Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr,
1218stand im Thale mit seinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strande
gehet. Wie er sie anmarschiren sahe, rückte er gleich auf sie los, schlug sich mit
ihnen, jagte sie in die Flucht, verfolgte sie, und hieb im Nachsetzen viele zu schande.
Nachdem die andern Esthen, so auf die Dänen ansetzten, die Flucht derer, so
mit den Slaven gefochten, sahen, stunden sie ebenfals stille, und hörten auf die
Dänen zu verfolgen. Alle Dänen mit ihrem Könige und einige Deutsche, so
bey ihnen waren, thaten sich demnach zusammen, gingen auf die Esthen zu, und
stritten mit ihnen tapfer. Die Esthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre
ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Dänen mit den Deutschen und Sla-
ven
hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tausend Mann nieder; die
übrigen entliefen. Der König und die Bischöfe dankten GOtt für den von dem
HErrn ihnen verliehnen Sieg g). Sie setzten auch in die Stelle des vorerwehnten
Bischofs Dietrich seinen Kapellan Wesselin h), und nachdem sie das Schloß aus-
gebauet, und Besatzung darein geleget, kehrte der König wieder in Dännemark.
Es blieben aber die Bischöfe mit den Männern des Königs zurück, die mit den
Revelschen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis diese endlich das Sacra-
ment der heiligen Taufe angenommen.

c) Die Geschichtsbücher sind alle von diesem Feldzug vol. Denn so schreibt der Fortsetzer des
Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: "Anno
"1218 segelte der König Waldemarus mit 1500 Orlogschiffen *) nach Esthland,
"bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Christenthum, und unter-
"warf es den Dänen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upsal. libr. 3 p. 105.
"Um diese Zeit kam der Dänische König Waldemar mit 1500 Kriegesschiffen nach
"Esthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum christlichen Glauben." Das
Seeländische Chronicon p. 14: "Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen
"die Heiden in Esthland." Nicolai Chronicon Lundens. Episc. p. 8. "Zu An-
"dreä
Zeiten eroberte der König Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und
"Beschwerden zuerst Esthland von den Heiden, im Jahr unsers HErrn 1219." Den
Erzbischof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die
Schleswigische Chronike Anno 1215 gestorben zu seyn, fälschlich vorgiebt, kennen wir
aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Bischof aber, des Königs
Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Bischof von Rothschild. Arnold libr.
6 c. 17 n. 2 &
3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er sey schon
1214 mit Tode abgegangen.
d) Unter den Slavischen Fürsten findet sich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch
Wertislaus oder Wiceslaus lieset, so möchte es doch schwer seyn, den mit diesen
Worten beschriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai,
in Vorpommern damals Wizlaus bekant ist. Der sehr gelehrte Erläuterer der
Pommerischen Historie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fürstenthums
Rügen
p. 99 eignet dieses Lob dem Rügischen Fürsten Witzlaus dem I zu, und
folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Ansehen des Micrälius, der Chron.
Pomeran. libr. 3 c.
8 es eben so macht. Bey Cranzen ist keine Hülfe zu holen. Denn
der schreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (sol es Ernst oder Scherz seyn?) "Die vortreflichen
"Thaten der Fürsten (von Pommern) sind mir nicht zu handen gekommen, ob ich sie
"gleich mit nicht geringem Fleiß aufgesuchet." Nun bringet unser Geschichtschreiber
*) Hiärne führt aus den Dänischen Scribenten an, der König sey mit 500 grossen und 500 kleinen
Schiffen eingelaufen, deren jedes grosse mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem
Küraßirer, und einem Armbrustirer besetzt gewesen. Ohnerachtet diese eine Armee von 67000 Mann
ausmachen, so sol der König doch bey Erblickung der wilden Esthen so verzagt geworden seyn, daß
er wieder umkehren wollen. Doch der Bischof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal-
ten, und gab ihm die Versicherung des Sieges, so ferne er sein Leben bessern, der gottlosen Königin
nicht mehr folgen, die bischöflichen Einkünfte nicht beschneiden, und die Unterthanen mit grosser
Schatzung belegen würde. Der König versprach nicht allein dieses, sondern gelobte auch, daß jeder
in seinem Lande über 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges
bey Wasser und Brod fasten solle. Der Erzbischof Andreas verrichtete indessen sein Gebet auf einem
Berge, da es ihm wie Mose erging. Denn so lange er seine Hände empor hielt, siegten die Dä-
nen,
wenn sie aber niedersunken, lagen die Esthen ob, bis ihm die andern Bischöfe die Arme
stützten. Hierauf sol nach Verlust ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen seyn; welches Mähr-
chen denn schon von den Gelehrten seine Abfertigung erhalten.

