[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1347Samogiten wurden die Vestungen Kylabesyne, Dobbesyne und Ze-la zerstöret. Jm Sommer zog der König von Dännemark Woldemar der IIIte über Tusmer b) Diese Verhandlung des Landes, an welcher lange gekünstelt worden, gieng nun auf
einmal vor sich, ob sie gleich den königl. Versiegelungen und dem Eide der Ritterschaft entgegen lief, ihr auch Anno 1300 und 1329 von den Estländern vorgebeuget worden war. Jn der Jahrzahl und in dem Preise weichen unsre Verfasser von einander ab. Huitfeld datiret seine Urkunde von 1346 zu Marienburg, und redet von 19000 Pf. löthigen Silbers, da Pontanus und andre nur 18000 angeben. Menius redet von 30000 Mark Goldes, die er endlich bis auf 19000 behandelt. Hiärne datiret den Kauf- brief zu Königsberg 1346, und wil auch Abschriften davon gesehen haben. Jn der dänischen Urkunde in welcher Waldemar an sämtliche Räthe, Hauptleute, Man- schaft und Unterthanen des Herzogthums Estland berichtet, daß sein allerliebster Bru- der, der Junker Otto, in den deutschen Orden getreten, und der König Estland mit allen seinen Schlössern, Städten und Dörfern dem Orden zugesaget, weswegen alle dem Hochmeister huldigen und Gehorsam leisten, ihres Eides aber gegen den König entledigt seyn sollen, mus wol stat clcccXLIV clcccXLVI gelesen werden. Dieser Brief ist gegeben am Tage Mariä Himmelfart zu Copenhagen (Hafenis, aus wel- chen lateinischen Worte die Geschichtschreiber uns ich weis nicht was für ein Hufeis machen). Die dänischen Schriftsteller finden grosse Bedenklichkeiten darin, daß kein königl. Rath als nur Stigot Anderson unterschrieben; ja sie stellen sich an, als ha- be die Krone Dännemark von diesem Handel nichts gewust, bis der polnische Ge- sandte auf dem stettinischen Friedensschlusse 1570 die Acte zuerst ans Licht gebracht, davon uns Huitfeld eine Abschrift in dänischer Sprache liefert. Da der berühmte Herr Baron von Holberg in seiner dänischen Reichshistorie es ebenfals bey der Er- zehlung des Huitfeld und Pontanus bewenden lassen; so wollen wir aus den gesam- ten Briefschaften einen kurzen Auszug ertheilen, und zwar nach solchen Abschriften, die am 27sten April 1697 mit der im schwedischen Archiv befindlichen Urschrift getreu- lich verglichen worden. Es sind aber noch folgende davon vorhanden. 1. Ein Schenkungs-Verkauf, Uebergebungs- und Absagebrief am Matthiastage 1346 zu Tangermünde. Ludwig, Marggraf zu Brandenburg und der Laus- nitz, Pfalzgraf am Rhein, von Bayern und Cärnthen Herzog, Graf von Tyrol und Görz, Vogt der brixischen, aquilejischen und tridentinischen Kirchen, des h. R. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1347Samogiten wurden die Veſtungen Kylabeſyne, Dobbeſyne und Ze-la zerſtoͤret. Jm Sommer zog der Koͤnig von Daͤnnemark Woldemar der IIIte uͤber Tuſmer b) Dieſe Verhandlung des Landes, an welcher lange gekuͤnſtelt worden, gieng nun auf
