Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Die Lerche sang und schwand dahin Auf morgenfrohen Schwingen, So daß der blaue Himmel schien Ins Thal herabzusingen. -- Da meint' ich schon, das Fenster soll Sich freundlich mir erschließen, Und aus dem Rahmen liebevoll Die Theure mich begrüßen. Du seligste der Fantasei'n! Ach, wär' es mir beschieden, Mit ihr zu leben hier allein Im süßen Waldesfrieden! Mit ihr im linden Frühlingshauch Durch diesen Hain zu wallen, Zu lauschen hier im Blüthenstrauch Dem Lied der Nachtigallen. Mit ihr zu schau'n im Herbsteswehn
Die welken Blätter fliegen, Umrauscht vom schmerzlichen Vergehn, Mich fest an sie zu schmiegen. Die Lerche ſang und ſchwand dahin Auf morgenfrohen Schwingen, So daß der blaue Himmel ſchien Ins Thal herabzuſingen. — Da meint' ich ſchon, das Fenſter ſoll Sich freundlich mir erſchließen, Und aus dem Rahmen liebevoll Die Theure mich begruͤßen. Du ſeligſte der Fantaſei'n! Ach, waͤr' es mir beſchieden, Mit ihr zu leben hier allein Im ſuͤßen Waldesfrieden! Mit ihr im linden Fruͤhlingshauch Durch dieſen Hain zu wallen, Zu lauſchen hier im Bluͤthenſtrauch Dem Lied der Nachtigallen. Mit ihr zu ſchau'n im Herbſteswehn
Die welken Blaͤtter fliegen, Umrauſcht vom ſchmerzlichen Vergehn, Mich feſt an ſie zu ſchmiegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0056" n="42"/> <lg n="5"> <l>Die Lerche ſang und ſchwand dahin</l><lb/> <l>Auf morgenfrohen Schwingen,</l><lb/> <l>So daß der blaue Himmel ſchien</l><lb/> <l>Ins Thal herabzuſingen. —</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Da meint' ich ſchon, das Fenſter ſoll</l><lb/> <l>Sich freundlich mir erſchließen,</l><lb/> <l>Und aus dem Rahmen liebevoll</l><lb/> <l>Die Theure mich begruͤßen.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Du ſeligſte der Fantaſei'n!</l><lb/> <l>Ach, waͤr' es mir beſchieden,</l><lb/> <l>Mit ihr zu leben hier allein</l><lb/> <l>Im ſuͤßen Waldesfrieden!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Mit ihr im linden Fruͤhlingshauch</l><lb/> <l>Durch dieſen Hain zu wallen,</l><lb/> <l>Zu lauſchen hier im Bluͤthenſtrauch</l><lb/> <l>Dem Lied der Nachtigallen.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Mit ihr zu ſchau'n im Herbſteswehn</l><lb/> <l>Die welken Blaͤtter fliegen,</l><lb/> <l>Umrauſcht vom ſchmerzlichen Vergehn,</l><lb/> <l>Mich feſt an ſie zu ſchmiegen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0056]
Die Lerche ſang und ſchwand dahin
Auf morgenfrohen Schwingen,
So daß der blaue Himmel ſchien
Ins Thal herabzuſingen. —
Da meint' ich ſchon, das Fenſter ſoll
Sich freundlich mir erſchließen,
Und aus dem Rahmen liebevoll
Die Theure mich begruͤßen.
Du ſeligſte der Fantaſei'n!
Ach, waͤr' es mir beſchieden,
Mit ihr zu leben hier allein
Im ſuͤßen Waldesfrieden!
Mit ihr im linden Fruͤhlingshauch
Durch dieſen Hain zu wallen,
Zu lauſchen hier im Bluͤthenſtrauch
Dem Lied der Nachtigallen.
Mit ihr zu ſchau'n im Herbſteswehn
Die welken Blaͤtter fliegen,
Umrauſcht vom ſchmerzlichen Vergehn,
Mich feſt an ſie zu ſchmiegen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/56 |
Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/56>, abgerufen am 05.07.2024. |