Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.a. Declination der Nomina. aus ursprünglichem a nur vor folgendem Nasal. Die Fälle sind: 1. sg.aor. simpl. der Verbalstämme auf a, ursprünglich auslautend auf -am, slavisch -u (nesu, ich trug); 1. sg. aor. comp., ursprünglich auf -sam, slavisch -su oder -chu (nesochu); acc. sg. msc. der a-stämme, ursprünglich -am, slavisch -u (gradu, Stadt); gen. plur., ursprünglich auf -am, slavisch mit verkürztem Vocal als -am anzusetzen (s. u. beim gen. plur.), dafür u (kamen-u zu Stamm kamen-, Stein); dat. plur., Grundform des Suffixes -mans, slavisch -mu (grado-mu); part. praet. act. im nom. sg. msc.-ntr. nesu, Suffix -u, dessen Grundform für das Slavisch- litauische -ans- ist; pron. 1. pers. azu, vgl. skrt. aham, griechisch egon u. s. w.; die Präpositionen vu (in, an), su (mit), ku (zu), zurückgehend auf *an, *sam (vgl. sa-logu und sonst sa- in Nominalcomposition), *kam (s. Beitr. z. vgl. Spr. VIII, 101), die Part. nu (aber), deren Nebenform na den Nasal noch zeigt. Das -mu der 1. plur. verbi (nese-mu) widerspricht nur dann, wenn man als indogermanische Grundform -masi (-mas) ansetzt; es ist aber -mans anzunehmen, schon wegen des griechischen -men und -mes, ein Nebeneinander, das sich nur so befriedigend erklären lässt (s. Scherer, Z. Gesch. d. d. Spr. 193). 2. Ursprüngliches -as im Auslaute wird im Slavischen zu -e 3. Woursprünglich a auslautete, steht nicht u, sondern e oder Auf den vorliegenden Fall diese Regeln angewendet, ergiebt sich folgendes a. Declination der Nomina. aus ursprünglichem a nur vor folgendem Nasal. Die Fälle sind: 1. sg.aor. simpl. der Verbalstämme auf a, ursprünglich auslautend auf -am, slavisch -ŭ (nesŭ, ich trug); 1. sg. aor. comp., ursprünglich auf -sam, slavisch -sŭ oder -chŭ (nesochŭ); acc. sg. msc. der a-stämme, ursprünglich -am, slavisch -ŭ (gradŭ, Stadt); gen. plur., ursprünglich auf -ām, slavisch mit verkürztem Vocal als -am anzusetzen (s. u. beim gen. plur.), dafür ŭ (kamen-ŭ zu Stamm kamen-, Stein); dat. plur., Grundform des Suffixes -mans, slavisch -mŭ (grado-mŭ); part. praet. act. im nom. sg. msc.-ntr. nesŭ, Suffix -ŭ, dessen Grundform für das Slavisch- litauische -ans- ist; pron. 1. pers. azŭ, vgl. skrt. ahám, griechisch ἐγών u. s. w.; die Präpositionen vŭ (in, an), sŭ (mit), kŭ (zu), zurückgehend auf *an, *sam (vgl. są-logŭ und sonst są- in Nominalcomposition), *kam (s. Beitr. z. vgl. Spr. VIII, 101), die Part. nŭ (aber), deren Nebenform ną den Nasal noch zeigt. Das -mŭ der 1. plur. verbi (nese-mŭ) widerspricht nur dann, wenn man als indogermanische Grundform -masi (-mas) ansetzt; es ist aber -mans anzunehmen, schon wegen des griechischen -μεν und -μες, ein Nebeneinander, das sich nur so befriedigend erklären lässt (s. Scherer, Z. Gesch. d. d. Spr. 193). 2. Ursprüngliches -as im Auslaute wird im Slavischen zu -e 3. Woursprünglich a auslautete, steht nicht ŭ, sondern e oder Auf den vorliegenden Fall diese Regeln angewendet, ergiebt sich folgendes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0040" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">a. Declination der Nomina</hi>.</fw><lb/><hi rendition="#g">aus ursprünglichem <hi rendition="#i">a</hi> nur vor folgendem Nasal</hi>. 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Demnach musste lautgesetzlich ein<lb/> Nominativ auf <hi rendition="#i">-o</hi> entstehen: <hi rendition="#i">*vlŭko</hi>. Der Verlust dieser Form erklärt sich durch<lb/> das Zusammenfallen mit dem nom.-acc. sg. der Neutra, wie <hi rendition="#i">slovo, dělo;</hi> die<lb/> Sprache liess diese Nominativform beim msc. ganz fallen, und ersetzte sie durch<lb/> den Accus., daher die Endung <hi rendition="#i">-ŭ</hi>. Dieser Vorgang mag bei einer Sprache, die<lb/> theils wirklich sehr alterthümlich ist, theils noch mehr dafür angesehen wird, als<lb/> sie es thatsächlich ist, auffallend erscheinen, wird aber sofort durch eine Be-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0040]
a. Declination der Nomina.
