Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Blume vergangen ist, so folget darauf die Frucht, in Gestalt einer kleinen Birne, die ist auch rauh und rauch, siehet gelb, wann sie zeitig worden, und nicht anders als ob sie aus eitel Faßtauben zusammen gesetzet wäre. Diese Stücklein geben sich selbst von einander, und lassen die Samen sehen, welche rund sind, und einigermassen als wie Linsen gestalt. Die Wurtzel ist fasig und weiß. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen.

Es ist gut zu Wunden, reiniget und stärcket: wird aber selten zur Artzney gebraucht.

Balsamina kommt von Balsamo her, als wolte man sprechen, ein Kraut, das gut zur Bereitung eines Balsams ist.

Balsamum Judaicum.

Balsamum Judaicum, frantzösisch, Baume de Judee, teutsch Balsamstrauch aus Judäa, ist ein kleines Bäumlein oder Strauch, welcher vor diesen nirgend anders wuchse als im Thal zu Jericho, in Gilead, und in dem glücklichen Arabien. Als aber der Türcke das heilige Land erobert, hat er alle daselbst befindliche Bäumlein, in seinen Garten zu groß Cairo versetzen lassen, allwo sie von dem Janitscharen auf das allergenaueste verwahret werden, und darff kein Christe nicht darein treten. Dannenhero möchte man anjetzo diesen kleinen Strauch viel eher Baume d'Egypte ou du grand Cairo, Egyptischen Balsamstrauch, oder Balsamstrauch von Groß Cairo, als Jüdischen Balsam nennen. Er treibet gerade und leicht zerbrechliche Aestlein, welche voller Knoten und ungerade sind. Die Schale dran ist aussenher röthlicht, inwendig grünlicht: bedecket ein weisses Holtz, das voller Kern ist, und wenn es zerbrochen wird, einen lieblich und angenehmen Geruch von sich streuet, der dem Geruche des fliessenden Balsams ziemlich nahe kommt. Zuweilen werden etliche von diesen trockenen Zweiglein, ohne einige Blätter überbracht; sie sind aber rar und sehr theuer, dieweil sie so gar schwerlich zu bekommen. Diese sind das Xylobalsamum, welches ein griechisches Wort ist, und soviel bedeutet, als lignum Balsami, frantzösisch, Bois de baume, teutsch, Balsamholtz, oder Holtz vom Balsamstrauch. Es führet viel Oel und kräftiges Saltz.

Es stärcket das Haupt und den Magen: widerstehet dem Gifte: auch wird es in ansteckenden Seuchen gebrauchet; wie ingleichen zu allerhand Artzneyen in der Apothecke verordnet. Wann es aber nicht zu haben ist, so wird entweder der gelbe Santel, oder das Aloe Holtz substituiret und dafür genommen.

Die Blätter des Balsamstrauchs sehen der Raute nicht so gar unähnlich. Die Blumen kommen in Sternlein Form und sind weiß. Wann sie abgefallen, verlassen sie eine kleine Frucht oder Beere, die an dem einen Ende zugespitzet ist, und anfangs grüne [Spaltenumbruch] siehet, wird aber braun, je mehr sie reiffet. Sie hänget an den Aestlein, vermittelst eines kleinen Stielgens und eines kleinen Kelchleins. Sie beschliesset einen Samen, der steckt voll dicken gelben Saft, eines scharffen und bitterlichen Geschmacks, auch von angenehmen Geruch, schier wie der Balsam selbsten. Wann die Frucht trocken wird, wird sie runtzlicht und ist ohne Saft; erhält jedannoch gute Zeit ihren Geruch und Geschmack. Sie wird dürre zu uns gebracht, und ist so groß, wie die Pfefferkörner, oder die Cubeben. Und das ist das Carpobalsamum, die Frucht des Balsamstrauchs. Man soll sie aussuchen, die fein dick ist, so frisch als möglich, auch so starck riechet und schmecket, als nur seyn kan. Sie führet viel Oel und kräftiges Saltz.

Sie dienet wider den Gift, zu Stärckung des Hertzens und übriger Lebenstheile, vermehrt den Samen, heilet den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere: dieweil sie aber so gar rar ist, deshalben werden die Cubeben dafür gebrauchet.

Im Sommer rinnet aus dem Stamme, vermittelst der darein gemachte Ritze, ein weisser, starck und wohlriechender Saft, der wird lateinisch genennet

Opobalsamum.

Balsamelaeon.

Balsamum de Mecha.

Balsamum verum Syriacum.