einmal vor ſich, ob ſie gleich den koͤnigl. Verſiegelungen und dem Eide der Ritterſchaft entgegen lief, ihr auch Anno 1300 und 1329 von den Eſtlaͤndern vorgebeuget worden war. Jn der Jahrzahl und in dem Preiſe weichen unſre Verfaſſer von einander ab. Huitfeld datiret ſeine Urkunde von 1346 zu Marienburg, und redet von 19000 Pf. loͤthigen Silbers, da Pontanus und andre nur 18000 angeben. Menius redet von 30000 Mark Goldes, die er endlich bis auf 19000 behandelt. Hiaͤrne datiret den Kauf- brief zu Koͤnigsberg 1346, und wil auch Abſchriften davon geſehen haben. Jn der daͤniſchen Urkunde in welcher Waldemar an ſaͤmtliche Raͤthe, Hauptleute, Man- ſchaft und Unterthanen des Herzogthums Eſtland berichtet, daß ſein allerliebſter Bru- der, der Junker Otto, in den deutſchen Orden getreten, und der Koͤnig Eſtland mit allen ſeinen Schloͤſſern, Staͤdten und Doͤrfern dem Orden zugeſaget, weswegen alle dem Hochmeiſter huldigen und Gehorſam leiſten, ihres Eides aber gegen den Koͤnig entledigt ſeyn ſollen, mus wol ſtat ⅽⅼↄⅽⅽⅽXLIV ⅽⅼↄⅽⅽⅽXLVI geleſen werden. Dieſer Brief iſt gegeben am Tage Mariaͤ Himmelfart zu Copenhagen (Hafenis, aus wel- chen lateiniſchen Worte die Geſchichtſchreiber uns ich weis nicht was fuͤr ein Hufeis machen). Die daͤniſchen Schriftſteller finden groſſe Bedenklichkeiten darin, daß kein koͤnigl. Rath als nur Stigot Anderſon unterſchrieben; ja ſie ſtellen ſich an, als ha- be die Krone Daͤnnemark von dieſem Handel nichts gewuſt, bis der polniſche Ge- ſandte auf dem ſtettiniſchen Friedensſchluſſe 1570 die Acte zuerſt ans Licht gebracht, davon uns Huitfeld eine Abſchrift in daͤniſcher Sprache liefert. Da der beruͤhmte Herr Baron von Holberg in ſeiner daͤniſchen Reichshiſtorie es ebenfals bey der Er- zehlung des Huitfeld und Pontanus bewenden laſſen; ſo wollen wir aus den geſam- ten Briefſchaften einen kurzen Auszug ertheilen, und zwar nach ſolchen Abſchriften, die am 27ſten April 1697 mit der im ſchwediſchen Archiv befindlichen Urſchrift getreu- lich verglichen worden. Es ſind aber noch folgende davon vorhanden. 1. Ein Schenkungs-Verkauf, Uebergebungs- und Abſagebrief am Matthiastage 1346 zu Tangermuͤnde. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Samogiten wurden die Veſtungen Kylabeſyne, Dobbeſyne und Ze-
la zerſtoͤret.
1347
Jm Sommer zog der Koͤnig von Daͤnnemark Woldemar der IIIte uͤber
Luͤbeck nach Preuſſen, um einen Zug gegen die unglaͤubigen Litthauer zu
thun, fand aber den Krieg ſchon beigeleget. Er gieng hierauf nach dem gelobten
Lande, zu welcher Walfarth er einen ſtarken Reiſepfennig brauchte. Er brachte
daher mit Einwilligung ſeiner Getreuen die ſchon laͤngſt entworfene Acte zu Stan-
de, in welcher er dem Hochmeiſter Henrich Duſemer das ganze Herzogthum
Eſtland mit allen Zubehoͤrigen und Einkuͤnften um 19000 Mark reines Silbers
coͤlniſchen Gewichts kaͤuflich uͤberlaͤſt, und den Unterthanen entdecket, daß ſein
aͤlteſter Bruder, Junker Otto, um ſeiner Seelen Seligkeit willen, und um
ſich GOtt zu opfern und zu heiligen, in den deutſchen Orden zu treten ſich ent-
ſchloſſen habe. Der Ritter Stigot Anderſſon, Hauptman des Landes Re-
vel, und Friedrich von Lochen, geweſener Marſchal, haben als Zeugen ihr
Siegel beigedruckt. Geſchehen zu Marienburg am Tage der Enthauptung
Johannis des Taͤufers, durch Veranſtaltung des wartinsborgiſchen Kirch-
herrns Hinrich Luneborchs, ſeines Kanzlers, der Ritter Hinrich Lode von
Lechtis, Goedekens von Fahrensbeck, des Wapeners, Thilo Soerſe-
vers, Arnolds von Coͤlln und Wieckenhauſen und vieler andrer Wuͤr-
digen des Glaubens. Der Papſt Clemens der VIIte beſtaͤtigte den Kauf
noch in demſelben Jahr, der Hochmeiſter lies aber Eſtland gar bald wieder an
Goswin von Heriken kaͤuflich uͤber, der auch des vorigen Ordensmeiſters ſeinen
Vetter, Burchard von Dreylewen, zum Comthur auf Revel verordnete.
