Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

a. Declination der Nomina.
Bildung angewendet wurde, musste es einerlei sein in manchen Fällen, wo uns
nur eine Form überliefert ist: z. B. ein * filuvaurdeins (Geschwätz) zu filuvaurd-
jan
könnte keinen andern Sinn gegeben haben, als filuvaurdei zu einem Adjec-
tivum St. * filu-vaurda- (vgl. lausa-vaurda-), *faurhteins zu faurhtjan nichts andres
bedeuten als faurhtei zum Adj. faurhta-. Einzelne Ansetzungen von Nominativen
sind ganz willkürlich, z. B. 2. Cor. 7, 11 wird nach dem acc. unverein (agana-
ktesin) der nom. als unverei angesetzt und dazu ein Adjectiv-Stamm * unverja-
angenommen, aber mit demselben Rechte kann man nom. unvereins annehmen
als Abstractum zu unverjan, wie es Schulze (Glossar) und GaLö wirklich thun.

Es ist klar, dass da, wo das Verbum ein ausgeprägt transitives oder facti-
tives ist, ohne Object nicht wohl gedacht werden kann, das Abstractum des Ad-
jectivs den Zustand, das des Verbums die Thätigkeit ausdrückt, so bei garaihtei,
Gerechtigkeit, zum Adj. garaihta-, dagegen garaihteins, Rechtsertigung, zu ga-
raihtjan
, rechtfertigen (vgl. 2. Timoth. 3, 16 pros epanorthosin, pros paideian
ten en dikainsune -- du garaihteinai, du talzeinai in garaihtein), ebenso svikneins,
Reinigung, sviknei, Reinheit, hauheins, Erhöhung, hauhei, Höhe u. s. w. Das
Factum bleibt trotzdem bestehen, dass in sehr vielen Fällen die Abstracta der
Adjectiva sich von den Verbalabstracten auf -ni- in der Bedeutung nicht unter-
scheiden, und beide Classen promiscue gebraucht werden können.

Noch auf eine andere Thatsache muss hingewiesen werden. Wenn z. B.
Leo Meyer zu dem Abstractum gafrathjein- ein Adjectivum *gafrathja- hypothe-
tisch ansetzt, so geschieht das nach dem vorhandenen z. B. grinda-frathja- (klein-
müthig), jenes wie dieses ein Bahuvrhi (Verstand, frathi, St. frathja-, mit habend);
ein ebenfalls mögliches * gafratheini- zu gafrathjan (verständig sein) würde das-
selbe bedeutet haben. In derselben Weise kann man auch zu andern Beispielen
die Adjectiva erschliessen. Wie verhält es sich aber mit gaaggvein- (gaagvein-,
Beengung)? Hier wird man doch schwerlich ein Adjectiv *ga-aggvja- = aggvu-
erschliessen wollen, wobei die geforderte transitive Bedeutung nicht einmal her-
auskäme, sondern wird das Wort einfach als Verbalabstract zu gaaggvjan
ansehen, es also für gleichbedeutend mit einem etwaigen *gaaggveini- halten.
Damit hätten wir wenigstens ein Zeugniss, dass nicht bloss Bedeutungsgleichheit
einen unterschiedslosen Gebrauch der beiden Wortclassen veranlassen konnte,
sondern auch ein Uebergang der Form von einer in die andere möglich war.

Auf Grund der gegebenen Thatsachen möchte ich die Hypothese aufstellen,
dass die schwache Declination der fem. auf ursprünglich -ja (Abstracta zu Ad-
jectiven) veranlasst wurde durch eine Vermischung mit den Verbalabstracten auf
-eini-. Es muss dabei nur erklärt werden, warum jene nicht einfach die Formen
dieser i-stämme annahmen, sondern consonantisch behandelt wurden. Auch da-
für wird sich ein zureichender Grund finden lassen. Folgende Sätze scheinen
mir darauf hinzuführen:

