Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Oft auch sah man, wie die Jungfrau Und der Krieger lange sprachen; Heinrich ist es, der gestanden Bei des Prinzen Kerkerwachen; Und er weiß gar viel zu rühmen, Von dem schönen Fürstenjungen, Wie dem Stolzen nie das Unglück Einen Klagelaut erzwungen. Eines aber hoch zu preisen, Seine Worte nie vergaßen, Wie der Prinz den bösen Hauptmann Chantereine einst angelassen. Dieser trat mit plumpem Trotze Vor den Stillen, scheinbar Zahmen, Ihm den Säbel abzufordern Frech in König Ludwigs Namen. Doch wie donnerte der Jüngling:
"Ich bin Johann Prinz von Polen! "Lüstet ihn nach meinem Schwerte, "Mags dein König selber holen!" Oft auch ſah man, wie die Jungfrau Und der Krieger lange ſprachen; Heinrich iſt es, der geſtanden Bei des Prinzen Kerkerwachen; Und er weiß gar viel zu ruͤhmen, Von dem ſchoͤnen Fuͤrſtenjungen, Wie dem Stolzen nie das Ungluͤck Einen Klagelaut erzwungen. Eines aber hoch zu preiſen, Seine Worte nie vergaßen, Wie der Prinz den boͤſen Hauptmann Chantereine einſt angelaſſen. Dieſer trat mit plumpem Trotze Vor den Stillen, ſcheinbar Zahmen, Ihm den Saͤbel abzufordern Frech in Koͤnig Ludwigs Namen. Doch wie donnerte der Juͤngling:
„Ich bin Johann Prinz von Polen! „Luͤſtet ihn nach meinem Schwerte, „Mags dein Koͤnig ſelber holen!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0281" n="267"/> <lg n="5"> <l>Oft auch ſah man, wie die Jungfrau</l><lb/> <l>Und der Krieger lange ſprachen;</l><lb/> <l>Heinrich iſt es, der geſtanden</l><lb/> <l>Bei des Prinzen Kerkerwachen;</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und er weiß gar viel zu ruͤhmen,</l><lb/> <l>Von dem ſchoͤnen Fuͤrſtenjungen,</l><lb/> <l>Wie dem Stolzen nie das Ungluͤck</l><lb/> <l>Einen Klagelaut erzwungen.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Eines aber hoch zu preiſen,</l><lb/> <l>Seine Worte nie vergaßen,</l><lb/> <l>Wie der Prinz den boͤſen Hauptmann</l><lb/> <l>Chantereine einſt angelaſſen.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Dieſer trat mit plumpem Trotze</l><lb/> <l>Vor den Stillen, ſcheinbar Zahmen,</l><lb/> <l>Ihm den Saͤbel abzufordern</l><lb/> <l>Frech in Koͤnig Ludwigs Namen.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Doch wie donnerte der Juͤngling:</l><lb/> <l>„Ich bin Johann Prinz von Polen!</l><lb/> <l>„Luͤſtet ihn nach meinem Schwerte,</l><lb/> <l>„Mags dein Koͤnig ſelber holen!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0281]
Oft auch ſah man, wie die Jungfrau
Und der Krieger lange ſprachen;
Heinrich iſt es, der geſtanden
Bei des Prinzen Kerkerwachen;
Und er weiß gar viel zu ruͤhmen,
Von dem ſchoͤnen Fuͤrſtenjungen,
Wie dem Stolzen nie das Ungluͤck
Einen Klagelaut erzwungen.
Eines aber hoch zu preiſen,
Seine Worte nie vergaßen,
Wie der Prinz den boͤſen Hauptmann
Chantereine einſt angelaſſen.
Dieſer trat mit plumpem Trotze
Vor den Stillen, ſcheinbar Zahmen,
Ihm den Saͤbel abzufordern
Frech in Koͤnig Ludwigs Namen.
Doch wie donnerte der Juͤngling:
„Ich bin Johann Prinz von Polen!
„Luͤſtet ihn nach meinem Schwerte,
„Mags dein Koͤnig ſelber holen!“
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/281>, abgerufen am 28.07.2024. |