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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr,
1210ten Seite einen glücklichen Ausgang des Unternehmens bedeutete. Caspar Peucer de
var. divinat gener. p. 360. seq.
erzählet noch mehrere, weiß aber von dieser nichts.
§. 4.

Der Bischof von Liefland nun, der von dem Pabst Volmacht i) erhalten,
in den Ländern jenseit des Meers, die GOtt durch die Kirche in Liefland dem
christlichen Glauben unterwerfen würde, stat eines Erzbischofs, Bischöfe zu wäh-
len und einzuweihen, nahm Dietrichen, einen Abt Cistercienser Ordens in
Dünemünde, zum Mitgehülfen seiner noch immerwährenden Arbeit an, und
weihete ihn zum Bischof, versprach ihm das Bisthnm in Esthland k). Bern-
harden
von der Lippe weihete er nachgehends zum Abte ein. Derselbige
Graf Bernhard, weil er ehmals in seinem Lande viel Sengen, Brennen und
Rauben verübet, war von GOtt gezüchtiget worden, und hatte einen Schlag
der Schwachheit an seinen Füssen bekommen, daß er an beyden Füssen gelähmet
war, und sich lange Zeit in einem Korbe tragen lassen müssen. Darüber ward
er in seinem Gewissen gerühret, nahm den Cistercienser Orden an, erlernete
auch in etlichen Jahren die Ordensregeln und (andre) Wissenschaften, und er-
hielt vom Herrn Pabst die Volmacht das Wort GOttes zu predigen und nach
Liefland zu ziehen. Wie er oftmals selbst erzählte, so waren seine Füsse wie-
der stark geworden, so bald er das Kreuz nach dem Lande der heiligen Mutter
GOttes angenommen, und hat gesunde Beine bekommen. Bey seiner ersten Ein-
kunft in Liefländ wurde er zum Abt geweihet, ist auch nachgehends Bischof
von Semgallien geworden.

i) Da die Anzahl der Christen in diesen Gegenden sich gar besonders stark mehrete,
trug der Pabst dem Bischof in Liefland auf, daselbst neue Domkirchen anzulegen, und
und Bischöfe darüber einzusetzen, wie Raynald ums Jahr 1217 n. 45 berichtet, und
dieses auf Pabst Honorium III deutet. Daß aber selbst vom Jnnocentius dem
III schon vorher diese Volmacht ergangen, lehret nicht allein unser Verfasser, son-
dern auch das unten beygebrachte Schreiben des Pabsts.
k) Er nahm die Bischöfe von Ratzeburg, Verden und Paderborn bey dieser Ein-
segnung zu Hülfe, die damals zu Riga gegenwärtig sich befanden. Denn daß diese
Einweihung zu Riga volzogen sey, bejahet unser Verfasser mit deutlichen Worten ums
Jahr 1218 n. 2. Welches deswegen zu erinnern achte, daß niemand meine, Dietrich
sey in Deutschland eingeweihet, wegen der verschiedenen Jahrrechnung, so bey dem
Päbstlichen Breve stehet, und nicht leicht mit unserm Verfasser zu reimen ist, wo man
nicht für das sechzehnte Jahr seiner päbstlichen Regirung das dreyzehnte setzet, so nach
Christi Geburt das 1210 ist, welches unser Schriftsteller hat. Ob nun gleich dieser
Dietrich gemeiniglich für den ersten Bischof von Esthland ausgegeben wird, so hat
man doch Beweisthümer zur Hand, mit welchen das Gegentheil erwiesen werden kan.
