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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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für das Wesentliche angenommen, und das
Wesentliche, durch allerley Einschränkungen und
Deutungen, dafür so entkräftet, daß nothwen-
dig nichts anders als Werke daraus entstehen
konnten, die weit unter der höchsten Wirkung
blieben, auf welche der Philosoph seine Regeln
calculirt hatte.

Jch wage es, hier eine Aeußerung zu thun,
mag man sie doch nehmen, wofür man will! --
Man nenne mir das Stück des großen Corneille,
welches ich nicht besser machen wollte. Was
gilt die Wette? --

Doch nein; ich wollte nicht gern, daß man
diese Aeußerung für Prahlerey nehmen könne.
Man merke also wohl, was ich hinzu setze: Jch
werde es zuverläßig besser machen, -- und doch
lange kein Corneille seyn, -- und doch lange
noch kein Meisterstück gemacht haben. Jch
werde es zuverläßig besser machen; -- und mir
doch wenig darauf einbilden dürfen. Jch wer-
de nichts gethan haben, als was jeder thun
kann, -- der so fest an den Aristoteles glaubet,
wie ich.

Eine Tonne, für unsere kritische Wallfische!
Jch freue mich im voraus, wie trefflich sie da-
mit spielen werden. Sie ist einzig und allein

für
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für das Weſentliche angenommen, und das
Weſentliche, durch allerley Einſchränkungen und
Deutungen, dafür ſo entkräftet, daß nothwen-
dig nichts anders als Werke daraus entſtehen
konnten, die weit unter der höchſten Wirkung
blieben, auf welche der Philoſoph ſeine Regeln
calculirt hatte.

Jch wage es, hier eine Aeußerung zu thun,
mag man ſie doch nehmen, wofür man will! —
Man nenne mir das Stück des großen Corneille,
welches ich nicht beſſer machen wollte. Was
gilt die Wette? —

Doch nein; ich wollte nicht gern, daß man
dieſe Aeußerung für Prahlerey nehmen könne.
Man merke alſo wohl, was ich hinzu ſetze: Jch
werde es zuverläßig beſſer machen, — und doch
lange kein Corneille ſeyn, — und doch lange
noch kein Meiſterſtück gemacht haben. Jch
werde es zuverläßig beſſer machen; — und mir
doch wenig darauf einbilden dürfen. Jch wer-
de nichts gethan haben, als was jeder thun
kann, — der ſo feſt an den Ariſtoteles glaubet,
wie ich.

Eine Tonne, für unſere kritiſche Wallfiſche!
Jch freue mich im voraus, wie trefflich ſie da-
mit ſpielen werden. Sie iſt einzig und allein

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[399/0405] für das Weſentliche angenommen, und das Weſentliche, durch allerley Einſchränkungen und Deutungen, dafür ſo entkräftet, daß nothwen- dig nichts anders als Werke daraus entſtehen konnten, die weit unter der höchſten Wirkung blieben, auf welche der Philoſoph ſeine Regeln calculirt hatte. Jch wage es, hier eine Aeußerung zu thun, mag man ſie doch nehmen, wofür man will! — Man nenne mir das Stück des großen Corneille, welches ich nicht beſſer machen wollte. Was gilt die Wette? — Doch nein; ich wollte nicht gern, daß man dieſe Aeußerung für Prahlerey nehmen könne. Man merke alſo wohl, was ich hinzu ſetze: Jch werde es zuverläßig beſſer machen, — und doch lange kein Corneille ſeyn, — und doch lange noch kein Meiſterſtück gemacht haben. Jch werde es zuverläßig beſſer machen; — und mir doch wenig darauf einbilden dürfen. Jch wer- de nichts gethan haben, als was jeder thun kann, — der ſo feſt an den Ariſtoteles glaubet, wie ich. Eine Tonne, für unſere kritiſche Wallfiſche! Jch freue mich im voraus, wie trefflich ſie da- mit ſpielen werden. Sie iſt einzig und allein für D d d 2

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/405>, abgerufen am 26.04.2024.