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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1488ben; alle Stände der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keiner
Partey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem
Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre
Güter wieder zuzukehren; die kaiserlichen Briefe über die Regalien den Gliedern
der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins
Stift zu setzen. Riga, vom 2ten Merz.

Montags vor Elisabeth verglich der Erzbischof die Krone Schweden
und den Ordensmeister wegen des Schadens und Geldverlusts mit einander, den
Schweden mit Einbüssung vieler Leute in Liefland erlitten, daß künftig keiner
Forderungen mehr gedacht werde. Geschehen zu Revel.

Am Michaelisabend übertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen
Geistes, gegen der Peterskirche über, an die Franciscaner der dritten Regel, un-
ter welchen Claus Schriner von Eppensteen, Hans Wulf, Sywert
Holtsadel
und Merten Oesthoff die ersten Brüder waren. Der Brüder
durften nicht über 13 seyn, sie stunden aber unter den Franciscanern von der er-
sten Regel. Sie musten im Fal eines Krieges die Schlüssel zu ihrer Pforte in der
Stadtmauer an die Stadt überantworten, keine Kaufmanschaft oder Handthie-
rung treiben, und auf ihre Kosten das Bolwerk ausser der Stadt bauen, so weit
ihre Hoste kehret. Die grauen Schwestern von der 3ten Regel Francisci sollen
bey ihrer Aufnahme nicht unter 15 Jahr und nicht über 30 Jahr seyn. Welche
unter 15 Jahren ins Kloster gehen, bezahlen die Kost. Zwey Stellen bleiben of-
fen zur Aufnahme der Bürgertöchter, wenn etwan auch eine oder die andre die
Welt verschmähen und GOtt dienen wolte.

1489

Der Papst Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer schwe-
ren Ausgaben wegen, auf Meth, Wein und Bier eine neue Accise zu legen, von
der aber die Geistlichen und die so geistliche Vorrechte geniessen ausgenommen
werden; er bestätigt sie auch in dem Recht zu erben, wenn keine natürliche Erben
oder kein Testament vorhanden, Maas und Gewicht anzuordnen und die Stadt-
bedienungen zu besetzen; er spricht auch den Rath von allen Arten des Bannes
und der Kirchenzucht frey. Rom am 20sten Junii.

Nachdem der Erzbischof von dem Orden Genugthuung erhalten, und selbi-
gem Vergebung ertheilet, gieng der Lerm mit der Stadt wieder an, welche den
päpstlichen Ausspruch nicht für gültig erkennen wolte. Der Bischof von Revel,
1491Simon
von der Borch, aber gab dem Erzbischof das Zeugnis, daß sein Be-
richt in allen Artikeln wahr sey, und der rigische Rath den apostolischen Stuhl
verachte. Simon nennet sich, Bischof von Revel, Jnnocentius des IIXten
und seines Stuhls Legaten de latere an die Reiche Dännemark, Schweden,
Norwegen
und ihre Gebiete, Nuncius und Orator an Preussen, Liefland,
Litthauen,
die Städte und Flecken in Semgallen und deren Nachbarschaft,
gegeben zu Fegefeuer (Vegevür). Bey so bewandten Umständen muste die
Stadt Riga alles über sich hergehen lassen. Das Urtheil der Geistlichen in Sa-
chen des Ordens fiel für sie höchst mislich und widersinnisch aus, und sie muste sie
dieses Jahr sich nicht allein eine bedenkliche Unterwerfung vorschreiben lassen, son-
dern auch das Jahr darauf den schon vernichteten kirchholmischen Vertrag be-
kant machen und von neuen genehmigen. Um den Löwen aus seinen Klauen ken-
nen zu lernen, wollen wir diesen zu Wolmer errichteten schmähligen Vertrag hier
ganz mittheilen c). Er war für die Stadt so gefährlich daß sie ihn nicht auf die

Nähe
c) Zuschrift an die Stadt Riga, in welcher derselben die wolmersche Absprache von
1491 noch einmal communiciret werden muste, weil sie diese Lasten noch bisher mit kei-
nem Finger angerühret*).
Den
*) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil sie aus einem viel höhern Thon als der kirchholmische
merkwürdigs Tractat spricht, der Curiosität wegen. Sie erweist das verworne Regiment, das
mit

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1488ben; alle Staͤnde der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keiner
Partey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem
Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre
Guͤter wieder zuzukehren; die kaiſerlichen Briefe uͤber die Regalien den Gliedern
der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins
Stift zu ſetzen. Riga, vom 2ten Merz.