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,
1218ſtand im Thale mit ſeinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strande
gehet. Wie er ſie anmarſchiren ſahe, ruͤckte er gleich auf ſie los, ſchlug ſich mit
ihnen, jagte ſie in die Flucht, verfolgte ſie, und hieb im Nachſetzen viele zu ſchande.
Nachdem die andern Eſthen, ſo auf die Daͤnen anſetzten, die Flucht derer, ſo
mit den Slaven gefochten, ſahen, ſtunden ſie ebenfals ſtille, und hoͤrten auf die
Daͤnen zu verfolgen. Alle Daͤnen mit ihrem Koͤnige und einige Deutſche, ſo
bey ihnen waren, thaten ſich demnach zuſammen, gingen auf die Eſthen zu, und
ſtritten mit ihnen tapfer. Die Eſthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre
ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Daͤnen mit den Deutſchen und Sla-
ven
hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tauſend Mann nieder; die
uͤbrigen entliefen. Der Koͤnig und die Biſchoͤfe dankten GOtt fuͤr den von dem
HErrn ihnen verliehnen Sieg g). Sie ſetzten auch in die Stelle des vorerwehnten
Biſchofs Dietrich ſeinen Kapellan Weſſelin h), und nachdem ſie das Schloß aus-
gebauet, und Beſatzung darein geleget, kehrte der Koͤnig wieder in Daͤnnemark.
Es blieben aber die Biſchoͤfe mit den Maͤnnern des Koͤnigs zuruͤck, die mit den
Revelſchen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis dieſe endlich das Sacra-
ment der heiligen Taufe angenommen.

c) Die Geſchichtsbuͤcher ſind alle von dieſem Feldzug vol. Denn ſo ſchreibt der Fortſetzer des
Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: „Anno
„1218 ſegelte der Koͤnig Waldemarus mit 1500 Orlogſchiffen *) nach Eſthland,
„bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Chriſtenthum, und unter-
„warf es den Daͤnen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upſal. libr. 3 p. 105.
„Um dieſe Zeit kam der Daͤniſche Koͤnig Waldemar mit 1500 Kriegesſchiffen nach
Eſthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum chriſtlichen Glauben.„ Das
Seelaͤndiſche Chronicon p. 14: „Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen
„die Heiden in Eſthland.Nicolai Chronicon Lundenſ. Epiſc. p. 8. „Zu An-
„dreaͤ
Zeiten eroberte der Koͤnig Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und
„Beſchwerden zuerſt Eſthland von den Heiden, im Jahr unſers HErrn 1219.„ Den
Erzbiſchof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die
Schleswigiſche Chronike Anno 1215 geſtorben zu ſeyn, faͤlſchlich vorgiebt, kennen wir
aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Biſchof aber, des Koͤnigs
Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Biſchof von Rothſchild. Arnold libr.
