Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

Bild:
<< vorherige Seite

rung von Troja, als die Herakliden, d. i. die
Nachkommen des Herkules, sich in Peloponne-
sus wieder festgesetzet, dem Kresphont das Mes-
senische Gebiete durch das Loos zugefallen; daß
die Gemahlinn dieses Kresphonts Merope ge-
heissen; daß Kresphont, weil er dem Volke sich
allzu günstig erwiesen, von den Mächtigern des
Staats, mit sammt seinen Söhnen umgebracht
worden, den jüngsten ausgenommen, welcher
auswärts bey einem Anverwandten seiner Mut-
ter erzogen ward; daß dieser jüngste Sohn, Na-
mens Aepytus, als er erwachsen, durch Hülfe
der Arkader und Dorier, sich des väterlichen
Reiches wieder bemächtiget, und den Tod seines
Vaters an dessen Mördern gerächet habe: dieses
erzehlet Pausanias. Daß, nachdem Kresphont
mit seinen zwey Söhnen umgebracht worden,
Polyphont, welcher gleichfalls aus dem Ge-
schlechte der Herakliden war, die Regierung an
sich gerissen; daß dieser die Merope gezwungen,
seine Gemahlinn zu werden; daß der dritte
Sohn, den die Mutter in Sicherheit bringen
lassen, den Tyrannen nachher umgebracht und
das Reich wieder erobert habe: dieses berichtet
Apollodorus. Daß Merope selbst den geflüch-
teten Sohn unbekannter Weise tödten wollen;
daß sie aber noch in dem Augenblicke von einem
alten Diener daran verhindert worden, welcher
ihr entdeckt, daß der, den sie für den Mörder

ihres

rung von Troja, als die Herakliden, d. i. die
Nachkommen des Herkules, ſich in Peloponne-
ſus wieder feſtgeſetzet, dem Kreſphont das Meſ-
ſeniſche Gebiete durch das Loos zugefallen; daß
die Gemahlinn dieſes Kreſphonts Merope ge-
heiſſen; daß Kreſphont, weil er dem Volke ſich
allzu guͤnſtig erwieſen, von den Maͤchtigern des
Staats, mit ſammt ſeinen Soͤhnen umgebracht
worden, den juͤngſten ausgenommen, welcher
auswaͤrts bey einem Anverwandten ſeiner Mut-
ter erzogen ward; daß dieſer juͤngſte Sohn, Na-
mens Aepytus, als er erwachſen, durch Huͤlfe
der Arkader und Dorier, ſich des vaͤterlichen
Reiches wieder bemaͤchtiget, und den Tod ſeines
Vaters an deſſen Moͤrdern geraͤchet habe: dieſes
erzehlet Pauſanias. Daß, nachdem Kreſphont
mit ſeinen zwey Soͤhnen umgebracht worden,
Polyphont, welcher gleichfalls aus dem Ge-
ſchlechte der Herakliden war, die Regierung an
ſich geriſſen; daß dieſer die Merope gezwungen,
ſeine Gemahlinn zu werden; daß der dritte
Sohn, den die Mutter in Sicherheit bringen
laſſen, den Tyrannen nachher umgebracht und
das Reich wieder erobert habe: dieſes berichtet
Apollodorus. Daß Merope ſelbſt den gefluͤch-
teten Sohn unbekannter Weiſe toͤdten wollen;
daß ſie aber noch in dem Augenblicke von einem
alten Diener daran verhindert worden, welcher
ihr entdeckt, daß der, den ſie fuͤr den Moͤrder