Montags vor Eliſabeth verglich der Erzbiſchof die Krone Schweden
und den Ordensmeiſter wegen des Schadens und Geldverluſts mit einander, den
Schweden mit Einbuͤſſung vieler Leute in Liefland erlitten, daß kuͤnftig keiner
Forderungen mehr gedacht werde. Geſchehen zu Revel.

Am Michaelisabend uͤbertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen
Geiſtes, gegen der Peterskirche uͤber, an die Franciſcaner der dritten Regel, un-
ter welchen Claus Schriner von Eppenſteen, Hans Wulf, Sywert
Holtſadel
und Merten Oeſthoff die erſten Bruͤder waren. Der Bruͤder
durften nicht uͤber 13 ſeyn, ſie ſtunden aber unter den Franciſcanern von der er-
ſten Regel. Sie muſten im Fal eines Krieges die Schluͤſſel zu ihrer Pforte in der
Stadtmauer an die Stadt uͤberantworten, keine Kaufmanſchaft oder Handthie-
rung treiben, und auf ihre Koſten das Bolwerk auſſer der Stadt bauen, ſo weit
ihre Hoſte kehret. Die grauen Schweſtern von der 3ten Regel Franciſci ſollen
bey ihrer Aufnahme nicht unter 15 Jahr und nicht uͤber 30 Jahr ſeyn. Welche
unter 15 Jahren ins Kloſter gehen, bezahlen die Koſt. Zwey Stellen bleiben of-
fen zur Aufnahme der Buͤrgertoͤchter, wenn etwan auch eine oder die andre die
Welt verſchmaͤhen und GOtt dienen wolte.

1489

Der Papſt Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer ſchwe-
ren Ausgaben wegen, auf Meth, Wein und Bier eine neue Acciſe zu legen, von
der aber die Geiſtlichen und die ſo geiſtliche Vorrechte genieſſen ausgenommen
werden; er beſtaͤtigt ſie auch in dem Recht zu erben, wenn keine natuͤrliche Erben
oder kein Teſtament vorhanden, Maas und Gewicht anzuordnen und die Stadt-
bedienungen zu beſetzen; er ſpricht auch den Rath von allen Arten des Bannes
und der Kirchenzucht frey. Rom am 20ſten Junii.

Nachdem der Erzbiſchof von dem Orden Genugthuung erhalten, und ſelbi-
gem Vergebung ertheilet, gieng der Lerm mit der Stadt wieder an, welche den
paͤpſtlichen Ausſpruch nicht fuͤr guͤltig erkennen wolte. Der Biſchof von Revel,
1491Simon
von der Borch, aber gab dem Erzbiſchof das Zeugnis, daß ſein Be-
richt in allen Artikeln wahr ſey, und der rigiſche Rath den apoſtoliſchen Stuhl
verachte. Simon nennet ſich, Biſchof von Revel, Jnnocentius des IIXten
und ſeines Stuhls Legaten de latere an die Reiche Daͤnnemark, Schweden,
Norwegen
und ihre Gebiete, Nuncius und Orator an Preuſſen, Liefland,
Litthauen,
die Staͤdte und Flecken in Semgallen und deren Nachbarſchaft,
gegeben zu Fegefeuer (Vegevuͤr). Bey ſo bewandten Umſtaͤnden muſte die
Stadt Riga alles uͤber ſich hergehen laſſen. Das Urtheil der Geiſtlichen in Sa-
chen des Ordens fiel fuͤr ſie hoͤchſt mislich und widerſinniſch aus, und ſie muſte ſie
dieſes Jahr ſich nicht allein eine bedenkliche Unterwerfung vorſchreiben laſſen, ſon-
dern auch das Jahr darauf den ſchon vernichteten kirchholmiſchen Vertrag be-
kant machen und von neuen genehmigen. Um den Loͤwen aus ſeinen Klauen ken-
nen zu lernen, wollen wir dieſen zu Wolmer errichteten ſchmaͤhligen Vertrag hier
ganz mittheilen c). Er war fuͤr die Stadt ſo gefaͤhrlich daß ſie ihn nicht auf die

