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Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

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Minna von Barnhelm,


Das Fräulein. O, Herr Major, so gar mi-
litairisch wollen wir es mit einander nicht neh-
men. Sie sind ja da! Und ein Vergnügen er-
warten, ist auch ein Vergnügen. -- Nun?

(indem sie ihm lächeind ins Gesicht sieht) lieber Tellheim,
waren wir nicht vorhin Kinder?
v. Tellheim. Ja wohl Kinder, gnädiges
Fräulein; Kinder, die sich sperren, wo sie gelassen
folgen sollten.
Das Fräulein. Wir wollen ausfahren, lieber
Major, -- die Stadt ein wenig zu besehen, --
und hernach, meinem Oheim entgegen.
v. Tellheim. Wie?
Das Fräulein. Sehen Sie; auch das Wich-
tigste haben wir einander noch nicht sagen kön-
nen. Ja, er trift noch heut hier ein. Ein Zufall
ist Schuld, daß ich, einen Tag früher, ohne ihn
angekommen bin.
v. Tellheim. Der Graf von Bruchsall? Jst
er zurück?
Das Fräulein. Die Unruhen des Krieges
verscheuchten ihn nach Jtalien; der Friede hat ihn
wieder zurückgebracht. -- Machen Sie Sich keine
Gedan-
Minna von Barnhelm,


Das Fraͤulein. O, Herr Major, ſo gar mi-
litairiſch wollen wir es mit einander nicht neh-
men. Sie ſind ja da! Und ein Vergnuͤgen er-
warten, iſt auch ein Vergnuͤgen. — Nun?

(indem ſie ihm laͤcheind ins Geſicht ſieht) lieber Tellheim,
waren wir nicht vorhin Kinder?
v. Tellheim. Ja wohl Kinder, gnaͤdiges
Fraͤulein; Kinder, die ſich ſperren, wo ſie gelaſſen
folgen ſollten.
Das Fraͤulein. Wir wollen ausfahren, lieber
Major, — die Stadt ein wenig zu beſehen, —
und hernach, meinem Oheim entgegen.
v. Tellheim. Wie?
Das Fraͤulein. Sehen Sie; auch das Wich-
tigſte haben wir einander noch nicht ſagen koͤn-
nen. Ja, er trift noch heut hier ein. Ein Zufall
iſt Schuld, daß ich, einen Tag fruͤher, ohne ihn
angekommen bin.
v. Tellheim. Der Graf von Bruchſall? Jſt
er zuruͤck?
Das Fraͤulein. Die Unruhen des Krieges
verſcheuchten ihn nach Jtalien; der Friede hat ihn
wieder zuruͤckgebracht. — Machen Sie Sich keine
Gedan-
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[134/0138] Minna von Barnhelm, Das Fraͤulein. O, Herr Major, ſo gar mi- litairiſch wollen wir es mit einander nicht neh- men. Sie ſind ja da! Und ein Vergnuͤgen er- warten, iſt auch ein Vergnuͤgen. — Nun? (indem ſie ihm laͤcheind ins Geſicht ſieht) lieber Tellheim, waren wir nicht vorhin Kinder? v. Tellheim. Ja wohl Kinder, gnaͤdiges Fraͤulein; Kinder, die ſich ſperren, wo ſie gelaſſen folgen ſollten. Das Fraͤulein. Wir wollen ausfahren, lieber Major, — die Stadt ein wenig zu beſehen, — und hernach, meinem Oheim entgegen. v. Tellheim. Wie? Das Fraͤulein. Sehen Sie; auch das Wich- tigſte haben wir einander noch nicht ſagen koͤn- nen. Ja, er trift noch heut hier ein. Ein Zufall iſt Schuld, daß ich, einen Tag fruͤher, ohne ihn angekommen bin. v. Tellheim. Der Graf von Bruchſall? Jſt er zuruͤck? Das Fraͤulein. Die Unruhen des Krieges verſcheuchten ihn nach Jtalien; der Friede hat ihn wieder zuruͤckgebracht. — Machen Sie Sich keine Gedan-

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/138>, abgerufen am 24.11.2024.