paͤpſtliche Breve beym Franciſcus Bosquet l. IV, reg. XVI, ep. 123 und beim Steph. Baluze lib. XVI in der Jahrzahl einen Druckfehler habe. Gewiſſer iſt das Schreiben beſagten Papſtes von 1210 an den folgenden Ordensmeiſter Wolcuin, das ſich in denen Briefſchaften Jnnocentii des IIIten, lib. XIII, ep. 141, p. 479 befindet, woraus die kurze Dauer der Regierung dieſes Vinno zugleich erhellet. **) Matthias Strubycz, ein Lieflaͤnder und koͤnigl. polniſcher Secretair, brachte 1577 einen gar nuͤchternen Aufſatz zu Papier unter dem Titel: Breuis atque accurata Liuoniae ducatus de- ſcriptio hiſtorico-geographica, und widmete ihn in einer eigenen Zuſchrift dem Koͤnig Ste- phanus. Herr Mag. Diez ließ dieſes Werkgen von 4 Bogen zu Amſterdam 1727 drucken, und eignete es dem ſachſenherzoglichen Rath Hrn. Joh. Mich. Langguth zu. So klein die- ſe Schrift iſt, ſo vol iſt ſie von Fehlern in den Namen der Perſonen, Oerter, Fluͤſſe, in der Zeitrechnung und der Landesbeſchreibung. Eine Probe von ſeiner ſaubern Chronologie mag uns die 9te Seite geben, wo es heiſſet: Nach Alberts Tode, der 3 Jahr regieret, kam Nicolaus, welcher 22 Jahr Biſchof war, und ſtarb 1242. Albert der andre regierte 30 Jahr, und ſtarb 1282. Johannes von Luͤnen ſtarb 1289 und regierte 13 Jahr. Johannes der andere ſtarb nach 9 jaͤhrigem Regiment 1294. Wie muß hier der Verfaſſer gezehlet haben? Daß es keine Druckfehler ſeyn, bezeugen die mit Buchſtaben uͤberall ausgedruckten Jahre. Die Acta boruſſi- ca eccleſiaſtica, ciuilia et litteraria haben dieſer unbrauchbaren Geſchichte die Ehre gethan, und ſie in dem 5ten Stuͤck des 3ten Bandes von neuen mit allen Unrichtigkeiten abgedruckt, ohne die groben Schnitzer auch nur in einer Note anzuzeigen. Doch laͤſt ſich unter vielen Nieten noch dann und wann ein Treffer greiffen. c) Da der lundiſche Erzbiſchof Andreas und der Biſchof von Schleswig, Nico- laus, den Winter 1206 zu Riga mit aſcetiſchen Uebungen zubrachten, ſo haben unſere Verfaſſer, Herr Kelch und Menius***) entweder den Aufenthalt dieſer Praͤlaten mit der ***) Friedrich Menius ein Pommer, ehemaliger Prediger und nachmaliger Profeſſor der Geſchichte und Alterthuͤmer in Doͤrpt, ein Mann von groſſer Arbeitſamkeit, aber wunderlichen Einfaͤllen, erwehnet im hiſtoriſchen Prodromus S. I ſeiner bey Gerhard Schroͤder zu Riga 1630 gedruck- ten Jntrada, welche nur eine vorlaͤufige Ankuͤndigung ſeiner Univerſalhiſtorie von Liefland ent- haͤlt. Sie iſt von ihm zu Riga, da er noch Paſtor der Kirchen zu Neuermuͤhlen, Duͤne- muͤnde, Czernichow und Rodenpois war, in einer etwas ſtachlichten Schreibart aufgeſetzet, die er hier und da mit des Traianus Boccalini Relation vom Parnas noch beiſſender gemacht. Weil dieſe kleine Schrift von etwan 4 Bogen bey uns faſt unſichtbar geworden, ſo wollen wir unſern Leſern den Entwurf ſeiner Univerſalhiſtorie aus einer Abſchrift vorlegen, damit ſie urthei- len koͤnnen, ob Menius mit manchen nichtsbedeutenden Kleinigkeiten, ſeltſamen Gedanken, aber- B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <head><pb facs="#f0023" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.