chen Hause abstammte, und daß es wirklich An- hänger von ihm gegeben, die unbesonnen genug waren, ihn mit unter diejenigen zu zählen, die Ansprüche auf die Krone machen könnten. Als er daher mit dem Könige Jakob von Schottland in geheime Unterhandlung trat, ließ er es das erste seyn, ihn zu versichern, daß er selbst der- gleichen ehrgeitzige Gedanken nie gehabt habe. Was er hier von sich ablehnte, ist nicht viel we- niger, als was ihn Corneille voraussetzen läßt.
Indem also Voltaire durch das ganze Stück nichts als historische Unrichtigkeiten findet, be- geht er selbst nicht geringe. Ueber eine hat sich Walpole (*) schon lustig gemacht. Wenn nehmlich Voltaire die erstern Lieblinge der Kö- niginn Elisabeth nennen will, so nennt er den Robert Dudley und den Grafen von Leicester. Er wußte nicht, daß beide nur eine Person waren, und daß man mit eben dem Rechte den Poeten Arouet und den Kammerherrn von Vol- taire zu zwey verschiedenen Personen machen könnte. Eben so unverzeihlich ist das Hysteron- proteron, in welches er mit der Ohrfeige verfällt, die die Königinn dem Essex gab. Es ist falsch, daß er sie nach seiner unglücklichen Expedition in Irrland bekam; er hatte sie lange vorher be- kommen; und es ist so wenig wahr, daß er
da-
(*)Le Chateau d'Otrante, Pref. p. XIV.
chen Hauſe abſtammte, und daß es wirklich An- haͤnger von ihm gegeben, die unbeſonnen genug waren, ihn mit unter diejenigen zu zaͤhlen, die Anſpruͤche auf die Krone machen koͤnnten. Als er daher mit dem Koͤnige Jakob von Schottland in geheime Unterhandlung trat, ließ er es das erſte ſeyn, ihn zu verſichern, daß er ſelbſt der- gleichen ehrgeitzige Gedanken nie gehabt habe. Was er hier von ſich ablehnte, iſt nicht viel we- niger, als was ihn Corneille vorausſetzen laͤßt.
Indem alſo Voltaire durch das ganze Stuͤck nichts als hiſtoriſche Unrichtigkeiten findet, be- geht er ſelbſt nicht geringe. Ueber eine hat ſich Walpole (*) ſchon luſtig gemacht. Wenn nehmlich Voltaire die erſtern Lieblinge der Koͤ- niginn Eliſabeth nennen will, ſo nennt er den Robert Dudley und den Grafen von Leiceſter. Er wußte nicht, daß beide nur eine Perſon waren, und daß man mit eben dem Rechte den Poeten Arouet und den Kammerherrn von Vol- taire zu zwey verſchiedenen Perſonen machen koͤnnte. Eben ſo unverzeihlich iſt das Hyſteron- proteron, in welches er mit der Ohrfeige verfaͤllt, die die Koͤniginn dem Eſſex gab. Es iſt falſch, daß er ſie nach ſeiner ungluͤcklichen Expedition in Irrland bekam; er hatte ſie lange vorher be- kommen; und es iſt ſo wenig wahr, daß er
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(*)Le Chateau d’Otrante, Pref. p. XIV.
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chen Hauſe abſtammte, und daß es wirklich An-
haͤnger von ihm gegeben, die unbeſonnen genug
waren, ihn mit unter diejenigen zu zaͤhlen, die
Anſpruͤche auf die Krone machen koͤnnten. Als
er daher mit dem Koͤnige Jakob von Schottland
in geheime Unterhandlung trat, ließ er es das
erſte ſeyn, ihn zu verſichern, daß er ſelbſt der-
gleichen ehrgeitzige Gedanken nie gehabt habe.
Was er hier von ſich ablehnte, iſt nicht viel we-
niger, als was ihn Corneille vorausſetzen laͤßt.
Indem alſo Voltaire durch das ganze Stuͤck
nichts als hiſtoriſche Unrichtigkeiten findet, be-
geht er ſelbſt nicht geringe. Ueber eine hat ſich
Walpole (*) ſchon luſtig gemacht. Wenn
nehmlich Voltaire die erſtern Lieblinge der Koͤ-
niginn Eliſabeth nennen will, ſo nennt er den
Robert Dudley und den Grafen von Leiceſter.
Er wußte nicht, daß beide nur eine Perſon
waren, und daß man mit eben dem Rechte den
Poeten Arouet und den Kammerherrn von Vol-
taire zu zwey verſchiedenen Perſonen machen
koͤnnte. Eben ſo unverzeihlich iſt das Hyſteron-
proteron, in welches er mit der Ohrfeige verfaͤllt,
die die Koͤniginn dem Eſſex gab. Es iſt falſch,
daß er ſie nach ſeiner ungluͤcklichen Expedition
in Irrland bekam; er hatte ſie lange vorher be-
kommen; und es iſt ſo wenig wahr, daß er
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(*) Le Chateau d’Otrante, Pref. p. XIV.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/196>, abgerufen am 22.11.2024.
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