[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218stand im Thale mit seinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strandegehet. Wie er sie anmarschiren sahe, rückte er gleich auf sie los, schlug sich mit ihnen, jagte sie in die Flucht, verfolgte sie, und hieb im Nachsetzen viele zu schande. Nachdem die andern Esthen, so auf die Dänen ansetzten, die Flucht derer, so mit den Slaven gefochten, sahen, stunden sie ebenfals stille, und hörten auf die Dänen zu verfolgen. Alle Dänen mit ihrem Könige und einige Deutsche, so bey ihnen waren, thaten sich demnach zusammen, gingen auf die Esthen zu, und stritten mit ihnen tapfer. Die Esthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Dänen mit den Deutschen und Sla- ven hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tausend Mann nieder; die übrigen entliefen. Der König und die Bischöfe dankten GOtt für den von dem HErrn ihnen verliehnen Sieg g). Sie setzten auch in die Stelle des vorerwehnten Bischofs Dietrich seinen Kapellan Wesselin h), und nachdem sie das Schloß aus- gebauet, und Besatzung darein geleget, kehrte der König wieder in Dännemark. Es blieben aber die Bischöfe mit den Männern des Königs zurück, die mit den Revelschen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis diese endlich das Sacra- ment der heiligen Taufe angenommen. c) Die Geschichtsbücher sind alle von diesem Feldzug vol. Denn so schreibt der Fortsetzer des Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: "Anno "1218 segelte der König Waldemarus mit 1500 Orlogschiffen *) nach Esthland, "bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Christenthum, und unter- "warf es den Dänen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upsal. libr. 3 p. 105. "Um diese Zeit kam der Dänische König Waldemar mit 1500 Kriegesschiffen nach "Esthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum christlichen Glauben." Das Seeländische Chronicon p. 14: "Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen "die Heiden in Esthland." Nicolai Chronicon Lundens. Episc. p. 8. "Zu An- "dreä Zeiten eroberte der König Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und "Beschwerden zuerst Esthland von den Heiden, im Jahr unsers HErrn 1219." Den Erzbischof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die Schleswigische Chronike Anno 1215 gestorben zu seyn, fälschlich vorgiebt, kennen wir aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Bischof aber, des Königs Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Bischof von Rothschild. Arnold libr. 6 c. 17 n. 2 & 3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er sey schon 1214 mit Tode abgegangen. d) Unter den Slavischen Fürsten findet sich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch Wertislaus oder Wiceslaus lieset, so möchte es doch schwer seyn, den mit diesen Worten beschriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai, in Vorpommern damals Wizlaus bekant ist. Der sehr gelehrte Erläuterer der Pommerischen Historie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fürstenthums Rügen p. 99 eignet dieses Lob dem Rügischen Fürsten Witzlaus dem I zu, und folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Ansehen des Micrälius, der Chron. Pomeran. libr. 3 c. 8 es eben so macht. Bey Cranzen ist keine Hülfe zu holen. Denn der schreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (sol es Ernst oder Scherz seyn?) "Die vortreflichen "Thaten der Fürsten (von Pommern) sind mir nicht zu handen gekommen, ob ich sie "gleich mit nicht geringem Fleiß aufgesuchet." Nun bringet unser Geschichtschreiber *) Hiärne führt aus den Dänischen Scribenten an, der König sey mit 500 grossen und 500 kleinen