6 c. 17 n. 2 &
3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er ſey ſchon
1214 mit Tode abgegangen.
d) Unter den Slaviſchen Fuͤrſten findet ſich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch
Wertislaus oder Wiceslaus lieſet, ſo moͤchte es doch ſchwer ſeyn, den mit dieſen
Worten beſchriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai,
in Vorpommern damals Wizlaus bekant iſt. Der ſehr gelehrte Erlaͤuterer der
Pommeriſchen Hiſtorie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fuͤrſtenthums
Ruͤgen
p. 99 eignet dieſes Lob dem Ruͤgiſchen Fuͤrſten Witzlaus dem I zu, und
folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Anſehen des Micraͤlius, der Chron.
Pomeran. libr. 3 c.
8 es eben ſo macht. Bey Cranzen iſt keine Huͤlfe zu holen. Denn
der ſchreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (ſol es Ernſt oder Scherz ſeyn?) „Die vortreflichen
„Thaten der Fuͤrſten (von Pommern) ſind mir nicht zu handen gekommen, ob ich ſie
„gleich mit nicht geringem Fleiß aufgeſuchet.„ Nun bringet unſer Geſchichtſchreiber
*) Hiaͤrne fuͤhrt aus den Daͤniſchen Scribenten an, der Koͤnig ſey mit 500 groſſen und 500 kleinen
Schiffen eingelaufen, deren jedes groſſe mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem
Kuͤraßirer, und einem Armbruſtirer beſetzt geweſen. Ohnerachtet dieſe eine Armee von 67000 Mann
ausmachen, ſo ſol der Koͤnig doch bey Erblickung der wilden Eſthen ſo verzagt geworden ſeyn, daß
er wieder umkehren wollen. Doch der Biſchof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal-
ten, und gab ihm die Verſicherung des Sieges, ſo ferne er ſein Leben beſſern, der gottloſen Koͤnigin
nicht mehr folgen, die biſchoͤflichen Einkuͤnfte nicht beſchneiden, und die Unterthanen mit groſſer
Schatzung belegen wuͤrde. Der Koͤnig verſprach nicht allein dieſes, ſondern gelobte auch, daß jeder
in ſeinem Lande uͤber 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges
bey Waſſer und Brod faſten ſolle. Der Erzbiſchof Andreas verrichtete indeſſen ſein Gebet auf einem
Berge, da es ihm wie Moſe erging. Denn ſo lange er ſeine Haͤnde empor hielt, ſiegten die Daͤ-
nen,
wenn ſie aber niederſunken, lagen die Eſthen ob, bis ihm die andern Biſchoͤfe die Arme
ſtuͤtzten. Hierauf ſol nach Verluſt ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen ſeyn; welches Maͤhr-
chen denn ſchon von den Gelehrten ſeine Abfertigung erhalten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0176" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;chichte des dritten Bi&#x017F;chof Alberts, ein und zwanzig&#x017F;tes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1218</note>&#x017F;tand im Thale mit &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Slaven,</hi> wo man den Berg hinunter nach dem Strande<lb/>
gehet. Wie er &#x017F;ie anmar&#x017F;chiren &#x017F;ahe, ru&#x0364;ckte er gleich auf &#x017F;ie los, &#x017F;chlug &#x017F;ich mit<lb/>
ihnen, jagte &#x017F;ie in die Flucht, verfolgte &#x017F;ie, und hieb im Nach&#x017F;etzen viele zu &#x017F;chande.<lb/>
Nachdem die andern <hi rendition="#fr">E&#x017F;then,</hi> &#x017F;o auf die <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> an&#x017F;etzten, die Flucht derer, &#x017F;o<lb/>
mit den <hi rendition="#fr">Slaven</hi> gefochten, &#x017F;ahen, &#x017F;tunden &#x017F;ie ebenfals &#x017F;tille, und ho&#x0364;rten auf die<lb/><hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> zu verfolgen. Alle <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> mit ihrem Ko&#x0364;nige und einige <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;che,</hi> &#x017F;o<lb/>
