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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1330von neuen aufbrach. Sie fasten also einen Anschlag auf Dunemünde, wur-
den aber zurück getrieben. Eberhard lies es bey dem Entsatz nicht bewenden,
sondern rückte vor die Stadt Riga selbst, der er auch auf allen Seiten fast ein
Jahr lang die Zufuhr abschnit, und sie nicht eher zu bestürmen auf hörte, als bis er
ihr auf Vermittelung des Landmarschals gewisse Stücke eines Vergleichs zugestand.
Denn weil sich keine Litthauer zur Hülfe einfanden, und der Ordensmeister vor-
her kein Thor zum Einzuge erhalten konte, muste sie 30 Faden von der Stadt-
mauer einreissen, um die Strasse recht breit zu machen. d) Sie ergab sich am

Ger-
d) Russov und andre gedenken bey dieser Unterwerfung eines Fusfals, welchen die Stadt
thun müssen, welcher Umstand nur in der wolmerschen Absprache von 1491 befindlich,
in den öffentlichen Vertragsbriefen aber sonst nirgends gelesen wird. Von Einreissung
der Mauren gedenken unsre Documente ebenfals nichts, nur meldet der Fortsetzer des
Duisburgers, daß der Ordensmeister nicht eher einziehen wollen, bis die Mauer 30
Klaftern in die Länge eingerissen worden. Er beziehet sich noch auf die Spötterey eines
rigischen Frauenzimmers, welches gesagt habe: Vtique iste Magister grossus est in
corpore, qui requirit tantum spatium, et non intrat per alias portas, sicut ceteri
homines Christiani.
d. i. Warlich, dieser Meister mus einen dicken Bauch haben,
daß er so viel Raum braucht, und nicht zum Thoren eingehen kan, wie andre Chri-
stenmenschen." Wir haben drey Briefschaften hiervon, und weil sie den Schlüssel zum
vorhergehenden und zu den folgenden Begebenheiten abgeben, so ist nöthig, daß wir
sie hier volständig mittheilen.
Der Sonebrieff.
Jn Gadeß Nahmen, Amen! Allen Gelovigen in Gade, de sehen edder hören dessen ie-
genwerdigen Brieff, de Vaget, de Borger Meister de Radt vnd de Gemenen Bor-
ger der Stadt van der Rige wünschen Heil vnd Gruth van Gade; Wy bekennen
vnd betügen in dessen apenbaren Breve, dat sodane Orloge vnd Twedrachting, de lei-
der sin gewesen, van unß up de ene Syde de Christenheit, den Meistern vnd den
Brödern van Lyfflande, up ander Syde frundtlick vnd löfflick van Gnaden des hil-
ligen Gesteß sindt hengeleht, vnd gesönet, vnd wene de Christenheet de Meister vnd
de Brödere vorgenöhmet van vns vnd van der Heidenschap, de vnse Hülpere weren in
den Tyden vnser Orloge vndrechtlick Schaden, vele Bedröffinge vnd schware Vervö-
linge hebben entfangen, vnd genamen in den Worden, dat doch ichts icht hirvor ge-
schehen vnd ock damet alle Twedrachtinge vnd Schade genzlick uth den Herten kame,
vnd werde van ehnen vergeten. So wylle wy williglik den Meister vnd den Orden
des Dudschen Huses tho Lyfflande verbunden sin, in dessen Stücke, de hirna geschre-
ven stan: Tho dem Ersten, wente de Hof van Sunte Jürjens, van vns Bor-
gern in dem ersten Orloge ward thobracken, vnd ock up dat van vns vnd ock van vnsen
Nachkamling gehne Verbindung mit der Heidenschap mehr werden möge.
