In dieser Musterung der Fr. Praatgern über- haupt, hat der Dichter deutlich genug bemerkt, wie er das Aeusserliche seiner stummen Schöne zu seyn wünsche. Gleichfalls schön, nur nicht reitzend.
"Laß sehn, wie trägst du dich? -- Den Kopf nicht so zurücke!
Dummheit ohne Erziehung hält den Kopf mehr vorwärts, als zurück; ihn zurück halten, lehrt der Tanzmeister; man muß also Charlotten den Tanzmeister ansehen, und je mehr, je besser; denn das schadet ihrer Stummheit nichts, viel- mehr sind die zierlich steifen Tanzmeistermanieren gerade die, welche der stummen Schönheit am meisten entsprechen; sie zeigen die Schönheit in ihrem besten Vortheile, nur daß sie ihr das Leben nehmen.
"Wer fragt: hat sie Verstand? der seh nur ihre Blicke.
Recht wohl, wenn man eine Schauspielerinn mit großen schönen Augen zu dieser Rolle hat. Nur müssen sich diese schöne Augen wenig oder gar nicht regen; ihre Blicke müssen langsam und stier seyn; sie müssen uns, mit ihrem unbeweg- lichen Brennpunkte, in Flammen setzen wollen, aber nichts sagen.
"Geh doch einmal herum. -- Gut! hieher! -- Neige dich! "Da haben wirs, das fehlt. Nein, sieh! So neigt man sich.
Diese
In dieſer Muſterung der Fr. Praatgern uͤber- haupt, hat der Dichter deutlich genug bemerkt, wie er das Aeuſſerliche ſeiner ſtummen Schoͤne zu ſeyn wuͤnſche. Gleichfalls ſchoͤn, nur nicht reitzend.
„Laß ſehn, wie traͤgſt du dich? — Den Kopf nicht ſo zuruͤcke!
Dummheit ohne Erziehung haͤlt den Kopf mehr vorwaͤrts, als zuruͤck; ihn zuruͤck halten, lehrt der Tanzmeiſter; man muß alſo Charlotten den Tanzmeiſter anſehen, und je mehr, je beſſer; denn das ſchadet ihrer Stummheit nichts, viel- mehr ſind die zierlich ſteifen Tanzmeiſtermanieren gerade die, welche der ſtummen Schoͤnheit am meiſten entſprechen; ſie zeigen die Schoͤnheit in ihrem beſten Vortheile, nur daß ſie ihr das Leben nehmen.
„Wer fragt: hat ſie Verſtand? der ſeh nur ihre Blicke.
Recht wohl, wenn man eine Schauſpielerinn mit großen ſchoͤnen Augen zu dieſer Rolle hat. Nur muͤſſen ſich dieſe ſchoͤne Augen wenig oder gar nicht regen; ihre Blicke muͤſſen langſam und ſtier ſeyn; ſie muͤſſen uns, mit ihrem unbeweg- lichen Brennpunkte, in Flammen ſetzen wollen, aber nichts ſagen.
„Geh doch einmal herum. — Gut! hieher! — Neige dich! „Da haben wirs, das fehlt. Nein, ſieh! So neigt man ſich.
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In dieſer Muſterung der Fr. Praatgern uͤber-
haupt, hat der Dichter deutlich genug bemerkt,
wie er das Aeuſſerliche ſeiner ſtummen Schoͤne zu
ſeyn wuͤnſche. Gleichfalls ſchoͤn, nur nicht reitzend.
„Laß ſehn, wie traͤgſt du dich? — Den Kopf
nicht ſo zuruͤcke!
Dummheit ohne Erziehung haͤlt den Kopf mehr
vorwaͤrts, als zuruͤck; ihn zuruͤck halten, lehrt
der Tanzmeiſter; man muß alſo Charlotten den
Tanzmeiſter anſehen, und je mehr, je beſſer;
denn das ſchadet ihrer Stummheit nichts, viel-
mehr ſind die zierlich ſteifen Tanzmeiſtermanieren
gerade die, welche der ſtummen Schoͤnheit am
meiſten entſprechen; ſie zeigen die Schoͤnheit in
ihrem beſten Vortheile, nur daß ſie ihr das
Leben nehmen.
„Wer fragt: hat ſie Verſtand? der ſeh nur ihre
Blicke.
Recht wohl, wenn man eine Schauſpielerinn
mit großen ſchoͤnen Augen zu dieſer Rolle hat.
Nur muͤſſen ſich dieſe ſchoͤne Augen wenig oder
gar nicht regen; ihre Blicke muͤſſen langſam und
ſtier ſeyn; ſie muͤſſen uns, mit ihrem unbeweg-
lichen Brennpunkte, in Flammen ſetzen wollen,
aber nichts ſagen.
„Geh doch einmal herum. — Gut! hieher! —
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„Da haben wirs, das fehlt. Nein, ſieh! So
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Dieſe
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/116>, abgerufen am 22.11.2024.
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