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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1435

Am Tage der heil. Jungfrau Barbara errichtete dieser Ordensmeister zu
Walck mit Vorwissen, Vollbort und Willen seiner ehrsamen Gebietiger als
Gottfrieds von den Roddenberge, Landmarschals, Thomas von Hun-
gersdorp,
anders geheissen Greversmühle zu Vellin, Heinrich von der
Vorste zu Revel, Simons Langeschinckel zu Goldingen Comture, Mat-
this
von Bouningen zu Jerwen, Heidenreichs Vincke zu Wenden Vog-
te, einen gütlichen Vergleich mit dem rigischen Dompropst Arnold von
dem Brincke wegen der Länder an der Düne gegen Kirchholm und Dah-
len
zu. Der Propst entsaget allen Ansprüchen über die Güter von der Berse-
bach
an bis an die uxkülsche Scheidung, dagegen erhält er vom Meister den
Hof Alpe, Düvelshof genant, ausser der Kalkpforte vor der Stadt Riga
und Sarendorf bey der Düne über dem Ziegelhause des Ordens gelegen; in-
gleichen 1000 Mark rigisch nach Werth des alten Pagaments, wofür der Propst
in dem Lande des Ordens sich ein ander Gut ankaufen kan. Der Propst läst
auch sein Recht fahren an dem so genanten öselschen Wehr auf der Düne, wo-
gegen sich der Orden seines Antheils an dem östingholmischen Wehre begiebt.
Dem Propst werden die Güter Memorgha und Kekowe eingegränzet, von
der bersebeckischen Münde, die in die Düne fält, bis an die Bersemühle,
welches Mühlhaus der Orden behält, von dem Mühlenteiche weiter zur Berse-
see
um das Dorf Polkarden bis an die Müsse, von der Müsse bis an die Stadt-
güter zu Riga. Das Erzbischofs Hennings Siegel befindet sich am Original
mit dabey, der die Privilegien der Stadt Riga selbigen Tages bestätigte.

Jn diesem Jahr gieng die englische und flämische Kaufarteiflotte aus
Dünemünde unter Segel, zu welcher auch einige wohl beladene Schiffe mit
Stückgütern aus Liefland stiessen die nach den Abendländern handeln wolten,
musten aber widrigen Windes halben auf der Rhede liegen. Die Liefländer
wurden von den Englischen an Bord zu kommen genöthiget, bey ihrem Besuch
aber von den Engländern aus Neid über diesen Handel im Schifsraum versper-
ret, und nachgehends über Bord geworfen. Die Schiffe und Waaren nahm
man mit nach England. Ob nun gleich die Engländer eine Summe Geldes
zu Cadix dafür zu zahlen versprachen, so wil sich doch die Nachricht von der Er-
stattung nirgends sinden c).

So kreuzten auch die Engländer auf die Preussen, um ihnen den Han-
del nach Frankreich zu wehren d).

d)
Der
c) Diese Nachricht ist aus Schützen. Man beschuldiget diesen Francken einer grossen
Eigennützigkeit, die ihn mehr auf die Vortheile seiner Verwandten als des Ordens zu
sehen getrieben. Er bekam von dem wittensteinischen Comtur Helwich von Gil-
sen
noch mit warmer Hand eine Tonne Goldes, und nach dessen Absterben 100000
Mark an Golde ohne das viele silberne Geräthe, desgleichen erbte er von dem Ka-
stellan auf Vellin 30000 Mark Goldes und 600 Mark gegossen Silber, ausser dem
silberne Tafelgeschirre. Diesen Schatz holte sein Bruder Wolther Kersdorf, preus-
sischer
Groscomtur ab, und ob schon die liefländischen Gebietiger dis Geld von
dem Hochmeister Paul zur Ordenscasse geschlagen wissen wolten, so getrauete sich die-
ser doch nicht eine so fette Nachlassenschaft dem rechten Erben abzunehmen. Die Lief-
länder
sahen es als öffentliche Gelder an, darüber kein Meister vor sich allein zu
schalten hätte, und Russov meinet, es habe damals mancher seine Gelder nach West-
phalen
in Sicherheit gebracht, oder seinen Finken nach Hause fliegen lassen.
d)
d) Jn den Umständen seines Todes gehen die Geschichtschreiber von einander ab. Die
mehresten behaupten, er sey in der Schlacht geblieben. Allein so müste das Treffen
auch später angegeben werden. Rusdorf und Vladislaus schlossen zu Bresci den
Frieden erst 1436 S. Hartknoch Th. II, S. 309. Schütz bemerket B. III, bl. 128,
daß der Ordensmeister in Liefland durchaus nicht in diesem Frieden habe eingeschlossen
seyn wollen, welcher Eigensin dem Lande viel Unheil zugezogen. Die Geschichtschrei-
ber geben die Niederlage auf 20000 Man stark an; weil dieses aber zu gros klinget,
nimt Horner nur 10000 an, wobey man doch noch genug zu thun hat, wenn mans
glauben
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1435

