und dann würde ich mich gegen Rosalien, und gegen Hamilton wenden, und wieder auf ihn zurückkommen. Es sey uns immer angelegener, Menschlichkeit zu zeigen, als Lebensart!
Herr Eckhof spielt den Sidney so vortreff- lich -- Es ist ohnstreitig eine von seinen stärk- sten Rollen. Man kann die enthusiastische Me- lancholie, das Gefühl der Fühllosigkeit, wenn ich so sagen darf, worinn die ganze Gemüthsver- fassung des Sidney bestehet, schwerlich mit mehr Kunst, mit größerer Wahrheit ausdrücken. Welcher Reichthum von mahlenden Gesten, durch die er allgemeinen Betrachtungen gleichsam Figur und Körper giebt, und seine innersten Empfindungen in sichtbare Gegenstände ver- wandelt! Welcher fortreissende Ton der Ueber- zeugung! --
Den Beschluß machte diesen Abend ein Stück in einem Aufzuge, nach dem Französischen des l'Affichard, unter dem Titel: Ist er von Fami- lie? Man erräth gleich, daß ein Narr oder eine Närrinn darinn vorkommen muß, der es haupt- sächlich um den alten Adel zu thun ist. Ein jun- ger wohlerzogener Mensch, aber von zweifelhaf- tem Herkommen, bewirbt sich um die Stieftoch- ter eines Marquis. Die Einwilligung der Mutter hängt von der Aufklärung dieses Punkts ab. Der junge Mensch hielt sich nur für den Pflegesohn eines gewissen bürgerlichen Lisanders,
aber
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und dann wuͤrde ich mich gegen Roſalien, und gegen Hamilton wenden, und wieder auf ihn zuruͤckkommen. Es ſey uns immer angelegener, Menſchlichkeit zu zeigen, als Lebensart!
Herr Eckhof ſpielt den Sidney ſo vortreff- lich — Es iſt ohnſtreitig eine von ſeinen ſtaͤrk- ſten Rollen. Man kann die enthuſiaſtiſche Me- lancholie, das Gefuͤhl der Fuͤhlloſigkeit, wenn ich ſo ſagen darf, worinn die ganze Gemuͤthsver- faſſung des Sidney beſtehet, ſchwerlich mit mehr Kunſt, mit groͤßerer Wahrheit ausdruͤcken. Welcher Reichthum von mahlenden Geſten, durch die er allgemeinen Betrachtungen gleichſam Figur und Koͤrper giebt, und ſeine innerſten Empfindungen in ſichtbare Gegenſtaͤnde ver- wandelt! Welcher fortreiſſende Ton der Ueber- zeugung! —
Den Beſchluß machte dieſen Abend ein Stuͤck in einem Aufzuge, nach dem Franzoͤſiſchen des l’Affichard, unter dem Titel: Iſt er von Fami- lie? Man erraͤth gleich, daß ein Narr oder eine Naͤrrinn darinn vorkommen muß, der es haupt- ſaͤchlich um den alten Adel zu thun iſt. Ein jun- ger wohlerzogener Menſch, aber von zweifelhaf- tem Herkommen, bewirbt ſich um die Stieftoch- ter eines Marquis. Die Einwilligung der Mutter haͤngt von der Aufklaͤrung dieſes Punkts ab. Der junge Menſch hielt ſich nur fuͤr den Pflegeſohn eines gewiſſen buͤrgerlichen Liſanders,
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und dann wuͤrde ich mich gegen Roſalien, und
gegen Hamilton wenden, und wieder auf ihn
zuruͤckkommen. Es ſey uns immer angelegener,
Menſchlichkeit zu zeigen, als Lebensart!
Herr Eckhof ſpielt den Sidney ſo vortreff-
lich — Es iſt ohnſtreitig eine von ſeinen ſtaͤrk-
ſten Rollen. Man kann die enthuſiaſtiſche Me-
lancholie, das Gefuͤhl der Fuͤhlloſigkeit, wenn
ich ſo ſagen darf, worinn die ganze Gemuͤthsver-
faſſung des Sidney beſtehet, ſchwerlich mit mehr
Kunſt, mit groͤßerer Wahrheit ausdruͤcken.
Welcher Reichthum von mahlenden Geſten,
durch die er allgemeinen Betrachtungen gleichſam
Figur und Koͤrper giebt, und ſeine innerſten
Empfindungen in ſichtbare Gegenſtaͤnde ver-
wandelt! Welcher fortreiſſende Ton der Ueber-
zeugung! —
Den Beſchluß machte dieſen Abend ein Stuͤck
in einem Aufzuge, nach dem Franzoͤſiſchen des
l’Affichard, unter dem Titel: Iſt er von Fami-
lie? Man erraͤth gleich, daß ein Narr oder eine
Naͤrrinn darinn vorkommen muß, der es haupt-
ſaͤchlich um den alten Adel zu thun iſt. Ein jun-
ger wohlerzogener Menſch, aber von zweifelhaf-
tem Herkommen, bewirbt ſich um die Stieftoch-
ter eines Marquis. Die Einwilligung der
Mutter haͤngt von der Aufklaͤrung dieſes Punkts
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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