Balsamum album AEgyptiacum, seu Judaicum.

frantzösisch, Baume blanc, oder vray Baume.

teutsch, weisser oder gerechter Balsam.

Weil dieser Balsam rar, angenehm und theuer ist, dannenhero wird er gar sehr und oft verfälschet und mit andern Dingen vermischet. Er soll aber schier so dicke seyn wie Terpentin, von Farbe weiß, so sich aufs gelbe ziehet, klar und durchsichtig, eines starcken, durchdringend, doch angenehm und lieblichen Geruchs, und etwas bitterlich und scharff von Geschmack. Er führet viel Oel, welches wegen des dabey befindlichen sauern flüchtigen Saltzes ziemlich kräftig ist. Wolte man ihn, aus Curiosität destilliren, so wird man zu erst ein Oleumaethereum, ein starckes, kräftiges, jedoch subtiles Oel, bekommen, hernach ein gelbes, und endlich ein rothes, eben als wie, wann man den Terpentin destilliret. Allein, da dieser weisse Balsam eine solche Wahre ist, die von Natur, und an und für sich selbsten starck und kräftig genug, und darum der Chymie ihre Hülffe nicht von nöthen hat; so kan er nur so, wie er von Natur ist, alsofort gebrauchet werden.

Will man erkennen, ob dieser weisse Balsam frisch und aufrichtig sey, so lasse man einen Tropfen davon in ein Glas Wasser fallen: da wird er sich über das Wasser ausbreiten, wie ein gantz dünnes und subtiles Häutlein; kan aber mit einem kleinen reinen Rüthlein alsobald wiederum zusammen gebracht werden.

Ist der Balsam alt, jedannoch ächt und recht, so ist er um ein gutes dicker worden, wird sich aber nicht auf dem Wasser ausbreiten, sondern zu Boden fallen.

Der weisse Balsam ist das Haupt- und beste Stück des Bäumleins, und ein unvergleichlich Mittel das Hertz und das Gehirn zu stärcken, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, die unvermerckliche Ausdünstung zu befördern, wider die Bisse böser und vergifteter [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Blume vergangen ist, so folget darauf die Frucht, in Gestalt einer kleinen Birne, die ist auch rauh und rauch, siehet gelb, wann sie zeitig worden, und nicht anders als ob sie aus eitel Faßtauben zusammen gesetzet wäre. Diese Stücklein geben sich selbst von einander, und lassen die Samen sehen, welche rund sind, und einigermassen als wie Linsen gestalt. Die Wurtzel ist fasig und weiß. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen.

Es ist gut zu Wunden, reiniget und stärcket: wird aber selten zur Artzney gebraucht.

Balsamina kommt von Balsamo her, als wolte man sprechen, ein Kraut, das gut zur Bereitung eines Balsams ist.

Balsamum Judaicum.

Balsamum Judaicum, frantzösisch, Baume de Judée, teutsch Balsamstrauch aus Judäa, ist ein kleines Bäumlein oder Strauch, welcher vor diesen nirgend anders wuchse als im Thal zu Jericho, in Gilead, und in dem glücklichen Arabien. Als aber der Türcke das heilige Land erobert, hat er alle daselbst befindliche Bäumlein, in seinen Garten zu groß Cairo versetzen lassen, allwo sie von dem Janitscharen auf das allergenaueste verwahret werden, und darff kein Christe nicht darein treten. Dannenhero möchte man anjetzo diesen kleinen Strauch viel eher Baume d'Egypte ou du grand Cairo, Egyptischen Balsamstrauch, oder Balsamstrauch von Groß Cairo, als Jüdischen Balsam nennen. Er treibet gerade und leicht zerbrechliche Aestlein, welche voller Knoten und ungerade sind. Die Schale dran ist aussenher röthlicht, inwendig grünlicht: bedecket ein weisses Holtz, das voller Kern ist, und wenn es zerbrochen wird, einen lieblich und angenehmen Geruch von sich streuet, der dem Geruche des fliessenden Balsams ziemlich nahe kommt. Zuweilen werden etliche von diesen trockenen Zweiglein, ohne einige Blätter überbracht; sie sind aber rar und sehr theuer, dieweil sie so gar schwerlich zu bekommen. Diese sind das Xylobalsamum, welches ein griechisches Wort ist, und soviel bedeutet, als lignum Balsami, frantzösisch, Bois de baume, teutsch, Balsamholtz, oder Holtz vom Balsamstrauch. Es führet viel Oel und kräftiges Saltz.

