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Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

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oder das Soldatenglück.


Werner. O ia, so Einer bin ich! Wozu
braucht ichs denn? -- Wo man einen Wachmei-
ster nothig hat, giebt man ihm auch zu leben.
v. Tellheim. Du brauchst es, mehr als Wach-
meister zu werden; dich auf einer Bahn weiter
zu bringen, auf der, ohne Geld, auch der Wür-
digste zurück bleiben kann.
Werner. Mehr als Wachmeister zu werden?
Daran denke ich nicht. Jch bin ein guter Wachmei-
ster; und dürfte leicht ein schlechter Rittmeister,
und sicherlich noch ein schlechtrer General werden.
Die Erfahrung hat man.
v. Tellheim. Mache nicht, daß ich etwas
Unrechtes von dir denken muß, Werner! Jch
habe es nicht gern gehort, was mir Just gesagt
hat. Du hast dein Gut verkauft, und willst wie-
der herum schwärmen. Laß mich nicht von dir
glauben, daß du nicht so wohl das Metier, als
die wilde, lüderliche Lebensart liebest, die un-
glücklicher Weise damit verbunden ist. Man muß
Soldat seyn, für sein Land; oder aus Liebe zu der
Sache, für die gefochten wird. Ohne Absicht
heute
G 3
oder das Soldatengluͤck.


Werner. O ia, ſo Einer bin ich! Wozu
braucht ichs denn? — Wo man einen Wachmei-
ſter nothig hat, giebt man ihm auch zu leben.
v. Tellheim. Du brauchſt es, mehr als Wach-
meiſter zu werden; dich auf einer Bahn weiter
zu bringen, auf der, ohne Geld, auch der Wuͤr-
digſte zuruͤck bleiben kann.
Werner. Mehr als Wachmeiſter zu werden?
Daran denke ich nicht. Jch bin ein guter Wachmei-
ſter; und duͤrfte leicht ein ſchlechter Rittmeiſter,
und ſicherlich noch ein ſchlechtrer General werden.
Die Erfahrung hat man.
v. Tellheim. Mache nicht, daß ich etwas
Unrechtes von dir denken muß, Werner! Jch
habe es nicht gern gehort, was mir Juſt geſagt
hat. Du haſt dein Gut verkauft, und willſt wie-
der herum ſchwaͤrmen. Laß mich nicht von dir
glauben, daß du nicht ſo wohl das Metier, als
die wilde, luͤderliche Lebensart liebeſt, die un-
gluͤcklicher Weiſe damit verbunden iſt. Man muß
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Sache, fuͤr die gefochten wird. Ohne Abſicht
heute
G 3
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[101/0105] oder das Soldatengluͤck. Werner. O ia, ſo Einer bin ich! Wozu braucht ichs denn? — Wo man einen Wachmei- ſter nothig hat, giebt man ihm auch zu leben. v. Tellheim. Du brauchſt es, mehr als Wach- meiſter zu werden; dich auf einer Bahn weiter zu bringen, auf der, ohne Geld, auch der Wuͤr- digſte zuruͤck bleiben kann. Werner. Mehr als Wachmeiſter zu werden? Daran denke ich nicht. Jch bin ein guter Wachmei- ſter; und duͤrfte leicht ein ſchlechter Rittmeiſter, und ſicherlich noch ein ſchlechtrer General werden. Die Erfahrung hat man. v. Tellheim. Mache nicht, daß ich etwas Unrechtes von dir denken muß, Werner! Jch habe es nicht gern gehort, was mir Juſt geſagt hat. Du haſt dein Gut verkauft, und willſt wie- der herum ſchwaͤrmen. Laß mich nicht von dir glauben, daß du nicht ſo wohl das Metier, als die wilde, luͤderliche Lebensart liebeſt, die un- gluͤcklicher Weiſe damit verbunden iſt. Man muß Soldat ſeyn, fuͤr ſein Land; oder aus Liebe zu der Sache, fuͤr die gefochten wird. Ohne Abſicht heute G 3

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/105>, abgerufen am 02.05.2024.