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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Buchards v. Dreylewen.

Heinrich, Bischof von Oesel, verstattete allen Schiffen in den Häfen sei-1341
ner Diöces die Zolfreiheit, und die Erlaubnis am nechsten Ufer zur Ausbesse-
rung der Schiffe Holz zu schlagen. Alle gestrandete Güter, so innerhalb Jah-
resfrist abgefordert werden, kommen ohne Vorbehalt an die rechtmäßigen Erben.

Die Herren von Scherenbeck setzten am 28sten May in Beiseyn des
Wapners, Herman Risbyters, dem Abt Nieolaus zu Padis die Dörfer
Puggete und Yarnselle zu Grenzen seines Klosters an, von welchem Briefe der
Anfang merkwürdig scheinet, wenn sich diese Grenzrichter Nos Christianus, mi-
les, et Willekinus armiger, fratres Domini de Scherenbecke
schreiben. Es ge-
schiehet darin Erwehnung eines Grabens Lambivaha cayvanda, eines Hofes
Taghe, eines Orts Tycderden Mecke kako, einer See Karjawomees
und eines Schlosses Lepoyo.

1343

Freitags vor Mariä Geburt fertigte König Magnus von Schweden
und Norwegen die estländischen Abgeordneten Joh. von Wieder, Hein-
rich
von Loden und Heinrich Lucas b), Wapenträger, und von Seiten der
Stadt Wennemar Kahtern zu Revel, mit einer Amnestie wegen dem was
zwischen seiner Stadt Wieborg und der königl. Stadt Reval vorgegangen, zurück,
und verlangte dagegen, daß, wenn die Revelschen und Wiburgischen mit
einander Händel hätten, jeder Partey in des andern Lande innerhalb Monats-
frist Recht verschaffet werden möchte.

Dieses und das folgende Jahr ist wegen des algemeinen Baurentumults
recht denkwürdig. Die Bauren in Harrien machten den Anfang, und erschlu-
gen in der St. Jürgens Nacht über 1800 dänische und deutsche Herren.
Die Bauerschaft in der Wyck und in Wirland folgten diesem unglücklichen
Beispiel nach, und ermordeten ohne Unterschied des Alters und Geschlechs alles,
was nur einen deutschen Othem hatte. Manche entsprungen noch, und flüch-
teten nackend und blos nach Revel oder Weissenstein, wo sie unterwegens zum
Theil vor Hunger sturben. Jm Kloster Padis wurden allein 28 Mönche ge-
tödtet. Die oeselschen Bauren machten sich um Jacobi mit über ihre Her-
schaften her, und schlugen erst alle Ausländer todt, und darauf auch den Or-
densvogt, samt allen Klostermönchen zu Peude, denen sie in der Belagerung
zwar freien Abzug versprochen hatten, ihr Wort aber als Barbaren hielten. Sie
vereinigten sich hierauf mit denen in der Wyck, wo sie etliche vor Hapsal rücken
liessen, den Bischof mit seinen Leuten einzusperren. Die andern zogen weiter und
brachten unterwegens einen Schwarm von etwa 10000 Man zusammen, die das
Schlos Revel umringten, und durch eine Botschaft den Bischöfen zu Abo und
Wiborg versicherten, die Stadt den Schweden in die Hände zu spielen, wenn
sie ihnen Hülfsvölker zuschicken wolten. Der Ordensmeister Burchard eilte
hierauf zum Entsatz herbey, zerstreute dieses aufrürige Gesindel, von denen die
wenigsten ihre Heimat wieder zu sehen bekamen, ob sie gleich angeloben liessen,
dem liefländischen Orden sich gutwillig zu ergeben, wenn sie nur nicht Sclaven
der Edelleute seyn dürften c). Er legte also Goswinen von Herike nebst etlichen