</hi></fw><lb/><note xml:id="g05" prev="#g04" place="foot" n="a)">in des juͤngern <hi rendition="#fr">Meiboms</hi> Samlung <hi rendition="#fr">deutſcher</hi> Geſchichtſchreiber beifuͤgen, welcher<note place="right">1208</note><lb/> als einen Beweis davon anfuͤhret, daß die <hi rendition="#fr">Bremer</hi> in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> gleich Leuten von<lb/> ritterlichem Stande weiſſe Ordensmaͤntel tragen duͤrfen, und der Stadt <hi rendition="#fr">Bremen</hi> in<lb/> dem Gebete der Bruͤder namentlich ſey gedacht worden, dergleichen keiner andern Stadt<lb/> wiederfahren. Die haͤufigen <hi rendition="#fr">Marien</hi>bilder ſelbſt auf den Muͤnzen, und die Schluͤſſel<lb/> bey dem Wapen der Stadt <hi rendition="#fr">Riga</hi> beweiſen ein gleiches<note place="foot" n="*)">Es folget nicht, daß die Entdeckung von <hi rendition="#fr">Liefland</hi> deswegen an einem Sonnabend geſchehen ſey,<lb/> weil das Land der heil. Jungfrau <hi rendition="#fr">Maria</hi> gewidmet worden, und ihr dieſer Tag geweihet war.<lb/> Es komt viel natuͤrlicher heraus, wenn man annimt, daß die erſten Coloniſten das Wapen des<lb/> Erzſtifts <hi rendition="#fr">Bremen</hi> deswegen beybehalten, damit ſie ſich ihres Vaterlandes dabey erinnern moͤch-<lb/> ten. Die <hi rendition="#fr">Marien</hi>bilder ſind noch haͤufig in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> vorhanden. Auf der Gildenſtube hat der<lb/> naͤchſte Nachfolger im Elteſtenamte blos ſeine Auctoritaͤt zu reden, wenn er unter dem Bilde der<lb/> heil. Jungfrau oder der Docke ſtehet, davon er auch der <hi rendition="#fr">Dockmann</hi> heiſſet. Jn der <hi rendition="#fr">ſpaniſchen</hi><lb/><hi rendition="#aq">Hiſtoria de nueſtra Sennora de Guadalupe</hi> kommen eben dergleichen uͤbertriebene Lobeserhebun-<lb/> gen von der <hi rendition="#fr">Maria</hi> vor, wie ſie <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> der <hi rendition="#fr">Lette</hi> im erſten Theil S. 169, § 2 anbringet.</note>.</note>.<lb/><hi rendition="#b">Vinno</hi><note place="foot" n="b)">Dieſer Ordensmeiſter wird von etlichen <hi rendition="#fr">Vinne,</hi> vom Herrn Paſtor und nachmaligen<lb/> Praͤpoſitus <hi rendition="#fr">Kelch, Winand</hi> von <hi rendition="#fr">Rohrbach,</hi> von <hi rendition="#fr">Strubyczen</hi><note place="foot" n="**)"><hi rendition="#fr">Matthias Strubycz,</hi> ein <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> und koͤnigl. <hi rendition="#fr">polniſcher</hi> Secretair, brachte 1577 einen<lb/> gar nuͤchternen Aufſatz zu Papier unter dem Titel: <hi rendition="#aq">Breuis atque accurata Liuoniae ducatus de-<lb/> ſcriptio hiſtorico-geographica,</hi> und widmete ihn in einer eigenen Zuſchrift dem Koͤnig <hi rendition="#fr">Ste-<lb/> phanus.