Es stärcket das Haupt und den Magen: widerstehet dem Gifte: auch wird es in ansteckenden Seuchen gebrauchet; wie ingleichen zu allerhand Artzneyen in der Apothecke verordnet. Wann es aber nicht zu haben ist, so wird entweder der gelbe Santel, oder das Aloe Holtz substituiret und dafür genommen.

Die Blätter des Balsamstrauchs sehen der Raute nicht so gar unähnlich. Die Blumen kommen in Sternlein Form und sind weiß. Wann sie abgefallen, verlassen sie eine kleine Frucht oder Beere, die an dem einen Ende zugespitzet ist, und anfangs grüne [Spaltenumbruch] siehet, wird aber braun, je mehr sie reiffet. Sie hänget an den Aestlein, vermittelst eines kleinen Stielgens und eines kleinen Kelchleins. Sie beschliesset einen Samen, der steckt voll dicken gelben Saft, eines scharffen und bitterlichen Geschmacks, auch von angenehmen Geruch, schier wie der Balsam selbsten. Wann die Frucht trocken wird, wird sie runtzlicht und ist ohne Saft; erhält jedannoch gute Zeit ihren Geruch und Geschmack. Sie wird dürre zu uns gebracht, und ist so groß, wie die Pfefferkörner, oder die Cubeben. Und das ist das Carpobalsamum, die Frucht des Balsamstrauchs. Man soll sie aussuchen, die fein dick ist, so frisch als möglich, auch so starck riechet und schmecket, als nur seyn kan. Sie führet viel Oel und kräftiges Saltz.

Sie dienet wider den Gift, zu Stärckung des Hertzens und übriger Lebenstheile, vermehrt den Samen, heilet den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere: dieweil sie aber so gar rar ist, deshalben werden die Cubeben dafür gebrauchet.

Im Sommer rinnet aus dem Stamme, vermittelst der darein gemachte Ritze, ein weisser, starck und wohlriechender Saft, der wird lateinisch genennet

Opobalsamum.

Balsamelæon.

Balsamum de Mecha.

Balsamum verum Syriacum.

Balsamum album Ægyptiacum, seu Judaicum.

frantzösisch, Baume blanc, oder vray Baume.

teutsch, weisser oder gerechter Balsam.

Weil dieser Balsam rar, angenehm und theuer ist, dannenhero wird er gar sehr und oft verfälschet und mit andern Dingen vermischet. Er soll aber schier so dicke seyn wie Terpentin, von Farbe weiß, so sich aufs gelbe ziehet, klar und durchsichtig, eines starcken, durchdringend, doch angenehm und lieblichen Geruchs, und etwas bitterlich und scharff von Geschmack. Er führet viel Oel, welches wegen des dabey befindlichen sauern flüchtigen Saltzes ziemlich kräftig ist. Wolte man ihn, aus Curiosität destilliren, so wird man zu erst ein Oleumæthereum, ein starckes, kräftiges, jedoch subtiles Oel, bekommen, hernach ein gelbes, und endlich ein rothes, eben als wie, wann man den Terpentin destilliret. Allein, da dieser weisse Balsam eine solche Wahre ist, die von Natur, und an und für sich selbsten starck und kräftig genug, und darum der Chymie ihre Hülffe nicht von nöthen hat; so kan er nur so, wie er von Natur ist, alsofort gebrauchet werden.

Will man erkennen, ob dieser weisse Balsam frisch und aufrichtig sey, so lasse man einen Tropfen davon in ein Glas Wasser fallen: da wird er sich über das Wasser ausbreiten, wie ein gantz dünnes und subtiles Häutlein; kan aber mit einem kleinen reinen Rüthlein alsobald wiederum zusammen gebracht werden.

Ist der Balsam alt, jedannoch ächt und recht, so ist er um ein gutes dicker worden, wird sich aber nicht auf dem Wasser ausbreiten, sondern zu Boden fallen.