So hebben wy ehn gegeven den hilligen Geest mit dem Rume alse alß ehn dat uthbe-
wiset is, ein Huß darup tho buwende nah eren Willen; vndt tho Nutten dessulven
Huses hebben wy gelaten, dat Rum, dat beschlaten is, binnen den nyen Graven, de
dar geit by dem Steinwege uth der Stadtgraven van Sunte Jacobs Porten tho der
Veheweide in dem Twer- Graven, de dar geit in Tegel- Lake mit dem Holleme Kog-
genlage ganz mit allen, dat darinne licht, bet in de Dune; doch sall de Vehweide ge-
meen syn, in der Wise, alse gewest ist van Olders, vnd de Beke, de de Mohlen drifft
by dem Spittale mit allen Beken, de men darin leiden mach, schöllen hebben eren fryen
Gang tho dammende vnd Water tho stowende vnd Mölen tho buwende, wor de Mei-
ster will, und ehm gut duncket, tho der Nut dessulven Huses, Sunder twe Windt-
Mohlen hebben wy tho Nutten vnser Stadt beholden.
Vort mehr, alle de Ackere de vnsen Borgern tho behorden up den Rigeholme vnd
up Lockesare mit dem Have, de Her Gerlach Rosen was, mit alle dem dat dartho
gehort in Ackern Weide vndt Weesen, late wy en tho Nutte des Huses; dartho solle
wy geven demsulven Huse alle Jahr 100 Mark 36 ßl. Lübsch vor de Mark, half up
Ostern und half up Sunte Michaelis Dag; Ock sollen unse Fischere ehn geven van al-
len Fischen de se fangen den teinden Fisch tho Nutte des Huses, dartho wor wy Rechtes
hadden in dem Wehre tho der Mitowe, laten wy freye demselben Huse. Vort mehr
alle de Arwen vnd Würde, de dem Orden thogehort, sallen fry wesen van Schates
wegen, vnd alse sindt van Olders gewesen; doch de gennen, de darinnen wahnen, sol-
len

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1330von neuen aufbrach. Sie faſten alſo einen Anſchlag auf Dunemuͤnde, wur-
den aber zuruͤck getrieben. Eberhard lies es bey dem Entſatz nicht bewenden,
ſondern ruͤckte vor die Stadt Riga ſelbſt, der er auch auf allen Seiten faſt ein
Jahr lang die Zufuhr abſchnit, und ſie nicht eher zu beſtuͤrmen auf hoͤrte, als bis er
ihr auf Vermittelung des Landmarſchals gewiſſe Stuͤcke eines Vergleichs zugeſtand.
Denn weil ſich keine Litthauer zur Huͤlfe einfanden, und der Ordensmeiſter vor-
her kein Thor zum Einzuge erhalten konte, muſte ſie 30 Faden von der Stadt-
mauer einreiſſen, um die Straſſe recht breit zu machen. d) Sie ergab ſich am

Ger-
d) Ruſſov und andre gedenken bey dieſer Unterwerfung eines Fusfals, welchen die Stadt
thun muͤſſen, welcher Umſtand nur in der wolmerſchen Abſprache von 1491 befindlich,
in den oͤffentlichen Vertragsbriefen aber ſonſt nirgends geleſen wird. Von Einreiſſung
der Mauren gedenken unſre Documente ebenfals nichts, nur meldet der Fortſetzer des
Duisburgers, daß der Ordensmeiſter nicht eher einziehen wollen, bis die Mauer 30
Klaftern in die Laͤnge eingeriſſen worden. Er beziehet ſich noch auf die Spoͤtterey eines
rigiſchen Frauenzimmers, welches geſagt habe: Vtique iſte Magiſter groſſus eſt in
corpore, qui requirit tantum ſpatium, et non intrat per alias portas, ſicut ceteri
homines Chriſtiani.
d. i. Warlich, dieſer Meiſter mus einen dicken Bauch haben,
daß er ſo viel Raum braucht, und nicht zum Thoren eingehen kan, wie andre Chri-
ſtenmenſchen.‟ Wir haben drey Briefſchaften hiervon, und weil ſie den Schluͤſſel zum
vorhergehenden und zu den folgenden Begebenheiten abgeben, ſo iſt noͤthig, daß wir
ſie hier volſtaͤndig mittheilen.
Der Sonebrieff.