bey ihnen waren, thaten &#x017F;ich demnach zu&#x017F;ammen, gingen auf die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> zu, und<lb/>
&#x017F;tritten mit ihnen tapfer. Die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre<lb/>
ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> mit den <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#fr">Sla-<lb/>
ven</hi> hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tau&#x017F;end Mann nieder; die<lb/>
u&#x0364;brigen entliefen. Der Ko&#x0364;nig und die Bi&#x017F;cho&#x0364;fe dankten GOtt fu&#x0364;r den von dem<lb/>
HErrn ihnen verliehnen Sieg <note place="end" n="g)"/>. Sie &#x017F;etzten auch in die Stelle des vorerwehnten<lb/>
Bi&#x017F;chofs <hi rendition="#fr">Dietrich</hi> &#x017F;einen Kapellan <hi rendition="#fr">We&#x017F;&#x017F;elin</hi> <note place="end" n="h)"/>, und nachdem &#x017F;ie das Schloß aus-<lb/>
gebauet, und Be&#x017F;atzung darein geleget, kehrte der Ko&#x0364;nig wieder in <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nnemark.</hi><lb/>
Es blieben aber die Bi&#x017F;cho&#x0364;fe mit den Ma&#x0364;nnern des Ko&#x0364;nigs zuru&#x0364;ck, die mit den<lb/><hi rendition="#fr">Revel&#x017F;chen</hi> das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis die&#x017F;e endlich das Sacra-<lb/>
ment der heiligen Taufe angenommen.</p><lb/>
              <note place="end" n="c)">Die Ge&#x017F;chichtsbu&#x0364;cher &#x017F;ind alle von die&#x017F;em Feldzug vol. Denn &#x017F;o &#x017F;chreibt der Fort&#x017F;etzer des<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Saxo</hi> Grammaticus</hi> bey Herrn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Benzel.</hi> Monument. Sveo. Goth. part. 5. p.</hi> 146: &#x201E;Anno<lb/>
&#x201E;1218 &#x017F;egelte der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Waldemarus</hi> mit 1500 Orlog&#x017F;chiffen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">Hia&#x0364;rne</hi> fu&#x0364;hrt aus den <hi rendition="#fr">Da&#x0364;ni&#x017F;chen</hi> Scribenten an, der Ko&#x0364;nig &#x017F;ey mit 500 gro&#x017F;&#x017F;en und 500 kleinen<lb/>
Schiffen eingelaufen, deren jedes gro&#x017F;&#x017F;e mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem<lb/>
Ku&#x0364;raßirer, und einem Armbru&#x017F;tirer be&#x017F;etzt gewe&#x017F;en. Ohnerachtet die&#x017F;e eine Armee von 67000 Mann<lb/>
ausmachen, &#x017F;o &#x017F;ol der Ko&#x0364;nig doch bey Erblickung der wilden <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> &#x017F;o verzagt geworden &#x017F;eyn, daß<lb/>
er wieder umkehren wollen. Doch der Bi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Aarhus</hi> ermunterte ihn wieder, Stand zu hal-<lb/>
ten, und gab ihm die Ver&#x017F;icherung des Sieges, &#x017F;o ferne er &#x017F;ein Leben be&#x017F;&#x017F;ern, der gottlo&#x017F;en Ko&#x0364;nigin<lb/>
nicht mehr folgen, die bi&#x017F;cho&#x0364;flichen Einku&#x0364;nfte nicht be&#x017F;chneiden, und die Unterthanen mit gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Schatzung belegen wu&#x0364;rde. Der Ko&#x0364;nig ver&#x017F;prach nicht allein die&#x017F;es, &#x017F;ondern gelobte auch, daß jeder<lb/>