</hi> Herr Mag. <hi rendition="#fr">Diez</hi> ließ dieſes Werkgen von 4 Bogen zu <hi rendition="#fr">Amſterdam</hi> 1727 drucken,<lb/> und eignete es dem <hi rendition="#fr">ſachſen</hi>herzoglichen Rath Hrn. <hi rendition="#fr">Joh. Mich. Langguth</hi> zu. So klein die-<lb/> ſe Schrift iſt, ſo vol iſt ſie von Fehlern in den Namen der Perſonen, Oerter, Fluͤſſe, in der<lb/> Zeitrechnung und der Landesbeſchreibung. Eine Probe von ſeiner ſaubern Chronologie mag uns<lb/> die 9te Seite geben, wo es heiſſet: Nach <hi rendition="#fr">Alberts</hi> Tode, der 3 Jahr regieret, kam <hi rendition="#fr">Nicolaus,</hi><lb/> welcher 22 Jahr Biſchof war, und ſtarb 1242. <hi rendition="#fr">Albert</hi> der andre regierte 30 Jahr, und ſtarb<lb/> 1282. <hi rendition="#fr">Johannes</hi> von <hi rendition="#fr">Luͤnen</hi> ſtarb 1289 und regierte 13 Jahr. <hi rendition="#fr">Johannes</hi> der andere ſtarb<lb/> nach 9 jaͤhrigem Regiment 1294. Wie muß hier der Verfaſſer gezehlet haben? Daß es keine<lb/> Druckfehler ſeyn, bezeugen die mit Buchſtaben uͤberall ausgedruckten Jahre. Die <hi rendition="#aq">Acta boruſſi-<lb/> ca eccleſiaſtica, ciuilia et litteraria</hi> haben dieſer unbrauchbaren Geſchichte die Ehre gethan, und<lb/> ſie in dem 5ten Stuͤck des 3ten Bandes von neuen mit allen Unrichtigkeiten abgedruckt, ohne die<lb/> groben Schnitzer auch nur in einer Note anzuzeigen. Doch laͤſt ſich unter vielen Nieten noch<lb/> dann und wann ein Treffer greiffen.</note> gar <hi rendition="#fr">Weimar</hi> ge-<lb/> nant. <hi rendition="#fr">Peter</hi> von <hi rendition="#fr">Duisburg</hi> laͤßt ihn aus, und ſelbſt <hi rendition="#fr">Arnold</hi> von <hi rendition="#fr">Luͤbeck</hi> <hi rendition="#aq">l. 8, c.</hi> 9<lb/> gibt deſſen Namen nicht einmal an. <hi rendition="#fr">Vinno,</hi> an ſtatt <hi rendition="#fr">Vinhold,</hi> iſt ein alter <hi rendition="#fr">ſaͤchſi-<lb/> ſcher</hi> Rittername. So ward ein gewiſſer <hi rendition="#fr">Vinno,</hi> Abt zu <hi rendition="#fr">Helmwardhauſen</hi> zu<lb/> Kayſer <hi rendition="#fr">Conrads</hi> des 2ten Zeiten 1033 nach dem heil. Grabe geſchickt. Es iſt aber<lb/> auch nach unſern Documenten ein buͤrgerlicher Vorname. Die ſeiner Regierung mehr<lb/> Jahre und Thaten unrichtig beylegen, brechen ſie ſeinem Nachfolger <hi rendition="#fr">Volquin</hi> ab.<lb/><hi rendition="#fr">Waiſſel</hi> und eine alte Ordenschronik ſetzen ſonſt die Stiftung dieſes Ordens in die<lb/> Zeit, da <hi rendition="#fr">Alexander</hi> der dritte den paͤpſtlichen Stul bekleidet, welches mit der Zeit-<lb/> rechnung unmoͤglich beſtehen kan. <hi rendition="#fr">Hartknoch,</hi> in ſeinen Anmerkungen uͤber den<lb/><hi rendition="#fr">Duisburg</hi> S. 115 getrauet ſich nicht es auszumachen. <hi rendition="#fr">Jnnocentius</hi> der <hi rendition="#aq">III</hi>te ſoll im<lb/> 16ten Jahr ſeiner Wuͤrde, welches das 1213 Jahr nach C. G. waͤre, an ihn geſchrieben<lb/> haben, doch iſt der Name des Ordensmeiſters nicht genennet. Es bemerket aber<lb/><hi rendition="#fr">Bernhard Juſtinian</hi> in ſeiner <hi rendition="#fr">italiaͤniſchen</hi> Geſchichte der Ritterorden S. 568, daß<lb/> das paͤpſtliche <hi rendition="#fr">Breve</hi> beym <hi rendition="#fr">Franciſcus Bosquet</hi> <hi rendition="#aq">l. IV, reg. XVI, ep.