Jn Gadeß Nahmen, Amen! Allen Gelovigen in Gade, de ſehen edder hoͤren deſſen ie-
genwerdigen Brieff, de Vaget, de Borger Meiſter de Radt vnd de Gemenen Bor-
ger der Stadt van der Rige wuͤnſchen Heil vnd Gruth van Gade; Wy bekennen
vnd betuͤgen in deſſen apenbaren Breve, dat ſodane Orloge vnd Twedrachting, de lei-
der ſin geweſen, van unß up de ene Syde de Chriſtenheit, den Meiſtern vnd den
Broͤdern van Lyfflande, up ander Syde frundtlick vnd loͤfflick van Gnaden des hil-
ligen Geſteß ſindt hengeleht, vnd geſoͤnet, vnd wene de Chriſtenheet de Meiſter vnd
de Broͤdere vorgenoͤhmet van vns vnd van der Heidenſchap, de vnſe Huͤlpere weren in
den Tyden vnſer Orloge vndrechtlick Schaden, vele Bedroͤffinge vnd ſchware Vervoͤ-
linge hebben entfangen, vnd genamen in den Worden, dat doch ichts icht hirvor ge-
ſchehen vnd ock damet alle Twedrachtinge vnd Schade genzlick uth den Herten kame,
vnd werde van ehnen vergeten. So wylle wy williglik den Meiſter vnd den Orden
des Dudſchen Huſes tho Lyfflande verbunden ſin, in deſſen Stuͤcke, de hirna geſchre-
ven ſtan: Tho dem Erſten, wente de Hof van Sunte Juͤrjens, van vns Bor-
gern in dem erſten Orloge ward thobracken, vnd ock up dat van vns vnd ock van vnſen
Nachkamling gehne Verbindung mit der Heidenſchap mehr werden moͤge.
So hebben wy ehn gegeven den hilligen Geeſt mit dem Rume alſe alß ehn dat uthbe-
wiſet is, ein Huß darup tho buwende nah eren Willen; vndt tho Nutten deſſulven
Huſes hebben wy gelaten, dat Rum, dat beſchlaten is, binnen den nyen Graven, de
dar geit by dem Steinwege uth der Stadtgraven van Sunte Jacobs Porten tho der
Veheweide in dem Twer- Graven, de dar geit in Tegel- Lake mit dem Holleme Kog-
genlage ganz mit allen, dat darinne licht, bet in de Dune; doch ſall de Vehweide ge-
meen ſyn, in der Wiſe, alſe geweſt iſt van Olders, vnd de Beke, de de Mohlen drifft
by dem Spittale mit allen Beken, de men darin leiden mach, ſchoͤllen hebben eren fryen
Gang tho dammende vnd Water tho ſtowende vnd Moͤlen tho buwende, wor de Mei-
ſter will, und ehm gut duncket, tho der Nut deſſulven Huſes, Sunder twe Windt-
Mohlen hebben wy tho Nutten vnſer Stadt beholden.
Vort mehr, alle de Ackere de vnſen Borgern tho behorden up den Rigeholme vnd
up Lockeſare mit dem Have, de Her Gerlach Roſen was, mit alle dem dat dartho
gehort in Ackern Weide vndt Weeſen, late wy en tho Nutte des Huſes; dartho ſolle
wy geven demſulven Huſe alle Jahr 100 Mark 36 ßl. Luͤbſch vor de Mark, half up
Oſtern und half up Sunte Michaelis Dag; Ock ſollen unſe Fiſchere ehn geven van al-
len Fiſchen de ſe fangen den teinden Fiſch tho Nutte des Huſes, dartho wor wy Rechtes
hadden in dem Wehre tho der Mitowe, laten wy freye demſelben Huſe. Vort mehr
alle de Arwen vnd Wuͤrde, de dem Orden thogehort, ſallen fry weſen van Schates
wegen, vnd alſe ſindt van Olders geweſen; doch de gennen, de darinnen wahnen, ſol-
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/106>, abgerufen am 05.05.2024.