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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1223 bis 1224.
ten wieder zum christlichen Glauben. Die von Warbola brachten auch Tribut1223
und Geschenke, und ergaben sich an die Rigischen gänzlich. Die Rigischen
aber, als honette Männer, bestimten ihrentwegen nichts gewisses, nur sieben in der
Strandwyck gelegene Provinzen, die sie mit allem Recht jederzeit besessen, nah-
men sie als was ungezweifeltes an. Es fehlte den Rigischen niemals am Rechte
auf die Strandwyck, als die sie durch Zwang zum christlichen Glauben gebracht,
durch die Taufe, Schatzung und Geisseln allezeit inne gehabt, und dem König von
Dännemark niemals Geisseln aus dieser Seeküste gegeben hatten. Auch die von

Wirland
welche Namen die übrigen Brüder des Bischofs geführet, sind unter denen Bikisho-
veden
nicht zu finden. Nun aber ist derjenige Albert, der bey Stiftung der Bikis-
hovedenschen
Kapelle vorkomt, nicht der Bischof Albert von Liefland, weil er an-
dere Brüder hatte, nemlich Geltmarn und Lüdern. Und damit man nicht denke,
Geltmar sey verschrieben, für Rotmar; so kan man sicher meinen Augen trauen, der
ich Geltmars Namen in andern Bremischen Urkunden gebraucht gesehen. Johan-
nes
aber, Ritter von Bikishovede, welcher Anno 1208 zu Minden und Anno 1226
zu Bremen sich aufgehalten, ist der Johannes von Apeldern auch nicht, als der
in diesen letzten Jahren in Liefland gedienet, und als der vornehmste Eroberer des
Schlosses Dorpat, nach dem Exempel seines Bruders Dietrich, ohne Zweifel einen
fetten Lohn seines Sieges in Ungannien davon getragen, welches ihn in Liefland auf-
gehalten hat. Auch Engelbert von Bikishoveden kan unsers Bischofs Bruder En-
gelbert
nicht seyn: weil jener Ritter und Bischöflicher Bedienter bey der Bremischen
Kirche, dieser ein Mönch und zuletzt Präpositus in Riga gewesen: jener lebte bis 1245,
dieser starb schon 1208.
§. X.
Hieraus siehet der Leser, wie wichtig es sey, in alten Geschichten nicht in Tag hin-
ein, sondern mit Vernunft und Wegräumung aller Zweifel was gewisses zu be-
stimmen - - - - -
Aus beygehender Tabelle läst sichs ersehen, wie weitläuftig des Liefländischen Bischof
Alberts Verwandtschaft gewesen.
[Tabelle]
D d d 2

von 1223 bis 1224.
ten wieder zum chriſtlichen Glauben. Die von Warbola brachten auch Tribut1223
und Geſchenke, und ergaben ſich an die Rigiſchen gaͤnzlich. Die Rigiſchen
aber, als honette Maͤnner, beſtimten ihrentwegen nichts gewiſſes, nur ſieben in der
Strandwyck gelegene Provinzen, die ſie mit allem Recht jederzeit beſeſſen, nah-
men ſie als was ungezweifeltes an. Es fehlte den Rigiſchen niemals am Rechte
auf die Strandwyck, als die ſie durch Zwang zum chriſtlichen Glauben gebracht,
durch die Taufe, Schatzung und Geiſſeln allezeit inne gehabt, und dem Koͤnig von
Daͤnnemark niemals Geiſſeln aus dieſer Seekuͤſte gegeben hatten. Auch die von