Die Beſitznehmung des Ordens geſchahe am Tage Aller Heiligen, und das daͤni-
ſche Regiment uͤber Eſtland, ſo von Waldemar dem IIten bis Woldemar
dem IIIten beherrſchet worden, nahm ſolcher geſtalt ſein Ende b).
Tuſmer
b) Dieſe Verhandlung des Landes, an welcher lange gekuͤnſtelt worden, gieng nun auf
einmal vor ſich, ob ſie gleich den koͤnigl. Verſiegelungen und dem Eide der Ritterſchaft
entgegen lief, ihr auch Anno 1300 und 1329 von den Eſtlaͤndern vorgebeuget worden
war. Jn der Jahrzahl und in dem Preiſe weichen unſre Verfaſſer von einander ab.
Huitfeld datiret ſeine Urkunde von 1346 zu Marienburg, und redet von 19000 Pf.
loͤthigen Silbers, da Pontanus und andre nur 18000 angeben. Menius redet von
30000 Mark Goldes, die er endlich bis auf 19000 behandelt. Hiaͤrne datiret den Kauf-
brief zu Koͤnigsberg 1346, und wil auch Abſchriften davon geſehen haben. Jn der
daͤniſchen Urkunde in welcher Waldemar an ſaͤmtliche Raͤthe, Hauptleute, Man-
ſchaft und Unterthanen des Herzogthums Eſtland berichtet, daß ſein allerliebſter Bru-
der, der Junker Otto, in den deutſchen Orden getreten, und der Koͤnig Eſtland
mit allen ſeinen Schloͤſſern, Staͤdten und Doͤrfern dem Orden zugeſaget, weswegen
alle dem Hochmeiſter huldigen und Gehorſam leiſten, ihres Eides aber gegen den Koͤnig
entledigt ſeyn ſollen, mus wol ſtat ⅽⅼↄⅽⅽⅽXLIV ⅽⅼↄⅽⅽⅽXLVI geleſen werden. Dieſer
Brief iſt gegeben am Tage Mariaͤ Himmelfart zu Copenhagen (Hafenis, aus wel-
chen lateiniſchen Worte die Geſchichtſchreiber uns ich weis nicht was fuͤr ein Hufeis
machen). Die daͤniſchen Schriftſteller finden groſſe Bedenklichkeiten darin, daß kein
koͤnigl. Rath als nur Stigot Anderſon unterſchrieben; ja ſie ſtellen ſich an, als ha-
be die Krone Daͤnnemark von dieſem Handel nichts gewuſt, bis der polniſche Ge-
ſandte auf dem ſtettiniſchen Friedensſchluſſe 1570 die Acte zuerſt ans Licht gebracht,
davon uns Huitfeld eine Abſchrift in daͤniſcher Sprache liefert. Da der beruͤhmte
Herr Baron von Holberg in ſeiner daͤniſchen Reichshiſtorie es ebenfals bey der Er-
zehlung des Huitfeld und Pontanus bewenden laſſen; ſo wollen wir aus den geſam-
ten Briefſchaften einen kurzen Auszug ertheilen, und zwar nach ſolchen Abſchriften,
die am 27ſten April 1697 mit der im ſchwediſchen Archiv befindlichen Urſchrift getreu-
lich verglichen worden. Es ſind aber noch folgende davon vorhanden.
1. Ein Schenkungs-Verkauf, Uebergebungs- und Abſagebrief am Matthiastage
1346 zu Tangermuͤnde. Ludwig, Marggraf zu Brandenburg und der Laus-
nitz, Pfalzgraf am Rhein, von Bayern und Caͤrnthen Herzog, Graf von Tyrol
und Goͤrz, Vogt der brixiſchen, aquilejiſchen und tridentiniſchen Kirchen, des
h. R.
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