1. Die uns erhaltenen gotischen Bildungen mit Suffix -ja haben bekanntlich
den nom. sg. auf -i bei langer Wurzelsilbe und wenn andere stammbildende
Suffixe dem -ja vorangehen, bandi, hulundi, und unterscheiden auf diese Weise
den nom. vom acc. bandja. Diese Contraction muss älter sein als das Wirken

a. Declination der Nomina.
Bildung angewendet wurde, musste es einerlei sein in manchen Fällen, wo uns
nur eine Form überliefert ist: z. B. ein * filuvaurdeins (Geschwätz) zu filuvaurd-
jan
könnte keinen andern Sinn gegeben haben, als filuvaurdei zu einem Adjec-
tivum St. * filu-vaurda- (vgl. lausa-vaurda-), *faurhteins zu faurhtjan nichts andres
bedeuten als faurhtei zum Adj. faurhta-. Einzelne Ansetzungen von Nominativen
sind ganz willkürlich, z. B. 2. Cor. 7, 11 wird nach dem acc. unverein (ἀγανά-
κτησιν) der nom. als unverei angesetzt und dazu ein Adjectiv-Stamm * unverja-
angenommen, aber mit demselben Rechte kann man nom. unvereins annehmen
als Abstractum zu unverjan, wie es Schulze (Glossar) und GaLö wirklich thun.

Es ist klar, dass da, wo das Verbum ein ausgeprägt transitives oder facti-
tives ist, ohne Object nicht wohl gedacht werden kann, das Abstractum des Ad-
jectivs den Zustand, das des Verbums die Thätigkeit ausdrückt, so bei garaihtei,
Gerechtigkeit, zum Adj. garaihta-, dagegen garaihteins, Rechtsertigung, zu ga-
raihtjan
, rechtfertigen (vgl. 2. Timoth. 3, 16 πρὸς ἐπανόρϑωσιν, πρὸς παιδείαν
τὴν ἐν δικαινσύνῃ — du garaihteinai, du talzeinai in garaihtein), ebenso svikneins,
Reinigung, sviknei, Reinheit, hauheins, Erhöhung, hauhei, Höhe u. s. w. Das
Factum bleibt trotzdem bestehen, dass in sehr vielen Fällen die Abstracta der
Adjectiva sich von den Verbalabstracten auf -ni- in der Bedeutung nicht unter-
scheiden, und beide Classen promiscue gebraucht werden können.

Noch auf eine andere Thatsache muss hingewiesen werden. Wenn z. B.
Leo Meyer zu dem Abstractum gafraþjein- ein Adjectivum *gafraþja- hypothe-
tisch ansetzt, so geschieht das nach dem vorhandenen z. B. grinda-fraþja- (klein-
müthig), jenes wie dieses ein Bâhuvrhi (Verstand, fraþi, St. fraþja-, mit habend);
ein ebenfalls mögliches * gafraþeini- zu gafraþjan (verständig sein) würde das-
selbe bedeutet haben. In derselben Weise kann man auch zu andern Beispielen
die Adjectiva erschliessen. Wie verhält es sich aber mit gaaggvein- (gaagvein-,
Beengung)? Hier wird man doch schwerlich ein Adjectiv *ga-aggvja- = aggvu-
erschliessen wollen, wobei die geforderte transitive Bedeutung nicht einmal her-
auskäme, sondern wird das Wort einfach als Verbalabstract zu gaaggvjan
ansehen, es also für gleichbedeutend mit einem etwaigen *gaaggveini- halten.
Damit hätten wir wenigstens ein Zeugniss, dass nicht bloss Bedeutungsgleichheit
einen unterschiedslosen Gebrauch der beiden Wortclassen veranlassen konnte,
sondern auch ein Uebergang der Form von einer in die andere möglich war.