Am Tage der heil. Jungfrau Barbara errichtete dieſer Ordensmeiſter zu
Walck mit Vorwiſſen, Vollbort und Willen ſeiner ehrſamen Gebietiger als
Gottfrieds von den Roddenberge, Landmarſchals, Thomas von Hun-
gersdorp,
anders geheiſſen Greversmuͤhle zu Vellin, Heinrich von der
Vorſte zu Revel, Simons Langeſchinckel zu Goldingen Comture, Mat-
this
von Bouningen zu Jerwen, Heidenreichs Vincke zu Wenden Vog-
te, einen guͤtlichen Vergleich mit dem rigiſchen Dompropſt Arnold von
dem Brincke wegen der Laͤnder an der Duͤne gegen Kirchholm und Dah-
len
zu. Der Propſt entſaget allen Anſpruͤchen uͤber die Guͤter von der Berſe-
bach
an bis an die uxkuͤlſche Scheidung, dagegen erhaͤlt er vom Meiſter den
Hof Alpe, Duͤvelshof genant, auſſer der Kalkpforte vor der Stadt Riga
und Sarendorf bey der Duͤne uͤber dem Ziegelhauſe des Ordens gelegen; in-
gleichen 1000 Mark rigiſch nach Werth des alten Pagaments, wofuͤr der Propſt
in dem Lande des Ordens ſich ein ander Gut ankaufen kan. Der Propſt laͤſt
auch ſein Recht fahren an dem ſo genanten oͤſelſchen Wehr auf der Duͤne, wo-
gegen ſich der Orden ſeines Antheils an dem oͤſtingholmiſchen Wehre begiebt.
Dem Propſt werden die Guͤter Memorgha und Kekowe eingegraͤnzet, von
der berſebeckiſchen Muͤnde, die in die Duͤne faͤlt, bis an die Berſemuͤhle,
welches Muͤhlhaus der Orden behaͤlt, von dem Muͤhlenteiche weiter zur Berſe-
ſee
um das Dorf Polkarden bis an die Muͤſſe, von der Muͤſſe bis an die Stadt-
guͤter zu Riga. Das Erzbiſchofs Hennings Siegel befindet ſich am Original
mit dabey, der die Privilegien der Stadt Riga ſelbigen Tages beſtaͤtigte.

Jn dieſem Jahr gieng die engliſche und flaͤmiſche Kaufarteiflotte aus
Duͤnemuͤnde unter Segel, zu welcher auch einige wohl beladene Schiffe mit
Stuͤckguͤtern aus Liefland ſtieſſen die nach den Abendlaͤndern handeln wolten,
muſten aber widrigen Windes halben auf der Rhede liegen. Die Lieflaͤnder
wurden von den Engliſchen an Bord zu kommen genoͤthiget, bey ihrem Beſuch
aber von den Englaͤndern aus Neid uͤber dieſen Handel im Schifsraum verſper-
ret, und nachgehends uͤber Bord geworfen. Die Schiffe und Waaren nahm
man mit nach England. Ob nun gleich die Englaͤnder eine Summe Geldes
zu Cadix dafuͤr zu zahlen verſprachen, ſo wil ſich doch die Nachricht von der Er-
ſtattung nirgends ſinden c).

So kreuzten auch die Englaͤnder auf die Preuſſen, um ihnen den Han-
del nach Frankreich zu wehren d).

d)
Der
c) Dieſe Nachricht iſt aus Schuͤtzen. Man beſchuldiget dieſen Francken einer groſſen
Eigennuͤtzigkeit, die ihn mehr auf die Vortheile ſeiner Verwandten als des Ordens zu
ſehen getrieben. Er bekam von dem wittenſteiniſchen Comtur Helwich von Gil-
ſen
noch mit warmer Hand eine Tonne Goldes, und nach deſſen Abſterben 100000
Mark an Golde ohne das viele ſilberne Geraͤthe, desgleichen erbte er von dem Ka-
ſtellan auf Vellin 30000 Mark Goldes und 600 Mark gegoſſen Silber, auſſer dem
ſilberne Tafelgeſchirre. Dieſen Schatz holte ſein Bruder Wolther Kersdorf, preuſ-
ſiſcher
Groscomtur ab, und ob ſchon die lieflaͤndiſchen Gebietiger dis Geld von
dem Hochmeiſter Paul zur Ordenscaſſe geſchlagen wiſſen wolten, ſo getrauete ſich die-
ſer doch nicht eine ſo fette Nachlaſſenſchaft dem rechten Erben abzunehmen. Die Lief-
laͤnder
ſahen es als oͤffentliche Gelder an, daruͤber kein Meiſter vor ſich allein zu
ſchalten haͤtte, und Ruſſov meinet, es habe damals mancher ſeine Gelder nach Weſt-
phalen
in Sicherheit gebracht, oder ſeinen Finken nach Hauſe fliegen laſſen.
d)
d) Jn den Umſtaͤnden ſeines Todes gehen die Geſchichtſchreiber von einander ab. Die
mehreſten behaupten, er ſey in der Schlacht geblieben. Allein ſo muͤſte das Treffen
auch ſpaͤter angegeben werden. Rusdorf und Vladislaus ſchloſſen zu Breſci den
Frieden erſt 1436 S. Hartknoch Th. II, S. 309. Schuͤtz bemerket B. III, bl. 128,
daß der Ordensmeiſter in Liefland durchaus nicht in dieſem Frieden habe eingeſchloſſen
ſeyn wollen, welcher Eigenſin dem Lande viel Unheil zugezogen. Die Geſchichtſchrei-
ber geben die Niederlage auf 20000 Man ſtark an; weil dieſes aber zu gros klinget,
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/150>, abgerufen am 21.11.2024.