Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Der falsche Freund. "O sey mein Freund!" so schallt's vom Heuchelmunde Dem Falschen, der mit heimlichem Behagen Den Vortheil überzählt von solchem Bunde. Du traust ihm, und -- schon hast du eingeschlagen, Ein edler Thor! naht einst die Wetterstunde, So siehst den Schurken du mit bleichem Zagen In seines Ichs bequeme Hütte springen, Hinausgesperrt magst mit dem Sturm du ringen. Die schlimme Jagd. Das edle Wild der Freiheit scharf zu hetzen, Durchstöbert eine finstre Jägerbande Mit Blutgewehren, stillen Meuchelnetzen Der Wälder Heiligthum im deutschen Lande. Das Wild mag über Ström' und Klüfte setzen, Und klettern mag's am steilen Klippenrande: Der Waidruf schallt durch Felsen, Ström' und Klüfte, Empört verschleudern ihn die deutschen Lüfte. Der falſche Freund. „O ſey mein Freund!“ ſo ſchallt's vom Heuchelmunde Dem Falſchen, der mit heimlichem Behagen Den Vortheil uͤberzaͤhlt von ſolchem Bunde. Du trauſt ihm, und — ſchon haſt du eingeſchlagen, Ein edler Thor! naht einſt die Wetterſtunde, So ſiehſt den Schurken du mit bleichem Zagen In ſeines Ichs bequeme Huͤtte ſpringen, Hinausgeſperrt magſt mit dem Sturm du ringen. Die ſchlimme Jagd. Das edle Wild der Freiheit ſcharf zu hetzen, Durchſtoͤbert eine finſtre Jaͤgerbande Mit Blutgewehren, ſtillen Meuchelnetzen Der Waͤlder Heiligthum im deutſchen Lande. Das Wild mag uͤber Stroͤm' und Kluͤfte ſetzen, Und klettern mag's am ſteilen Klippenrande: Der Waidruf ſchallt durch Felſen, Stroͤm' und Kluͤfte, Empoͤrt verſchleudern ihn die deutſchen Luͤfte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0024" n="10"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Der falſche Freund</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>„O ſey mein Freund!“ ſo ſchallt's vom Heuchelmunde</l><lb/> <l>Dem Falſchen, der mit heimlichem Behagen</l><lb/> <l>Den Vortheil uͤberzaͤhlt von ſolchem Bunde.</l><lb/> <l>Du trauſt ihm, und — ſchon haſt du eingeſchlagen,</l><lb/> <l>Ein edler Thor! naht einſt die Wetterſtunde,</l><lb/> <l>So ſiehſt den Schurken du mit bleichem Zagen</l><lb/> <l>In ſeines Ichs bequeme Huͤtte ſpringen,</l><lb/> <l>Hinausgeſperrt magſt mit dem Sturm du ringen.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Die ſchlimme Jagd</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Das edle Wild der Freiheit ſcharf zu hetzen,</l><lb/> <l>Durchſtoͤbert eine finſtre Jaͤgerbande</l><lb/> <l>Mit Blutgewehren, ſtillen Meuchelnetzen</l><lb/> <l>Der Waͤlder Heiligthum im deutſchen Lande.</l><lb/> <l>Das Wild mag uͤber Stroͤm' und Kluͤfte ſetzen,</l><lb/> <l>Und klettern mag's am ſteilen Klippenrande:</l><lb/> <l>Der Waidruf ſchallt durch Felſen, Stroͤm' und Kluͤfte,</l><lb/> <l>Empoͤrt verſchleudern ihn die deutſchen Luͤfte.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0024]
Der falſche Freund.
„O ſey mein Freund!“ ſo ſchallt's vom Heuchelmunde
Dem Falſchen, der mit heimlichem Behagen
Den Vortheil uͤberzaͤhlt von ſolchem Bunde.
Du trauſt ihm, und — ſchon haſt du eingeſchlagen,
Ein edler Thor! naht einſt die Wetterſtunde,
So ſiehſt den Schurken du mit bleichem Zagen
In ſeines Ichs bequeme Huͤtte ſpringen,
Hinausgeſperrt magſt mit dem Sturm du ringen.
Die ſchlimme Jagd.
Das edle Wild der Freiheit ſcharf zu hetzen,
Durchſtoͤbert eine finſtre Jaͤgerbande
Mit Blutgewehren, ſtillen Meuchelnetzen
Der Waͤlder Heiligthum im deutſchen Lande.
Das Wild mag uͤber Stroͤm' und Kluͤfte ſetzen,
Und klettern mag's am ſteilen Klippenrande:
Der Waidruf ſchallt durch Felſen, Stroͤm' und Kluͤfte,
Empoͤrt verſchleudern ihn die deutſchen Luͤfte.
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