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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Blickt mein Geist im Wissensdrange
Durch ein Fenster in die Welt;
O dann paßt er auch nicht lange,
Sieht er drinnen nichts erhellt;
Und er guckt zu einem andern
In die finstre Welt hinein;
Muß von hier auch weiter wandern,
Nirgends auch nur Lampenschein!
Freilich, wenn du unabwendig
Starrest in dasselbe Loch,
Wird's vor deinem Blick lebendig,
Dein Ausharren lohnt sich doch;
Denn die Augen dir erlahmen,
Und Gespenster malen sich
In des Fensters leeren Rahmen:
Und man nennt den Weisen dich!

Blickt mein Geiſt im Wiſſensdrange
Durch ein Fenſter in die Welt;
O dann paßt er auch nicht lange,
Sieht er drinnen nichts erhellt;
Und er guckt zu einem andern
In die finſtre Welt hinein;
Muß von hier auch weiter wandern,
Nirgends auch nur Lampenſchein!
Freilich, wenn du unabwendig
Starreſt in daſſelbe Loch,
Wird's vor deinem Blick lebendig,
Dein Ausharren lohnt ſich doch;
Denn die Augen dir erlahmen,
Und Geſpenſter malen ſich
In des Fenſters leeren Rahmen:
Und man nennt den Weiſen dich!

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[154/0168] Blickt mein Geiſt im Wiſſensdrange Durch ein Fenſter in die Welt; O dann paßt er auch nicht lange, Sieht er drinnen nichts erhellt; Und er guckt zu einem andern In die finſtre Welt hinein; Muß von hier auch weiter wandern, Nirgends auch nur Lampenſchein! Freilich, wenn du unabwendig Starreſt in daſſelbe Loch, Wird's vor deinem Blick lebendig, Dein Ausharren lohnt ſich doch; Denn die Augen dir erlahmen, Und Geſpenſter malen ſich In des Fenſters leeren Rahmen: Und man nennt den Weiſen dich!

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/168>, abgerufen am 03.12.2024.