Rittern
b) Der Herr Mannrichter von Lode lieset die Namen aus dem Originalbriefe anders:
die edlen Männer Joh. von Weiden, Hinrich Lode und Hinrich Lykes, Wa-
penträger und vornehmer Rathsherr zu Revel.
c) Horner berichtet, daß zu diesem algemeinen Baurenkriege der Comthur zu Vellyn
Anlas gegeben. Die Bauren selbst suchten diesen Aufstand mit den unbarmherzigen
Auflagen des Adels zu beschönigen, davon Cranz Vandal. lib. XIII, c. 21, nachzulesen.
Venator beschuldiget Cranzen der Parteilichkeit, als ob er gegen den Orden einen
Grol gefast, und keine Gelegenheit vorbeigelassen, den Brüdern der Ritterschaft eins
anzubringen. Wenn die mehresten Stimmen gelten, so ist freilich diesen zur Verzwei-
felung gebrachten Bauren zu viel geschehen. S. Nic. Leutinger de March. Bran-
denb.
l. III, p.
54. Oernhielm schrieb noch im vorigen Jahrhundert, daß man die
Bauren zur ewigen Arbeit unaufhörlich verdamme und sie wie die Hunde halte. Ein-
hei-
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Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Buchards v. Dreylewen.

Heinrich, Biſchof von Oeſel, verſtattete allen Schiffen in den Haͤfen ſei-1341
ner Dioͤces die Zolfreiheit, und die Erlaubnis am nechſten Ufer zur Ausbeſſe-
rung der Schiffe Holz zu ſchlagen. Alle geſtrandete Guͤter, ſo innerhalb Jah-
resfriſt abgefordert werden, kommen ohne Vorbehalt an die rechtmaͤßigen Erben.

Die Herren von Scherenbeck ſetzten am 28ſten May in Beiſeyn des
Wapners, Herman Risbyters, dem Abt Nieolaus zu Padis die Doͤrfer
Puggete und Yarnſelle zu Grenzen ſeines Kloſters an, von welchem Briefe der
Anfang merkwuͤrdig ſcheinet, wenn ſich dieſe Grenzrichter Nos Chriſtianus, mi-
les, et Willekinus armiger, fratres Domini de Scherenbecke
ſchreiben. Es ge-
ſchiehet darin Erwehnung eines Grabens Lambivaha cayvanda, eines Hofes
Taghe, eines Orts Tycderden Mecke kako, einer See Karjawomees
und eines Schloſſes Lepoyo.

1343

Freitags vor Mariaͤ Geburt fertigte Koͤnig Magnus von Schweden
und Norwegen die eſtlaͤndiſchen Abgeordneten Joh. von Wieder, Hein-
rich
von Loden und Heinrich Lucas b), Wapentraͤger, und von Seiten der
Stadt Wennemar Kahtern zu Revel, mit einer Amneſtie wegen dem was
zwiſchen ſeiner Stadt Wieborg und der koͤnigl. Stadt Reval vorgegangen, zuruͤck,
und verlangte dagegen, daß, wenn die Revelſchen und Wiburgiſchen mit
einander Haͤndel haͤtten, jeder Partey in des andern Lande innerhalb Monats-
friſt Recht verſchaffet werden moͤchte.