in &#x017F;einem Lande u&#x0364;ber 12 Jahr alt auf St. <hi rendition="#fr">Laurentius</hi> Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges<lb/>
bey Wa&#x017F;&#x017F;er und Brod fa&#x017F;ten &#x017F;olle. Der Erzbi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Andreas</hi> verrichtete inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein Gebet auf einem<lb/>
Berge, da es ihm wie <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;e</hi> erging. Denn &#x017F;o lange er &#x017F;eine Ha&#x0364;nde empor hielt, &#x017F;iegten die <hi rendition="#fr">Da&#x0364;-<lb/>
nen,</hi> wenn &#x017F;ie aber nieder&#x017F;unken, lagen die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> ob, bis ihm die andern Bi&#x017F;cho&#x0364;fe die Arme<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tzten. Hierauf &#x017F;ol nach Verlu&#x017F;t ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen &#x017F;eyn; welches Ma&#x0364;hr-<lb/>
chen denn &#x017F;chon von den Gelehrten &#x017F;eine Abfertigung erhalten.</note> nach <hi rendition="#fr">E&#x017F;thland,</hi><lb/>
&#x201E;bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tenthum,</hi> und unter-<lb/>
&#x201E;warf es den <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> bis auf den heutigen Tag. <hi rendition="#fr">Erich</hi> von <hi rendition="#fr">Up&#x017F;al.</hi> <hi rendition="#aq">libr. 3 p.</hi> 105.<lb/>
&#x201E;Um die&#x017F;e Zeit kam der <hi rendition="#fr">Da&#x0364;ni&#x017F;che</hi> Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Waldemar</hi> mit 1500 Krieges&#x017F;chiffen nach<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">E&#x017F;thland,</hi> brachte es unters Joch und bekehrte es zum chri&#x017F;tlichen Glauben.&#x201E; Das<lb/><hi rendition="#fr">Seela&#x0364;ndi&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Chronicon p.</hi> 14: &#x201E;Anno 1219 zog <hi rendition="#fr">Waldemar</hi> mit einer Armee gegen<lb/>
&#x201E;die <hi rendition="#fr">Heiden</hi> in <hi rendition="#fr">E&#x017F;thland.</hi>&#x201E; <hi rendition="#fr">Nicolai</hi> <hi rendition="#aq">Chronicon Lunden&#x017F;. Epi&#x017F;c. p.</hi> 8. &#x201E;Zu <hi rendition="#fr">An-<lb/>
&#x201E;drea&#x0364;</hi> Zeiten eroberte der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Waldemar</hi> nach vielen vorgefallenen Kriegen und<lb/>
&#x201E;Be&#x017F;chwerden zuer&#x017F;t <hi rendition="#fr">E&#x017F;thland</hi> von den <hi rendition="#fr">Heiden,</hi> im Jahr un&#x017F;ers HErrn 1219.&#x201E; Den<lb/>
Erzbi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Lunden, Andreas,</hi> und den von <hi rendition="#fr">Schleswig, Nicolaus,</hi> den die<lb/><hi rendition="#fr">Schleswigi&#x017F;che</hi> Chronike Anno 1215 ge&#x017F;torben zu &#x017F;eyn, fa&#x0364;l&#x017F;chlich vorgiebt, kennen wir<lb/>
aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Bi&#x017F;chof aber, des Ko&#x0364;nigs<lb/>
Kanzler, war <hi rendition="#fr">Peter,</hi> des <hi rendition="#fr">Andreas</hi> Bruder, Bi&#x017F;chof von <hi rendition="#fr">Roth&#x017F;child. Arnold</hi> <hi rendition="#aq">libr.<lb/>
6 c. 17 n. 2 &amp;</hi> 3. obgleich das <hi rendition="#aq">Chronicon, <hi rendition="#i">Ludewig.</hi> Reliq. tom. 9 p.</hi> 28, will, er &#x017F;ey &#x017F;chon<lb/>
1214 mit Tode abgegangen.</note><lb/>