aus ursprünglichem a nur vor folgendem Nasal. Die Fälle sind: 1. sg.
aor. simpl. der Verbalstämme auf a, ursprünglich auslautend auf -am, slavisch
-ŭ (nesŭ, ich trug); 1. sg. aor. comp., ursprünglich auf -sam, slavisch -sŭ oder
-chŭ (nesochŭ); acc. sg. msc. der a-stämme, ursprünglich -am, slavisch -ŭ (gradŭ,
Stadt); gen. plur., ursprünglich auf -ām, slavisch mit verkürztem Vocal als -am
anzusetzen (s. u. beim gen. plur.), dafür ŭ (kamen-ŭ zu Stamm kamen-, Stein);
dat. plur., Grundform des Suffixes -mans, slavisch -mŭ (grado-mŭ); part. praet.
act. im nom. sg. msc.-ntr. nesŭ, Suffix -ŭ, dessen Grundform für das Slavisch-
litauische -ans- ist; pron. 1. pers. azŭ, vgl. skrt. ahám, griechisch ἐγών u. s. w.;
die Präpositionen vŭ (in, an), sŭ (mit), kŭ (zu), zurückgehend auf *an, *sam (vgl.
są-logŭ und sonst są- in Nominalcomposition), *kam (s. Beitr. z. vgl. Spr. VIII,
101), die Part. nŭ (aber), deren Nebenform ną den Nasal noch zeigt. Das -mŭ der
1. plur. verbi (nese-mŭ) widerspricht nur dann, wenn man als indogermanische
Grundform -masi (-mas) ansetzt; es ist aber -mans anzunehmen, schon wegen
des griechischen -μεν und -μες, ein Nebeneinander, das sich nur so befriedigend
erklären lässt (s. Scherer, Z. Gesch. d. d. Spr. 193).
2. Ursprüngliches -as im Auslaute wird im Slavischen zu -e
oder -o, je nach dem bereits in vorslavischer Zeit der Vocal zu e geschwächt war
oder noch als a erhalten ins Slavische überging, wo es dann zu o ward. Die
Fälle sind: 2. sg. aor. der Verbalstämme auf -a, ursprünglich auslautend auf
-as, slav. -e (nese); 2. sg. imperf. nesěa-še, ursprünglicher Auslaut des Hülfs-
verbums -sas; nom.-acc. sg. der -as-stämme, slavisch o (slovo); gen. sing. der
consonantischen Stämme, ursprünglich Suffix -as, slavisch -e (kamen-e); nom.
pl. der consonantischen, msc. i- und u-stämme, ursprünglich -as, slawisch -e
(kamen-e, pątij-e, synov-e).
3. Woursprünglich a auslautete, steht nicht ŭ, sondern e oder
o, jenachdem in vorslavischer Zeit der Vocal bereits zu e geworden oder als a
verblieben war, daher voc. sg. msc. a-stämme vlŭče, vgl. litauisch vilkè, voc. sg.
fem. a-stämme ženo = *genă, wo die Kürze das alte Characteristicum des Voca-
tivs ist.
Auf den vorliegenden Fall diese Regeln angewendet, ergiebt sich folgendes
Resultat: die Nominativendung war ins Slavische übergegangen als -as, wie das
Litauische und Deutsche beweisen; daraus kann an sich -e entstehen, aber dieser
Vorgang war durch die Entwicklungsgeschichte der Sprache abgeschnitten, weil
die allgemeine Regel die ist, dass die Vocalspaltung a : e vor der Geschichte der
europäischen Einzelsprachen abgeschlossen ist, also auch für das Slavische, und
die übrig gebliebenen kurzen a, je nach der Vocalentwicklung der Einzelsprache,
nur zu o werden oder a bleiben konnten. Demnach musste lautgesetzlich ein
Nominativ auf -o entstehen: *vlŭko. Der Verlust dieser Form erklärt sich durch
das Zusammenfallen mit dem nom.-acc. sg. der Neutra, wie slovo, dělo; die
Sprache liess diese Nominativform beim msc. ganz fallen, und ersetzte sie durch
den Accus., daher die Endung -ŭ. Dieser Vorgang mag bei einer Sprache, die
theils wirklich sehr alterthümlich ist, theils noch mehr dafür angesehen wird, als
sie es thatsächlich ist, auffallend erscheinen, wird aber sofort durch eine Be-
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