Der weisse Balsam ist das Haupt- und beste Stück des Bäumleins, und ein unvergleichlich Mittel das Hertz und das Gehirn zu stärcken, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, die unvermerckliche Ausdünstung zu befördern, wider die Bisse böser und vergifteter [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0092"/><cb type="start"/>
Blume vergangen ist, so folget darauf die Frucht, in Gestalt einer kleinen Birne, die ist auch rauh und rauch, siehet gelb, wann sie zeitig worden, und nicht anders als ob sie aus eitel Faßtauben zusammen gesetzet wäre. Diese Stücklein geben sich selbst von einander, und lassen die Samen sehen, welche rund sind, und einigermassen als wie Linsen gestalt. Die Wurtzel ist fasig und weiß. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen.</p><lb/>
          <p>Es ist gut zu Wunden, reiniget und stärcket: wird aber selten zur Artzney gebraucht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Balsamina</hi></hi> kommt von <hi rendition="#i">Balsamo</hi> her, als wolte man sprechen, ein Kraut, das gut zur Bereitung eines Balsams ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Balsamum Judaicum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Balsamum Judaicum,</hi></hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Baume de Judée,</hi></hi> teutsch <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Balsamstrauch</hi> aus Judäa,</hi> ist ein kleines Bäumlein oder Strauch, welcher vor diesen nirgend anders wuchse als im Thal zu Jericho, in Gilead, und in dem glücklichen Arabien. Als aber der Türcke das heilige Land erobert, hat er alle daselbst befindliche Bäumlein, in seinen Garten zu groß Cairo versetzen lassen, allwo sie von dem Janitscharen auf das allergenaueste verwahret werden, und darff kein Christe nicht darein treten. Dannenhero möchte man anjetzo diesen kleinen Strauch viel eher <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Baume d'Egypte ou du grand Cairo,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Egyptischen Balsamstrauch,</hi> oder <hi rendition="#fr">Balsamstrauch von Groß Cairo,</hi> als Jüdischen Balsam nennen. Er treibet gerade und leicht zerbrechliche Aestlein, welche voller Knoten und ungerade sind. Die Schale dran ist aussenher röthlicht, inwendig grünlicht: bedecket ein weisses Holtz, das voller Kern ist, und wenn es zerbrochen wird, einen lieblich und angenehmen Geruch von sich streuet, der dem Geruche des fliessenden Balsams ziemlich nahe kommt. Zuweilen werden etliche von diesen trockenen Zweiglein, ohne einige Blätter überbracht; sie sind aber rar und sehr theuer, dieweil sie so gar schwerlich zu bekommen. Diese sind das <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Xylobalsamum</hi></hi>, welches ein griechisches Wort ist, und soviel bedeutet, als <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">lignum Balsami,</hi></hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Bois de baume,</hi></hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Balsamholtz,</hi> oder <hi rendition="#fr">Holtz</hi> vom <hi rendition="#fr">Balsamstrauch.</hi> Es führet viel Oel und kräftiges Saltz.</p><lb/>
          <p>Es stärcket das Haupt und den Magen: widerstehet dem Gifte: auch wird es in ansteckenden Seuchen gebrauchet; wie ingleichen zu allerhand Artzneyen in der Apothecke verordnet. Wann es aber nicht zu haben ist, so wird entweder der gelbe Santel, oder das Aloe Holtz <hi rendition="#i">substitui</hi>ret und dafür genommen.</p><lb/>
          <p>Die Blätter des Balsamstrauchs sehen der Raute nicht so gar unähnlich. Die Blumen kommen in Sternlein Form und sind weiß. Wann sie abgefallen, verlassen sie eine kleine Frucht oder Beere, die an dem einen Ende zugespitzet ist, und anfangs grüne <cb/>
siehet, wird aber braun, je mehr sie reiffet. Sie hänget an den Aestlein, vermittelst eines kleinen Stielgens und eines kleinen Kelchleins. Sie beschliesset einen Samen, der steckt voll dicken gelben Saft, eines scharffen und bitterlichen Geschmacks, auch von angenehmen Geruch, schier wie der Balsam selbsten. Wann die Frucht trocken wird, wird sie runtzlicht und ist ohne Saft; erhält jedannoch gute Zeit ihren Geruch und Geschmack. Sie wird dürre zu uns gebracht, und ist so groß, wie die Pfefferkörner, oder die Cubeben. Und das ist das <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Carpobalsamum,</hi></hi> die <hi rendition="#fr">Frucht des Balsamstrauchs.</hi> Man soll sie aussuchen, die fein dick ist, so frisch als möglich, auch so starck riechet und schmecket, als nur seyn kan. Sie führet viel Oel und kräftiges Saltz.</p><lb/>
