nicht blos eines einzeln Sinnes, sondern eines zusammenhangenden Verstandes fähig werden.
Ich bescheide mich gern, daß man, bey den Alten, den Pantomimen nicht mit dem Schau- spieler vermengen muß. Die Hände des Schau- spielers waren bey weiten so geschwätzig nicht, als die Hände des Pantomimens. Bey diesem vertraten sie die Stelle der Sprache; bey jenem sollten sie nur den Nachdruck derselben vermeh- ren, und durch ihre Bewegungen, als natür- liche Zeichen der Dinge, den verabredeten Zeichen der Stimme Wahrheit und Leben verschaffen helfen. Bey dem Pantomimen waren die Be- wegungen der Hände nicht blos natürliche Zei- chen; viele derselben hatten eine conventionelle Bedeutung, und dieser mußte sich der Schau- spieler gänzlich enthalten.
Er gebrauchte sich also seiner Hände sparsa- mer, als der Pantomime, aber eben so wenig vergebens, als dieser. Er rührte keine Hand, wenn er nichts damit bedeuten oder verstärken konnte. Er wußte nichts von den gleichgül- tigen Bewegungen, durch deren beständigen einförmigen Gebrauch ein so großer Theil von Schauspielern, besonders das Frauenzimmer, sich das vollkommene Ansehen von Dratpuppen giebt. Bald mit der rechten, bald mit der lin- ken Hand, die Hälfte einer krieplichten Achte, abwärts vom Körper, beschreiben, oder mit
beiden
nicht blos eines einzeln Sinnes, ſondern eines zuſammenhangenden Verſtandes faͤhig werden.
Ich beſcheide mich gern, daß man, bey den Alten, den Pantomimen nicht mit dem Schau- ſpieler vermengen muß. Die Haͤnde des Schau- ſpielers waren bey weiten ſo geſchwaͤtzig nicht, als die Haͤnde des Pantomimens. Bey dieſem vertraten ſie die Stelle der Sprache; bey jenem ſollten ſie nur den Nachdruck derſelben vermeh- ren, und durch ihre Bewegungen, als natuͤr- liche Zeichen der Dinge, den verabredeten Zeichen der Stimme Wahrheit und Leben verſchaffen helfen. Bey dem Pantomimen waren die Be- wegungen der Haͤnde nicht blos natuͤrliche Zei- chen; viele derſelben hatten eine conventionelle Bedeutung, und dieſer mußte ſich der Schau- ſpieler gaͤnzlich enthalten.
Er gebrauchte ſich alſo ſeiner Haͤnde ſparſa- mer, als der Pantomime, aber eben ſo wenig vergebens, als dieſer. Er ruͤhrte keine Hand, wenn er nichts damit bedeuten oder verſtaͤrken konnte. Er wußte nichts von den gleichguͤl- tigen Bewegungen, durch deren beſtaͤndigen einfoͤrmigen Gebrauch ein ſo großer Theil von Schauſpielern, beſonders das Frauenzimmer, ſich das vollkommene Anſehen von Dratpuppen giebt. Bald mit der rechten, bald mit der lin- ken Hand, die Haͤlfte einer krieplichten Achte, abwaͤrts vom Koͤrper, beſchreiben, oder mit
beiden
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nicht blos eines einzeln Sinnes, ſondern eines
zuſammenhangenden Verſtandes faͤhig werden.
Ich beſcheide mich gern, daß man, bey den
Alten, den Pantomimen nicht mit dem Schau-
ſpieler vermengen muß. Die Haͤnde des Schau-
ſpielers waren bey weiten ſo geſchwaͤtzig nicht,
als die Haͤnde des Pantomimens. Bey dieſem
vertraten ſie die Stelle der Sprache; bey jenem
ſollten ſie nur den Nachdruck derſelben vermeh-
ren, und durch ihre Bewegungen, als natuͤr-
liche Zeichen der Dinge, den verabredeten Zeichen
der Stimme Wahrheit und Leben verſchaffen
helfen. Bey dem Pantomimen waren die Be-
wegungen der Haͤnde nicht blos natuͤrliche Zei-
chen; viele derſelben hatten eine conventionelle
Bedeutung, und dieſer mußte ſich der Schau-
ſpieler gaͤnzlich enthalten.
Er gebrauchte ſich alſo ſeiner Haͤnde ſparſa-
mer, als der Pantomime, aber eben ſo wenig
vergebens, als dieſer. Er ruͤhrte keine Hand,
wenn er nichts damit bedeuten oder verſtaͤrken
konnte. Er wußte nichts von den gleichguͤl-
tigen Bewegungen, durch deren beſtaͤndigen
einfoͤrmigen Gebrauch ein ſo großer Theil von
Schauſpielern, beſonders das Frauenzimmer,
ſich das vollkommene Anſehen von Dratpuppen
giebt. Bald mit der rechten, bald mit der lin-
ken Hand, die Haͤlfte einer krieplichten Achte,
abwaͤrts vom Koͤrper, beſchreiben, oder mit
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/40>, abgerufen am 23.11.2024.
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