              <note place="end" n="d)">Unter den <hi rendition="#fr">Slavi&#x017F;chen</hi> Fu&#x0364;r&#x017F;ten findet &#x017F;ich aber kein <hi rendition="#fr">Wenzeslaus:</hi> Wenn man auch<lb/><hi rendition="#fr">Wertislaus</hi> oder <hi rendition="#fr">Wiceslaus</hi> lie&#x017F;et, &#x017F;o mo&#x0364;chte es doch &#x017F;chwer &#x017F;eyn, den mit die&#x017F;en<lb/>
Worten be&#x017F;chriebenen Prinz anzuzeigen, weil in <hi rendition="#fr">Hinterpommern</hi> mehrere <hi rendition="#fr">Wertislai,</hi><lb/>
in <hi rendition="#fr">Vorpommern</hi> damals <hi rendition="#fr">Wizlaus</hi> bekant i&#x017F;t. Der &#x017F;ehr gelehrte Erla&#x0364;uterer der<lb/><hi rendition="#fr">Pommeri&#x017F;chen</hi> Hi&#x017F;torie, Herr <hi rendition="#fr">Schwarz, von den Grenzen des Fu&#x0364;r&#x017F;tenthums<lb/>
Ru&#x0364;gen</hi> <hi rendition="#aq">p.</hi> 99 eignet die&#x017F;es Lob dem <hi rendition="#fr">Ru&#x0364;gi&#x017F;chen</hi> Fu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Witzlaus</hi> dem <hi rendition="#aq">I</hi> zu, und<lb/>
folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem An&#x017F;ehen des <hi rendition="#fr">Micra&#x0364;lius,</hi> der <hi rendition="#aq">Chron.<lb/>
Pomeran. libr. 3 c.</hi> 8 es eben &#x017F;o macht. Bey <hi rendition="#fr">Cranzen</hi> i&#x017F;t keine Hu&#x0364;lfe zu holen. Denn<lb/>
der &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Vandal. libr. 7 c.</hi> 17 (&#x017F;ol es Ern&#x017F;t oder Scherz &#x017F;eyn?) &#x201E;Die vortreflichen<lb/>
&#x201E;Thaten der Fu&#x0364;r&#x017F;ten (von <hi rendition="#fr">Pommern</hi>) &#x017F;ind mir nicht zu handen gekommen, ob ich &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;gleich mit nicht geringem Fleiß aufge&#x017F;uchet.&#x201E; Nun bringet un&#x017F;er Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></note>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0176] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr, ſtand im Thale mit ſeinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strande gehet. Wie er ſie anmarſchiren ſahe, ruͤckte er gleich auf ſie los, ſchlug ſich mit ihnen, jagte ſie in die Flucht, verfolgte ſie, und hieb im Nachſetzen viele zu ſchande. Nachdem die andern Eſthen, ſo auf die Daͤnen anſetzten, die Flucht derer, ſo mit den Slaven gefochten, ſahen, ſtunden ſie ebenfals ſtille, und hoͤrten auf die Daͤnen zu verfolgen. Alle Daͤnen mit ihrem Koͤnige und einige Deutſche, ſo bey ihnen waren, thaten ſich demnach zuſammen, gingen auf die Eſthen zu, und ſtritten mit ihnen tapfer. Die Eſthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Daͤnen mit den Deutſchen und Sla- ven hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tauſend Mann nieder; die uͤbrigen entliefen. Der Koͤnig und die Biſchoͤfe dankten GOtt fuͤr den von dem HErrn ihnen verliehnen Sieg g⁾ . Sie ſetzten auch in die Stelle des vorerwehnten Biſchofs Dietrich ſeinen Kapellan Weſſelin h⁾ , und nachdem ſie das Schloß aus- gebauet, und Beſatzung darein geleget, kehrte der Koͤnig wieder in Daͤnnemark. Es blieben aber die Biſchoͤfe mit den Maͤnnern des Koͤnigs zuruͤck, die mit den Revelſchen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis dieſe endlich das Sacra- ment der heiligen Taufe angenommen. 1218 c⁾ Die Geſchichtsbuͤcher ſind alle von dieſem Feldzug vol. Denn ſo ſchreibt der Fortſetzer des Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: „Anno „1218 ſegelte der Koͤnig Waldemarus mit 1500 Orlogſchiffen *) nach Eſthland, „bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Chriſtenthum, und unter- „warf es den Daͤnen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upſal. libr. 3 p. 105. „Um dieſe Zeit kam der Daͤniſche Koͤnig Waldemar mit 1500 Kriegesſchiffen nach „Eſthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum chriſtlichen Glauben.