</hi> 123 und beim<lb/><hi rendition="#fr">Steph. Baluze</hi> <hi rendition="#aq">lib. XVI</hi> in der Jahrzahl einen Druckfehler habe. Gewiſſer iſt das<lb/> Schreiben beſagten Papſtes von 1210 an den folgenden Ordensmeiſter <hi rendition="#fr">Wolcuin,</hi> das<lb/> ſich in denen Briefſchaften <hi rendition="#fr">Jnnocentii</hi> des <hi rendition="#aq">III</hi>ten, <hi rendition="#aq">lib. XIII, ep. 141, p.</hi> 479 befindet,<lb/> woraus die kurze Dauer der Regierung dieſes <hi rendition="#fr">Vinno</hi> zugleich erhellet.</note>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>r war der erſte Grosmeiſter des vom Biſchof <hi rendition="#fr">Albert</hi> in die-<note place="right">1201</note><lb/> ſem Jahre geſtifteten Ordens der Schwerdtbruͤder. Sei-<lb/> ne Herkunft, Thaten und Regierung ſind von den Ge-<lb/> ſchichtſchreibern, der damaligen Schwaͤche dieſes neuen Or-<lb/> dens wegen, in wenige oder gar keine Betrachtung gekommen.<lb/> Die Geſchichte ſeiner Ordensbruͤder, die er als ein tapfrer<lb/> Vorgaͤnger angefuͤhret, und ſeinen gewaltſamen Tod haben wir unter dieſen Jah-<lb/> ren im erſten Theil dieſer Chronik zu ſuchen <note xml:id="g06" next="#g07" place="foot" n="c)">Da der <hi rendition="#fr">lundiſche</hi> Erzbiſchof <hi rendition="#fr">Andreas</hi> und der Biſchof von <hi rendition="#fr">Schleswig, Nico-<lb/> laus,</hi> den Winter 1206 zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> mit aſcetiſchen Uebungen zubrachten, ſo haben unſere<lb/> Verfaſſer, Herr <hi rendition="#fr">Kelch</hi> und <hi rendition="#fr">Menius</hi><note xml:id="f11" next="#f12" place="foot" n="***)"><hi rendition="#fr">Friedrich Menius</hi> ein Pommer, ehemaliger Prediger und nachmaliger Profeſſor der Geſchichte<lb/> und Alterthuͤmer in <hi rendition="#fr">Doͤrpt,</hi> ein Mann von groſſer Arbeitſamkeit, aber wunderlichen Einfaͤllen,<lb/> erwehnet im hiſtoriſchen <hi rendition="#aq">Prodromus</hi> S. <hi rendition="#aq">I</hi> ſeiner bey <hi rendition="#fr">Gerhard Schroͤder</hi> zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> 1630 gedruck-<lb/> ten <hi rendition="#fr">Jntrada,</hi> welche nur eine vorlaͤufige Ankuͤndigung ſeiner Univerſalhiſtorie von <hi rendition="#fr">Liefland</hi> ent-<lb/> haͤlt. Sie iſt von ihm zu <hi rendition="#fr">Riga,</hi> da er noch Paſtor der Kirchen zu <hi rendition="#fr">Neuermuͤhlen, Duͤne-<lb/> muͤnde, Czernichow</hi> und <hi rendition="#fr">Rodenpois</hi> war, in einer etwas ſtachlichten Schreibart aufgeſetzet,<lb/> die er hier und da mit des <hi rendition="#fr">Traianus Boccalini</hi> Relation vom Parnas noch beiſſender gemacht.<lb/> Weil dieſe kleine Schrift von etwan 4 Bogen bey uns faſt unſichtbar geworden, ſo wollen wir<lb/> unſern Leſern den Entwurf ſeiner Univerſalhiſtorie aus einer Abſchrift vorlegen, damit ſie urthei-<lb/> len koͤnnen, ob <hi rendition="#fr">Menius</hi> mit manchen nichtsbedeutenden Kleinigkeiten, ſeltſamen Gedanken,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber-</fw></note> entweder den Aufenthalt dieſer Praͤlaten mit<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0023]
Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
a).
Vinno b).