          <p>Sie dienet wider den Gift, zu Stärckung des Hertzens und übriger Lebenstheile, vermehrt den Samen, heilet den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere: dieweil sie aber so gar rar ist, deshalben werden die Cubeben dafür gebrauchet.</p><lb/>
          <p>Im Sommer rinnet aus dem Stamme, vermittelst der darein gemachte Ritze, ein weisser, starck und wohlriechender Saft, der wird lateinisch genennet</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Opobalsamum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Balsamelæon.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Balsamum de Mecha.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Balsamum verum Syriacum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Balsamum album Ægyptiacum, seu Judaicum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Baume blanc,</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">vray Baume.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">weisser</hi> oder <hi rendition="#fr">gerechter Balsam.</hi></p><lb/>
          <p>Weil dieser Balsam rar, angenehm und theuer ist, dannenhero wird er gar sehr und oft verfälschet und mit andern Dingen vermischet. Er soll aber schier so dicke seyn wie Terpentin, von Farbe weiß, so sich aufs gelbe ziehet, klar und durchsichtig, eines starcken, durchdringend, doch angenehm und lieblichen Geruchs, und etwas bitterlich und scharff von Geschmack. Er führet viel Oel, welches wegen des dabey befindlichen sauern flüchtigen Saltzes ziemlich kräftig ist. Wolte man ihn, aus <hi rendition="#i">Curiosit</hi>ät destilliren, so wird man zu erst ein <hi rendition="#i">Oleumæthereum,</hi> ein starckes, kräftiges, jedoch subtiles Oel, bekommen, hernach ein gelbes, und endlich ein rothes, eben als wie, wann man den Terpentin destilliret. Allein, da dieser weisse Balsam eine solche Wahre ist, die von Natur, und an und für sich selbsten starck und kräftig genug, und darum der Chymie ihre Hülffe nicht von nöthen hat; so kan er nur so, wie er von Natur ist, alsofort gebrauchet werden.</p><lb/>
          <p>Will man erkennen, ob dieser weisse Balsam frisch und aufrichtig sey, so lasse man einen Tropfen davon in ein Glas Wasser fallen: da wird er sich über das Wasser ausbreiten, wie ein gantz dünnes und subtiles Häutlein; kan aber mit einem kleinen reinen Rüthlein alsobald wiederum zusammen gebracht werden.</p><lb/>
          <p>Ist der Balsam alt, jedannoch ächt und recht, so ist er um ein gutes dicker worden, wird sich aber nicht auf dem Wasser ausbreiten, sondern zu Boden fallen.</p><lb/>
          <p>Der weisse Balsam ist das Haupt- und beste Stück des Bäumleins, und ein unvergleichlich Mittel das Hertz und das Gehirn zu stärcken, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, die unvermerckliche Ausdünstung zu befördern, wider die Bisse böser und vergifteter <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] Blume vergangen ist, so folget darauf die Frucht, in Gestalt einer kleinen Birne, die ist auch rauh und rauch, siehet gelb, wann sie zeitig worden, und nicht anders als ob sie aus eitel Faßtauben zusammen gesetzet wäre. Diese Stücklein geben sich selbst von einander, und lassen die Samen sehen, welche rund sind, und einigermassen als wie Linsen gestalt. Die Wurtzel ist fasig und weiß. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen. Es ist gut zu Wunden, reiniget und stärcket: wird aber selten zur Artzney gebraucht. Balsamina kommt von Balsamo her, als wolte man sprechen, ein Kraut, das gut zur Bereitung eines Balsams ist. Balsamum Judaicum. Balsamum Judaicum, frantzösisch, Baume de Judée, teutsch Balsamstrauch aus Judäa, ist ein kleines Bäumlein oder Strauch, welcher vor diesen nirgend anders wuchse als im Thal zu Jericho, in Gilead, und in dem glücklichen Arabien. Als aber der Türcke das heilige Land erobert, hat er alle daselbst befindliche Bäumlein, in seinen Garten zu groß Cairo versetzen lassen, allwo sie von dem Janitscharen auf das allergenaueste verwahret werden, und darff kein Christe nicht darein treten. Dannenhero möchte man anjetzo diesen kleinen Strauch viel eher Baume d'Egypte ou du grand Cairo, Egyptischen Balsamstrauch, oder Balsamstrauch von Groß Cairo, als Jüdischen Balsam nennen. Er