„ Das Seelaͤndiſche Chronicon p. 14: „Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen „die Heiden in Eſthland.„ Nicolai Chronicon Lundenſ. Epiſc. p. 8. „Zu An- „dreaͤ Zeiten eroberte der Koͤnig Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und „Beſchwerden zuerſt Eſthland von den Heiden, im Jahr unſers HErrn 1219.„ Den Erzbiſchof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die Schleswigiſche Chronike Anno 1215 geſtorben zu ſeyn, faͤlſchlich vorgiebt, kennen wir aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Biſchof aber, des Koͤnigs Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Biſchof von Rothſchild. Arnold libr. 6 c. 17 n. 2 & 3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er ſey ſchon 1214 mit Tode abgegangen. d⁾ Unter den Slaviſchen Fuͤrſten findet ſich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch Wertislaus oder Wiceslaus lieſet, ſo moͤchte es doch ſchwer ſeyn, den mit dieſen Worten beſchriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai, in Vorpommern damals Wizlaus bekant iſt. Der ſehr gelehrte Erlaͤuterer der Pommeriſchen Hiſtorie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fuͤrſtenthums Ruͤgen p. 99 eignet dieſes Lob dem Ruͤgiſchen Fuͤrſten Witzlaus dem I zu, und folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Anſehen des Micraͤlius, der Chron. Pomeran. libr. 3 c. 8 es eben ſo macht. Bey Cranzen iſt keine Huͤlfe zu holen. Denn der ſchreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (ſol es Ernſt oder Scherz ſeyn?) „Die vortreflichen „Thaten der Fuͤrſten (von Pommern) ſind mir nicht zu handen gekommen, ob ich ſie „gleich mit nicht geringem Fleiß aufgeſuchet.„ Nun bringet unſer Geſchichtſchreiber einen *) Hiaͤrne fuͤhrt aus den Daͤniſchen Scribenten an, der Koͤnig ſey mit 500 groſſen und 500 kleinen Schiffen eingelaufen, deren jedes groſſe mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem Kuͤraßirer, und einem Armbruſtirer beſetzt geweſen. Ohnerachtet dieſe eine Armee von 67000 Mann ausmachen, ſo ſol der Koͤnig doch bey Erblickung der wilden Eſthen ſo verzagt geworden ſeyn, daß er wieder umkehren wollen. Doch der Biſchof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal- ten, und gab ihm die Verſicherung des Sieges, ſo ferne er ſein Leben beſſern, der gottloſen Koͤnigin nicht mehr folgen, die biſchoͤflichen Einkuͤnfte nicht beſchneiden, und die Unterthanen mit groſſer Schatzung belegen wuͤrde. Der Koͤnig verſprach nicht allein dieſes, ſondern gelobte auch, daß jeder in ſeinem Lande uͤber 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges bey Waſſer und Brod faſten ſolle. Der Erzbiſchof Andreas verrichtete indeſſen ſein Gebet auf einem Berge, da es ihm wie Moſe erging. Denn ſo lange er ſeine Haͤnde empor hielt, ſiegten die Daͤ- nen, wenn ſie aber niederſunken, lagen die Eſthen ob, bis ihm die andern Biſchoͤfe die Arme ſtuͤtzten. Hierauf ſol nach Verluſt ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen ſeyn; welches Maͤhr- chen denn ſchon von den Gelehrten ſeine Abfertigung erhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/176
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/176>, abgerufen am 21.11.2024.