Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Kräuter, die der fernste Süden,
Die der höchste Nord geboren,
Seiner Kunst geheimste Kräfte
Werden jezt von ihm beschworen.
Wonnebebend, und verzweifelnd
Reicht Johannes ihr die Labe;
Seine Seele zittert zwischen
Klara's Lieb' und ihrem Grabe. --
Endlich hebt sich ihre Wimper:
O du Seligster von allen!
Freudeschluchzend zum Gebete
Mußt du auf die Kniee fallen!
Und der alte, treue Marko
Blickt empor zu Gott, und betet:
"Meine Kunst ist deine Liebe,
"Die vom Tode sie gerettet!"
Klara hebt die matten Augen
Auf zu dem in Freudezähren,
Dem zu Liebe bald auf ewig
Sie geschlossen blieben wären.
Kraͤuter, die der fernſte Suͤden,
Die der hoͤchſte Nord geboren,
Seiner Kunſt geheimſte Kraͤfte
Werden jezt von ihm beſchworen.
Wonnebebend, und verzweifelnd
Reicht Johannes ihr die Labe;
Seine Seele zittert zwiſchen
Klara's Lieb' und ihrem Grabe. —
Endlich hebt ſich ihre Wimper:
O du Seligſter von allen!
Freudeſchluchzend zum Gebete
Mußt du auf die Kniee fallen!
Und der alte, treue Marko
Blickt empor zu Gott, und betet:
„Meine Kunſt iſt deine Liebe,
„Die vom Tode ſie gerettet!“
Klara hebt die matten Augen
Auf zu dem in Freudezaͤhren,
Dem zu Liebe bald auf ewig
Sie geſchloſſen blieben waͤren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0269" n="255"/>
            <lg n="10">
              <l>Kra&#x0364;uter, die der fern&#x017F;te Su&#x0364;den,</l><lb/>
              <l>Die der ho&#x0364;ch&#x017F;te Nord geboren,</l><lb/>
              <l>Seiner Kun&#x017F;t geheim&#x017F;te Kra&#x0364;fte</l><lb/>
              <l>Werden jezt von ihm be&#x017F;chworen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="11">
              <l>Wonnebebend, und verzweifelnd</l><lb/>
              <l>Reicht Johannes ihr die Labe;</l><lb/>
              <l>Seine Seele zittert zwi&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Klara's Lieb' und ihrem Grabe. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="12">
              <l>Endlich hebt &#x017F;ich ihre Wimper:</l><lb/>
              <l>O du Selig&#x017F;ter von allen!</l><lb/>
              <l>Freude&#x017F;chluchzend zum Gebete</l><lb/>
              <l>Mußt du auf die Kniee fallen!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="13">
              <l>Und der alte, treue Marko</l><lb/>
              <l>Blickt empor zu Gott, und betet:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Meine Kun&#x017F;t i&#x017F;t deine Liebe,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die vom Tode &#x017F;ie gerettet!&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="14">
              <l>Klara hebt die matten Augen</l><lb/>
              <l>Auf zu dem in Freudeza&#x0364;hren,</l><lb/>
              <l>Dem zu Liebe bald auf ewig</l><lb/>
              <l>Sie ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en blieben wa&#x0364;ren.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0269] Kraͤuter, die der fernſte Suͤden, Die der hoͤchſte Nord geboren, Seiner Kunſt geheimſte Kraͤfte Werden jezt von ihm beſchworen. Wonnebebend, und verzweifelnd Reicht Johannes ihr die Labe; Seine Seele zittert zwiſchen Klara's Lieb' und ihrem Grabe. — Endlich hebt ſich ihre Wimper: O du Seligſter von allen! Freudeſchluchzend zum Gebete Mußt du auf die Kniee fallen! Und der alte, treue Marko Blickt empor zu Gott, und betet: „Meine Kunſt iſt deine Liebe, „Die vom Tode ſie gerettet!“ Klara hebt die matten Augen Auf zu dem in Freudezaͤhren, Dem zu Liebe bald auf ewig Sie geſchloſſen blieben waͤren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/269
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/269>, abgerufen am 03.05.2024.