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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1459

Dienstags nach Johannis Geburt quitirt der König Christiern von
Dännemark, den Ehrenbornen Herrn Gerdt von Mellingrode, Comtur
zu Revel, auf 4000 Mark, welche der König auf das Gut Danhof vorge-
schossen; unterzeichnet zu Kopenhagen mit dem königlichen Jnsiegel.

1461

Joh. Vatelkanne, Electus der Kirche zu Oesel, gab am Tage vor Kreuz-
erhöhung dem Meister das dem Orden ehmals abgenommene Antheil des Schlos-
ses Leal wieder, damit nicht weiteres Blutvergiessen daraus erfolge. Der
Landmarschal Godert von Plettenbeege erkläret Vatelkannen im Namen des
Herrn Meisters für den rechten Bischof von Oesel, dem Jost Hagenstein
weichen solle, ohnerachtet der Papst Pius der Iste des Vatelkanne Erwehlung
vor 3 Jahren vernichtet hätte. Doch nach etlichen Jahren sahe sich Jodocus
oder Jost durch Beistand des Meisters wieder in Besitz des Bistums; und Va-
telkanne
muste abziehen, weil der Erzbischof und übrige Bischöfe mit Osthofen
gemeinschaftliche Sache machten.

1464

Der König Carl von Schweden ersuchet zu Danzig, am Abend der
heil. drey Könige, den Landmarschal und die Gebietiger in Liefland, daß sie die
hagerschen Güter zu Ripe in Jutland, so dem Orden gehören, Hans
Schenckeln
überlassen möchten, welcher dem Orden huldigen und alle Dienste
leisten solle. Die Briefe, welche Fridr. Depenbrock auf diese Güter unter des
Königs Namen angewiesen, erkläret Carl für untergeschoben, ob man sie gleich
vor 2 Jahren durch eine List von ihm erschleichen wollen.

Nach fast unaufhörlichen Zänkereien muste die Stadt Riga endlich dem
Ordensmeister nachgeben. Für diese Verleugnung erhielt sie von Osthoffen
am Sonnabend vor Martini einen fürtreflichen Freiheitsbrief, den zwar einige
Abschriften 10 Jahr älter machen, die richtigsten aber in dieses Jahr setzen, so
mit der Zeitrechnung und den Umständen am besten übereinstimt. Die Städte
Revel und Dörpt haben ihre Siegel mit angehänget. Der Ordensmeister be-
stätiget der Stadt die alte Mark auf beiden Seiten der Düne, wie sie selbige
durch den Bischof Wilhelm von Modena vor Alters erhalten, ausser das Ge-
hege Lutzenhagen und die Koppel unter dem Berge, die zur Nothdurft des
Schlosses gehören. Die Honigweide bleibt nach dem Alten. Wenn der Herr
Meister reiset, so giebt ihm die Stadt 30 Reisige zu Pferde gegen inländische Fein-
de, gegen die auswertigen hilft sie ihm mit aller Macht. Die übrigen Beschwerden
wegen der Hülfe, welche die Bürgerschaft dem Orden nach dem vorigen Söhnebrief
leisten mus, fallen weg, nur daß die Stadt dem Orden nicht entgegen ist. Der
Wahrzins wird der Stadt wieder gegeben, und ihr von den 5 Vicarien nur 3 zu
halten erlaubet. Er gönnet der Stadt eine ziemliche Mauer, 5 Faden dicke, doch
ohne Thürme, zwischen der Vorburg des Schlosses und der Städtmauer. Zur
grossen Pforte behält die Stadt die Schlüssel, um sie zu gewöhnlichen Zeiten zu
öfnen, auch zum Behuf der Ordensgebietiger sie Tag und Nacht aufzuschliessen.
Den Schlüssel zur kleinen Pforte verwahret der Hauscomtur. Der Haberthurm
sol bey der Vorburg bleiben und nicht wieder gebauet werden. Auch die neuen
Thürme bey der St. Andreaskapelle am Schlosgraben sollen nicht höher gemau-