Dieſes und das folgende Jahr iſt wegen des algemeinen Baurentumults
recht denkwuͤrdig. Die Bauren in Harrien machten den Anfang, und erſchlu-
gen in der St. Juͤrgens Nacht uͤber 1800 daͤniſche und deutſche Herren.
Die Bauerſchaft in der Wyck und in Wirland folgten dieſem ungluͤcklichen
Beiſpiel nach, und ermordeten ohne Unterſchied des Alters und Geſchlechs alles,
was nur einen deutſchen Othem hatte. Manche entſprungen noch, und fluͤch-
teten nackend und blos nach Revel oder Weiſſenſtein, wo ſie unterwegens zum
Theil vor Hunger ſturben. Jm Kloſter Padis wurden allein 28 Moͤnche ge-
toͤdtet. Die oeſelſchen Bauren machten ſich um Jacobi mit uͤber ihre Her-
ſchaften her, und ſchlugen erſt alle Auslaͤnder todt, und darauf auch den Or-
densvogt, ſamt allen Kloſtermoͤnchen zu Peude, denen ſie in der Belagerung
zwar freien Abzug verſprochen hatten, ihr Wort aber als Barbaren hielten. Sie
vereinigten ſich hierauf mit denen in der Wyck, wo ſie etliche vor Hapſal ruͤcken
lieſſen, den Biſchof mit ſeinen Leuten einzuſperren. Die andern zogen weiter und
brachten unterwegens einen Schwarm von etwa 10000 Man zuſammen, die das
Schlos Revel umringten, und durch eine Botſchaft den Biſchoͤfen zu Abo und
Wiborg verſicherten, die Stadt den Schweden in die Haͤnde zu ſpielen, wenn
ſie ihnen Huͤlfsvoͤlker zuſchicken wolten. Der Ordensmeiſter Burchard eilte
hierauf zum Entſatz herbey, zerſtreute dieſes aufruͤrige Geſindel, von denen die
wenigſten ihre Heimat wieder zu ſehen bekamen, ob ſie gleich angeloben lieſſen,
dem lieflaͤndiſchen Orden ſich gutwillig zu ergeben, wenn ſie nur nicht Sclaven
der Edelleute ſeyn duͤrften c). Er legte alſo Goswinen von Herike nebſt etlichen