Denn wie wir oben in den Geschichten Meinhards not. c) erwiesen haben, daß Esth-
land,
als der nordliche Theil von Liefland von alters her den Christen bekant, und
von ihnen besucht sey, also muß man an dieser Stelle merken, daß die Schwedischen
Könige und Bischöfe, die Pabst Alexander III dazu angereizet, schon hundert Jahr
vorher auf die Seligkeit der Esthen, und derselben Bekehrung zu Christo bedacht
gewesen. Jch berufe mich jetzo nicht auf die Unterschrift der drey hundert und zwey
Bischöfe, so nach der Kirchenversamlung im Lateran aus unterschiedenen Welttheilen
zusammen gerufen worden, welche 1179 unter dem Pabst Alexander dem III ge-
halten ward: davon uns Herr Martene collect. ampliss. tom. 7. p. 78. seq. das Ver-
zeichniß giebt, und worinne p. 86. aus der Provinz Bremen erscheinet Bernoz Viri-
nensis episcopus.
Denn obgleich es das Ansehen hat, als ob der Wirlandische Bi-
schof in Esthland hier könne verstanden werden, der deswegen zur Bremischen
Mutterkirche gerechnet wird, weil aus dem übrigen Norden kein Bischof aufm Con-
cilio zugegen gewesen; so ist doch offenbar, daß die Buchstaben hier übel getheilet
seyn und man lesen müsse Berno Zwirinensis episcopus, (Berno Bischof von
Schwerin) Helmold libr. 1. c. 87. n. 10. und Arnold libr. 2. c. 14. n. 6 und libr. 4.
c. 24. n.
1. Gewisser ist Fulco ein Mönch von Celle, aus der fränkischen Stadt
Troyes, dessen oftmals in den Briefen Peters von Celle gedacht wird, die Johann
Sirmond
herausgegeben. Denn unter den Bullen des Pabsts Jnnocentius des
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, dreyzehntes Jahr,
1210ten Seite einen gluͤcklichen Ausgang des Unternehmens bedeutete. Caspar Peucer de
var. divinat gener. p. 360. ſeq.
erzaͤhlet noch mehrere, weiß aber von dieſer nichts.
§. 4.

Der Biſchof von Liefland nun, der von dem Pabſt Volmacht i) erhalten,
in den Laͤndern jenſeit des Meers, die GOtt durch die Kirche in Liefland dem
chriſtlichen Glauben unterwerfen wuͤrde, ſtat eines Erzbiſchofs, Biſchoͤfe zu waͤh-
len und einzuweihen, nahm Dietrichen, einen Abt Ciſtercienſer Ordens in
Duͤnemuͤnde, zum Mitgehuͤlfen ſeiner noch immerwaͤhrenden Arbeit an, und
weihete ihn zum Biſchof, verſprach ihm das Bisthnm in Eſthland k). Bern-
harden
von der Lippe weihete er nachgehends zum Abte ein. Derſelbige
Graf Bernhard, weil er ehmals in ſeinem Lande viel Sengen, Brennen und
Rauben veruͤbet, war von GOtt gezuͤchtiget worden, und hatte einen Schlag
der Schwachheit an ſeinen Fuͤſſen bekommen, daß er an beyden Fuͤſſen gelaͤhmet
war, und ſich lange Zeit in einem Korbe tragen laſſen muͤſſen. Daruͤber ward
er in ſeinem Gewiſſen geruͤhret, nahm den Ciſtercienſer Orden an, erlernete
auch in etlichen Jahren die Ordensregeln und (andre) Wiſſenſchaften, und er-
hielt vom Herrn Pabſt die Volmacht das Wort GOttes zu predigen und nach
Liefland zu ziehen. Wie er oftmals ſelbſt erzaͤhlte, ſo waren ſeine Fuͤſſe wie-
der ſtark geworden, ſo bald er das Kreuz nach dem Lande der heiligen Mutter
GOttes angenommen, und hat geſunde Beine bekommen. Bey ſeiner erſten Ein-
kunft in Lieflaͤnd wurde er zum Abt geweihet, iſt auch nachgehends Biſchof
von Semgallien geworden.

