Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

Minna von Barnhelm,


schlug mich nieder; machte mich ärgerlich, kurz-
sichtig, schüchtern, läßig: ihr Unglück hebt mich
empor, ich sehe wieder frey um mich, und fühle mich
willig und stark, alles für sie zu unternehmen --
Was verweile ich?

(will nach dem Zimmer des Fräu-
leins, aus dem ihm Franciska entgegen kömmt)
Dritter Auftritt.
Franciska. v. Tellheim.
Franciska. Sind Sie es doch? -- Es war
mir, als ob ich Jhre Stimme hörte. -- Was wol-
len Sie, Herr Major?
v. Tellheim. Was ich will? -- Was macht
dein Fräulein? -- Komm! --
Franciska. Sie will den Augenblick ausfahren.
v. Tellheim. Und allein? ohne mich? wohin?
Franciska. Haben Sie vergeßen, Herr
Major? --
v. Tellheim. Bist du nicht klug, Franciska?
-- Jch habe sie gereitzt, und sie ward empfindlich:
ich werde sie um Vergebung bitten, und sie wird
mir vergeben.

Fran-

Minna von Barnhelm,


ſchlug mich nieder; machte mich aͤrgerlich, kurz-
ſichtig, ſchuͤchtern, laͤßig: ihr Ungluͤck hebt mich
empor, ich ſehe wieder frey um mich, und fuͤhle mich
willig und ſtark, alles fuͤr ſie zu unternehmen —
Was verweile ich?

(will nach dem Zimmer des Fraͤu-
leins, aus dem ihm Franciska entgegen koͤmmt)
Dritter Auftritt.
Franciska. v. Tellheim.
Franciska. Sind Sie es doch? — Es war
mir, als ob ich Jhre Stimme hoͤrte. — Was wol-
len Sie, Herr Major?
v. Tellheim. Was ich will? — Was macht
dein Fraͤulein? — Komm! —
Franciska. Sie will den Augenblick ausfahren.
v. Tellheim. Und allein? ohne mich? wohin?
Franciska. Haben Sie vergeßen, Herr
Major? —
v. Tellheim. Biſt du nicht klug, Franciska?
— Jch habe ſie gereitzt, und ſie ward empfindlich:
ich werde ſie um Vergebung bitten, und ſie wird
mir vergeben.

Fran-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;chlug mich nieder; machte mich a&#x0364;rgerlich, kurz-<lb/>
&#x017F;ichtig, &#x017F;chu&#x0364;chtern, la&#x0364;ßig: ihr Unglu&#x0364;ck hebt mich<lb/>
empor, ich &#x017F;ehe wieder frey um mich, und fu&#x0364;hle mich<lb/>
willig und &#x017F;tark, alles fu&#x0364;r &#x017F;ie zu unternehmen &#x2014;<lb/>
Was verweile ich?</p>
          <stage>(will nach dem Zimmer des Fra&#x0364;u-<lb/>
leins, aus dem ihm Franciska entgegen ko&#x0364;mmt)</stage>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dritter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#fr">Franciska. v. Tellheim.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Sind Sie es doch? &#x2014; Es war<lb/>
mir, als ob ich Jhre Stimme ho&#x0364;rte. &#x2014; Was wol-<lb/>
len Sie, Herr Major?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Was ich will? &#x2014; Was macht<lb/>
dein Fra&#x0364;ulein? &#x2014; Komm! &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Sie will den Augenblick ausfahren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Und allein? ohne mich? wohin?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Haben Sie vergeßen, Herr<lb/>
Major? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Bi&#x017F;t du nicht klug, Franciska?<lb/>
&#x2014; Jch habe &#x017F;ie gereitzt, und &#x017F;ie ward empfindlich:<lb/>
ich werde &#x017F;ie um Vergebung bitten, und &#x017F;ie wird<lb/>
mir vergeben.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fran-</hi> </fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0160] Minna von Barnhelm, ſchlug mich nieder; machte mich aͤrgerlich, kurz- ſichtig, ſchuͤchtern, laͤßig: ihr Ungluͤck hebt mich empor, ich ſehe wieder frey um mich, und fuͤhle mich willig und ſtark, alles fuͤr ſie zu unternehmen — Was verweile ich? (will nach dem Zimmer des Fraͤu- leins, aus dem ihm Franciska entgegen koͤmmt) Dritter Auftritt. Franciska. v. Tellheim. Franciska. Sind Sie es doch? — Es war mir, als ob ich Jhre Stimme hoͤrte. — Was wol- len Sie, Herr Major? v. Tellheim. Was ich will? — Was macht dein Fraͤulein? — Komm! — Franciska. Sie will den Augenblick ausfahren. v. Tellheim. Und allein? ohne mich? wohin? Franciska. Haben Sie vergeßen, Herr Major? — v. Tellheim. Biſt du nicht klug, Franciska? — Jch habe ſie gereitzt, und ſie ward empfindlich: ich werde ſie um Vergebung bitten, und ſie wird mir vergeben. Fran-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/160
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/160>, abgerufen am 03.05.2024.