Rittern
b) Der Herr Mannrichter von Lode lieſet die Namen aus dem Originalbriefe anders:
die edlen Maͤnner Joh. von Weiden, Hinrich Lode und Hinrich Lykes, Wa-
pentraͤger und vornehmer Rathsherr zu Revel.
c) Horner berichtet, daß zu dieſem algemeinen Baurenkriege der Comthur zu Vellyn
Anlas gegeben. Die Bauren ſelbſt ſuchten dieſen Aufſtand mit den unbarmherzigen
Auflagen des Adels zu beſchoͤnigen, davon Cranz Vandal. lib. XIII, c. 21, nachzuleſen.
Venator beſchuldiget Cranzen der Parteilichkeit, als ob er gegen den Orden einen
Grol gefaſt, und keine Gelegenheit vorbeigelaſſen, den Bruͤdern der Ritterſchaft eins
anzubringen. Wenn die mehreſten Stimmen gelten, ſo iſt freilich dieſen zur Verzwei-
felung gebrachten Bauren zu viel geſchehen. S. Nic. Leutinger de March. Bran-
denb.
l. III, p.
54. Oernhielm ſchrieb noch im vorigen Jahrhundert, daß man die
Bauren zur ewigen Arbeit unaufhoͤrlich verdamme und ſie wie die Hunde halte. Ein-
hei-
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[95/0113] Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Buchards v. Dreylewen. Heinrich, Biſchof von Oeſel, verſtattete allen Schiffen in den Haͤfen ſei- ner Dioͤces die Zolfreiheit, und die Erlaubnis am nechſten Ufer zur Ausbeſſe- rung der Schiffe Holz zu ſchlagen. Alle geſtrandete Guͤter, ſo innerhalb Jah- resfriſt abgefordert werden, kommen ohne Vorbehalt an die rechtmaͤßigen Erben. 1341 Die Herren von Scherenbeck ſetzten am 28ſten May in Beiſeyn des Wapners, Herman Risbyters, dem Abt Nieolaus zu Padis die Doͤrfer Puggete und Yarnſelle zu Grenzen ſeines Kloſters an, von welchem Briefe der Anfang merkwuͤrdig ſcheinet, wenn ſich dieſe Grenzrichter Nos Chriſtianus, mi- les, et Willekinus armiger, fratres Domini de Scherenbecke ſchreiben. Es ge- ſchiehet darin Erwehnung eines Grabens Lambivaha cayvanda, eines Hofes Taghe, eines Orts Tycderden Mecke kako, einer See Karjawomees und eines Schloſſes Lepoyo. Freitags vor Mariaͤ Geburt fertigte Koͤnig Magnus von Schweden und Norwegen die eſtlaͤndiſchen Abgeordneten Joh. von Wieder, Hein- rich von Loden und Heinrich Lucas b), Wapentraͤger, und von Seiten der Stadt Wennemar Kahtern zu Revel, mit einer Amneſtie wegen dem was zwiſchen ſeiner Stadt Wieborg und der koͤnigl. Stadt Reval vorgegangen, zuruͤck, und verlangte dagegen, daß, wenn die Revelſchen und Wiburgiſchen mit einander Haͤndel haͤtten, jeder Partey in des andern Lande innerhalb Monats- friſt Recht verſchaffet werden moͤchte. Dieſes und das folgende Jahr iſt wegen des algemeinen Baurentumults recht denkwuͤrdig. Die Bauren in Harrien machten den Anfang, und erſchlu- gen in der St. Juͤrgens Nacht uͤber 1800 daͤniſche und deutſche Herren. Die Bauerſchaft in der Wyck und in Wirland folgten dieſem ungluͤcklichen Beiſpiel nach, und ermordeten ohne Unterſchied des Alters und Geſchlechs alles, was nur einen deutſchen Othem hatte. Manche entſprungen noch, und fluͤch- teten nackend und blos nach Revel oder Weiſſenſtein, wo ſie unterwegens zum Theil vor Hunger ſturben. Jm Kloſter Padis wurden allein 28 Moͤnche ge- toͤdtet. Die oeſelſchen Bauren machten ſich um Jacobi mit uͤber ihre Her- ſchaften her, und ſchlugen erſt alle Auslaͤnder todt, und darauf auch den Or- densvogt, ſamt allen Kloſtermoͤnchen zu Peude, denen ſie in der Belagerung zwar freien Abzug verſprochen hatten, ihr Wort aber als Barbaren hielten. Sie vereinigten ſich hierauf mit denen in der Wyck, wo ſie etliche vor Hapſal ruͤcken lieſſen, den Biſchof mit ſeinen Leuten einzuſperren. Die andern zogen weiter und brachten unterwegens einen Schwarm von etwa 10000 Man zuſammen, die das Schlos Revel umringten, und durch eine Botſchaft den Biſchoͤfen zu Abo und Wiborg verſicherten, die Stadt den Schweden in die Haͤnde zu ſpielen, wenn ſie ihnen Huͤlfsvoͤlker zuſchicken wolten. Der Ordensmeiſter Burchard eilte hierauf zum Entſatz herbey, zerſtreute dieſes aufruͤrige Geſindel, von denen die wenigſten ihre Heimat wieder zu ſehen bekamen, ob ſie gleich angeloben lieſſen, dem lieflaͤndiſchen Orden ſich gutwillig zu ergeben, wenn ſie nur nicht Sclaven der Edelleute ſeyn duͤrften c). Er legte alſo Goswinen von Herike nebſt etlichen Rittern b) Der Herr Mannrichter von Lode lieſet die Namen aus dem Originalbriefe anders: die edlen Maͤnner Joh. von Weiden, Hinrich Lode und Hinrich Lykes, Wa- pentraͤger und vornehmer Rathsherr zu Revel. c) Horner berichtet, daß zu dieſem algemeinen Baurenkriege der Comthur zu Vellyn Anlas gegeben. Die Bauren ſelbſt ſuchten dieſen Aufſtand mit den unbarmherzigen Auflagen des Adels zu beſchoͤnigen, davon Cranz Vandal. lib. XIII, c. 21, nachzuleſen. Venator beſchuldiget Cranzen der Parteilichkeit, als ob er gegen den Orden einen Grol gefaſt, und keine Gelegenheit vorbeigelaſſen, den Bruͤdern der Ritterſchaft eins anzubringen. Wenn die mehreſten Stimmen gelten, ſo iſt freilich dieſen zur Verzwei- felung gebrachten Bauren zu viel geſchehen. S. Nic. Leutinger de March. Bran- denb. l. III, p. 54. Oernhielm ſchrieb noch im vorigen Jahrhundert, daß man die Bauren zur ewigen Arbeit unaufhoͤrlich verdamme und ſie wie die Hunde halte. Ein- hei- A a 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/113>, abgerufen am 23.11.2024.