Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Minna von Barnhelm,


versetzt, zu sich genommen; sie habe ihn für den
ihrigen erkannt, und wolle ihn nicht wieder her-
ausgeben. --
v. Tellheim. Jst das wahr, mein Fräulein? --
Nein, das kann nicht wahr seyn!
Das Fräulein. (lächelnd) Und warum nicht,
Tellheim? -- Warum kann es nicht wahr seyn?
v. Tellheim. (heftig) Nun, so sey es wahr! --
Welch schreckliches Licht, das mir auf einmal auf-
gegangen! Nun erkenne ich Sie, die Falsche, die
Ungetreue!
Das Fräulein. (erschrocken) Wer? wer ist
diese Ungetreue?
v. Tellheim. Sie, die ich nicht mehr nen-
nen will!
Das Fräulein. Tellheim!
v. Tellheim. Vergessen Sie meinen Namen!
-- Sie kamen hierher, mit mir zu brechen. Es
ist klar! -- Daß der Zufall so gern dem Treulosen
zu Statten kömmt! Er führte Jhnen Jhren
Ring in die Hände. Jhre Arglist wußte mir den
meinigen zuzuschanzen.

Das
Minna von Barnhelm,


verſetzt, zu ſich genommen; ſie habe ihn fuͤr den
ihrigen erkannt, und wolle ihn nicht wieder her-
ausgeben. —
v. Tellheim. Jſt das wahr, mein Fraͤulein? —
Nein, das kann nicht wahr ſeyn!
Das Fraͤulein. (laͤchelnd) Und warum nicht,
Tellheim? — Warum kann es nicht wahr ſeyn?
v. Tellheim. (heftig) Nun, ſo ſey es wahr! —
Welch ſchreckliches Licht, das mir auf einmal auf-
gegangen! Nun erkenne ich Sie, die Falſche, die
Ungetreue!
Das Fraͤulein. (erſchrocken) Wer? wer iſt
dieſe Ungetreue?
v. Tellheim. Sie, die ich nicht mehr nen-
nen will!
Das Fraͤulein. Tellheim!
v. Tellheim. Vergeſſen Sie meinen Namen!
— Sie kamen hierher, mit mir zu brechen. Es
iſt klar! — Daß der Zufall ſo gern dem Treuloſen
zu Statten koͤmmt! Er fuͤhrte Jhnen Jhren
Ring in die Haͤnde. Jhre Argliſt wußte mir den
meinigen zuzuſchanzen.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#JUS">
            <p><pb facs="#f0184" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ver&#x017F;etzt, zu &#x017F;ich genommen; &#x017F;ie habe ihn fu&#x0364;r den<lb/>
ihrigen erkannt, und wolle ihn nicht wieder her-<lb/>
ausgeben. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>J&#x017F;t das wahr, mein Fra&#x0364;ulein? &#x2014;<lb/>
Nein, das kann nicht wahr &#x017F;eyn!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <stage>(la&#x0364;chelnd)</stage>
            <p>Und warum nicht,<lb/>
Tellheim? &#x2014; Warum kann es nicht wahr &#x017F;eyn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <stage>(heftig)</stage>
            <p>Nun, &#x017F;o &#x017F;ey es wahr! &#x2014;<lb/>
Welch &#x017F;chreckliches Licht, das mir auf einmal auf-<lb/>
gegangen! Nun erkenne ich Sie, die Fal&#x017F;che, die<lb/>
Ungetreue!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <stage>(er&#x017F;chrocken)</stage>
            <p>Wer? wer i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;e Ungetreue?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Sie, die ich nicht mehr nen-<lb/>
nen will!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Tellheim!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Verge&#x017F;&#x017F;en Sie meinen Namen!<lb/>
&#x2014; Sie kamen hierher, mit mir zu brechen. Es<lb/>
i&#x017F;t klar! &#x2014; Daß der Zufall &#x017F;o gern dem Treulo&#x017F;en<lb/>
zu Statten ko&#x0364;mmt! Er fu&#x0364;hrte Jhnen Jhren<lb/>
Ring in die Ha&#x0364;nde. Jhre Argli&#x017F;t wußte mir den<lb/>
meinigen zuzu&#x017F;chanzen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0184] Minna von Barnhelm, verſetzt, zu ſich genommen; ſie habe ihn fuͤr den ihrigen erkannt, und wolle ihn nicht wieder her- ausgeben. — v. Tellheim. Jſt das wahr, mein Fraͤulein? — Nein, das kann nicht wahr ſeyn! Das Fraͤulein. (laͤchelnd) Und warum nicht, Tellheim? — Warum kann es nicht wahr ſeyn? v. Tellheim. (heftig) Nun, ſo ſey es wahr! — Welch ſchreckliches Licht, das mir auf einmal auf- gegangen! Nun erkenne ich Sie, die Falſche, die Ungetreue! Das Fraͤulein. (erſchrocken) Wer? wer iſt dieſe Ungetreue? v. Tellheim. Sie, die ich nicht mehr nen- nen will! Das Fraͤulein. Tellheim! v. Tellheim. Vergeſſen Sie meinen Namen! — Sie kamen hierher, mit mir zu brechen. Es iſt klar! — Daß der Zufall ſo gern dem Treuloſen zu Statten koͤmmt! Er fuͤhrte Jhnen Jhren Ring in die Haͤnde. Jhre Argliſt wußte mir den meinigen zuzuſchanzen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/184
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/184>, abgerufen am 03.05.2024.