[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, fünf und zwanzigstes Jahr, 1222"nommen, die Mönche communiciren gesehen, und man ihn verständiget, er habe noch"keine Erlaubniß dazu; so stelte er sich dem Altar gegen über, und seufzete aus sehnli- "chem Verlangen, das Nachtmahl mit zu halten. Und siehe! der gute Herr würdigte "ihn ohne den Dienst des Priesters im Sacramente, vom Altar sich in seinen Mund her- "abzulassen. Dieser that gleich seinen Mund auf, zeigte die Hostie, offenbarete ihnen "die Ursache dieser so grossen Gnade, und setzte alle Anwesende dadurch in Erstaunen. "Denn man fand, daß eben dieselbe Hostie auf dem Altar gefehlet hatte. Und libr 10 "c. 35 schreibet Cäsarius: Der Herr Bernhard von der Lippe vormaliger Abt und "nunmehr Bischof in Liefland pflegte ein Wunder zu erzählen. Jch kante, sprach er, "einen Fischer in dem Bisthum Utrecht, der lange Zeit mit einem gewissen Weibes- "stücke zugehalten. Und weil sein Vergehen alzuruchtbar war, so ward ihm einmal "bange auf dem nächsten Synodo verklagt zu werden, und sprach in seinem Herzen: "Was wilst du armer Mensch nun anfangen? Wirst du auf der Synode der Hurerey "wegen verklagt und gestehest es, so wirst du gleich gezwungen, sie zu heirathen: leug- "nest du es aber; so wirst du noch mehr zu schande, wenn dich das glühende Eisen über- "führen wird. Er ging also gleich hin zum Priester, legte seine Beichte ab, doch mehr "aus Furcht der Strafe, wie man nachher gesehen hat, als aus Liebe zur Gerechtigkeit, "suchte guten Rath und fand ihn. Der Priester sprach: Hast du einen vesten Vorsatz "niemals mit ihr wieder zu sündigen; so wirst du das glühende Eisen sicher halten, und "diese Sünde leugnen können. Jch hoffe aber, daß die Kraft deines Bekentnisses dich "befreyen wird. Welches auch so geschahe, daß alle drüber erstaunten, denen sein Hu- "renleben bekant gewesen. Nach vielen Tagen fuhr er mit einem andern Schiffer, in sei- "nem Beruf auf dem Wasser, und da sie das Haus vorgemeldter Weibesperson zu Ge- "sichte bekamen, sagte einer zum andern: Jch und viele mit mir wundern uns sehr, warum "dich das glühende Eisen auf der Kirchenversamlung nicht verbrant, da deine Sünde "doch so kundbar gewesen. Dieser pralte mit der erhaltenen Gnade auf eine unrechtmäßige "Weise, weil er schon wieder Lust hatte mit ihr zusammen zu kommen; schlug hierauf mit "der Hand aufs Flußwasser und sprach: Siehe! so viel schadete mir jenes Feuer. (Wie "wunderbar war hier die Gerechtigkeit GOttes! der diesen busfertigen aus Barmherzig- "keit behütet; strafte ihn bey seinen Rückfal auf eine gerechte und alzuwunderbare Art. "Kaum hatte er das Wasser angerühret, so wurde ihm selbiges zu einem glühenden Eisen.) "Er zog die hand mit starkem Geschrey heraus, ließ aber die Haut im Wasser stecken; "Er erzählte hierauf seinem Kammerad alles, was mit ihm vorgegangen, und lernte end- "lich, wiewol späte, Busse thun." §. 3. Es waren auch die Landesältesten von Saccala nach Rußland mit Gelde stalt