Wirland
welche Namen die uͤbrigen Bruͤder des Biſchofs gefuͤhret, ſind unter denen Bikisho-
veden
nicht zu finden. Nun aber iſt derjenige Albert, der bey Stiftung der Bikis-
hovedenſchen
Kapelle vorkomt, nicht der Biſchof Albert von Liefland, weil er an-
dere Bruͤder hatte, nemlich Geltmarn und Luͤdern. Und damit man nicht denke,
Geltmar ſey verſchrieben, fuͤr Rotmar; ſo kan man ſicher meinen Augen trauen, der
ich Geltmars Namen in andern Bremiſchen Urkunden gebraucht geſehen. Johan-
nes
aber, Ritter von Bikishovede, welcher Anno 1208 zu Minden und Anno 1226
zu Bremen ſich aufgehalten, iſt der Johannes von Apeldern auch nicht, als der
in dieſen letzten Jahren in Liefland gedienet, und als der vornehmſte Eroberer des
Schloſſes Dorpat, nach dem Exempel ſeines Bruders Dietrich, ohne Zweifel einen
fetten Lohn ſeines Sieges in Ungannien davon getragen, welches ihn in Liefland auf-
gehalten hat. Auch Engelbert von Bikishoveden kan unſers Biſchofs Bruder En-
gelbert
nicht ſeyn: weil jener Ritter und Biſchoͤflicher Bedienter bey der Bremiſchen
Kirche, dieſer ein Moͤnch und zuletzt Praͤpoſitus in Riga geweſen: jener lebte bis 1245,
dieſer ſtarb ſchon 1208.
§. X.
Hieraus ſiehet der Leſer, wie wichtig es ſey, in alten Geſchichten nicht in Tag hin-
ein, ſondern mit Vernunft und Wegraͤumung aller Zweifel was gewiſſes zu be-
ſtimmen ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Aus beygehender Tabelle laͤſt ſichs erſehen, wie weitlaͤuftig des Lieflaͤndiſchen Biſchof
Alberts Verwandtſchaft geweſen.
[Tabelle]
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[199/0231] von 1223 bis 1224. ten wieder zum chriſtlichen Glauben. Die von Warbola brachten auch Tribut und Geſchenke, und ergaben ſich an die Rigiſchen gaͤnzlich. Die Rigiſchen aber, als honette Maͤnner, beſtimten ihrentwegen nichts gewiſſes, nur ſieben in der Strandwyck gelegene Provinzen, die ſie mit allem Recht jederzeit beſeſſen, nah- men ſie als was ungezweifeltes an. Es fehlte den Rigiſchen niemals am Rechte auf die Strandwyck, als die ſie durch Zwang zum chriſtlichen Glauben gebracht, durch die Taufe, Schatzung und Geiſſeln allezeit inne gehabt, und dem Koͤnig von Daͤnnemark niemals Geiſſeln aus dieſer Seekuͤſte gegeben hatten. Auch die von Wirland *) 1223 *) welche Namen die uͤbrigen Bruͤder des Biſchofs gefuͤhret, ſind unter denen Bikisho- veden nicht zu finden. Nun aber iſt derjenige Albert, der bey Stiftung der Bikis- hovedenſchen Kapelle vorkomt, nicht der Biſchof Albert von Liefland, weil er an- dere Bruͤder hatte, nemlich Geltmarn und Luͤdern. Und damit man nicht denke, Geltmar ſey verſchrieben, fuͤr Rotmar; ſo kan man ſicher meinen Augen trauen, der ich Geltmars Namen in andern Bremiſchen Urkunden gebraucht geſehen. Johan- nes aber, Ritter von Bikishovede, welcher Anno 1208 zu Minden und Anno 1226 zu Bremen ſich aufgehalten, iſt der Johannes von Apeldern auch nicht, als der in dieſen letzten Jahren in Liefland gedienet, und als der vornehmſte Eroberer des Schloſſes Dorpat, nach dem Exempel ſeines Bruders Dietrich, ohne Zweifel einen fetten Lohn ſeines Sieges in Ungannien davon getragen, welches ihn in Liefland auf- gehalten hat. Auch Engelbert von Bikishoveden kan unſers Biſchofs Bruder En- gelbert nicht ſeyn: weil jener Ritter und Biſchoͤflicher Bedienter bey der Bremiſchen Kirche, dieſer ein Moͤnch und zuletzt Praͤpoſitus in Riga geweſen: jener lebte bis 1245, dieſer ſtarb ſchon 1208. §. X. Hieraus ſiehet der Leſer, wie wichtig es ſey, in alten Geſchichten nicht in Tag hin- ein, ſondern mit Vernunft und Wegraͤumung aller Zweifel was gewiſſes zu be- ſtimmen ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Aus beygehender Tabelle laͤſt ſichs erſehen, wie weitlaͤuftig des Lieflaͤndiſchen Biſchof Alberts Verwandtſchaft geweſen. D d d 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/231>, abgerufen am 23.11.2024.