ret
aller massen als berühret ist, und verlassen auch um deswillen alle Ritterschaft, Mann-
schaft und Untersassen, in den obengeschriebenen Landen Harrien und Wyrland, und
Allen-Tacken, wohnhaftig und gesessen, ihrer Eydehuldigung, Pflicht und Manhaf-
ten so als die von Alters her unsern Vorfahren und uns gethan und geschehen sind, die
fortan den obersten Gebietiger seinen Nachkommen und unsern Orden zu Liefland zu
pflegen und zu thun zu ewigen Zeiten in Kraft dieses Briefes, und wir Ludowich
Hofmeister oben genant geloben und verheisen vor uns und unsere Nachkommen, un-
sern ganzen Orden alle vorschriebene Sachen stete und feste zu halten, unwiederruflich
zu ewigen Zeiten. Dessen zu Urkund und mehrer Sicherheit haben wir unser Jnsiegel
vorhangen lassen, diesem Brief, der gegeben ist auf unsern Hause Königsberg am
Dienstage, so die heillge Kirche pfleget Cantate zu singen im vierzehen hundert neun
und funfzigsten Jahre.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1459

Dienſtags nach Johannis Geburt quitirt der Koͤnig Chriſtiern von
Daͤnnemark, den Ehrenbornen Herrn Gerdt von Mellingrode, Comtur
zu Revel, auf 4000 Mark, welche der Koͤnig auf das Gut Danhof vorge-
ſchoſſen; unterzeichnet zu Kopenhagen mit dem koͤniglichen Jnſiegel.

1461

Joh. Vatelkanne, Electus der Kirche zu Oeſel, gab am Tage vor Kreuz-
erhoͤhung dem Meiſter das dem Orden ehmals abgenommene Antheil des Schloſ-
ſes Leal wieder, damit nicht weiteres Blutvergieſſen daraus erfolge. Der
Landmarſchal Godert von Plettenbeege erklaͤret Vatelkannen im Namen des
Herrn Meiſters fuͤr den rechten Biſchof von Oeſel, dem Joſt Hagenſtein
weichen ſolle, ohnerachtet der Papſt Pius der Iſte des Vatelkanne Erwehlung
vor 3 Jahren vernichtet haͤtte. Doch nach etlichen Jahren ſahe ſich Jodocus
oder Joſt durch Beiſtand des Meiſters wieder in Beſitz des Biſtums; und Va-
telkanne
muſte abziehen, weil der Erzbiſchof und uͤbrige Biſchoͤfe mit Oſthofen
gemeinſchaftliche Sache machten.

1464

Der Koͤnig Carl von Schweden erſuchet zu Danzig, am Abend der
heil. drey Koͤnige, den Landmarſchal und die Gebietiger in Liefland, daß ſie die
hagerſchen Guͤter zu Ripe in Jutland, ſo dem Orden gehoͤren, Hans
Schenckeln
uͤberlaſſen moͤchten, welcher dem Orden huldigen und alle Dienſte
leiſten ſolle. Die Briefe, welche Fridr. Depenbrock auf dieſe Guͤter unter des
Koͤnigs Namen angewieſen, erklaͤret Carl fuͤr untergeſchoben, ob man ſie gleich
vor 2 Jahren durch eine Liſt von ihm erſchleichen wollen.