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, fuͤnf und zwanzigſtes Jahr, 1222„nommen, die Moͤnche communiciren geſehen, und man ihn verſtaͤndiget, er habe noch„keine Erlaubniß dazu; ſo ſtelte er ſich dem Altar gegen uͤber, und ſeufzete aus ſehnli- „chem Verlangen, das Nachtmahl mit zu halten. Und ſiehe! der gute Herr wuͤrdigte „ihn ohne den Dienſt des Prieſters im Sacramente, vom Altar ſich in ſeinen Mund her- „abzulaſſen. Dieſer that gleich ſeinen Mund auf, zeigte die Hoſtie, offenbarete ihnen „die Urſache dieſer ſo groſſen Gnade, und ſetzte alle Anweſende dadurch in Erſtaunen. „Denn man fand, daß eben dieſelbe Hoſtie auf dem Altar gefehlet hatte. Und libr 10 „c. 35 ſchreibet Caͤſarius: Der Herr Bernhard von der Lippe vormaliger Abt und „nunmehr Biſchof in Liefland pflegte ein Wunder zu erzaͤhlen. Jch kante, ſprach er, „einen Fiſcher in dem Bisthum Utrecht, der lange Zeit mit einem gewiſſen Weibes- „ſtuͤcke zugehalten. Und weil ſein Vergehen alzuruchtbar war, ſo ward ihm einmal „bange auf dem naͤchſten Synodo verklagt zu werden, und ſprach in ſeinem Herzen: „Was wilſt du armer Menſch nun anfangen? Wirſt du auf der Synode der Hurerey „wegen verklagt und geſteheſt es, ſo wirſt du gleich gezwungen, ſie zu heirathen: leug- „neſt du es aber; ſo wirſt du noch mehr zu ſchande, wenn dich das gluͤhende Eiſen uͤber- „fuͤhren wird. Er ging alſo gleich hin zum Prieſter, legte ſeine Beichte ab, doch mehr „aus Furcht der Strafe, wie man nachher geſehen hat, als aus Liebe zur Gerechtigkeit, „ſuchte guten Rath und fand ihn. Der Prieſter ſprach: Haſt du einen veſten Vorſatz „niemals mit ihr wieder zu ſuͤndigen; ſo wirſt du das gluͤhende Eiſen ſicher halten, und „dieſe Suͤnde leugnen koͤnnen. Jch hoffe aber, daß die Kraft deines Bekentniſſes dich „befreyen wird. Welches auch ſo geſchahe, daß alle druͤber erſtaunten, denen ſein Hu- „renleben bekant geweſen. Nach vielen Tagen fuhr er mit einem andern Schiffer, in ſei- „nem Beruf auf dem Waſſer, und da ſie das Haus vorgemeldter Weibesperſon zu Ge- „ſichte bekamen, ſagte einer zum andern: Jch und viele mit mir wundern uns ſehr, warum „dich das gluͤhende Eiſen auf der Kirchenverſamlung nicht verbrant, da deine Suͤnde „doch ſo kundbar geweſen. Dieſer pralte mit der erhaltenen Gnade auf eine unrechtmaͤßige „Weiſe, weil er ſchon wieder Luſt hatte mit ihr zuſammen zu kommen; ſchlug hierauf mit „der Hand aufs Flußwaſſer und ſprach: Siehe! ſo viel ſchadete mir jenes Feuer. (Wie „wunderbar war hier die Gerechtigkeit GOttes! der dieſen busfertigen aus Barmherzig- „keit behuͤtet; ſtrafte ihn bey ſeinen Ruͤckfal auf eine gerechte und alzuwunderbare Art. „Kaum hatte er das Waſſer angeruͤhret, ſo wurde ihm ſelbiges zu einem gluͤhenden Eiſen.) „Er zog die hand mit ſtarkem Geſchrey heraus, ließ aber die Haut im Waſſer ſtecken; „Er erzaͤhlte hierauf ſeinem Kammerad alles, was mit ihm vorgegangen, und lernte end- „lich, wiewol ſpaͤte, Buſſe thun.‟ §. 3. Es waren auch die Landesaͤlteſten von Saccala nach Rußland mit Gelde ſtalt
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, fuͤnf und zwanzigſtes Jahr,
a⁾
„nommen, die Moͤnche communiciren geſehen, und man ihn verſtaͤndiget, er habe noch
„keine Erlaubniß dazu; ſo ſtelte er ſich dem Altar gegen uͤber, und ſeufzete aus ſehnli-
„chem Verlangen, das Nachtmahl mit zu halten. Und ſiehe! der gute Herr wuͤrdigte
„ihn ohne den Dienſt des Prieſters im Sacramente, vom Altar ſich in ſeinen Mund her-
„abzulaſſen. Dieſer that gleich ſeinen Mund auf, zeigte die Hoſtie, offenbarete ihnen
„die Urſache dieſer ſo groſſen Gnade, und ſetzte alle Anweſende dadurch in Erſtaunen.