Schiffen eingelaufen, deren jedes grosse mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem Küraßirer, und einem Armbrustirer besetzt gewesen. Ohnerachtet diese eine Armee von 67000 Mann ausmachen, so sol der König doch bey Erblickung der wilden Esthen so verzagt geworden seyn, daß er wieder umkehren wollen. Doch der Bischof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal- ten, und gab ihm die Versicherung des Sieges, so ferne er sein Leben bessern, der gottlosen Königin nicht mehr folgen, die bischöflichen Einkünfte nicht beschneiden, und die Unterthanen mit grosser Schatzung belegen würde. Der König versprach nicht allein dieses, sondern gelobte auch, daß jeder in seinem Lande über 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges bey Wasser und Brod fasten solle. Der Erzbischof Andreas verrichtete indessen sein Gebet auf einem Berge, da es ihm wie Mose erging. Denn so lange er seine Hände empor hielt, siegten die Dä- nen, wenn sie aber niedersunken, lagen die Esthen ob, bis ihm die andern Bischöfe die Arme stützten. Hierauf sol nach Verlust ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen seyn; welches Mähr- chen denn schon von den Gelehrten seine Abfertigung erhalten. Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr, 1218ſtand im Thale mit ſeinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strandegehet. Wie er ſie anmarſchiren ſahe, ruͤckte er gleich auf ſie los, ſchlug ſich mit ihnen, jagte ſie in die Flucht, verfolgte ſie, und hieb im Nachſetzen viele zu ſchande. Nachdem die andern Eſthen, ſo auf die Daͤnen anſetzten, die Flucht derer, ſo mit den Slaven gefochten, ſahen, ſtunden ſie ebenfals ſtille, und hoͤrten auf die Daͤnen zu verfolgen. Alle Daͤnen mit ihrem Koͤnige und einige Deutſche, ſo bey ihnen waren, thaten ſich demnach zuſammen, gingen auf die Eſthen zu, und ſtritten mit ihnen tapfer. Die Eſthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Daͤnen mit den Deutſchen und Sla- ven hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tauſend Mann nieder; die uͤbrigen entliefen. Der Koͤnig und die Biſchoͤfe dankten GOtt fuͤr den von dem HErrn ihnen verliehnen Sieg g). Sie ſetzten auch in die Stelle des vorerwehnten Biſchofs Dietrich ſeinen Kapellan Weſſelin h), und nachdem ſie das Schloß aus- gebauet, und Beſatzung darein geleget, kehrte der Koͤnig wieder in Daͤnnemark. Es blieben aber die Biſchoͤfe mit den Maͤnnern des Koͤnigs zuruͤck, die mit den Revelſchen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis dieſe endlich das Sacra- ment der heiligen Taufe angenommen. c) Die Geſchichtsbuͤcher ſind alle von dieſem Feldzug vol. Denn ſo ſchreibt der Fortſetzer des Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: „Anno „1218 ſegelte der Koͤnig Waldemarus mit 1500 Orlogſchiffen *) nach Eſthland, „bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Chriſtenthum, und unter- „warf es den Daͤnen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upſal. libr. 3 p. 105. „Um dieſe Zeit kam der Daͤniſche Koͤnig Waldemar mit 1500 Kriegesſchiffen nach „Eſthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum chriſtlichen Glauben.„ Das Seelaͤndiſche Chronicon p. 14: „Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen „die Heiden in Eſthland.„ Nicolai Chronicon Lundenſ. Epiſc. p. 8. „Zu An- „dreaͤ Zeiten eroberte der Koͤnig Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und „Beſchwerden zuerſt Eſthland von den Heiden, im Jahr unſers HErrn 1219.