treibet gerade und leicht zerbrechliche Aestlein, welche voller Knoten und ungerade sind. Die Schale dran ist aussenher röthlicht, inwendig grünlicht: bedecket ein weisses Holtz, das voller Kern ist, und wenn es zerbrochen wird, einen lieblich und angenehmen Geruch von sich streuet, der dem Geruche des fliessenden Balsams ziemlich nahe kommt. Zuweilen werden etliche von diesen trockenen Zweiglein, ohne einige Blätter überbracht; sie sind aber rar und sehr theuer, dieweil sie so gar schwerlich zu bekommen. Diese sind das Xylobalsamum, welches ein griechisches Wort ist, und soviel bedeutet, als lignum Balsami, frantzösisch, Bois de baume, teutsch, Balsamholtz, oder Holtz vom Balsamstrauch. Es führet viel Oel und kräftiges Saltz. Es stärcket das Haupt und den Magen: widerstehet dem Gifte: auch wird es in ansteckenden Seuchen gebrauchet; wie ingleichen zu allerhand Artzneyen in der Apothecke verordnet. Wann es aber nicht zu haben ist, so wird entweder der gelbe Santel, oder das Aloe Holtz substituiret und dafür genommen. Die Blätter des Balsamstrauchs sehen der Raute nicht so gar unähnlich. Die Blumen kommen in Sternlein Form und sind weiß. Wann sie abgefallen, verlassen sie eine kleine Frucht oder Beere, die an dem einen Ende zugespitzet ist, und anfangs grüne siehet, wird aber braun, je mehr sie reiffet. Sie hänget an den Aestlein, vermittelst eines kleinen Stielgens und eines kleinen Kelchleins. Sie beschliesset einen Samen, der steckt voll dicken gelben Saft, eines scharffen und bitterlichen Geschmacks, auch von angenehmen Geruch, schier wie der Balsam selbsten. Wann die Frucht trocken wird, wird sie runtzlicht und ist ohne Saft; erhält jedannoch gute Zeit ihren Geruch und Geschmack. Sie wird dürre zu uns gebracht, und ist so groß, wie die Pfefferkörner, oder die Cubeben. Und das ist das Carpobalsamum, die Frucht des Balsamstrauchs. Man soll sie aussuchen, die fein dick ist, so frisch als möglich, auch so starck riechet und schmecket, als nur seyn kan. Sie führet viel Oel und kräftiges Saltz. Sie dienet wider den Gift, zu Stärckung des Hertzens und übriger Lebenstheile, vermehrt den Samen, heilet den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere: dieweil sie aber so gar rar ist, deshalben werden die Cubeben dafür gebrauchet. Im Sommer rinnet aus dem Stamme, vermittelst der darein gemachte Ritze, ein weisser, starck und wohlriechender Saft, der wird lateinisch genennet Opobalsamum. Balsamelæon. Balsamum de Mecha. Balsamum verum Syriacum. Balsamum album Ægyptiacum, seu Judaicum. frantzösisch, Baume blanc, oder vray Baume. teutsch, weisser oder gerechter Balsam. Weil dieser Balsam rar, angenehm und theuer ist, dannenhero wird er gar sehr und oft verfälschet und mit andern Dingen vermischet. Er soll aber schier so dicke seyn wie Terpentin, von Farbe weiß, so sich aufs gelbe ziehet, klar und durchsichtig, eines starcken, durchdringend, doch angenehm und lieblichen Geruchs, und etwas bitterlich und scharff von Geschmack. Er führet viel Oel, welches wegen des dabey befindlichen sauern flüchtigen Saltzes ziemlich kräftig ist. Wolte man ihn, aus Curiosität destilliren, so wird man zu erst ein Oleumæthereum, ein starckes, kräftiges, jedoch subtiles Oel, bekommen, hernach ein gelbes, und endlich ein rothes, eben als wie, wann man den Terpentin destilliret. Allein, da dieser weisse Balsam eine solche Wahre ist, die von Natur, und an und für sich selbsten starck und kräftig genug, und darum der Chymie ihre Hülffe nicht von nöthen hat; so kan er nur so, wie er von Natur ist, alsofort gebrauchet werden. Will man erkennen, ob dieser weisse Balsam frisch und aufrichtig sey, so lasse man einen Tropfen davon in ein Glas Wasser fallen: da wird er sich über das Wasser ausbreiten, wie ein gantz dünnes und subtiles Häutlein; kan aber mit einem kleinen reinen Rüthlein alsobald wiederum zusammen gebracht werden. Ist der Balsam alt, jedannoch ächt und recht, so ist er um ein gutes dicker worden, wird sich aber nicht auf dem Wasser ausbreiten, sondern zu Boden fallen. Der weisse Balsam ist das Haupt- und beste Stück des Bäumleins, und ein unvergleichlich Mittel das Hertz und das Gehirn zu stärcken, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, die unvermerckliche Ausdünstung zu befördern, wider die Bisse böser und vergifteter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/92
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/92>, abgerufen am 03.12.2024.