Er war der erſte Grosmeiſter des vom Biſchof Albert in die-
ſem Jahre geſtifteten Ordens der Schwerdtbruͤder. Sei-
ne Herkunft, Thaten und Regierung ſind von den Ge-
ſchichtſchreibern, der damaligen Schwaͤche dieſes neuen Or-
dens wegen, in wenige oder gar keine Betrachtung gekommen.
Die Geſchichte ſeiner Ordensbruͤder, die er als ein tapfrer
Vorgaͤnger angefuͤhret, und ſeinen gewaltſamen Tod haben wir unter dieſen Jah-
ren im erſten Theil dieſer Chronik zu ſuchen c)
1201
a) in des juͤngern Meiboms Samlung deutſcher Geſchichtſchreiber beifuͤgen, welcher
als einen Beweis davon anfuͤhret, daß die Bremer in Liefland gleich Leuten von
ritterlichem Stande weiſſe Ordensmaͤntel tragen duͤrfen, und der Stadt Bremen in
dem Gebete der Bruͤder namentlich ſey gedacht worden, dergleichen keiner andern Stadt
wiederfahren. Die haͤufigen Marienbilder ſelbſt auf den Muͤnzen, und die Schluͤſſel
bey dem Wapen der Stadt Riga beweiſen ein gleiches *).
*) Es folget nicht, daß die Entdeckung von Liefland deswegen an einem Sonnabend geſchehen ſey,
weil das Land der heil. Jungfrau Maria gewidmet worden, und ihr dieſer Tag geweihet war.
Es komt viel natuͤrlicher heraus, wenn man annimt, daß die erſten Coloniſten das Wapen des
Erzſtifts Bremen deswegen beybehalten, damit ſie ſich ihres Vaterlandes dabey erinnern moͤch-
ten. Die Marienbilder ſind noch haͤufig in Liefland vorhanden. Auf der Gildenſtube hat der
naͤchſte Nachfolger im Elteſtenamte blos ſeine Auctoritaͤt zu reden, wenn er unter dem Bilde der
heil. Jungfrau oder der Docke ſtehet, davon er auch der Dockmann heiſſet. Jn der ſpaniſchen
Hiſtoria de nueſtra Sennora de Guadalupe kommen eben dergleichen uͤbertriebene Lobeserhebun-
gen von der Maria vor, wie ſie Heinrich der Lette im erſten Theil S. 169, § 2 anbringet.
b) Dieſer Ordensmeiſter wird von etlichen Vinne, vom Herrn Paſtor und nachmaligen
Praͤpoſitus Kelch, Winand von Rohrbach, von Strubyczen **) gar Weimar ge-
nant. Peter von Duisburg laͤßt ihn aus, und ſelbſt Arnold von Luͤbeck l. 8, c. 9
gibt deſſen Namen nicht einmal an. Vinno, an ſtatt Vinhold, iſt ein alter ſaͤchſi-
ſcher Rittername. So ward ein gewiſſer Vinno, Abt zu Helmwardhauſen zu
Kayſer Conrads des 2ten Zeiten 1033 nach dem heil. Grabe geſchickt. Es iſt aber
auch nach unſern Documenten ein buͤrgerlicher Vorname. Die ſeiner Regierung mehr
Jahre und Thaten unrichtig beylegen, brechen ſie ſeinem Nachfolger Volquin ab.
Waiſſel und eine alte Ordenschronik ſetzen ſonſt die Stiftung dieſes Ordens in die
Zeit, da Alexander der dritte den paͤpſtlichen Stul bekleidet, welches mit der Zeit-
rechnung unmoͤglich beſtehen kan. Hartknoch, in ſeinen Anmerkungen uͤber den
Duisburg S. 115 getrauet ſich nicht es auszumachen. Jnnocentius der IIIte ſoll im
16ten Jahr ſeiner Wuͤrde, welches das 1213 Jahr nach C. G. waͤre, an ihn geſchrieben
haben, doch iſt der Name des Ordensmeiſters nicht genennet. Es bemerket aber
Bernhard Juſtinian in ſeiner italiaͤniſchen Geſchichte der Ritterorden S. 568, daß
das paͤpſtliche Breve beym Franciſcus Bosquet l. IV, reg. XVI, ep. 123 und beim
Steph. Baluze lib. XVI in der Jahrzahl einen Druckfehler habe. Gewiſſer iſt das
Schreiben beſagten Papſtes von 1210 an den folgenden Ordensmeiſter Wolcuin, das
ſich in denen Briefſchaften Jnnocentii des IIIten, lib. XIII, ep. 141, p. 479 befindet,
woraus die kurze Dauer der Regierung dieſes Vinno zugleich erhellet.