Nach faſt unaufhoͤrlichen Zaͤnkereien muſte die Stadt Riga endlich dem
Ordensmeiſter nachgeben. Fuͤr dieſe Verleugnung erhielt ſie von Oſthoffen
am Sonnabend vor Martini einen fuͤrtreflichen Freiheitsbrief, den zwar einige
Abſchriften 10 Jahr aͤlter machen, die richtigſten aber in dieſes Jahr ſetzen, ſo
mit der Zeitrechnung und den Umſtaͤnden am beſten uͤbereinſtimt. Die Staͤdte
Revel und Doͤrpt haben ihre Siegel mit angehaͤnget. Der Ordensmeiſter be-
ſtaͤtiget der Stadt die alte Mark auf beiden Seiten der Duͤne, wie ſie ſelbige
durch den Biſchof Wilhelm von Modena vor Alters erhalten, auſſer das Ge-
hege Lutzenhagen und die Koppel unter dem Berge, die zur Nothdurft des
Schloſſes gehoͤren. Die Honigweide bleibt nach dem Alten. Wenn der Herr
Meiſter reiſet, ſo giebt ihm die Stadt 30 Reiſige zu Pferde gegen inlaͤndiſche Fein-
de, gegen die auswertigen hilft ſie ihm mit aller Macht. Die uͤbrigen Beſchwerden
wegen der Huͤlfe, welche die Buͤrgerſchaft dem Orden nach dem vorigen Soͤhnebrief
leiſten mus, fallen weg, nur daß die Stadt dem Orden nicht entgegen iſt. Der
Wahrzins wird der Stadt wieder gegeben, und ihr von den 5 Vicarien nur 3 zu
halten erlaubet. Er goͤnnet der Stadt eine ziemliche Mauer, 5 Faden dicke, doch
ohne Thuͤrme, zwiſchen der Vorburg des Schloſſes und der Staͤdtmauer. Zur
groſſen Pforte behaͤlt die Stadt die Schluͤſſel, um ſie zu gewoͤhnlichen Zeiten zu
oͤfnen, auch zum Behuf der Ordensgebietiger ſie Tag und Nacht aufzuſchlieſſen.
Den Schluͤſſel zur kleinen Pforte verwahret der Hauscomtur. Der Haberthurm
ſol bey der Vorburg bleiben und nicht wieder gebauet werden. Auch die neuen
Thuͤrme bey der St. Andreaskapelle am Schlosgraben ſollen nicht hoͤher gemau-

