Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.An meine Rose. Frohlocke, schöne junge Rose, Dein Bild wird nicht verschwinden, Wenn auch die Gluth, die dauerlose, Verweht in Abendwinden. So süßer Duft, so helle Flamme Kann nicht für irdisch gelten, Du prangst am stolzen Rosenstamme, Verpflanzt aus andern Welten; Aus Büschen, wo die Götter gerne Sich in die Schatten senken, Wenn sie in heilig stiller Ferne Der Menschen Glück bedenken. Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget, Je länger sich in meinen Thränen Dein holdes Antlitz wieget. An meine Rose. Frohlocke, ſchoͤne junge Roſe, Dein Bild wird nicht verſchwinden, Wenn auch die Gluth, die dauerloſe, Verweht in Abendwinden. So ſuͤßer Duft, ſo helle Flamme Kann nicht fuͤr irdiſch gelten, Du prangſt am ſtolzen Roſenſtamme, Verpflanzt aus andern Welten; Aus Buͤſchen, wo die Goͤtter gerne Sich in die Schatten ſenken, Wenn ſie in heilig ſtiller Ferne Der Menſchen Gluͤck bedenken. Darum mich ein Hinuͤberſehnen
Stets inniger umſchmieget, Je laͤnger ſich in meinen Thraͤnen Dein holdes Antlitz wieget. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="[39]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">An meine Rose</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">F</hi>rohlocke, ſchoͤne junge Roſe,</l><lb/> <l>Dein Bild wird nicht verſchwinden,</l><lb/> <l>Wenn auch die Gluth, die dauerloſe,</l><lb/> <l>Verweht in Abendwinden.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>So ſuͤßer Duft, ſo helle Flamme</l><lb/> <l>Kann nicht fuͤr irdiſch gelten,</l><lb/> <l>Du prangſt am ſtolzen Roſenſtamme,</l><lb/> <l>Verpflanzt aus andern Welten;</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Aus Buͤſchen, wo die Goͤtter gerne</l><lb/> <l>Sich in die Schatten ſenken,</l><lb/> <l>Wenn ſie in heilig ſtiller Ferne</l><lb/> <l>Der Menſchen Gluͤck bedenken.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Darum mich ein Hinuͤberſehnen</l><lb/> <l>Stets inniger umſchmieget,</l><lb/> <l>Je laͤnger ſich in meinen Thraͤnen</l><lb/> <l>Dein holdes Antlitz wieget.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[39]/0053]
An meine Rose.
Frohlocke, ſchoͤne junge Roſe,
Dein Bild wird nicht verſchwinden,
Wenn auch die Gluth, die dauerloſe,
Verweht in Abendwinden.
So ſuͤßer Duft, ſo helle Flamme
Kann nicht fuͤr irdiſch gelten,
Du prangſt am ſtolzen Roſenſtamme,
Verpflanzt aus andern Welten;
Aus Buͤſchen, wo die Goͤtter gerne
Sich in die Schatten ſenken,
Wenn ſie in heilig ſtiller Ferne
Der Menſchen Gluͤck bedenken.
Darum mich ein Hinuͤberſehnen
Stets inniger umſchmieget,
Je laͤnger ſich in meinen Thraͤnen
Dein holdes Antlitz wieget.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. [39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/53>, abgerufen am 27.07.2024. |