„ Den Erzbiſchof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die Schleswigiſche Chronike Anno 1215 geſtorben zu ſeyn, faͤlſchlich vorgiebt, kennen wir aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Biſchof aber, des Koͤnigs Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Biſchof von Rothſchild. Arnold libr. 6 c. 17 n. 2 & 3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er ſey ſchon 1214 mit Tode abgegangen. d) Unter den Slaviſchen Fuͤrſten findet ſich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch Wertislaus oder Wiceslaus lieſet, ſo moͤchte es doch ſchwer ſeyn, den mit dieſen Worten beſchriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai, in Vorpommern damals Wizlaus bekant iſt. Der ſehr gelehrte Erlaͤuterer der Pommeriſchen Hiſtorie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fuͤrſtenthums Ruͤgen p. 99 eignet dieſes Lob dem Ruͤgiſchen Fuͤrſten Witzlaus dem I zu, und folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Anſehen des Micraͤlius, der Chron. Pomeran. libr. 3 c. 8 es eben ſo macht. Bey Cranzen iſt keine Huͤlfe zu holen. Denn der ſchreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (ſol es Ernſt oder Scherz ſeyn?) „Die vortreflichen „Thaten der Fuͤrſten (von Pommern) ſind mir nicht zu handen gekommen, ob ich ſie „gleich mit nicht geringem Fleiß aufgeſuchet.„ Nun bringet unſer Geſchichtſchreiber *) Hiaͤrne fuͤhrt aus den Daͤniſchen Scribenten an, der Koͤnig ſey mit 500 groſſen und 500 kleinen
Schiffen eingelaufen, deren jedes groſſe mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem Kuͤraßirer, und einem Armbruſtirer beſetzt geweſen. Ohnerachtet dieſe eine Armee von 67000 Mann ausmachen, ſo ſol der Koͤnig doch bey Erblickung der wilden Eſthen ſo verzagt geworden ſeyn, daß er wieder umkehren wollen. Doch der Biſchof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal- ten, und gab ihm die Verſicherung des Sieges, ſo ferne er ſein Leben beſſern, der gottloſen Koͤnigin nicht mehr folgen, die biſchoͤflichen Einkuͤnfte nicht beſchneiden, und die Unterthanen mit groſſer Schatzung belegen wuͤrde. Der Koͤnig verſprach nicht allein dieſes, ſondern gelobte auch, daß jeder in ſeinem Lande uͤber 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges bey Waſſer und Brod faſten ſolle. Der Erzbiſchof Andreas verrichtete indeſſen ſein Gebet auf einem Berge, da es ihm wie Moſe erging. Denn ſo lange er ſeine Haͤnde empor hielt, ſiegten die Daͤ- nen, wenn ſie aber niederſunken, lagen die Eſthen ob, bis ihm die andern Biſchoͤfe die Arme ſtuͤtzten. Hierauf ſol nach Verluſt ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen ſeyn; welches Maͤhr- chen denn ſchon von den Gelehrten ſeine Abfertigung erhalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0176" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1218</note>ſtand im Thale mit ſeinen <hi rendition="#fr">Slaven,</hi> wo man den Berg hinunter nach dem Strande<lb/> gehet. 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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,
ſtand im Thale mit ſeinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strande
gehet. Wie er ſie anmarſchiren ſahe, ruͤckte er gleich auf ſie los, ſchlug ſich mit
ihnen, jagte ſie in die Flucht, verfolgte ſie, und hieb im Nachſetzen viele zu ſchande.
Nachdem die andern Eſthen, ſo auf die Daͤnen anſetzten, die Flucht derer, ſo
mit den Slaven gefochten, ſahen, ſtunden ſie ebenfals ſtille, und hoͤrten auf die
Daͤnen zu verfolgen. Alle Daͤnen mit ihrem Koͤnige und einige Deutſche, ſo
bey ihnen waren, thaten ſich demnach zuſammen, gingen auf die Eſthen zu, und
ſtritten mit ihnen tapfer. Die Eſthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre
ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Daͤnen mit den Deutſchen und Sla-
ven hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tauſend Mann nieder; die
uͤbrigen entliefen. Der Koͤnig und die Biſchoͤfe dankten GOtt fuͤr den von dem
HErrn ihnen verliehnen Sieg
g⁾
. Sie ſetzten auch in die Stelle des vorerwehnten
Biſchofs Dietrich ſeinen Kapellan Weſſelin
h⁾
, und nachdem ſie das Schloß aus-
gebauet, und Beſatzung darein geleget, kehrte der Koͤnig wieder in Daͤnnemark.
Es blieben aber die Biſchoͤfe mit den Maͤnnern des Koͤnigs zuruͤck, die mit den
Revelſchen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis dieſe endlich das Sacra-
ment der heiligen Taufe angenommen.