Naͤhe
c) Zuſchrift an die Stadt Riga, in welcher derſelben die wolmerſche Abſprache von
1491 noch einmal communiciret werden muſte, weil ſie dieſe Laſten noch bisher mit kei-
nem Finger angeruͤhret*).
Den
*) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil ſie aus einem viel hoͤhern Thon als der kirchholmiſche
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[166/0184] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, ben; alle Staͤnde der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keiner Partey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre Guͤter wieder zuzukehren; die kaiſerlichen Briefe uͤber die Regalien den Gliedern der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins Stift zu ſetzen. Riga, vom 2ten Merz. 1488 Montags vor Eliſabeth verglich der Erzbiſchof die Krone Schweden und den Ordensmeiſter wegen des Schadens und Geldverluſts mit einander, den Schweden mit Einbuͤſſung vieler Leute in Liefland erlitten, daß kuͤnftig keiner Forderungen mehr gedacht werde. Geſchehen zu Revel. Am Michaelisabend uͤbertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen Geiſtes, gegen der Peterskirche uͤber, an die Franciſcaner der dritten Regel, un- ter welchen Claus Schriner von Eppenſteen, Hans Wulf, Sywert Holtſadel und Merten Oeſthoff die erſten Bruͤder waren. Der Bruͤder durften nicht uͤber 13 ſeyn, ſie ſtunden aber unter den Franciſcanern von der er- ſten Regel. Sie muſten im Fal eines Krieges die Schluͤſſel zu ihrer Pforte in der Stadtmauer an die Stadt uͤberantworten, keine Kaufmanſchaft oder Handthie- rung treiben, und auf ihre Koſten das Bolwerk auſſer der Stadt bauen, ſo weit ihre Hoſte kehret. Die grauen Schweſtern von der 3ten Regel Franciſci ſollen bey ihrer Aufnahme nicht unter 15 Jahr und nicht uͤber 30 Jahr ſeyn. Welche unter 15 Jahren ins Kloſter gehen, bezahlen die Koſt. Zwey Stellen bleiben of- fen zur Aufnahme der Buͤrgertoͤchter, wenn etwan auch eine oder die andre die Welt verſchmaͤhen und GOtt dienen wolte. Der Papſt Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer ſchwe- ren Ausgaben wegen, auf Meth, Wein und Bier eine neue Acciſe zu legen, von der aber die Geiſtlichen und die ſo geiſtliche Vorrechte genieſſen ausgenommen werden; er beſtaͤtigt ſie auch in dem Recht zu erben, wenn keine natuͤrliche Erben oder kein Teſtament vorhanden, Maas und Gewicht anzuordnen und die Stadt- bedienungen zu beſetzen; er ſpricht auch den Rath von allen Arten des Bannes und der Kirchenzucht frey. Rom am 20ſten Junii. Nachdem der Erzbiſchof von dem Orden Genugthuung erhalten, und ſelbi- gem Vergebung ertheilet, gieng der Lerm mit der Stadt wieder an, welche den paͤpſtlichen Ausſpruch nicht fuͤr guͤltig erkennen wolte. Der Biſchof von Revel, Simon von der Borch, aber gab dem Erzbiſchof das Zeugnis, daß ſein Be- richt in allen Artikeln wahr ſey, und der rigiſche Rath den apoſtoliſchen Stuhl verachte. Simon nennet ſich, Biſchof von Revel, Jnnocentius des IIXten und ſeines Stuhls Legaten de latere an die Reiche Daͤnnemark, Schweden, Norwegen und ihre Gebiete, Nuncius und Orator an Preuſſen, Liefland, Litthauen, die Staͤdte und Flecken in Semgallen und deren Nachbarſchaft, gegeben zu Fegefeuer (Vegevuͤr). Bey ſo bewandten Umſtaͤnden muſte die Stadt Riga alles uͤber ſich hergehen laſſen. Das Urtheil der Geiſtlichen in Sa- chen des Ordens fiel fuͤr ſie hoͤchſt mislich und widerſinniſch aus, und ſie muſte ſie dieſes Jahr ſich nicht allein eine bedenkliche Unterwerfung vorſchreiben laſſen, ſon- dern auch das Jahr darauf den ſchon vernichteten kirchholmiſchen Vertrag be- kant machen und von neuen genehmigen. Um den Loͤwen aus ſeinen Klauen ken- nen zu lernen, wollen wir dieſen zu Wolmer errichteten ſchmaͤhligen Vertrag hier ganz mittheilen c). Er war fuͤr die Stadt ſo gefaͤhrlich daß ſie ihn nicht auf die Naͤhe c) Zuſchrift an die Stadt Riga, in welcher derſelben die wolmerſche Abſprache von 1491 noch einmal communiciret werden muſte, weil ſie dieſe Laſten noch bisher mit kei- nem Finger angeruͤhret *). Den *) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil ſie aus einem viel hoͤhern Thon als der kirchholmiſche merkwuͤrdigs Tractat ſpricht, der Curioſitaͤt wegen. Sie erweiſt das verworne Regiment, das mit

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/184>, abgerufen am 27.04.2024.