Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Emilia Galotti.


Marinelli. Ah, mein Prinz, so bald Sie
wieder Sie sind, bin ich mit ganzer Seele wieder
der Jhrige! -- Die Ankunft der Orsina ist mir
ein Räthsel, wie Jhnen. Doch abweisen wird sie
schwerlich sich lassen. Was wollen Sie thun?
Der Prinz. Sie durchaus nicht sprechen; mich
entfernen --
Marinelli. Wohl! und nur geschwind. Jch
will sie empfangen --
Der Prinz. Aber blos, um sie gehen zu
heißen. -- Weiter geben Sie mit ihr sich nicht
ab. Wir haben andere Dinge hier zu thun --
Marinelli. Richt doch, Prinz! Diese an-
dern Dinge sind gethan. Fassen Sie doch Muth!
Was noch fehlt, kömmt sicherlich von selbst. --
Aber hör' ich sie nicht schon? -- Eilen Sie,
Prinz! -- Da, (auf ein Kabinett zeigend, in welches
sich der Prinz begiebt)
wenn Sie wollen, werden Sie
uns hören können. -- Jch fürchte, ich fürchte,
sie ist nicht zu ihrer besten Stunde ausgefahren.
Drit-
Emilia Galotti.


Marinelli. Ah, mein Prinz, ſo bald Sie
wieder Sie ſind, bin ich mit ganzer Seele wieder
der Jhrige! — Die Ankunft der Orſina iſt mir
ein Raͤthſel, wie Jhnen. Doch abweiſen wird ſie
ſchwerlich ſich laſſen. Was wollen Sie thun?
Der Prinz. Sie durchaus nicht ſprechen; mich
entfernen —
Marinelli. Wohl! und nur geſchwind. Jch
will ſie empfangen —
Der Prinz. Aber blos, um ſie gehen zu
heißen. — Weiter geben Sie mit ihr ſich nicht
ab. Wir haben andere Dinge hier zu thun —
Marinelli. Richt doch, Prinz! Dieſe an-
dern Dinge ſind gethan. Faſſen Sie doch Muth!
Was noch fehlt, koͤmmt ſicherlich von ſelbſt. —
Aber hoͤr’ ich ſie nicht ſchon? — Eilen Sie,
Prinz! — Da, (auf ein Kabinett zeigend, in welches
ſich der Prinz begiebt)
wenn Sie wollen, werden Sie
uns hoͤren koͤnnen. — Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte,
ſie iſt nicht zu ihrer beſten Stunde ausgefahren.
Drit-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0104" n="100"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Emilia Galotti.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Ah, mein Prinz, &#x017F;o bald Sie<lb/>
wieder Sie &#x017F;ind, bin ich mit ganzer Seele wieder<lb/>
der Jhrige! &#x2014; Die Ankunft der Or&#x017F;ina i&#x017F;t mir<lb/>
ein Ra&#x0364;th&#x017F;el, wie Jhnen. Doch abwei&#x017F;en wird &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chwerlich &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en. Was wollen Sie thun?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GON">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker>
            <p>Sie durchaus nicht &#x017F;prechen; mich<lb/>
entfernen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Wohl! und nur ge&#x017F;chwind. Jch<lb/>
will &#x017F;ie empfangen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GON">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker>
            <p>Aber blos, um &#x017F;ie gehen zu<lb/>
heißen. &#x2014; Weiter geben Sie mit ihr &#x017F;ich nicht<lb/>
ab. Wir haben andere Dinge hier zu thun &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Richt doch, Prinz! Die&#x017F;e an-<lb/>
dern Dinge &#x017F;ind gethan. Fa&#x017F;&#x017F;en Sie doch Muth!<lb/>
Was noch fehlt, ko&#x0364;mmt &#x017F;icherlich von &#x017F;elb&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Aber ho&#x0364;r&#x2019; ich &#x017F;ie nicht &#x017F;chon? &#x2014; Eilen Sie,<lb/>
Prinz! &#x2014; Da, <stage>(auf ein Kabinett zeigend, in welches<lb/>
&#x017F;ich der Prinz begiebt)</stage> wenn Sie wollen, werden Sie<lb/>
uns ho&#x0364;ren ko&#x0364;nnen. &#x2014; Jch fu&#x0364;rchte, ich fu&#x0364;rchte,<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t nicht zu ihrer be&#x017F;ten Stunde ausgefahren.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Drit-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0104] Emilia Galotti. Marinelli. Ah, mein Prinz, ſo bald Sie wieder Sie ſind, bin ich mit ganzer Seele wieder der Jhrige! — Die Ankunft der Orſina iſt mir ein Raͤthſel, wie Jhnen. Doch abweiſen wird ſie ſchwerlich ſich laſſen. Was wollen Sie thun? Der Prinz. Sie durchaus nicht ſprechen; mich entfernen — Marinelli. Wohl! und nur geſchwind. Jch will ſie empfangen — Der Prinz. Aber blos, um ſie gehen zu heißen. — Weiter geben Sie mit ihr ſich nicht ab. Wir haben andere Dinge hier zu thun — Marinelli. Richt doch, Prinz! Dieſe an- dern Dinge ſind gethan. Faſſen Sie doch Muth! Was noch fehlt, koͤmmt ſicherlich von ſelbſt. — Aber hoͤr’ ich ſie nicht ſchon? — Eilen Sie, Prinz! — Da, (auf ein Kabinett zeigend, in welches ſich der Prinz begiebt) wenn Sie wollen, werden Sie uns hoͤren koͤnnen. — Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, ſie iſt nicht zu ihrer beſten Stunde ausgefahren. Drit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/104
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/104>, abgerufen am 04.05.2024.