Auf Grund der gegebenen Thatsachen möchte ich die Hypothese aufstellen,
dass die schwache Declination der fem. auf ursprünglich - (Abstracta zu Ad-
jectiven) veranlasst wurde durch eine Vermischung mit den Verbalabstracten auf
-eini-. Es muss dabei nur erklärt werden, warum jene nicht einfach die Formen
dieser i-stämme annahmen, sondern consonantisch behandelt wurden. Auch da-
für wird sich ein zureichender Grund finden lassen. Folgende Sätze scheinen
mir darauf hinzuführen:

1. Die uns erhaltenen gotischen Bildungen mit Suffix - haben bekanntlich
den nom. sg. auf -i bei langer Wurzelsilbe und wenn andere stammbildende
Suffixe dem - vorangehen, bandi, hulundi, und unterscheiden auf diese Weise
den nom. vom acc. bandja. Diese Contraction muss älter sein als das Wirken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0132" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">a. Declination der Nomina</hi>.</fw><lb/>
Bildung angewendet wurde, musste es einerlei sein in manchen Fällen, wo uns<lb/>
nur <hi rendition="#g">eine</hi> Form überliefert ist: z. B. ein * <hi rendition="#i">filuvaurdeins</hi> (Geschwätz) zu <hi rendition="#i">filuvaurd-<lb/>
jan</hi> könnte keinen andern Sinn gegeben haben, als <hi rendition="#i">filuvaurdei</hi> zu einem Adjec-<lb/>
tivum St. * <hi rendition="#i">filu-vaurda-</hi> (vgl. <hi rendition="#i">lausa-vaurda-</hi>), *<hi rendition="#i">faurhteins</hi> zu <hi rendition="#i">faurhtjan</hi> nichts andres<lb/>
bedeuten als <hi rendition="#i">faurhtei</hi> zum Adj. <hi rendition="#i">faurhta-</hi>. Einzelne Ansetzungen von Nominativen<lb/>
sind ganz willkürlich, z. B. 2. Cor. 7, 11 wird nach dem acc. <hi rendition="#i">unverein</hi> (&#x1F00;&#x03B3;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AC;-<lb/>
&#x03BA;&#x03C4;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;) der nom. als <hi rendition="#i">unverei</hi> angesetzt und dazu ein Adjectiv-Stamm * <hi rendition="#i">unverja-</hi><lb/>
angenommen, aber mit demselben Rechte kann man nom. <hi rendition="#i">unvereins</hi> annehmen<lb/>
als Abstractum zu <hi rendition="#i">unverjan</hi>, wie es Schulze (Glossar) und GaLö wirklich thun.</p><lb/>
              <p>Es ist klar, dass da, wo das Verbum ein ausgeprägt transitives oder facti-<lb/>
tives ist, ohne Object nicht wohl gedacht werden kann, das Abstractum des Ad-<lb/>
jectivs den Zustand, das des Verbums die Thätigkeit ausdrückt, so bei <hi rendition="#i">garaihtei</hi>,<lb/>
Gerechtigkeit, zum Adj. <hi rendition="#i">garaihta-</hi>, dagegen <hi rendition="#i">garaihteins</hi>, Rechtsertigung, zu <hi rendition="#i">ga-<lb/>
raihtjan</hi>, rechtfertigen (vgl. 2. Timoth. 3, 16 &#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; &#x1F10;&#x03C0;&#x03B1;&#x03BD;&#x03CC;&#x03C1;&#x03D1;&#x03C9;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;, &#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B1;&#x03B9;&#x03B4;&#x03B5;&#x03AF;&#x03B1;&#x03BD;<lb/>
&#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD; &#x03B4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BD;&#x03C3;&#x03CD;&#x03BD;&#x1FC3; &#x2014; du <hi rendition="#i">garaihteinai</hi>, du talzeinai in <hi rendition="#i">garaihtein</hi>), ebenso <hi rendition="#i">svikneins</hi>,<lb/>