ret
aller maſſen als beruͤhret iſt, und verlaſſen auch um deswillen alle Ritterſchaft, Mann-
ſchaft und Unterſaſſen, in den obengeſchriebenen Landen Harrien und Wyrland, und
Allen-Tacken, wohnhaftig und geſeſſen, ihrer Eydehuldigung, Pflicht und Manhaf-
ten ſo als die von Alters her unſern Vorfahren und uns gethan und geſchehen ſind, die
fortan den oberſten Gebietiger ſeinen Nachkommen und unſern Orden zu Liefland zu
pflegen und zu thun zu ewigen Zeiten in Kraft dieſes Briefes, und wir Ludowich
Hofmeiſter oben genant geloben und verheiſen vor uns und unſere Nachkommen, un-
ſern ganzen Orden alle vorſchriebene Sachen ſtete und feſte zu halten, unwiederruflich
zu ewigen Zeiten. Deſſen zu Urkund und mehrer Sicherheit haben wir unſer Jnſiegel
vorhangen laſſen, dieſem Brief, der gegeben iſt auf unſern Hauſe Koͤnigsberg am
Dienſtage, ſo die heillge Kirche pfleget Cantate zu ſingen im vierzehen hundert neun
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[150/0168] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Dienſtags nach Johannis Geburt quitirt der Koͤnig Chriſtiern von Daͤnnemark, den Ehrenbornen Herrn Gerdt von Mellingrode, Comtur zu Revel, auf 4000 Mark, welche der Koͤnig auf das Gut Danhof vorge- ſchoſſen; unterzeichnet zu Kopenhagen mit dem koͤniglichen Jnſiegel. Joh. Vatelkanne, Electus der Kirche zu Oeſel, gab am Tage vor Kreuz- erhoͤhung dem Meiſter das dem Orden ehmals abgenommene Antheil des Schloſ- ſes Leal wieder, damit nicht weiteres Blutvergieſſen daraus erfolge. Der Landmarſchal Godert von Plettenbeege erklaͤret Vatelkannen im Namen des Herrn Meiſters fuͤr den rechten Biſchof von Oeſel, dem Joſt Hagenſtein weichen ſolle, ohnerachtet der Papſt Pius der Iſte des Vatelkanne Erwehlung vor 3 Jahren vernichtet haͤtte. Doch nach etlichen Jahren ſahe ſich Jodocus oder Joſt durch Beiſtand des Meiſters wieder in Beſitz des Biſtums; und Va- telkanne muſte abziehen, weil der Erzbiſchof und uͤbrige Biſchoͤfe mit Oſthofen gemeinſchaftliche Sache machten. Der Koͤnig Carl von Schweden erſuchet zu Danzig, am Abend der heil. drey Koͤnige, den Landmarſchal und die Gebietiger in Liefland, daß ſie die hagerſchen Guͤter zu Ripe in Jutland, ſo dem Orden gehoͤren, Hans Schenckeln uͤberlaſſen moͤchten, welcher dem Orden huldigen und alle Dienſte leiſten ſolle. Die Briefe, welche Fridr. Depenbrock auf dieſe Guͤter unter des Koͤnigs Namen angewieſen, erklaͤret Carl fuͤr untergeſchoben, ob man ſie gleich vor 2 Jahren durch eine Liſt von ihm erſchleichen wollen. Nach faſt unaufhoͤrlichen Zaͤnkereien muſte die Stadt Riga endlich dem Ordensmeiſter nachgeben. Fuͤr dieſe Verleugnung erhielt ſie von Oſthoffen am Sonnabend vor Martini einen fuͤrtreflichen Freiheitsbrief, den zwar einige Abſchriften 10 Jahr aͤlter machen, die richtigſten aber in dieſes Jahr ſetzen, ſo mit der Zeitrechnung und den Umſtaͤnden am beſten uͤbereinſtimt. Die Staͤdte Revel und Doͤrpt haben ihre Siegel mit angehaͤnget. Der Ordensmeiſter be- ſtaͤtiget der Stadt die alte Mark auf beiden Seiten der Duͤne, wie ſie ſelbige durch den Biſchof Wilhelm von Modena vor Alters erhalten, auſſer das Ge- hege Lutzenhagen und die Koppel unter dem Berge, die zur Nothdurft des Schloſſes gehoͤren. Die Honigweide bleibt nach dem Alten. Wenn der Herr Meiſter reiſet, ſo giebt ihm die Stadt 30 Reiſige zu Pferde gegen inlaͤndiſche Fein- de, gegen die auswertigen hilft ſie ihm mit aller Macht. Die uͤbrigen Beſchwerden wegen der Huͤlfe, welche die Buͤrgerſchaft dem Orden nach dem vorigen Soͤhnebrief leiſten mus, fallen weg, nur daß die Stadt dem Orden nicht entgegen iſt. Der Wahrzins wird der Stadt wieder gegeben, und ihr von den 5 Vicarien nur 3 zu halten erlaubet. Er goͤnnet der Stadt eine ziemliche Mauer, 5 Faden dicke, doch ohne Thuͤrme, zwiſchen der Vorburg des Schloſſes und der Staͤdtmauer. Zur groſſen Pforte behaͤlt die Stadt die Schluͤſſel, um ſie zu gewoͤhnlichen Zeiten zu oͤfnen, auch zum Behuf der Ordensgebietiger ſie Tag und Nacht aufzuſchlieſſen. Den Schluͤſſel zur kleinen Pforte verwahret der Hauscomtur. Der Haberthurm ſol bey der Vorburg bleiben und nicht wieder gebauet werden. Auch die neuen Thuͤrme bey der St. Andreaskapelle am Schlosgraben ſollen nicht hoͤher gemau- ret h) h) aller maſſen als beruͤhret iſt, und verlaſſen auch um deswillen alle Ritterſchaft, Mann- ſchaft und Unterſaſſen, in den obengeſchriebenen Landen Harrien und Wyrland, und Allen-Tacken, wohnhaftig und geſeſſen, ihrer Eydehuldigung, Pflicht und Manhaf- ten ſo als die von Alters her unſern Vorfahren und uns gethan und geſchehen ſind, die fortan den oberſten Gebietiger ſeinen Nachkommen und unſern Orden zu Liefland zu pflegen und zu thun zu ewigen Zeiten in Kraft dieſes Briefes, und wir Ludowich Hofmeiſter oben genant geloben und verheiſen vor uns und unſere Nachkommen, un- ſern ganzen Orden alle vorſchriebene Sachen ſtete und feſte zu halten, unwiederruflich zu ewigen Zeiten. Deſſen zu Urkund und mehrer Sicherheit haben wir unſer Jnſiegel vorhangen laſſen, dieſem Brief, der gegeben iſt auf unſern Hauſe Koͤnigsberg am Dienſtage, ſo die heillge Kirche pfleget Cantate zu ſingen im vierzehen hundert neun und funfzigſten Jahre.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/168>, abgerufen am 27.11.2024.