Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
oder das Soldatenglück.


v. Tellheim. (indem er Werners Hand ergreift)
Und, Kammerad, das denkst du nicht noch?
Werner. Nein, das denk ich nicht mehr. --
Wer von mir nichts nehmen will, wenn ers be-
darf, und ichs habe; der will mir auch nichts ge-
den, wenn ers hat, und ichs bedarf. -- Schon
gut!
(will gehen)
v. Tellheim. Mensch, mache mich nicht ra-
send! Wo willst du hin?
(hält ihn zurück) Wenn
ich dich nun auf meine Ehre versichere, daß ich noch
Geld habe; wenn ich dir auf meine Ehre ver-
spreche, daß ich dir es sagen will, wenn ich keines
mehr habe; daß du der erste und einzige seyn sollst,
bey dem ich mir borgen will: -- Bist du dann
zufrieden?
Werner. Muß ich nicht? -- Geben Sie mir
die Hand darauf, Herr Major.
v. Tellheim. Da, Paul! -- Und nun ge-
nug davon. Jch kam hieher, um ein gewisses
Mädchen zu sprechen --
Achter
G 4
oder das Soldatengluͤck.


v. Tellheim. (indem er Werners Hand ergreift)
Und, Kammerad, das denkſt du nicht noch?
Werner. Nein, das denk ich nicht mehr. —
Wer von mir nichts nehmen will, wenn ers be-
darf, und ichs habe; der will mir auch nichts ge-
den, wenn ers hat, und ichs bedarf. — Schon
gut!
(will gehen)
v. Tellheim. Menſch, mache mich nicht ra-
ſend! Wo willſt du hin?
(haͤlt ihn zuruͤck) Wenn
ich dich nun auf meine Ehre verſichere, daß ich noch
Geld habe; wenn ich dir auf meine Ehre ver-
ſpreche, daß ich dir es ſagen will, wenn ich keines
mehr habe; daß du der erſte und einzige ſeyn ſollſt,
bey dem ich mir borgen will: — Biſt du dann
zufrieden?
Werner. Muß ich nicht? — Geben Sie mir
die Hand darauf, Herr Major.
v. Tellheim. Da, Paul! — Und nun ge-
nug davon. Jch kam hieher, um ein gewiſſes
Maͤdchen zu ſprechen —
Achter
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#WAC">
            <pb facs="#f0107" n="103"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder das Soldatenglu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <stage>(indem er Werners Hand ergreift)</stage><lb/>
            <p>Und, Kammerad, das denk&#x017F;t du nicht noch?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAC">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker>
            <p>Nein, das denk ich nicht mehr. &#x2014;<lb/>
Wer von mir nichts nehmen will, wenn ers be-<lb/>
darf, und ichs habe; der will mir auch nichts ge-<lb/>
den, wenn ers hat, und ichs bedarf. &#x2014; Schon<lb/>
gut!</p>
            <stage>(will gehen)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Men&#x017F;ch, mache mich nicht ra-<lb/>
&#x017F;end! Wo will&#x017F;t du hin?</p>
            <stage>(ha&#x0364;lt ihn zuru&#x0364;ck)</stage>
            <p>Wenn<lb/>
ich dich nun auf meine Ehre ver&#x017F;ichere, daß ich noch<lb/>
Geld habe; wenn ich dir auf meine Ehre ver-<lb/>
&#x017F;preche, daß ich dir es &#x017F;agen will, wenn ich keines<lb/>
mehr habe; daß du der er&#x017F;te und einzige &#x017F;eyn &#x017F;oll&#x017F;t,<lb/>
bey dem ich mir borgen will: &#x2014; Bi&#x017F;t du dann<lb/>
zufrieden?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAC">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker>
            <p>Muß ich nicht? &#x2014; Geben Sie mir<lb/>
die Hand darauf, Herr Major.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Da, Paul! &#x2014; Und nun ge-<lb/>
nug davon. Jch kam hieher, um ein gewi&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Ma&#x0364;dchen zu &#x017F;prechen &#x2014;</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Achter</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0107] oder das Soldatengluͤck. v. Tellheim. (indem er Werners Hand ergreift) Und, Kammerad, das denkſt du nicht noch? Werner. Nein, das denk ich nicht mehr. — Wer von mir nichts nehmen will, wenn ers be- darf, und ichs habe; der will mir auch nichts ge- den, wenn ers hat, und ichs bedarf. — Schon gut! (will gehen) v. Tellheim. Menſch, mache mich nicht ra- ſend! Wo willſt du hin? (haͤlt ihn zuruͤck) Wenn ich dich nun auf meine Ehre verſichere, daß ich noch Geld habe; wenn ich dir auf meine Ehre ver- ſpreche, daß ich dir es ſagen will, wenn ich keines mehr habe; daß du der erſte und einzige ſeyn ſollſt, bey dem ich mir borgen will: — Biſt du dann zufrieden? Werner. Muß ich nicht? — Geben Sie mir die Hand darauf, Herr Major. v. Tellheim. Da, Paul! — Und nun ge- nug davon. Jch kam hieher, um ein gewiſſes Maͤdchen zu ſprechen — Achter G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/107
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/107>, abgerufen am 03.05.2024.