Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
oder das Soldatenglück.


Dritter Auftritt.
Das Fräulein. Franciska.
Franciska. (erbittert) Kann ich noch reden?
O schön! o schön!
Das Fräulein. Spotte nur; ich verdiene es.
(nach einem kleinen Nachdenken, und gelassener) Spotte
nicht, Franciska; ich verdiene es nicht.
Franciska. Vortrefflich! da haben Sie etwas
allerliebstes gethan; einen Spitzbuben wieder auf
die Beine geholfen.
Das Fräulein. Es war einem Unglücklichen
zugedacht.
Franciska. Und was das beste dabey ist:
der Kerl hält Sie für seines gleichen. -- O ich
muß ihm nach, und ihm das Geld wieder abneh-
men.
(will fort.)
Das Fräulein. Franciska, laß den Kaffee
nicht vollends kalt werden; schenk ein.
Franciska. Er muß es Jhnen wiedergeben;
Sie haben Sich anders besonnen; Sie wollen mit
ihm nicht in Gesellschaft spielen. Zehn Pistolen!
Sie hörten ja, Fräulein, daß es ein Bettler
war!
oder das Soldatengluͤck.


Dritter Auftritt.
Das Fraͤulein. Franciska.
Franciska. (erbittert) Kann ich noch reden?
O ſchoͤn! o ſchoͤn!
Das Fraͤulein. Spotte nur; ich verdiene es.
(nach einem kleinen Nachdenken, und gelaſſener) Spotte
nicht, Franciska; ich verdiene es nicht.
Franciska. Vortrefflich! da haben Sie etwas
allerliebſtes gethan; einen Spitzbuben wieder auf
die Beine geholfen.
Das Fraͤulein. Es war einem Ungluͤcklichen
zugedacht.
Franciska. Und was das beſte dabey iſt:
der Kerl haͤlt Sie fuͤr ſeines gleichen. — O ich
muß ihm nach, und ihm das Geld wieder abneh-
men.
(will fort.)
Das Fraͤulein. Franciska, laß den Kaffee
nicht vollends kalt werden; ſchenk ein.
Franciska. Er muß es Jhnen wiedergeben;
Sie haben Sich anders beſonnen; Sie wollen mit
ihm nicht in Geſellſchaft ſpielen. Zehn Piſtolen!
Sie hoͤrten ja, Fraͤulein, daß es ein Bettler
war!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0131" n="127"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder das Soldatenglu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dritter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein. Franciska.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <stage>(erbittert)</stage>
            <p>Kann ich noch reden?<lb/>
O &#x017F;cho&#x0364;n! o &#x017F;cho&#x0364;n!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Spotte nur; ich verdiene es.</p><lb/>
            <stage>(nach einem kleinen Nachdenken, und gela&#x017F;&#x017F;ener)</stage>
            <p>Spotte<lb/>
nicht, Franciska; ich verdiene es nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Vortrefflich! da haben Sie etwas<lb/>
allerlieb&#x017F;tes gethan; einen Spitzbuben wieder auf<lb/>
die Beine geholfen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Es war einem Unglu&#x0364;cklichen<lb/>
zugedacht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Und was das be&#x017F;te dabey i&#x017F;t:<lb/>
der Kerl ha&#x0364;lt Sie fu&#x0364;r &#x017F;eines gleichen. &#x2014; O ich<lb/>
muß ihm nach, und ihm das Geld wieder abneh-<lb/>
men.</p>
            <stage>(will fort.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Franciska, laß den Kaffee<lb/>
nicht vollends kalt werden; &#x017F;chenk ein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Er muß es Jhnen wiedergeben;<lb/>
Sie haben Sich anders be&#x017F;onnen; Sie wollen mit<lb/>
ihm nicht in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;pielen. Zehn Pi&#x017F;tolen!<lb/>
Sie ho&#x0364;rten ja, Fra&#x0364;ulein, daß es ein Bettler<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war!</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0131] oder das Soldatengluͤck. Dritter Auftritt. Das Fraͤulein. Franciska. Franciska. (erbittert) Kann ich noch reden? O ſchoͤn! o ſchoͤn! Das Fraͤulein. Spotte nur; ich verdiene es. (nach einem kleinen Nachdenken, und gelaſſener) Spotte nicht, Franciska; ich verdiene es nicht. Franciska. Vortrefflich! da haben Sie etwas allerliebſtes gethan; einen Spitzbuben wieder auf die Beine geholfen. Das Fraͤulein. Es war einem Ungluͤcklichen zugedacht. Franciska. Und was das beſte dabey iſt: der Kerl haͤlt Sie fuͤr ſeines gleichen. — O ich muß ihm nach, und ihm das Geld wieder abneh- men. (will fort.) Das Fraͤulein. Franciska, laß den Kaffee nicht vollends kalt werden; ſchenk ein. Franciska. Er muß es Jhnen wiedergeben; Sie haben Sich anders beſonnen; Sie wollen mit ihm nicht in Geſellſchaft ſpielen. Zehn Piſtolen! Sie hoͤrten ja, Fraͤulein, daß es ein Bettler war!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/131
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/131>, abgerufen am 02.05.2024.