schen Handlung, die gemeiniglich den Thieren beygelegt wird. -- Vollkommen a la Francoise! Oder, wie der Hahn über die Kohlen! -- Warum, möchten wir gerne wissen, warum wird sie gemei- niglich den Thieren beygelegt? O, was ein lang- samer Deutscher nicht alles fragt!
Ueberhaupt ist unter allen Kunstrichtern Breitin- ger der einzige, der diesen Punkt berührt hat. Er verdient es also um so viel mehr, daß wir ihn hören.
"Weil Aesopus, sagt er, die Fabel zum Unter- "richte des gemeinen bürgerlichen Lebens angewen- "det, so waren seine Lehren meistens ganz bekannte "Sätze und Lebensregeln, und also mußte er auch "zu den allegorischen Vorstellungen derselben ganz "gewohnte Handlungen und Beyspiele aus dem ge- "meinen Leben der Menschen entlehnen: Da nun "aber die täglichen Geschäfte und Handlungen der "Menschen nichts ungemeines oder merkwürdig "reitzendes an sich haben, so mußte man nothwendig "auf ein neues Mittel bedacht seyn, auch der alle- "gorischen Erzehlung eine anzügliche Kraft und ein "reitzendes Ansehen mitzutheilen, um ihr also da-
"durch
ſchen Handlung, die gemeiniglich den Thieren beygelegt wird. — Vollkommen à la Françoiſe! Oder, wie der Hahn über die Kohlen! — Warum, möchten wir gerne wiſſen, warum wird ſie gemei- niglich den Thieren beygelegt? O, was ein lang- ſamer Deutſcher nicht alles fragt!
Ueberhaupt iſt unter allen Kunſtrichtern Breitin- ger der einzige, der dieſen Punkt berührt hat. Er verdient es alſo um ſo viel mehr, daß wir ihn hören.
„Weil Aeſopus, ſagt er, die Fabel zum Unter- „richte des gemeinen bürgerlichen Lebens angewen- „det, ſo waren ſeine Lehren meiſtens ganz bekannte „Sätze und Lebensregeln, und alſo mußte er auch „zu den allegoriſchen Vorſtellungen derſelben ganz „gewohnte Handlungen und Beyſpiele aus dem ge- „meinen Leben der Menſchen entlehnen: Da nun „aber die täglichen Geſchäfte und Handlungen der „Menſchen nichts ungemeines oder merkwürdig „reitzendes an ſich haben, ſo mußte man nothwendig „auf ein neues Mittel bedacht ſeyn, auch der alle- „goriſchen Erzehlung eine anzügliche Kraft und ein „reitzendes Anſehen mitzutheilen, um ihr alſo da-
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ſchen Handlung, die gemeiniglich den Thieren
beygelegt wird. — Vollkommen à la Françoiſe!
Oder, wie der Hahn über die Kohlen! — Warum,
möchten wir gerne wiſſen, warum wird ſie gemei-
niglich den Thieren beygelegt? O, was ein lang-
ſamer Deutſcher nicht alles fragt!
Ueberhaupt iſt unter allen Kunſtrichtern Breitin-
ger der einzige, der dieſen Punkt berührt hat. Er
verdient es alſo um ſo viel mehr, daß wir ihn hören.
„Weil Aeſopus, ſagt er, die Fabel zum Unter-
„richte des gemeinen bürgerlichen Lebens angewen-
„det, ſo waren ſeine Lehren meiſtens ganz bekannte
„Sätze und Lebensregeln, und alſo mußte er auch
„zu den allegoriſchen Vorſtellungen derſelben ganz
„gewohnte Handlungen und Beyſpiele aus dem ge-
„meinen Leben der Menſchen entlehnen: Da nun
„aber die täglichen Geſchäfte und Handlungen der
„Menſchen nichts ungemeines oder merkwürdig
„reitzendes an ſich haben, ſo mußte man nothwendig
„auf ein neues Mittel bedacht ſeyn, auch der alle-
„goriſchen Erzehlung eine anzügliche Kraft und ein
„reitzendes Anſehen mitzutheilen, um ihr alſo da-
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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/194>, abgerufen am 06.07.2024.
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