i) Da die Anzahl der Chriſten in dieſen Gegenden ſich gar beſonders ſtark mehrete,
trug der Pabſt dem Biſchof in Liefland auf, daſelbſt neue Domkirchen anzulegen, und
und Biſchoͤfe daruͤber einzuſetzen, wie Raynald ums Jahr 1217 n. 45 berichtet, und
dieſes auf Pabſt Honorium III deutet. Daß aber ſelbſt vom Jnnocentius dem
III ſchon vorher dieſe Volmacht ergangen, lehret nicht allein unſer Verfaſſer, ſon-
dern auch das unten beygebrachte Schreiben des Pabſts.
k) Er nahm die Biſchoͤfe von Ratzeburg, Verden und Paderborn bey dieſer Ein-
ſegnung zu Huͤlfe, die damals zu Riga gegenwaͤrtig ſich befanden. Denn daß dieſe
Einweihung zu Riga volzogen ſey, bejahet unſer Verfaſſer mit deutlichen Worten ums
Jahr 1218 n. 2. Welches deswegen zu erinnern achte, daß niemand meine, Dietrich
ſey in Deutſchland eingeweihet, wegen der verſchiedenen Jahrrechnung, ſo bey dem
Paͤbſtlichen Breve ſtehet, und nicht leicht mit unſerm Verfaſſer zu reimen iſt, wo man
nicht fuͤr das ſechzehnte Jahr ſeiner paͤbſtlichen Regirung das dreyzehnte ſetzet, ſo nach
Chriſti Geburt das 1210 iſt, welches unſer Schriftſteller hat. Ob nun gleich dieſer
Dietrich gemeiniglich fuͤr den erſten Biſchof von Eſthland ausgegeben wird, ſo hat
man doch Beweisthuͤmer zur Hand, mit welchen das Gegentheil erwieſen werden kan.
Denn wie wir oben in den Geſchichten Meinhards not. c) erwieſen haben, daß Eſth-
land,
als der nordliche Theil von Liefland von alters her den Chriſten bekant, und
von ihnen beſucht ſey, alſo muß man an dieſer Stelle merken, daß die Schwediſchen
Koͤnige und Biſchoͤfe, die Pabſt Alexander III dazu angereizet, ſchon hundert Jahr
vorher auf die Seligkeit der Eſthen, und derſelben Bekehrung zu Chriſto bedacht
geweſen. Jch berufe mich jetzo nicht auf die Unterſchrift der drey hundert und zwey
Biſchoͤfe, ſo nach der Kirchenverſamlung im Lateran aus unterſchiedenen Welttheilen
zuſammen gerufen worden, welche 1179 unter dem Pabſt Alexander dem III ge-
halten ward: davon uns Herr Martene collect. ampliſſ. tom. 7. p. 78. ſeq. das Ver-
zeichniß giebt, und worinne p. 86. aus der Provinz Bremen erſcheinet Bernoz Viri-
nenſis epiſcopus.
Denn obgleich es das Anſehen hat, als ob der Wirlandiſche Bi-
ſchof in Eſthland hier koͤnne verſtanden werden, der deswegen zur Bremiſchen
Mutterkirche gerechnet wird, weil aus dem uͤbrigen Norden kein Biſchof aufm Con-
cilio zugegen geweſen; ſo iſt doch offenbar, daß die Buchſtaben hier uͤbel getheilet
ſeyn und man leſen muͤſſe Berno Zwirinenſis epiſcopus, (Berno Biſchof von
Schwerin) Helmold libr. 1. c. 87. n. 10. und Arnold libr. 2. c. 14. n. 6 und libr. 4.
c. 24. n.
1. Gewiſſer iſt Fulco ein Moͤnch von Celle, aus der fraͤnkiſchen Stadt
Troyes, deſſen oftmals in den Briefen Peters von Celle gedacht wird, die Johann
Sirmond
herausgegeben. Denn unter den Bullen des Pabſts Jnnocentius des
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/122>, abgerufen am 28.11.2024.