Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf ihren Reizen ruht sein Blick
Mit innigem Behagen,
Zugleich auf seines Kind's Geschick
Mit heimlichem Beklagen. --
Stets wilder in die Seelen geigt
Nun die Zigeunerbande,
Der Freude süßes Rasen steigt
Laut auf zum höchsten Brande.
Und selbst des Hauptmanns Angesicht
Hat Freude überkommen; --
Da dacht' ich an das Hochgericht,
Und ging hinaus, beklommen.
Die Heide war so still, so leer,
Am Himmel nur war Leben,
Ich sah der Sterne strahlend Heer,
Des Mondes Völle schweben.
Der Hauptmann auch entschlich dem Haus;
Mit wachsamer Geberde
Rings horcht' er in die Nacht hinaus,
Dann horcht' er in die Erde,
Auf ihren Reizen ruht ſein Blick
Mit innigem Behagen,
Zugleich auf ſeines Kind's Geſchick
Mit heimlichem Beklagen. —
Stets wilder in die Seelen geigt
Nun die Zigeunerbande,
Der Freude ſuͤßes Raſen ſteigt
Laut auf zum hoͤchſten Brande.
Und ſelbſt des Hauptmanns Angeſicht
Hat Freude uͤberkommen; —
Da dacht' ich an das Hochgericht,
Und ging hinaus, beklommen.
Die Heide war ſo ſtill, ſo leer,
Am Himmel nur war Leben,
Ich ſah der Sterne ſtrahlend Heer,
Des Mondes Voͤlle ſchweben.
Der Hauptmann auch entſchlich dem Haus;
Mit wachſamer Geberde
Rings horcht' er in die Nacht hinaus,
Dann horcht' er in die Erde,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0218" n="204"/>
            <lg n="25">
              <l>Auf ihren Reizen ruht &#x017F;ein Blick</l><lb/>
              <l>Mit innigem Behagen,</l><lb/>
              <l>Zugleich auf &#x017F;eines Kind's Ge&#x017F;chick</l><lb/>
              <l>Mit heimlichem Beklagen. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="26">
              <l>Stets wilder in die Seelen geigt</l><lb/>
              <l>Nun die Zigeunerbande,</l><lb/>
              <l>Der Freude &#x017F;u&#x0364;ßes Ra&#x017F;en &#x017F;teigt</l><lb/>
              <l>Laut auf zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten Brande.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="27">
              <l>Und &#x017F;elb&#x017F;t des Hauptmanns Ange&#x017F;icht</l><lb/>
              <l>Hat Freude u&#x0364;berkommen; &#x2014;</l><lb/>
              <l>Da dacht' ich an das Hochgericht,</l><lb/>
              <l>Und ging hinaus, beklommen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="28">
              <l>Die Heide war &#x017F;o &#x017F;till, &#x017F;o leer,</l><lb/>
              <l>Am Himmel nur war Leben,</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;ah der Sterne &#x017F;trahlend Heer,</l><lb/>
              <l>Des Mondes Vo&#x0364;lle &#x017F;chweben.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="29">
              <l>Der Hauptmann auch ent&#x017F;chlich dem Haus;</l><lb/>
              <l>Mit wach&#x017F;amer Geberde</l><lb/>
              <l>Rings horcht' er in die Nacht hinaus,</l><lb/>
              <l>Dann horcht' er in die Erde,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0218] Auf ihren Reizen ruht ſein Blick Mit innigem Behagen, Zugleich auf ſeines Kind's Geſchick Mit heimlichem Beklagen. — Stets wilder in die Seelen geigt Nun die Zigeunerbande, Der Freude ſuͤßes Raſen ſteigt Laut auf zum hoͤchſten Brande. Und ſelbſt des Hauptmanns Angeſicht Hat Freude uͤberkommen; — Da dacht' ich an das Hochgericht, Und ging hinaus, beklommen. Die Heide war ſo ſtill, ſo leer, Am Himmel nur war Leben, Ich ſah der Sterne ſtrahlend Heer, Des Mondes Voͤlle ſchweben. Der Hauptmann auch entſchlich dem Haus; Mit wachſamer Geberde Rings horcht' er in die Nacht hinaus, Dann horcht' er in die Erde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/218
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/218>, abgerufen am 07.05.2024.