„Denn man fand, daß eben dieſelbe Hoſtie auf dem Altar gefehlet hatte. Und libr 10
„c. 35 ſchreibet Caͤſarius: Der Herr Bernhard von der Lippe vormaliger Abt und
„nunmehr Biſchof in Liefland pflegte ein Wunder zu erzaͤhlen. Jch kante, ſprach er,
„einen Fiſcher in dem Bisthum Utrecht, der lange Zeit mit einem gewiſſen Weibes-
„ſtuͤcke zugehalten. Und weil ſein Vergehen alzuruchtbar war, ſo ward ihm einmal
„bange auf dem naͤchſten Synodo verklagt zu werden, und ſprach in ſeinem Herzen:
„Was wilſt du armer Menſch nun anfangen? Wirſt du auf der Synode der Hurerey
„wegen verklagt und geſteheſt es, ſo wirſt du gleich gezwungen, ſie zu heirathen: leug-
„neſt du es aber; ſo wirſt du noch mehr zu ſchande, wenn dich das gluͤhende Eiſen uͤber-
„fuͤhren wird. Er ging alſo gleich hin zum Prieſter, legte ſeine Beichte ab, doch mehr
„aus Furcht der Strafe, wie man nachher geſehen hat, als aus Liebe zur Gerechtigkeit,
„ſuchte guten Rath und fand ihn. Der Prieſter ſprach: Haſt du einen veſten Vorſatz
„niemals mit ihr wieder zu ſuͤndigen; ſo wirſt du das gluͤhende Eiſen ſicher halten, und
„dieſe Suͤnde leugnen koͤnnen. Jch hoffe aber, daß die Kraft deines Bekentniſſes dich
„befreyen wird. Welches auch ſo geſchahe, daß alle druͤber erſtaunten, denen ſein Hu-
„renleben bekant geweſen. Nach vielen Tagen fuhr er mit einem andern Schiffer, in ſei-
„nem Beruf auf dem Waſſer, und da ſie das Haus vorgemeldter Weibesperſon zu Ge-
„ſichte bekamen, ſagte einer zum andern: Jch und viele mit mir wundern uns ſehr, warum
„dich das gluͤhende Eiſen auf der Kirchenverſamlung nicht verbrant, da deine Suͤnde
„doch ſo kundbar geweſen. Dieſer pralte mit der erhaltenen Gnade auf eine unrechtmaͤßige
„Weiſe, weil er ſchon wieder Luſt hatte mit ihr zuſammen zu kommen; ſchlug hierauf mit
„der Hand aufs Flußwaſſer und ſprach: Siehe! ſo viel ſchadete mir jenes Feuer. (Wie
„wunderbar war hier die Gerechtigkeit GOttes! der dieſen busfertigen aus Barmherzig-
„keit behuͤtet; ſtrafte ihn bey ſeinen Ruͤckfal auf eine gerechte und alzuwunderbare Art.
„Kaum hatte er das Waſſer angeruͤhret, ſo wurde ihm ſelbiges zu einem gluͤhenden Eiſen.)
„Er zog die hand mit ſtarkem Geſchrey heraus, ließ aber die Haut im Waſſer ſtecken;
„Er erzaͤhlte hierauf ſeinem Kammerad alles, was mit ihm vorgegangen, und lernte end-
„lich, wiewol ſpaͤte, Buſſe thun.‟
§. 3.
Es waren auch die Landesaͤlteſten von Saccala nach Rußland mit Gelde
und vielen Verehrungen abgefertiget worden, ob ſie etwan die Koͤnige der Ruſſen
zu ihrem Beyſtande wieder alle Deutſchen und Lateiner bewegen koͤnten. Der
Koͤnig von Susdal
b⁾
ſchickte ſeinen Bruder und eine ſtarke Armee mit ihm denen
von Nogarden zu helfen. Die von Nogarden zogen auch mit, ingleichen der
Koͤnig von Plescekowe mit ſeinen Buͤrgern; und dieſes Heer belief ſich auf
zwanzig tauſend Mann. Sie kamen in Ungannien an, nahe bey Tarbat, und
die von Tarbat ſchickten ihnen groſſe Geſchenke, lieferten auch die Ordensbruͤder
und Deutſchen, die ſie bey ſich gefangen gehalten, dem Koͤnig in die Haͤnde,
wie auch Pferde, Steinſchleudern und viel anders, und begehrten gegen die Latei-
ner Huͤlfe. Der Koͤnig verlegte ſeine Leute ins Schloß, damit er die Oberherr-
ſchaft in Ungannien und uͤber ganz Eſthland haben moͤchte. Er ging auch
nach Odempe und machte es da eben ſo. Nachgehends wandte er ſich mit der
Armee nach Liefland gegen Pnydiſe. Die Ungannier kamen nach, und die
Armee war ſehr anſehnlich. Da begegneten ihm die Oeſeler unterwegens, mit
Bitte, ſeine Armee gegen die Daͤnen in Revel zu fuͤhren, damit er nach Bezwin-
gung der Daͤnen mit den Lieflaͤndern leichter fertig wuͤrde, und ſagten, es waͤ-
ren in Riga viel Pilger, die fertig ſtuͤnden gegen ſie anzumarſchiren. Der Koͤ-
nig hoͤrte ſie an, und zog mit der Armee einen andern Weg nach Saccala.
Hier fand er ganz Saccala ſchon von den Deutſchen bezwungen, zwey Schloͤſ-
ſer erobert, und ſeine Leute bey Viliende aufgehenket; daruͤber ward er derge-
ſtalt
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