1218
c⁾ Die Geſchichtsbuͤcher ſind alle von dieſem Feldzug vol. Denn ſo ſchreibt der Fortſetzer des
Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: „Anno
„1218 ſegelte der Koͤnig Waldemarus mit 1500 Orlogſchiffen *) nach Eſthland,
„bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Chriſtenthum, und unter-
„warf es den Daͤnen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upſal. libr. 3 p. 105.
„Um dieſe Zeit kam der Daͤniſche Koͤnig Waldemar mit 1500 Kriegesſchiffen nach
„Eſthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum chriſtlichen Glauben.„ Das
Seelaͤndiſche Chronicon p. 14: „Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen
„die Heiden in Eſthland.„ Nicolai Chronicon Lundenſ. Epiſc. p. 8. „Zu An-
„dreaͤ Zeiten eroberte der Koͤnig Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und
„Beſchwerden zuerſt Eſthland von den Heiden, im Jahr unſers HErrn 1219.„ Den
Erzbiſchof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die
Schleswigiſche Chronike Anno 1215 geſtorben zu ſeyn, faͤlſchlich vorgiebt, kennen wir
aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Biſchof aber, des Koͤnigs
Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Biſchof von Rothſchild. Arnold libr.
6 c. 17 n. 2 & 3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er ſey ſchon
1214 mit Tode abgegangen.
d⁾ Unter den Slaviſchen Fuͤrſten findet ſich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch
Wertislaus oder Wiceslaus lieſet, ſo moͤchte es doch ſchwer ſeyn, den mit dieſen
Worten beſchriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai,
in Vorpommern damals Wizlaus bekant iſt. Der ſehr gelehrte Erlaͤuterer der
Pommeriſchen Hiſtorie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fuͤrſtenthums
Ruͤgen p. 99 eignet dieſes Lob dem Ruͤgiſchen Fuͤrſten Witzlaus dem I zu, und
folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Anſehen des Micraͤlius, der Chron.
Pomeran. libr. 3 c. 8 es eben ſo macht. Bey Cranzen iſt keine Huͤlfe zu holen. Denn
der ſchreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (ſol es Ernſt oder Scherz ſeyn?) „Die vortreflichen
„Thaten der Fuͤrſten (von Pommern) ſind mir nicht zu handen gekommen, ob ich ſie
„gleich mit nicht geringem Fleiß aufgeſuchet.„ Nun bringet unſer Geſchichtſchreiber
einen
*) Hiaͤrne fuͤhrt aus den Daͤniſchen Scribenten an, der Koͤnig ſey mit 500 groſſen und 500 kleinen
Schiffen eingelaufen, deren jedes groſſe mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem
Kuͤraßirer, und einem Armbruſtirer beſetzt geweſen. Ohnerachtet dieſe eine Armee von 67000 Mann
ausmachen, ſo ſol der Koͤnig doch bey Erblickung der wilden Eſthen ſo verzagt geworden ſeyn, daß
er wieder umkehren wollen. Doch der Biſchof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal-
ten, und gab ihm die Verſicherung des Sieges, ſo ferne er ſein Leben beſſern, der gottloſen Koͤnigin
nicht mehr folgen, die biſchoͤflichen Einkuͤnfte nicht beſchneiden, und die Unterthanen mit groſſer
Schatzung belegen wuͤrde. Der Koͤnig verſprach nicht allein dieſes, ſondern gelobte auch, daß jeder
in ſeinem Lande uͤber 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges
bey Waſſer und Brod faſten ſolle. Der Erzbiſchof Andreas verrichtete indeſſen ſein Gebet auf einem
Berge, da es ihm wie Moſe erging. Denn ſo lange er ſeine Haͤnde empor hielt, ſiegten die Daͤ-
nen, wenn ſie aber niederſunken, lagen die Eſthen ob, bis ihm die andern Biſchoͤfe die Arme
ſtuͤtzten. Hierauf ſol nach Verluſt ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen ſeyn; welches Maͤhr-
chen denn ſchon von den Gelehrten ſeine Abfertigung erhalten.
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