Reinigung, <hi rendition="#i">sviknei</hi>, Reinheit, <hi rendition="#i">hauheins</hi>, Erhöhung, <hi rendition="#i">hauhei</hi>, Höhe u. s. w. Das<lb/>
Factum bleibt trotzdem bestehen, dass in sehr vielen Fällen die Abstracta der<lb/>
Adjectiva sich von den Verbalabstracten auf -<hi rendition="#i">ni</hi>- in der Bedeutung nicht unter-<lb/>
scheiden, und beide Classen promiscue gebraucht werden können.</p><lb/>
              <p>Noch auf eine andere Thatsache muss hingewiesen werden. Wenn z. B.<lb/>
Leo Meyer zu dem Abstractum <hi rendition="#i">gafraþjein-</hi> ein Adjectivum *<hi rendition="#i">gafraþja-</hi> hypothe-<lb/>
tisch ansetzt, so geschieht das nach dem vorhandenen z. B. <hi rendition="#i">grinda-fraþja-</hi> (klein-<lb/>
müthig), jenes wie dieses ein Bâhuvrhi (Verstand, <hi rendition="#i">fraþi</hi>, St. <hi rendition="#i">fraþja-</hi>, mit habend);<lb/>
ein ebenfalls mögliches * <hi rendition="#i">gafraþeini-</hi> zu <hi rendition="#i">gafraþjan</hi> (verständig sein) würde das-<lb/>
selbe bedeutet haben. In derselben Weise kann man auch zu andern Beispielen<lb/>
die Adjectiva erschliessen. Wie verhält es sich aber mit <hi rendition="#i">gaaggvein-</hi> (<hi rendition="#i">gaagvein-</hi>,<lb/>
Beengung)? Hier wird man doch schwerlich ein Adjectiv *<hi rendition="#i">ga-aggvja-</hi> = <hi rendition="#i">aggvu-</hi><lb/>
erschliessen wollen, wobei die geforderte transitive Bedeutung nicht einmal her-<lb/>
auskäme, sondern wird das Wort einfach als Verbalabstract zu <hi rendition="#i">gaaggvjan</hi><lb/>
ansehen, es also für gleichbedeutend mit einem etwaigen *<hi rendition="#i">gaaggveini-</hi> halten.<lb/>
Damit hätten wir wenigstens <hi rendition="#g">ein</hi> Zeugniss, dass nicht bloss Bedeutungsgleichheit<lb/>
einen unterschiedslosen Gebrauch der beiden Wortclassen veranlassen konnte,<lb/>
sondern auch ein Uebergang der Form von einer in die andere möglich war.</p><lb/>
              <p>Auf Grund der gegebenen Thatsachen möchte ich die Hypothese aufstellen,<lb/>
dass die schwache Declination der fem. auf ursprünglich -<hi rendition="#i">j&#x0101;</hi> (Abstracta zu Ad-<lb/>
jectiven) veranlasst wurde durch eine Vermischung mit den Verbalabstracten auf<lb/>
-<hi rendition="#i">eini</hi>-. Es muss dabei nur erklärt werden, warum jene nicht einfach die Formen<lb/>
dieser <hi rendition="#i">i</hi>-stämme annahmen, sondern consonantisch behandelt wurden. Auch da-<lb/>
für wird sich ein zureichender Grund finden lassen. Folgende Sätze scheinen<lb/>
mir darauf hinzuführen:</p><lb/>
              <p>1. Die uns erhaltenen gotischen Bildungen mit Suffix -<hi rendition="#i">j&#x0101;</hi> haben bekanntlich<lb/>
den nom. sg. auf -<hi rendition="#i">i</hi> bei langer Wurzelsilbe und wenn andere stammbildende<lb/>
Suffixe dem -<hi rendition="#i">j&#x0101;</hi> vorangehen, <hi rendition="#i">bandi, hulundi</hi>, und unterscheiden auf diese Weise<lb/>
den nom. vom acc. <hi rendition="#i">bandja</hi>. Diese Contraction muss älter sein als das Wirken<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0132] a. Declination der Nomina. Bildung angewendet wurde, musste es einerlei sein in manchen Fällen, wo uns nur eine Form überliefert ist: z. B. ein * filuvaurdeins (Geschwätz) zu filuvaurd- jan könnte keinen andern Sinn gegeben haben, als filuvaurdei zu einem Adjec- tivum St. * filu-vaurda- (vgl. lausa-vaurda-), *faurhteins zu faurhtjan nichts andres bedeuten als faurhtei zum Adj. faurhta-. Einzelne Ansetzungen von Nominativen sind ganz willkürlich, z. B. 2. Cor. 7, 11 wird nach dem acc. unverein (ἀγανά- κτησιν) der nom. als unverei angesetzt und dazu ein Adjectiv-Stamm * unverja- angenommen, aber mit demselben Rechte kann man nom. unvereins annehmen als Abstractum zu unverjan, wie es Schulze (Glossar) und GaLö wirklich thun. Es ist klar, dass da, wo das Verbum ein ausgeprägt transitives oder facti- tives ist, ohne Object nicht wohl gedacht werden kann, das Abstractum des Ad- jectivs den Zustand, das des Verbums die Thätigkeit ausdrückt, so bei garaihtei, Gerechtigkeit, zum Adj. garaihta-, dagegen garaihteins, Rechtsertigung, zu ga- raihtjan, rechtfertigen (vgl. 2. Timoth. 3, 16 πρὸς ἐπανόρϑωσιν, πρὸς παιδείαν τὴν ἐν δικαινσύνῃ — du garaihteinai, du talzeinai in garaihtein), ebenso svikneins, Reinigung, sviknei, Reinheit, hauheins, Erhöhung, hauhei, Höhe u. s. w. Das Factum bleibt trotzdem bestehen, dass in sehr vielen Fällen die Abstracta der Adjectiva sich von den Verbalabstracten auf -ni- in der Bedeutung nicht unter- scheiden, und beide Classen promiscue gebraucht werden können. Noch auf eine andere Thatsache muss hingewiesen werden. Wenn z. B. Leo Meyer zu dem Abstractum gafraþjein- ein Adjectivum *gafraþja- hypothe- tisch ansetzt, so geschieht das nach dem vorhandenen z. B. grinda-fraþja- (klein- müthig), jenes wie dieses ein Bâhuvrhi (Verstand, fraþi, St. fraþja-, mit habend); ein ebenfalls mögliches * gafraþeini- zu gafraþjan (verständig sein) würde das- selbe bedeutet haben. In derselben Weise kann man auch zu andern Beispielen die Adjectiva erschliessen. Wie verhält es sich aber mit gaaggvein- (gaagvein-, Beengung)? Hier wird man doch schwerlich ein Adjectiv *ga-aggvja- = aggvu- erschliessen wollen, wobei die geforderte transitive Bedeutung nicht einmal her- auskäme, sondern wird das Wort einfach als Verbalabstract zu gaaggvjan ansehen, es also für gleichbedeutend mit einem etwaigen *gaaggveini- halten. Damit hätten wir wenigstens ein Zeugniss, dass nicht bloss Bedeutungsgleichheit einen unterschiedslosen Gebrauch der beiden Wortclassen veranlassen konnte, sondern auch ein Uebergang der Form von einer in die andere möglich war. Auf Grund der gegebenen Thatsachen möchte ich die Hypothese aufstellen, dass die schwache Declination der fem. auf ursprünglich -jā (Abstracta zu Ad- jectiven) veranlasst wurde durch eine Vermischung mit den Verbalabstracten auf -eini-. Es muss dabei nur erklärt werden, warum jene nicht einfach die Formen dieser i-stämme annahmen, sondern consonantisch behandelt wurden. Auch da- für wird sich ein zureichender Grund finden lassen. Folgende Sätze scheinen mir darauf hinzuführen: 1. Die uns erhaltenen gotischen Bildungen mit Suffix -jā haben bekanntlich den nom. sg. auf -i bei langer Wurzelsilbe und wenn andere stammbildende Suffixe dem -jā vorangehen, bandi, hulundi, und unterscheiden auf diese Weise den nom. vom acc. bandja. Diese Contraction muss älter sein als das Wirken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/132
Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/132>, abgerufen am 28.04.2024.