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Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

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Nath. Ein Name für Phöbe, für Luna,
für den Mond.
Holof. Der Mond war einen Monat
alt als Adam nicht älter war, und hatte es
noch nicht zu fünf Wochen gebracht, da Adam
schon hundert Jahre zählte. Die Allusion läßt
sich auch noch so verändern, der Mond --
Dull. Das ist wahr in der That, die Col-
lusion läßt sich verändern.
Holof. Gott stärke deinen Verstand, ich
sage die Allusion läßt sich verändern,
Dull. Und ich sage, die Pollution läßt sich
verändern. Denn der Mond ist niemals nicht
älter als einen Monat und ich bleibe dabey,
es war ein Hirschkalb das die Prinzessin schos-
sen hat.
Holof. Herr Nathanael, wollt ihr ein
epitaphium ex tempore hören auf den Tod die-
ses Thiers, diesem armen Unwissenden zum
Besten.
Nathanael. Perge, werthester Herr
Holofernes, perge, es wird mir viel Ver-
gnügen verursachen.
Holofernes. Die Wissenschaften zu
retten -- hm! --

Epitaphium.
Die schöne Prinzessin schoß und traf
Eines jungen Hirschlein Leben:
Es fiel dahin in schwerem Schlaf
Und
G 2


Nath. Ein Name fuͤr Phoͤbe, fuͤr Luna,
fuͤr den Mond.
Holof. Der Mond war einen Monat
alt als Adam nicht aͤlter war, und hatte es
noch nicht zu fuͤnf Wochen gebracht, da Adam
ſchon hundert Jahre zaͤhlte. Die Alluſion laͤßt
ſich auch noch ſo veraͤndern, der Mond —
Dull. Das iſt wahr in der That, die Col-
luſion laͤßt ſich veraͤndern.
Holof. Gott ſtaͤrke deinen Verſtand, ich
ſage die Alluſion laͤßt ſich veraͤndern,
Dull. Und ich ſage, die Pollution laͤßt ſich
veraͤndern. Denn der Mond iſt niemals nicht
aͤlter als einen Monat und ich bleibe dabey,
es war ein Hirſchkalb das die Prinzeſſin ſchoſ-
ſen hat.
Holof. Herr Nathanael, wollt ihr ein
epitaphium ex tempore hoͤren auf den Tod die-
ſes Thiers, dieſem armen Unwiſſenden zum
Beſten.
Nathanael. Perge, wertheſter Herr
Holofernes, perge, es wird mir viel Ver-
gnuͤgen verurſachen.
Holofernes. Die Wiſſenſchaften zu
retten — hm! —

Epitaphium.
Die ſchoͤne Prinzeſſin ſchoß und traf
Eines jungen Hirſchlein Leben:
Es fiel dahin in ſchwerem Schlaf
Und
G 2
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[99/0105] Nath. Ein Name fuͤr Phoͤbe, fuͤr Luna, fuͤr den Mond. Holof. Der Mond war einen Monat alt als Adam nicht aͤlter war, und hatte es noch nicht zu fuͤnf Wochen gebracht, da Adam ſchon hundert Jahre zaͤhlte. Die Alluſion laͤßt ſich auch noch ſo veraͤndern, der Mond — Dull. Das iſt wahr in der That, die Col- luſion laͤßt ſich veraͤndern. Holof. Gott ſtaͤrke deinen Verſtand, ich ſage die Alluſion laͤßt ſich veraͤndern, Dull. Und ich ſage, die Pollution laͤßt ſich veraͤndern. Denn der Mond iſt niemals nicht aͤlter als einen Monat und ich bleibe dabey, es war ein Hirſchkalb das die Prinzeſſin ſchoſ- ſen hat. Holof. Herr Nathanael, wollt ihr ein epitaphium ex tempore hoͤren auf den Tod die- ſes Thiers, dieſem armen Unwiſſenden zum Beſten. Nathanael. Perge, wertheſter Herr Holofernes, perge, es wird mir viel Ver- gnuͤgen verurſachen. Holofernes. Die Wiſſenſchaften zu retten — hm! — Epitaphium. Die ſchoͤne Prinzeſſin ſchoß und traf Eines jungen Hirſchlein Leben: Es fiel dahin in ſchwerem Schlaf Und G 2

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Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/105>, abgerufen am 22.11.2024.