ihres
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0304" n="290"/>
rung von Troja, als die Herakliden, d. i. die<lb/>
Nachkommen des Herkules, &#x017F;ich in Peloponne-<lb/>
&#x017F;us wieder fe&#x017F;tge&#x017F;etzet, dem Kre&#x017F;phont das Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eni&#x017F;che Gebiete durch das Loos zugefallen; daß<lb/>
die Gemahlinn die&#x017F;es Kre&#x017F;phonts Merope ge-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en; daß Kre&#x017F;phont, weil er dem Volke &#x017F;ich<lb/>
allzu gu&#x0364;n&#x017F;tig erwie&#x017F;en, von den Ma&#x0364;chtigern des<lb/>
Staats, mit &#x017F;ammt &#x017F;einen So&#x0364;hnen umgebracht<lb/>
worden, den ju&#x0364;ng&#x017F;ten ausgenommen, welcher<lb/>
auswa&#x0364;rts bey einem Anverwandten &#x017F;einer Mut-<lb/>
ter erzogen ward; daß die&#x017F;er ju&#x0364;ng&#x017F;te Sohn, Na-<lb/>
mens Aepytus, als er erwach&#x017F;en, durch Hu&#x0364;lfe<lb/>
der Arkader und Dorier, &#x017F;ich des va&#x0364;terlichen<lb/>
Reiches wieder bema&#x0364;chtiget, und den Tod &#x017F;eines<lb/>
Vaters an de&#x017F;&#x017F;en Mo&#x0364;rdern gera&#x0364;chet habe: die&#x017F;es<lb/>
erzehlet Pau&#x017F;anias. Daß, nachdem Kre&#x017F;phont<lb/>
mit &#x017F;einen zwey So&#x0364;hnen umgebracht worden,<lb/>
Polyphont, welcher gleichfalls aus dem Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte der Herakliden war, die Regierung an<lb/>
&#x017F;ich geri&#x017F;&#x017F;en; daß die&#x017F;er die Merope gezwungen,<lb/>
&#x017F;eine Gemahlinn zu werden; daß der dritte<lb/>
Sohn, den die Mutter in Sicherheit bringen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, den Tyrannen nachher umgebracht und<lb/>
das Reich wieder erobert habe: die&#x017F;es berichtet<lb/>
Apollodorus. Daß Merope &#x017F;elb&#x017F;t den geflu&#x0364;ch-<lb/>
teten Sohn unbekannter Wei&#x017F;e to&#x0364;dten wollen;<lb/>
daß &#x017F;ie aber noch in dem Augenblicke von einem<lb/>
alten Diener daran verhindert worden, welcher<lb/>
ihr entdeckt, daß der, den &#x017F;ie fu&#x0364;r den Mo&#x0364;rder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihres</fw><lb/></quote>
          </cit>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0304] rung von Troja, als die Herakliden, d. i. die Nachkommen des Herkules, ſich in Peloponne- ſus wieder feſtgeſetzet, dem Kreſphont das Meſ- ſeniſche Gebiete durch das Loos zugefallen; daß die Gemahlinn dieſes Kreſphonts Merope ge- heiſſen; daß Kreſphont, weil er dem Volke ſich allzu guͤnſtig erwieſen, von den Maͤchtigern des Staats, mit ſammt ſeinen Soͤhnen umgebracht worden, den juͤngſten ausgenommen, welcher auswaͤrts bey einem Anverwandten ſeiner Mut- ter erzogen ward; daß dieſer juͤngſte Sohn, Na- mens Aepytus, als er erwachſen, durch Huͤlfe der Arkader und Dorier, ſich des vaͤterlichen Reiches wieder bemaͤchtiget, und den Tod ſeines Vaters an deſſen Moͤrdern geraͤchet habe: dieſes erzehlet Pauſanias. Daß, nachdem Kreſphont mit ſeinen zwey Soͤhnen umgebracht worden, Polyphont, welcher gleichfalls aus dem Ge- ſchlechte der Herakliden war, die Regierung an ſich geriſſen; daß dieſer die Merope gezwungen, ſeine Gemahlinn zu werden; daß der dritte Sohn, den die Mutter in Sicherheit bringen laſſen, den Tyrannen nachher umgebracht und das Reich wieder erobert habe: dieſes berichtet Apollodorus. Daß Merope ſelbſt den gefluͤch- teten Sohn unbekannter Weiſe toͤdten wollen; daß ſie aber noch in dem Augenblicke von einem alten Diener daran verhindert worden, welcher ihr entdeckt, daß der, den ſie fuͤr den Moͤrder ihres

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/304
Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/304>, abgerufen am 23.11.2024.