**) Matthias Strubycz, ein Lieflaͤnder und koͤnigl. polniſcher Secretair, brachte 1577 einen
gar nuͤchternen Aufſatz zu Papier unter dem Titel: Breuis atque accurata Liuoniae ducatus de-
ſcriptio hiſtorico-geographica, und widmete ihn in einer eigenen Zuſchrift dem Koͤnig Ste-
phanus. Herr Mag. Diez ließ dieſes Werkgen von 4 Bogen zu Amſterdam 1727 drucken,
und eignete es dem ſachſenherzoglichen Rath Hrn. Joh. Mich. Langguth zu. So klein die-
ſe Schrift iſt, ſo vol iſt ſie von Fehlern in den Namen der Perſonen, Oerter, Fluͤſſe, in der
Zeitrechnung und der Landesbeſchreibung. Eine Probe von ſeiner ſaubern Chronologie mag uns
die 9te Seite geben, wo es heiſſet: Nach Alberts Tode, der 3 Jahr regieret, kam Nicolaus,
welcher 22 Jahr Biſchof war, und ſtarb 1242. Albert der andre regierte 30 Jahr, und ſtarb
1282. Johannes von Luͤnen ſtarb 1289 und regierte 13 Jahr. Johannes der andere ſtarb
nach 9 jaͤhrigem Regiment 1294. Wie muß hier der Verfaſſer gezehlet haben? Daß es keine
Druckfehler ſeyn, bezeugen die mit Buchſtaben uͤberall ausgedruckten Jahre. Die Acta boruſſi-
ca eccleſiaſtica, ciuilia et litteraria haben dieſer unbrauchbaren Geſchichte die Ehre gethan, und
ſie in dem 5ten Stuͤck des 3ten Bandes von neuen mit allen Unrichtigkeiten abgedruckt, ohne die
groben Schnitzer auch nur in einer Note anzuzeigen. Doch laͤſt ſich unter vielen Nieten noch
dann und wann ein Treffer greiffen.
c) Da der lundiſche Erzbiſchof Andreas und der Biſchof von Schleswig, Nico-
laus, den Winter 1206 zu Riga mit aſcetiſchen Uebungen zubrachten, ſo haben unſere
Verfaſſer, Herr Kelch und Menius ***) entweder den Aufenthalt dieſer Praͤlaten mit
der
***) Friedrich Menius ein Pommer, ehemaliger Prediger und nachmaliger Profeſſor der Geſchichte
und Alterthuͤmer in Doͤrpt, ein Mann von groſſer Arbeitſamkeit, aber wunderlichen Einfaͤllen,
erwehnet im hiſtoriſchen Prodromus S. I ſeiner bey Gerhard Schroͤder zu Riga 1630 gedruck-
ten Jntrada, welche nur eine vorlaͤufige Ankuͤndigung ſeiner Univerſalhiſtorie von Liefland ent-
haͤlt. Sie iſt von ihm zu Riga, da er noch Paſtor der Kirchen zu Neuermuͤhlen, Duͤne-
muͤnde, Czernichow und Rodenpois war, in einer etwas ſtachlichten Schreibart aufgeſetzet,
die er hier und da mit des Traianus Boccalini Relation vom Parnas noch beiſſender gemacht.
Weil dieſe kleine Schrift von etwan 4 Bogen bey uns faſt unſichtbar geworden, ſo wollen wir
unſern Leſern den Entwurf ſeiner Univerſalhiſtorie aus einer Abſchrift vorlegen, damit ſie urthei-
len koͤnnen, ob Menius mit manchen nichtsbedeutenden Kleinigkeiten, ſeltſamen Gedanken,
aber-
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |